Kapitel 46

Kapitel 46
Das Essen war großartig, die Küche hatte sich mit ihrem koreanischen Essen selbst übertroffen. Auch Hana war sehr aufmerksam und bediente uns sehr zuvorkommend. Ein Mal brauchte sie ein wenig länger als sonst, um zu unserem Tisch zu kommen und uns Wein nachzuschenken. Als sie schließlich zu uns trat waren ihre Wangen gerötet und ihr Hemd ein wenig zerknittert. Für mich bestand kein Zweifel mehr, dass Tae hier ebenfalls irgendwo im Restaurant war.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als ich Hana so sah.
Es freute mich so sehr für die beiden, dass sie sich gefunden hatten und trotz aller Widrigkeiten Seite an Seite zueinander standen. Tae hatte endlich die richtige Partnerin für sich gefunden, die auch in Angesicht der Fans, die sich vorhin vor dem Lokal versammelt hatten, die Ruhe bewahrte. Hoffentlich hielt er sie fest und ließ sie nie wieder gehen.

"Danke für die nette Bedienung ", verbeugte ich mich schließlich vor Hana zum Abschied, nachdem mir Kookie in meinen Mantel geholfen hatte.
"Gerne. Habt noch einen schönen Abend ihr zwei", meinte sie mit einem Strahlen auf ihrem Gesicht und ich wusste, dass sie ihrer eigenen Abendplanung entgegen fieberte.
Auch Tae kam aus einer Ecke des Restaurants geschlendert um sich zu verabschieden, wir würden ihn heute vermutlich nicht mehr sehen. Die Haare lagen etwas zu unordentlich, sein Hemd war nicht mehr ganz an Ort und Stelle, als dass ich nicht bemerkt hätte, was hier in der Zwischenzeit vermutlich passiert war.
"Euch auch einen schönen Abend noch", grinste ich meinen besten Freund an, der mir nur wortlos eine Tüte in die Hand drückte, die erstaunlich schwer war. Ich musste nicht in den Beutel gucken, Tae wusste, was ich noch geplant hatte und hatte mir einige Dinge eingepackt. Er war einfach der Beste.

"Danke euch beiden", verabschiedete sich nun auch Kookie höflich und schob seine Hand wie so oft an diesem Abend in die meine.
Wir traten hinaus in die kühle Nachtluft von Seoul und ich steuerte zielsicher an dem Auto vorbei, mit dem Tae uns hergebracht hatte.
Falls Kookie davon überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken, er drückte lediglich meine Hand für einen Moment ein wenig fester.
"Soll ich dir die Tüte abnehmen?", fragte er mich neugierig und ich wusste, dass er vermutlich einfach nur wissen wollte, was sich in dem braunen, unauffälligen Ding befand. Vielleicht wollte er auch nur zuvorkommend sein, ich verneinte jedoch seinen lieben Vorschlag.
"Komm mit", meinte ich nur und zog ihn zielsicher durch die mittlerweile recht leeren Straßen von Seoul.

Vor dem Restaurant konnte ich tatsächlich nur Jeong Sonhwan, meinen mir zugeteilten Begleitschutz ausmachen, der zusammen mit einem Kollegen an der Eingangstür stand und vermutlich der Grund dafür war, dass sich weit und breit kein Army blicken ließ. Seine Augen lagen wissend auf uns beiden, als ich ihm zunickte und mit Kookie einen nahegelegenen Park ansteuerte, der auf halben Weg zu unserem Zuhause lag.
Gerne hätte ich ihn an eine Stelle des Han Flusses geführt, an der man die Zeit vergessen konnte und die ich früher einmal entdeckt hatte, allerdings lag sie zu weit von unserem derzeitigen Aufenthaltspunkt entfernt, als dass wir sie zu Fuß erreichen konnten. Also musste der Park herhalten.

Sonhwan würde uns folgen und unauffällig im Blick behalten. Egal, wie sehr ich ungestörte Zeit mit Jungkook alleine verbringen wollte, es wäre mir in der Öffentlichkeit nur möglich, wenn wir bestimmte Spielregeln befolgten, wie wir es vor wenigen Wochen auch mit unserer Agentur vereinbart hatten. Diese ganze Regelung empfand ich als ein wenig lästig, aber es war müßig sich darüber zu ärgern. Sicherheit ging vor.
Ich hatte im Vorfeld mit Sonhwan darüber gesprochen und er war sehr entgegenkommend gewesen. Er würde sich so gut es ging im Hintergrund halten, versuchen möglichst unauffällig zu sein. Vielleicht würde Kookie ihn nicht einmal bemerken, allerdings glaubte ich da eher weniger dran. Er war stets so aufmerksam.

Der Park war recht leer, was kein Wunder war, wenn man die Uhrzeit beachtete. Ein paar vereinzelte Menschen konnte ich sehen, die meisten gingen mit ihren Hunden Gassi oder nutzten die späte Stunde um zu joggen.
Kookie folgte mir zu einer kleinen Vertiefung, die ein wenig abseits lag. Hier kam kaum jemand vorbei und wir hatten auch ein wenig Sichtschutz durch ein paar Büsche, die in der Nähe standen. Eine Laterne spendete uns in gar nicht so weiter Entfernung ein wenig Licht, was vollkommen ausreichte.
Als ich dort stehen blieb und ausschau nach größeren Steinen hielt, die gleich mein Vorhaben negativ gestalten könnten, sah Kookie mir schweigsam zu, sah sich in der Umgebung um, er hatte noch immer keine Ahnung, was ich hier wollte.
Schließlich war ich zufrieden, hier würde sich mir kein mittelgroßer Kieselstein in den Rücken bohren.

Ich sah in den Beutel und dankte Tae stumm für seine Unterstützung, als ich die große Decke hervor holte und anstalten machte, sie auszubreiten.
Endlich verstand auch Kookie, was ich hier geplant hatte, eilte auch gleich zur Unterstützung und griff sich zwei Ecken der Decke, half mir sie auszubreiten.
Er ließ ein ungläubiges Lachen hören.
"Wirklich Jimin? Ein Picknick?"
Ich wusste nicht so recht, wie ich seine Reaktion einordnen sollte und hielt in meinen Bewegungen inne, die Decke auszubreiten. Er hatte mich verunsichert.
"Wir... müssen nicht. Ich meine, wir können auch nach Hause und..."
"Blödsinn", unterbrach er mich aber gleich, "ich liebe diese Idee. Aber ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, Abends, wenn es schon dunkel ist, noch ein Picknick zu machen", erklärte er sich.

Ich zuckte nur hilflos mit den Schultern, als ich mich auf die Decke sinken ließ und auffordernd auf das leere Tuch neben mir klopfte.
"Tagsüber haben wir ja kaum die Gelegenheit dafür", versuchte ich mich zu erklären, "außerdem haben wir so ein wenig mehr Ruhe, denke ich", sagte ich zu Kookie und ließ meinen Blick über die unmittelbare Umgebung schweifen.
Es war wirklich ein ruhiger Teil des Parks, ich konnte nur die vertraute Gestalt meines Bodyguards auf einer nicht allzu entfernten Bank ausmachen. Er konnte uns unmöglich von dort belauschen, wäre aber sofort zur Stelle, wenn er gebraucht werden würde.

Mit einem leichten Stöhnen ließ sich auch Kookie neben mich sinken. Er hatte nach der Arbeit noch eine exzessive Trainingsstunde eingelegt. Auch wenn er es sich kaum eine Minute lang anmerken ließ, mussten seine Muskeln vor Erschöpfung schmerzen. Er brauchte diese Trainingseinheiten, hatte er mir vor ein paar Tagen erzählt, als ich fragte, ob er sich wirklich so sehr an seine Grenzen beim Training bringen musste. Er liebte es, so lange zu trainieren, bis seine Muskeln brannten, dann wusste er, dass er etwas erreicht hatte und war körperlich auch ausgelastet.

Unser Beruf brachte es schon mit sich, dass man ein gewisses Fitnesslevel brauchte, aber das, was er da beinahe täglich machte, grenzte schon fast an Wahnsinn. Niemand von den anderen Membern konnte und wollte da mithalten.
Ich rutschte zu ihm an seine Seite und fing an mit meinen Fingern seine Nackenmuskeln zu massieren. Er ließ den Kopf ein wenig nach vorne fallen und gab ein wohliges Brummen von sich, während meine Daumen leichte Kreise beschrieben. Dadurch, dass er noch seinen Mantel trug, kam ich nicht an so viel Haut, wie ich wollte, aber ich merkte schon bald, dass die Muskeln unter meinem stetigen Druck langsam entspannten.

"Du solltest dir auch mal eine Pause gönnen", versuchte ich ihn wieder davon zu überzeugen, dass das Training, das er da täglich durchzog, einfach manchmal zu viel war. Aber er hatte da seinen ganz eigenen Kopf.
"Mach ich doch grade", meinte er mit einem frechen Grinsen in meine Richtung und gestikulierte wage in die Umgebung, die sich friedlich um uns präsentierte.
Ich seufzte nur, ließ meine Hände von seinem Nacken heruntersinken, bis sie seltsam unbeschäftigt auf meinem Schoß zur Ruhe kamen.

Mir fehlte der Kontakt zu Kookie augenblicklich. Es war fast, als würde ich einen Teil meiner selbst nicht mehr besitzen, sobald wir voneinander getrennt waren.
Also rutschte ich ein wenig von ihm weg und legte mich schließlich hin, streckte meine Beine aus und legte meinen Kopf auf seinem Schoß. Er bewegte sich noch kurz, verlagerte sein Gewicht ein wenig, damit er bequemer unter mir sitzen konnte.
Unsere Pose war für die Öffentlichkeit viel zu intim, das wusste ich. Gerade in den westlichen Ländern würde man aus unserer Zweisamkeit alles herauslesen können, was wir versuchten so geheim zu halten.

Kookie begann schließlich mir sanft über den Kopf zu streicheln. Ich schloss genießerisch meine Augen. Immer wenn er mich berührte, fühlte es sich einfach nur gut an, sodass ich nicht genug davon bekommen konnte. Diese stetigen Bewegungen über meinen Kopf wirkten auf mich fast so, als wollte er mein Gedankenkarusell entschleunigen und mich auf andere, bessere Gedanken bringen. Ich machte mir stets viel zu viele Sorgen, was die Öffentlichkeit über unsere Beziehung dachte. Ich konnte meinen Status als Idol nicht so einfach ablegen und aus meinem Kopf streichen.
"Das mit Tae und Hana ist ernster, als ich dachte", murmelte er leise vor sich hin. Ich wusste zwar nicht, wie er ausgerechnet jetzt an die beiden denken konnte, aber ich stimmte ihm trotzdem mit einem leichten Nicken zu.
"Ich mag sie. Sie passen gut zusammen, finde ich."
"Mhh", brummte er nur zur Bestätigung und unser kurzes Gespräch versiegte wieder.
Es machte mir aber nichts aus ihn anzuschweigen. Mit manchen Menschen konnte man die Zeit genauso gut in Stille genießen und Kookie zählte ganz sicher zu dieser Sorte.

Er fing irgendwann an eine Melodie leise vor sich hinzusummen, die ich nicht kannte, die ich aber gleich in mein Herz schloss. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, hatte Angst, dass ich ihn unterbrechen würde.
Er tat es schließlich auch, als ich doch mein Gewicht ein wenig verlagerte, um gemütlicher auf seinem Schoß liegen zu können.
"Nicht aufhören", schmollte ich. Kookie zuckte leicht zusammen, sah ein wenig verwirrt aus.
Vermutlich hatte er sich in seine eigene Welt geträumt, wie er es früher oft zu tun pflegte.
"Was?", fragte er deshalb nur und blinzelte ein paar Mal.
"Die Melodie", seufzte ich frustriert, seitdem er aufgehört hatte sie zu summen, vermisste ich sie seltsamerweise bereits schmerzlich, "sie ist wunderschön."
"Oh." Ich sah, dass sich auf seinem Gesicht Verständnis ausbreitete. "Sie steckt mir seit Tagen im Kopf", meinte er nur schlicht.

Es blieb ruhig zwischen uns, Kookie fing zu meinem Bedauern nicht wieder an die Melodie zu summen. So beschloss ich mich aufzurichten noch nach der Tüte zu angeln, die Tae mir vorhin in die Hand gedrückt hatte.
Die Decke war noch nicht alles gewesen, was er für uns gepackt hatte.
Mit einem Grinsen zog ich eine Weinflasche heraus. Es war verhältnismäßig viel Alkohol für uns an einem Abend, aber manchmal, wenn man es sich verdient hatte, durfte man auch über die Strenge schlagen, fand ich. Wir waren in den letzten Wochen wirklich fleißig und diszipliniert gewesen.

Mit ungeschickten Fingern fummelte ich an dem Verschluss herum, der sich einfach nicht lösen wollte. Ein Fluch kam mir über meine Lippen- das tat ich selten- was Kookie wohl schließlich veranlasste, die Flasche aus meinem Griff zu entziehen. Er hatte sie schneller geöffnet, als ich es für möglich hielt.
"Was?", fragte er mich irritiert, als er meinen Blick auf sich spürte.
Ich schüttelte nur leicht den Kopf, wollte mir nicht Gedanken über Dinge machen, die vermutlich unwichtig waren. Kookie merkte wohl aber, was mich beschäftigte.

"Vielleicht hatte ich damals, als du uns verlassen hast, manchmal ein paar Flaschen zu viel", gab er leise zu, "Jedenfalls weiß ich seitdem, wie man diesen fürchterlichen Verschluss am besten öffnet."
"Oh", hauchte ich und griff schließlich nur nach der nun geöffneten Flasche die er mir entgegen hielt und nahm einen großen Schluck.
Ich hatte gewusst, wie viel ihm mein Weggang damals bedeutet hatte, dass er aber so oft auf Alkohol zurückgegriffen hatte, hatte er bisher nicht durchscheinen lassen. Kookie schien zu merken, wie die Stimmung zu kippen drohte und unternahm einen Versuch sie zu retten.
"Keine Sorge, Seokjin und Tae hatten damals ein Auge auf mich und haben das auch recht schnell wieder unterbunden."
Kookie nahm mir die Flasche ab und nahm nun seinerseits ein paar Schlucke.

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Die Zeit verging viel zu schnell. Als Mitglied von BTS besaß ich vieles im Überfluss, aber Zeit war eines der Dinge, die irgendwie nie vorhanden war.
Die Weinflasche war schnell geleert, auch wenn wir beide uns wirklich bemühten langsam zu trinken. Keiner von uns wollte von dieser Decke mitten im Park aufstehen und doch wussten wir, dass der Moment unvermeidlich kommen würde.
Ehe ich mich versah, ging es schon auf Mitternacht zu und wir räumten schließlich unsere wenigen Habseligkeiten zusammen.

Der Weg nach Hause war nur ein kurzer Spaziergang, durch den Einfluss des Weines brauchten wir ein klein wenig länger als wir es sonst hätten. Es machte mir nichts aus, ich hatte Kookie verlässlich an meiner Seite, der auch ein wenig gelöster als sonst war. Ich fand sogar den Mut, mich bei ihm am Arm unterzuhaken, was ich definitiv dem Alkohol zuschrieb. Mein nüchternes Ich hätte das vermutlich nie in der Öffentlichkeit getan, sei es noch so spät in der Nacht. Es war aber vermutlich auch ganz gut, dass ich dadurch Kookie als Stütze hatte. Er bemerkte sicherlich auch so, welchen Einfluss der Alkohol auf mich hatte.
Als wir an unserer Wohnung angekommen waren, hatte ich einige Mühe die Tür aufzuschließen. Kookie sah es sich einen Moment an, wand mir schließlich liebevoll den Schlüssel aus der Hand. Er hatte genauso viel getrunken wie ich, hatte aber keine Probleme auf anhieb das Schlüsselloch zu treffen.

Bevor ich die Eingangstür hinter uns zu zog, sah ich noch einmal zurück und konnte in der Dunkelheit die Schemen von Sonhwan ausmachen. Ich winkte ihm dankbar zu, bevor ich die Tür hinter mir schloss.
Kookie blieb dicht an meiner Seite, als wir die paar Stufen zu unserer Wohnung erklommen. Vermutlich hatte er Angst, ich würde sie alleine nicht schaffen, was natürlich Blödsinn war. Ich war leicht angetrunken, ja, ich schwankte auch. Aber ich war weit davon entfernt nicht mehr nach Hause zu kommen, geschweige denn diese Stufen nicht zu schaffen.
Trotzdem tat mir die Nähe zu Jungkook gut und beflügelte förmlich meine Schritte. Ich weiß nicht mehr, wie ich es geschafft habe, die Stufen in diesem Tempo zu steigen ohne hinzufallen. Vermutlich kam mir dieser ganz spezielle Schutz zugute, den alle Betrunkenen genossen.
Oben angekommen schloss Kookie erneut die Tür auf und zog mich in unsere Wohnung. Ich stellte die Tüte im Flur ab, zog meinen Mantel aus und streifte mir die Schuhe von meinen Füßen. Kookie hatte das alles bereits vor mir geschafft und sah mich mit einem intensiven Ausdruck an, den ich nicht wirklich zu deuten vermochte.

"Na komm Jiminie", meinte er mit einem Seufzen, als er sah, wie ich ein wenig hin und her schwankte, "ab unter die Dusche und dann ins Bett."
Der letzte Teil seines Vorschlag gefiel mir ausgesprochen gut, am liebsten hätte ich ihn gleich hinter mir her zu unserem Schlafzimmer gezogen. Als ich es versuchte, folgte er mir zunächst, blieb aber eisern an der Tür zum Bad stehen und ließ sich keinen Zentimeter weiter bewegen.
Er sah mich aus seinen dunklen Augen an, mein angeschwipstes Gehirn konnte nicht richtig deuten, was der Ausdruck auf seinem Gesicht mir sagen wollte.
Wieso wirkte er eigentlich noch so nüchtern, während ich schon eine schwere Zeit hatte, mich gleichzeitig darauf zu konzentrieren, dass ich nicht vergaß zu atmen, während ich ihn ansah?
Es wurde ihm schließlich zu viel, Kookie zog mich mit sanfter Gewalt zu sich, dicht an seine Brust, grinste mich leicht an. Meine Hände kamen auf seinem Hinterteil zum liegen, drückten leicht zu, mein Gesicht vergrub ich an seinem Hals.

"Ah, Jimin-ah", stöhnte er mehr, als das er es sagte und beugte sich nun seinerseits zu mir herunter, drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz an meiner Stirn.
Ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, dass Kookie mich jetzt, in diesem Moment wohl genauso sehr wollte, wie ich ihn, anders konnte ich mir seine Hände auf meinem Körper nicht erklären, die sich langsam aber sicher ihren Weg immer weiter an meinem Rumpf nach unten bahnten, bis sie schließlich an meinem Hosenbund zu liegen kamen und sich dort zu schaffen machten. Zweifellos merkte er den Effekt, den er auf mich ausübte, mein Körper reagierte meist fast augenblicklich auf seine Berührungen.

Spätestens als er mir die Jeans auszog und ich sein noch immer schüchternes Grinsen auf seinem Gesicht sah, musste er es bemerkt haben. Ich ließ das unkommentiert, ließ von seinem Hintern ab, und zog sein Gesicht mit einer Hand, die ich ihm in den Nacken legte, zu mir herunter.
Ich liebte Jungkook. Noch nie hatte ich für einen anderen Menschen auch nur entfernt das Gleiche empfunden, wie ich es für ihn tat.
Ich liebte seine ganze Art, sein Wesen.
Sein schüchternes Grinsen, dass ich gerade erfolgreich versuchte weg zu küssen.
Ich liebte seine großen Hände an meinen Hintern, sein Stöhnen, dass er hören ließ, als wir uns kurz voneinander trennten, um Sauerstoff in unsere Lungen zu lassen.
Er holte kurz tief Luft, blinzelte ein paar Mal verwirrt, bis er schließlich leicht amüsiert den Kopf schüttelte.

"Fast hättest du mich erfolgreich abgelenkt, dich unter die Dusche zu bekommen."
Ich war jetzt schon fast ein wenig gekränkt, versuchte unauffällig an mir zu riechen, ob ich denn eine Dusche so dringend nötig hatte, dass er so sehr darauf bestand. Scheinbar war ich dabei alles andere als unauffällig gewesen, Kookie lies ein glockenhelles Lachen hören und zog mich diesmal, ohne das ich groß Widerstand leistete, in das Badezimmer.

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Es wurde eine lange Dusche. Sie half mir ein wenig wieder meine Gedanken zu ordnen und klarer im Kopf zu werden. Zwar merkte ich den Alkohol in meinem Körper noch, der brennend durch meine Venen raste, aber Jungkooks Anwesenheit, seine Hände auf meiner Haut, berauschten mich weitaus mehr, als es jedes alkoholischen Getränk dieser Welt könnte. Ich war förmlich beschwipst von ihm. Es war ein Gefühl, dass ich nie mehr missen wollte.
Es hatte sich an diesem Abend etwas zwischen uns geändert, ich konnte es jedoch nicht sofort greifen, was es war. Es dauerte einige Minuten, bis ich merkte, dass sich Jungkook irgendwie... wohler in seiner Haut fühlte. Ich wusste, dass er es mindestens so sehr liebte wie ich, wenn wir zusammen waren, aber heute war es anders. Es wirkte so, als wäre er endlich sicher mit dem, was er tat. Er hatte eine Entscheidung getroffen, dessen Absicht ich auch bald verstand. Seine Hände kneteten nun schon beträchtlich lange meinen Hintern, verirrten sich ab und zu auch weiter, bis sie unsicher inne hielten.

Verwirrt legte ich den Kopf in den Nacken und sah ihn an.
"Kookie?", fragte ich unsicher, weil er so nachdenklich aussah, dass ich nicht wusste, was mit ihm los war. Es kam keine Antwort.
Ich legte ihm eine Hand an seine Wange, sah ihn weiterhin an.
"Was ist los?", fragte ich. Es kam noch immer keine Antwort, auch wenn er ein, zwei Mal versuchte, zu einer Erwiderung anzusetzen. Er brachte keinen Ton heraus, sah nur peinlich betreten weg.
"Hab ich... Hab ich etwas falsch gemacht?", fragte ich und versuchte mich mich zu erinnern, was heute denn anders lief als sonst. Dieses Innehalten, diese Ablehnung mir gegenüber brannte mir warm auf meinen Wangen und ich versuchte mich von ihm wegzudrücken, sah überall hin, zu den Fliesen unter mir, zu den Wassertropfen, die auf Kookies Brust abperlten, bloß nicht in sein Gesicht.

"Nein!", brachte er schließlich ein wenig zu laut heraus, hielt mich in seinem Griff fest umschlossen, sodass ich keinen Zentimeter von ihm wegkam.
Ich sah ihm erneut in die Augen, sah sein vor Erregung gerötetes Gesicht, seine dunklen Augen suchten meine, bis er schließlich weg sah, meinen Blick nicht stand halten konnte.
Es war, als hätte jemand einen Schalter in meinem Hirn umgelegt.
Das war keine Ablehnung, die Kookie mir da zeigte. Wie hatte ich nur so dumm sein können, das zu denken? Der Alkohol in meinem Körper ließ mich offensichtlich falsche Schlüsse ziehen.
Kookie war einfach nur zu schüchtern, zu unerfahren. Verunsichert.
"Oh", machte ich nur, als er langsam wieder anfing, seine Bewegungen an meinem Po aufzunehmen.
"Kookie, möchtest du etwa...", mehr brachte ich nicht heraus, als er spielerisch zukniff und ich nur noch vor Lust stöhnen konnte.

Er beugte sich zu mir herab und küsste sich seinen Weg an meinem Hals herab. Ich würde höllisch aufpassen müssen, dass er dort nicht wieder zu lange verweilen würde.
Er stockte kurz in seinen Bewegungen und ich merkte, wie schwer es ihm fiel, seine Gedanken mit mir zu teilen.
"Jimin, ich möchte... Ich möchte dich endlich fühlen, ganz und gar. Aber ich... Ich weiß nicht, ob ich etwas falsch mache-"
Ich zog sein Gesicht mit meinen Händen zu mir und unterbrach seinen Redeschwall einfach, indem ich ihn küsste. Er sah mich abwartend danach an, wie ein aufgeschrecktes Reh, das ein Auto auf sich zukommen sah.

"Kookie", hauchte ich und musste ein wenig kichern.
Er erinnerte mich zu sehr an mich, wie ich vor so vielen Jahren war. Ich hatte Glück gehabt, einen erfahrenen Partner bei meinem ersten Mal an meiner Seite zu wissen. Kookie hatte nun mich. Dabei müsste er eigentlich wissen, wie das zwischen zwei Menschen funktionierte. Naja, ein klein wenig anders war es zwischen Mann und Mann dann doch.
Mich packte die Freude darüber, dass er endlich diesen letzten Schritt gehen wollte, dass er scheinbar heute Abend irgendetwas gefunden hatte, was ihn in diese Richtung schubste.
"Du brauchst keine Angst zu haben." Ich lehnte meine Stirn gegen seine und sah ihm in die Augen, eine Hand an seinem Hinterkopf gelegt. Ich merkte sein Zögern, dann ein leichtes Nicken, kaum sichtbar. Ich spürte es mehr, als ich es sah.

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Zufrieden brummend lag ich auf Jungkooks Brust, er strich mir liebevoll durch die Haare, summte die Melodie von vorhin vor sich hin.
Ich genoss diesen perfekten Moment, in dem ich ganz bei ihm sein konnte, in dem uns keiner stören würde.
Es war nicht der beste Sex meines Lebens gewesen, das ganz sicher nicht.

Jungkook war viel zu vorsichtig und verunsichert, fast so, als wäre es sein erstes Mal.
Ich hatte ihn angeleitet, wenn ich merkte, dass er mich brauchte, vielleicht hatte ich an einigen Stellen zu übertrieben gezeigt, was mir gefiel und was nicht. Es hatte jedoch geholfen, dass er schnell sein Selbstvertrauen wieder fand und wir beide genießen konnten, was da zwischen uns geschah.

Es hatte mir gefallen, wie vorsichtig seine schlanken Finger meinen Körper erkundeten, federleicht über ihn strichen und auch gerade noch mit meinen Haaren spielten.
Ich fröstelte ein wenig, Kookie unterbrach sein Summen, war aufmerksam wie eh und je und zog eine unserer Decken über uns.
Dieser Augenblick hier mit ihm war einfach perfekt. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten.
Eine Träne stahl sich aus einem Augenwinkel über mein Gesicht herab. Ich war einfach so verdammt glücklich, dass ich anfing zu weinen. Erst still und leise vor mich hin, dann kurze Zeit später stärker. Was hatte ich Gutes in diesem Leben getan, um diesen wunderbaren Mann den meinen nennen zu dürfen?

Kookie hielt kurz inne in seinen Streicheleinheiten, vermutlich fragte er sich, was mit mir los war. Er fragte jedoch nicht und als ich nach einigen Minuten wieder zu ihm sah, nun selbst wieder ein wenig gefasster, sah auch ich bei ihm Tränen schimmern.
Wann war ich so gefühlsduselig geworden?
Es brauchte keine Worte zwischen uns, ich wusste, dass Kookie genauso glücklich, wenn nicht sogar erleichtert darüber war, wie der Abend endete.

Ich drückte mich ein wenig mehr in eine aufrechte Position, näherte mich seinem Gesicht und fing an, ihm die Tränen weg zu küssen. Ich wollte sie nicht ungeschehen machen, dass ganz und gar nicht. Aber diese Tränen des Glücks gehörten mir.
Kookie ließ ein langes Brummen hören, seine Hände fanden ihren Weg wie von allein an meinen Rücken.
Widerwillig löste ich mich von ihm mit einem Seufzer, kuschelte mich aber wieder dicht an ihn heran.

"Wir sollten schlafen, morgen ist ein wichtiger Tag."
Ein Brummen von ihm.
Ich wollte auch nicht.
"Wir sollten wirklich schlafen", versuchte ich ihn noch einmal an mein eben gefassten Vorhaben zu erinnern, als seine linke Hand wieder anfing, größere Kreise auf meiner Seite zu zeichnen und bestimmten Regionen gefährlich nahe kam.
Er brummte erneut, ich konnte diesmal jedoch einen leicht neckenden Tonfall heraushören.
"Kookie, wir sollten wirklich...", begann ich meinen Satz ein letztes Mal, verlor aber mitten drin den Faden, vergaß, wie der Satz sein Ende finden sollte, als er mit seinen Fingern Dinge anstellte, die verboten gehörten.

Ich stöhnte leise auf. Natürlich wollte ich nicht, dass er aufhörte. Er sollte weitermachen mit dem, was er tat.
Er machte seinem Namen alle Ehre. Golden Maknae. Talentiert in allem, was er anfing. Er war wirklich ein schneller Lerner, wusste jetzt bereits, welche Knöpfe er bei mir drücken musste, damit mein schwacher Protest ganz versiegte.
Ich würde diese Nacht sicher viel zu wenig Schlaf bekommen.

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