Kapitel 3
Kapitel 3
Die Fahrt verlief ruhig und dauerte nicht allzu lang, durch die Textnachrichten war ich auch gut abgelenkt gewesen. Tae hatte ein Apartment in Hannam the Hill - wo sonst sollte jemand wie wir wohnen? Als wir angekommen waren, stiegen alte Erinnerungen in mir hoch. An unserem gemeinsamen Dorm, wo wir sporadisch gemeinsam gelebt hatten. Natürlich hatte damals schon jeder eine eigene Wohnung gehabt, offiziell lebten wir aber gemeinsam im Dorm.
Wenn ich mir jedoch acht Jahre lang ununterbrochen mit jemanden ein Zimmer hätte teilen müssen, ohne einen Rückzugsort für mich, wäre ich wahnsinnig geworden, egal wie gern ich meine Freunde mochte. Privatsphäre brauchte jeder ab und an.
Ich hatte mein Apartment schließlich dann verkauft, als ich nach Amerika gezogen war.
Tae führte mich zu seiner Wohnung und als er die Tür aufschloss und öffnete, kam uns gleich ein kleiner, dunkler Fellball entgegen gewuselt.
Vollkommen überrascht lachte ich auf und sank auch gleich in eine Hocke, um Yeontan zu begrüßen.
„Hey Tannie!"
Etwas vorsichtig kam er auf mich zu und beschnupperte mich. Logischerweise erinnerte er sich nicht mehr an mich, jedoch war er schon immer ein sehr umgänglicher Hund gewesen, sodass ich ihn in meine Arme nehmen und wir die Wohnung betreten konnten. Aus klugen schwarzen Knopfaugen sah er mich durchdringend an und beschnüffelte mich vorsichtig weiter. Ich strich ihm sanft über seinen Hinterkopf und ließ ihn schließlich los, als er zu zappeln und zu bellen begann und zu seinem Herrchen wollte.
Tae ignorierte ihn fürs Erste und bedeutete mir, ihm zu folgen.
Er gab mir eine kleine Führung durch seine Wohnung. „Küche", er deutete nach rechts, „Wohnzimmer, Bad", er zeigte nach links und wir gingen den Flur weiter entlang, „Mein Schlafzimmer und schließlich das Gästezimmer. Hier kannst du schlafen." Er öffnete die Tür zum Gästezimmer und wir gingen hinein, Yeontan blieb stets an unserer Seite.
Das Zimmer war geräumig und dank der großzügigen Fenster tageshell. Neben einem großen Bett, gab es eine Kommode und einen Schreibtisch. Ein Fernseher hing an einer der cremefarbenen Wände. Ich konnte noch eine Tür entdecken, die, wie ich annahm, in ein separates Bad führte. Tae machte jedem Hotel Konkurrenz und ich wusste, dass ich mich hier sehr wohl fühlen werde.
„Falls du noch etwas brauchst, sag einfach Bescheid." Er beachtete nun auch endlich seinen Hund, der ihm unermüdlich gegen sein rechtes Bein gesprungen war, vollkommen empört über den Mangel der ihm entgegen gebrachten Aufmerksamkeit. Tannie schien etwas besänftigt, als Tae sich auf den Boden hockte und ein wenig mit ihm rangelte.
„Ich wüsste nicht, an was es mir hier fehlen sollte. Danke noch einmal, dass ich hier die paar Tage bleiben darf. Das ist sehr großzügig." Taehyung machte eine wegwischende Handbewegung und erhob sich.
„Ich bin so froh, dass du wieder hier bist." Es überrumpelte mich etwas, als er mich ohne Vorwarnung in eine Umarmung schloss, sein typisches, breites, viereckiges Grinsen auf seinem Gesicht.
Nach einem Moment erwiderte ich sie und genoss es in vollen Zügen. Es hätte merkwürdig sein sollen, diese Nähe zwischen uns, jedoch merkte ich, wie sich etwas einrenkte, etwas zurück an seine alten Platz rückte.Als wir uns losließen, meinte ich für eigenen Augenblick eine Träne verräterisch in Taes Augenwinkel aufblitzen zu sehen, jedoch wandte er sich schnell von mir ab und verließ das Zimmer. „Du weißt ja, wo du mich findest."
Weg war er, Tannie dackelte hinter ihm her aus dem Zimmer.
Wir würden uns erst in ein paar Stunden treffen, also beschloss ich, es mir so wohnlich zu machen, wie es mit der Handvoll Dinge ging, die ich mitgebracht hatte.
Ich bekam mit, wie Tae im Wohnzimmer den Fernseher anstellte, jedoch wollte ich erst einmal schnell unter die Dusche. Auch wenn die Zugfahrt nicht lang gewesen war, hatte ich das Bedürfnis mir den Schmutz des Tages abzuwaschen und für die Jungs nachher vorzeigbar auszusehen.
Auch hier war Taehyung fürsorglich gewesen und hatte mir Handtücher bereitgelegt. Als ich in die Dusche sah, standen dort Duschgel und Shampoo. Die gleiche Marke, die ich vor vier Jahren benutzt hatte. Ich war gerührt von seiner zuvorkommenden Art, dass er sich daran erinnern konnte, was ich vor Jahren benutzt hatte ...
Die Wärme, die mir das Wasser bot, entspannte meine Muskeln und der vertraute Geruch der Seife ließ mich mental etwas abschalten.
Als ich schließlich das Wasser ausstellte und anfing, meine Haare grob trocken zu rubbeln, hatte ich das Gefühl, dass ich das erste Mal seit langem da war, wo ich sein sollte. Ich freute mich wahnsinnig auf das Treffen mit Namjoon und Hobi nachher und es war fast unerträglich für mich, zu warten.
Nachdem ich mir bequemere Kleidung angezogen hatte, ging ich aus meinen Zimmer heraus in den Flur. Ich konnte noch immer den Fernseher leise murmeln hören, was bedeutete, dass Tae vermutlich nach wie vor fernsah.
Tatsächlich fand ich ihn halb liegend auf der Couch vor, Yeontan an seiner Seite, gedankenverloren kraulend. Der kleine Hund bemerkte mich als Erstes und sah zu mir auf, als ich den beiden näher kam. Dies veranlasste auch Tae seine Aufmerksamkeit vom Fernseher zu mir zuwenden.
„Na, hast du alles gefunden?", fragte er mich, mit einem Blick auf meine leicht feuchten Haare.
„Danke, ich fühl mich hier schon fast zuhause." Ich ließ mich nehmen Tae auf dem Sofa nieder und er rückte sich ein wenig aufrechter hin, um mir mehr Platz zu spenden.
„Was guckst du da?" Es lief ein Film im Fernsehen, jedoch kannte ich ihn nicht. Auch nachdem Tae mir den Titel nannte, war ich noch genauso ratlos wie vorher.
Der Film war schon gut fortgeschritten, sicher schon zur Hälfte abgespielt, trotzdem wollte ich meinen Platz neben Tae nicht aufgeben. Erst, als ich meinen Kopf an seine Schulter lehnte und so versuchte, es mir bequemer zu machen, merkte ich, wie müde ich war, obwohl ich erst im Zug gedöst hatte. So dauerte es gar nicht lange, bis mir die Augen zufielen. Ganz sicher war dies auch der angenehmen Nähe meines Freundes geschuldet.
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Ich wurde wieder wach, als Tae mich leicht rüttelte.
„Komm, wach auf, wir müssen uns langsam fertig machen."
Verschlafen blinzelte ich durch die Gegend. Zuerst konnte ich mich nicht orientierten, bis es mich dann mit einem Schlag traf.
Lag ich gerade tatsächlich halb auf dem Schoß von Tae? Ich richtete mich auf und sah ihn bedröppelt an. Meine Haare strich ich beiläufig nach hinten.
Tae grinste mich an. „Na, gut geschlafen?", witzelte er.
„Wieso hast du mich nicht geweckt?", brachte ich heraus.
„Ich wollte nicht. Du sahst im Schlaf so glücklich aus... Du hast sogar gelächelt."
Ich wurde leicht rot und überlegte fieberhaft, wie ich das Thema wechseln konnte.
„Wie spät ist es?"
Tae sah kurz auf seine Uhr.
„Du hast noch zwanzig Minuten, bevor wir los müssen."
Ich seufzte auf, würde mich etwas beeilen müssen, aber es war machbar.
Als ich aufstand und in mein Zimmer ging, folgte mir Tannie, offenkundig neugierig, was ich machen würde.
Zum Rasieren hatte ich nicht mehr genügend Zeit und ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass es für heute wohl nochmal durchgehen würde. Ein bisschen Make-up musste aber sein.
Als ich es fertig aufgetragen und meine Haare durchgekämmt hatte, blieb mir noch die Wahl meiner Kleidung. In den Schlabbersachen, die ich gerade an hatte, wollte ich niemanden außer Tae gegenüber treten. Die obligatorische Sonnenbrille und die Basecap durften auch heute wieder nicht fehlen. Auch wenn wir es nicht allzu weit zu dem Restaurant hatten und nur kurze Zeit dahin laufen würden, so hatte ich noch immer keine Lust erkannt zu werden.
Ich entschied mich für eine unauffällige, aber recht stylische Kleidung, eine schwarze Hose und ein schwarz-weißes Oberteil, zusammen mit einer dunklen Jacke.
Als ich wieder ins Wohnzimmer zurückging, war Tae gerade nicht da. Er machte sich wahrscheinlich selbst gerade fertig. Ich setzte mich für einen Moment nochmal auf die Couch, nahm mein Handy raus und las die Nachrichten, die mir entgegenkamen. Viele waren von meiner Familie und da ich ihnen versprochen hatte, mich öfter zu melden, tippte ich ihnen einige Antworten zurück.
Auch hatte Seokjin sich in unserem Chat gemeldet.
Jin (14:12 Uhr): Habt viel Spaß, ich muss heute leider zu einer TV-Aufzeichnung, ich bin aber beim nächsten Mal dabei! Versprochen!
Auch mein Freund Minho hatte mir geschrieben. Da er seit letztem Jahr mit mir zusammenarbeitete, hatte ich ihn für die Zeit, in der ich in Korea war, alles Weitere überlassen. Auf ihn konnte ich mich blind verlassen, er wusste, was er tat. Wie erwartet schrieb er mir einige kleine Neuigkeiten, aber große Unglücke waren nicht passiert.
Nachdem ich nach Amerika gezogen war, hatte ich nach einer Aufgabe gesucht, die mich glücklich machen und mich beschäftigen würde.
Ich wusste, wie sehr mich die Fans vermissten und wollte ihnen wieder ein paar Einblicke in mein Leben bieten. So begann ich mit einem- so blöd wie es klingt- Youtubekanal, auf dem ich zeigen konnte, was ich zeigen wollte, ohne zu privat zu werden.
Es waren hauptsächlich Vlogs, einmal stellte ich eine Kollektion vor, die ich entworfen hatte und die auf dem Markt kam und zweimal hatte ich gestreamt.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, waren es nicht einmal wirklich viele Videos, die online waren. In den anderthalb Jahren, nachdem ich ihn eröffnet hatte, hatte ich gerade mal zwölf Videos hochgeladen. Minho hatte mir geholfen, beim Filmen, aber auch beim Schnitt. Ich hatte in unserer gemeinsamen Zeit im Militär mitbekommen, wie begabt er in diesen Dingen war. Zwar bemerkte ich damals, dass auch er wusste, dass ich berühmt war, jedoch störte er sich nicht daran und wir wurden bald enge Freunde.
Auch Minho brauchte einen Tapetenwechsel und folgte mir zwei Monate später nach Amerika.
Die Videos erregten schnell große Aufmerksamkeit, sodass ich immer bedachter wurde, was ich hochlud und was ich zeigen wollte und was nicht. Für die Zeit, in der ich in Korea war, hatten wir ein Video vorbereitet, um möglichst Gerüchten um meinen Aufenthaltsort entgegenzuwirken.
Diese Videos gaben mir die Möglichkeit wieder mehr mit den Fans in Verbindung zu treten und ein wenig gegen die Klatschpresse zu unternehmen, die sich Dinge ausdachten, die nicht stimmten. Auch wenn ich nur selten auf einen der zig tausenden Kommentare antwortete, so empfand ich jedes Mal unglaubliche Freude, wenn ich mitbekam, wie dankbar meine Fans für die wenigen Videos waren.
Gerade ging ich die Kommentare unter dem neusten Video durch, als Tae wieder zu mir kam.
Wie erwartet hatte er sich umgezogen und wie so oft hatte er teure Kleidung an. Natürlich stand es ihm hervorragend, als wäre sie direkt für ihn geschneidert worden. Vielleicht war sie es sogar.„Können wir los?", fragte mich Tae und sah mich an.
Als ich nickte, grinste er zufrieden.
„Na dann los!"
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