Kapitel 27
Kapitel 27
Die Nacht verbrachte ich bei Jungkook.
Auch wenn nicht viel zwischen uns passierte, so war es doch die schönste Nacht meines Lebens.
Wir lagen nur zusammen, streichelten uns, küssten uns und kuschelten. Keiner von uns wagte es die Stille zwischen uns zu durchbrechen, erst als es Morgen wurde.
Wir hatten nicht viel geschlafen in der Nacht, ich war höchstens für ein, zwei Stunden weggedöst, aber ich fühlte mich trotzdem großartig. Wahrscheinlich würde sich das ganze noch im Laufe des Tages rächen, im Moment kümmerte es mich herzlich wenig.
"Kookie...", hauchte ich schließlich gegen seine Brust. Ich spürte die brummende Antwort mehr, als dass ich sie hörte. "Ich muss langsam los..."
Er antwortete mir nicht, zog mich nur näher zu sich heran und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Ich lachte glücklich lautlos in mich hinein. Eigentlich wollte ich auch noch nicht los, aber einer von uns musste ja der Vernünftige sein.
"Bleib noch", nuschelte er mit dem Gesicht in meinen Haaren.
"Kookie, ich muss nach Hause mich umziehen gehen. Ich kann ja wohl schlecht in den gleichen Sachen wieder auftauchen, wie gestern." Ich machte mich sanft los, drehte mich auf meinen Bauch, sodass ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Sein Gesicht wirkte wie ein Spiegel meiner eigenen Gefühle und mein Herz fühlte sich an, als würde es vor Liebe in meiner Brust überlaufen.
"Du kannst was von mir haben", bot er mir leise an.
Ich versuchte aus dem Bett zu krabbeln, aufzustehen, aber Kookie hinderte mich daran, als er mein Handgelenk festhielt.
"Geh nicht." Diese dunklen braunen Augen, die mich flehend ansehen, würden irgendwann noch mein Untergang sein. Ich konnte ihm kaum etwas abschlagen, wenn er mich so ansah.
"Wir sehen uns doch gleich wieder", versuchte ich ihn zu besänftigen. Ich wollte auch am Liebsten hier bei ihm bleiben, die gemeinsame Zeit genießen, aber ein wenig Vernunft musste dann doch herrschen. Ich brauchte ein wenig Zeit für mich alleine, um wieder runter zu kommen, mich zu sortieren. Das würde ich hier nie schaffen, wenn er mir so nah war.
Er zog eine Schnute und sah mich bittend an. "Aber das dauert noch Stunden!"
"Du wirst es schon überleben", meinte ich frech, streckte mich noch einmal zu ihm und gab ihn einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze. Jungkook ließ sich diese Chance natürlich nicht entgehen, nahm mein Gesicht in beide Hände und verwickelte mich in einen Kuss, der mir eindeutig zeigte, wie viel er von meinem Vorhaben hielt, ihn jetzt allein zu lassen.
"Kookie", grinste ich in den Kuss und er stoppte für einen Moment, "Ich muss wirklich los. Wir sehen uns nachher."
Er ließ mich los und ließ sich daraufhin auf sein Kissen zurückfallen, als wäre ihm die schwerste Last auf der ganzen Welt aufgebürdet worden.
Die Gelegenheit nutzend, stand ich nun vom Bett auf und verließ leise das Zimmer.
Vergeblich versuchte ich meinen Pullover ein wenig knitterfreier zu bekommen, als ich meine Tasche und mein Telefon in der Wohnung suchte.
Scheinbar hörte Tae mich, jedenfalls streckte er seinen Kopf aus der Küchentür. "Morgen!"
Das breite Grinsen von Ohr zu Ohr und die Freude in der Stimme, die ich deutlich bei seiner Begrüßung hörte, ließen mich verlegen werden und rot anlaufen.
"Morgen", gab ich deutlich leiser von mir, als er.
"Möchtest du mit frühstücken?", fragte er mich immer noch freudig und gestikulierte mit einem Toastbrot in seiner Hand in meine Richtung.
Ich schüttelte meinen Kopf und sah mich noch immer suchend um. "Hast du meine Sachen gesehen?"
"Stehen an der Tür", teilte er mir mit und verschwand wieder in der Küche.
Ich konnte noch ein "Bis gleich" von ihm hören, da war ich schon aus der Tür raus.
Ich zog meine Jacke dicht an mich ran und die Kapuze über meinen Kopf. Es war um diese Uhrzeit frischer, als ich gedacht hatte und ich beeilte mich die kurze Strecke zu meiner Wohnung zu überbrücken.
Durchgefroren kam ich bei mir an. Das erste was ich tat, war erst einmal mir neue Klamotten für den Tag herauszusuchen und unter die Dusche zu huschen.
Das Wasser war angenehm warm auf meiner Haut und wärmte mich schnell auf.
Meine Gedanken wanderten immer und immer wieder an die letzte Nacht zurück. Ich konnte noch immer die Lippen von Kookie auf den meinen spüren, seine Hände an der Seite meines Brustkorbs.
Auch wenn es eine sehr unschuldige Nacht gewesen war, verfehlte sie keineswegs ihre Wirkung bei mir, auch nur in meiner Erinnerung. Ich war froh über die Stille und Ungestörtheit, die ich in diesem Moment genoss.
Ich ließ mich schließlich müde auf meine Couch im Wohnzimmer nieder, rubbelte mir meine Haare etwas trocken und angelte schließlich nach meinem Handy. Das erste Mal seit gestern Abend warf ich einen Blick darauf.
Das Video von uns mit unserem Statement hatte wie eine Bombe eingeschlagen und trendete jenseits von Gut und Böse überall auf Platz eins.
Army war fleißig gewesen und überhäufte uns mit Kommentaren auf sämtlichen Kanälen. Die ganze Liebe, die mir dort entgegen kam, erschlug mich fast.
Neben #BTS&ARMYforever und #BTSCOMEBACK, trendete außerdem 'PinkHairJimin und zu meinem Entsetzen, ein heiß diskutierter Hashtag über Jungkooks neues Piercing.
Aber sollten sie doch schreiben, was sie wollten, es würde eh nichts daran ändern, dass er mit seinem Körper tat, was er wollte. Manchmal war es einfach besser so etwas zu ignorieren und aus zu sitzen.
Hoffentlich bekam Kookie diese ganze Diskussion darum nicht mit. Bei seinen Tattoos hatte er noch immer nicht den Mut gefunden, um Army etwas mehr als nur den Unterarm zu zeigen. Es war eine Schande, aber so funktionierte nunmal das Musikbusiness in Korea. Jeder sollte möglichst perfekt sein, keine Makel haben. Wenn die Welt nur wüsste, wie unzureichend wir in so manchen Belangen waren .
Es ging eine Textnachricht von Minho bei mir ein, die fünfte seit gestern, wie ich zu meiner Schande feststellte. Ich hatte sie bisher nicht angesehen.
Minho (08:15): Jimin, wenn du mir nicht sofort ein Lebenszeichen von dir gibst, ruf ich die Polizei!
Minho konnte immer so schnell dramatisch werden, wenn er sich aufregte. Schnell tippte ich ihm eine Antwort ein. Zu sehr hatte er sich scheinbar daran gewöhnt, dass er oft sofort eine Antwort von mir bekam.
Ich wusste es aber auch sehr zu schätzen, dass er sich solche Sorgen um mich machte, zumal er den Presserummel, der gestern um BTS geherrscht hatte, natürlich mitbekommen hatte. Die Mitarbeiter von Hybe hatten ihn kurzerhand wieder nach Hause geschickt, als wir uns für das Ankündigungsvideo entscheiden hatten und seitdem hatte ich ehrlich gesagt vergessen, mich bei ihm zu melden.
Wahrscheinlich dachte er sich, ich hätte mir wegen des ganzes Druckes etwas angetan und schob schon seit gestern Panik.
ChimChim (08:15): Mir gehts gut, beruhig dich bitte.
Es dauerte nicht lang, da kam auch gleich seine Antwort.
Minho (08:16): Bist du wieder zu Hause?
ChimChim (08:16): Ja
Ich legte das Handy gerade aus der Hand, da hörte ich auch schon, wie sich in der Haustür ein Schlüssel umdrehte und sie geöffnet wurde.
"Jimin!", schrie er mich fast an und war mit großen Schritten bei mir.
Mein Grinsen, das heute Morgen schon die ganze Zeit auf meinem Gesicht sichtbar war, wurde eine Spur schmaler. Minho lehnte sich über die Rückenlehne der Couch und nahm mich fest in seine Arme. "Jimin, tu das nicht noch einmal, ich dachte schon...", ließ er den Satz im Raum stehen, ohne ihn zu beenden.
Beruhigend versuchte ich ihm über die Arme zu streichen. Ich hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen, dass er sich solche Sorgen um mich gemacht hatte, natürlich vollkommen unbegründet.
"Minho, es ist alles gut. Ich hab dir doch bloß für ein paar Stunden nicht geantwortet..."
"Du warst heute Nacht auch nicht Zuhause! Ich wollte gestern nach dem Rechten sehen, du warst nicht da und ihr habt dann dieses Video hochgeladen!" Er lockerte seinen Griff um meine Schultern und sah mir in die Augen. "Wo zur Hölle hast du gesteckt? Du hast mir nicht einmal auf meine Nachrichten geantwortet."
Er hatte dunkle Ringe unter seinen Augen und sah mindestens so müde aus, wie ich mich fühlte.
"Ich bin über Nacht bei Tae geblieben, es... hat sich so ergeben", nuschelte ich vor mir hin und bei dem Gedanken an die Nacht, wurde mein Grinsen wieder breiter. Ich konnte einfach nicht anders, dieses Gefühl von tausend Schmetterlingen in meinem Bauch war übermächtig. In einem kleinen Teil meines Hirn war ich mir bewusst, dass es das gleiche anstrengende Grinsen war, das Tae seit Wochen auf seinem Gesicht hatte, was mich noch gestern so gestört hatte.
Minho runzelte die Stirn, ließ mich endlich los, ging um die Couch herum und setzte sich zu mir.
"Was hast du bitte die ganze Zeit bei Taehyung gemacht?", fragte er mich stirnrunzelnd und besah abschätzend meine viel zu gute Laune, die so skurril zu seiner verärgerten stand.
Ich konnte förmlich sehen, wie er eins und eins zusammen zählte. "Warte- wohnt Jungkook nicht gerade bei ihm? Habt ihr- Ich meine-", fing er an zu stottern und mein rot angelaufenes Gesicht lieferte ihm alle Antworten, die er brauchte. "Ich wusste, dass es Jungkook ist", aufgeregt nahm er meine Hand in seine, "als wir hier den Livestream zusammen gesehen haben, dämmerte es mir. So wie ihr die ganze Zeit umeinander herumschleicht."
Minho wusste, dass es jemanden in meinem Leben gab, der mir viel bedeutete, dem ich schon vor langer Zeit mein Herz geschenkt hatte, mit dem es aber immer viel zu kompliziert gewesen war. Bevor wir für dieses Comeback nach Korea geflogen waren, hatte er kaum Berührungspunkte mit BTS gehabt, sodass ich ihm nie einen Namen genannt hatte.
Als ich zu nichts anderes fähig war, als nur weiterhin blöd vor mich hin zu grinsen, nahm mich Minho wieder in seine Arme. "Ich freu mich so für dich."
Mein Grinsen war ihm Bestätigung genug, dass es mir mehr als gut gerade ging.
"Minho, du weißt aber... Das mit uns beiden... Wir Zwei..." Ich spürte, wie er nur halbherzig mit seinen Schultern zuckte. "Ist ok", war alles, was er erwiderte.
Was hatte ich eigentlich in diesem Leben getan, was es rechtfertigte, so tolle Menschen wie es zum Beispiel Minho war, als meine Freunde zählen zu dürfen?
Ein wenig drückte nun ich ihn von mir weg und sah ihm in die Augen.
Ich sah in ihnen, dass er es ernst meinte, dass er mich verstand. Das mit uns beiden würde ab sofort ein Ende haben- zumindest der Physische Anteil unserer wertvollen Freundschaft. Es war uns beiden bewusst gewesen, dass es nur eine Phase von gewisser Dauer und nicht etwas festes für immer zwischen uns sein würde.
Ich lehnte meine Stirn an seine und strich ihm dankbar über den Hinterkopf. "Danke Minho."
Eine ganze Weile saßen wir so da, bis er sich ein wenig von mir fort lehnte.
"Und... Wie ist er so?"
Deutlich hörte ich seine Neugier aus ihm sprechen. Kookie hatte sich bisher sehr von ihm ferngehalten, nur selten mit ihm ein paar Worte gesprochen, auch wenn er diese offene Eifersucht, die er am Anfang hatte, Minho gegenüber nicht mehr allzu sehr zeigte.
"Minho, ich kann mir keinen besseren Mann vorstellen", fing ich an zu schwärmen und beobachtete ihn bei meinen Worten ganz genau,"Weißt du, er wird nicht umsonst unser golden Maknae genannt. Er ist einfach wunderbar. So geduldig und talentiert- ich meine, hast du ihn einmal singen gehört?", konnte ich mich kaum beherrschen.
Minho fing an zu lachen und warf seinen Kopf in den Nacken. "Oh man, Jimin, hörst du dir eigentlich selbst zu? Dich hats ja sowas von erwischt...!"
Ich grinste noch immer über beide Ohren. "Ich weiß."
Minho schlug mir spielerisch auf meine Schulter. "Du bist unmöglich!"
Nun musste ich auch laut auflachen.
Minho sah mich noch einmal an und brachte etwas zögerlich seinen nächsten Satz heraus. "Jimin, weißt du... Wenn du Jungkook irgendwann einmal über hast... Ich würde ihn auch nehmen."
Ich wusste, dass er es mehr im Spaß meinte, aber das ich dort auch einen Funken Ehrlichkeit finden konnte. "Minho, das wird nicht passieren", erwiderte ich ernst.
"Ich weiß, aber... Pass gut auf ihn auf."
"Werd ich."
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Melitta- du likest- ich poste? ;) Liebe Grüße!
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