Kapitel 24
Kapitel 24
Als ich am nächsten Morgen in meinem Bett von meinem Wecker wach wurde, wusste ich, dass etwas anders war, ich konnte es nur erst nicht ganz fassen.
Manchmal hat man diese Vorahnung, die sich rückblickend als richtig herausstellt. Bei mir war es heute so. Irgendetwas würde heute noch passieren.
Müde schlurfte ich zum Bad, nachdem ich das nervtötende Ding ausgestellt hatte und versuchte den Tag anzugehen. Das warme Wasser der Dusche tat ganze Wunder und belebte meinen Körper zumindest soweit, dass ich nicht sofort wieder einschlafen würde, sobald ich zur Ruhe kam. Ich hatte gestern einfach keinen Schlaf gefunden hatte und die halbe Nacht wach gelegen.
Tae würde in gar nicht allzu langer Zeit hier bei mir aufschlagen und wir würden zusammen frühstücken. Ich freute mich eigentlich sehr darauf, endlich wieder ungestört mit ihm Zeit zu verbringen. In der ganzen letzten Woche hatte es sich nicht ergeben. Ihm brannte es ebenso unter den Nägeln mich auszufragen, wie anders herum.
Ich war gerade dabei meinen Tresen zu decken, als es schon an der Tür klingelte. Ich drückte den Türsummer, der ihn reinlassen würde und lehnte meine Wohnungstür leicht an, sodass er ohne Probleme eintreten konnte.
Er war früh dran, ich war noch lange nicht fertig. Meine Haare standen noch immer feucht in alle Richtungen ab und eine Hose hatte ich erst an, als ich Taes zaghaftes Klopfen an meiner Wohnungstür wahrnahm.
"Ist offen!", rief ich in seine Richtung.
Er betrat gut gelaunt meine Wohnung und grinste mich breit an. "Morgen!"
Es war noch viel zu früh, seine Laune viel zu gut und ich noch nicht richtig wach. Ein undefiniertes Gemurmel in seine Richtung schien ihm aber zu reichen, er verlor jedenfalls nicht seine gute Laune.
Neugierig sah er sich in meiner Küche um, er war bisher noch nicht bei mir gewesen, fiel mir ein.
"Fühl dich einfach wie Zuhause", bot ich ihm an und meinte es auch so.
In der letzten Woche hatte ich ein paar wenige Veränderungen an meiner Einrichtung unternommen. Ich hatte viel von dem überflüssigen Dekokram rausgeschmissen. Jetzt sahen die Regale teilweise etwas leer aus, aber das würde schon noch werden. Es fühlte sich schon viel mehr nach mir an.
In New York hatte ich so einige Dinge, die ich mir hier an dem einen oder anderen Plätzchen gut vorstellen konnte.
Tatsächlich machte sich der Gedanke langsam aber sicher in meinem Kopf breit, hier zu bleiben und die Wohnung in Amerika aufzugeben. Ich hatte dort gern gewohnt und die Wohnung war wirklich toll gewesen, ich könnte mir aber einfach nicht mehr vorstellen, dort alleine zurückzukehren. Ohne die anderen sechs. Was Minho tun würde, wusste ich nicht, ich könnte mir aber schwer vorstellen, dass er wieder alleine zurückfliegen würde.
Tae sah sich mit offener Neugier in meiner Wohnung um. "Schön hast du's hier."
Ich fand noch immer, dass seine Wohnung viel schöner war und viel mehr über ihn aussagte, als meine in aller Eile eingerichtete Bude.
"Danke."
Er sah mich kurz abschätzend an, ich wusste nicht worauf er wartete. Er setzte sich schließlich an den Tresen, mir gegenüber.
Ich war gerade mit dem Eindecken fertig geworden. Das erste Toastbrot wurde bereits im Toaster vor sich hin geröstet.
Dieses seit einer Woche wie fest getackerte Grinsen auf seinem Gesicht, ging mir langsam aber sicher ein wenig auf den Geist. Es freute mich, dass er glücklich war, aber glücklich verliebte Menschen hatten so einen gewissen Ausdruck, der jetzt gerade an meinen Nerven zerrte.
"Weißt du Tae...", begann ich meine Vermutung auszusprechen und versuchte mir nicht die Finger zu verbrennen, als ich den Toast für ihn aus dem Gerät angelte, "wenn dein Grinsen noch breiter wird, weiß bald auch China, dass du glücklich vergeben bist."
Es wurde eine kleine Spur schmaler, er ließ sich aber kaum beirren.
"Ist es so offensichtlich?", fragte er mich, aber ich wusste, dass es eine rhetorische Frage war. Ich freute mich für ihn, wirklich. Aber verliebte Menschen um einen herum waren anstrengend, wenn man selbst noch an der eigenen Beziehung pfeilte.
"Hanas Eltern mögen dich also?"
"Sie fanden mich außergewöhnlich charmant", grinste er fröhlich vor sich hin.
Ich besah mir meinen Freund genauer. Natürlich, er war das perfekte Schwiegerelternmaterial. Wer würde bei seinem Anblick nicht schwach werden? Wenn es da nur nicht diese eine Sache gäbe...
"Wissen Sie denn, was du beruflich machst?"
Zum ersten Mal an diesem Morgen verschwand sein breites Grinsen und er sah ein wenig verloren aus. Sofort tat es mir leid, ihm diese Frage gestellt zu haben, aber einer musste ihn auf den Boden der Tatsachen zurück holen.
"Nicht direkt", murmelte er leise, "Hana weiß es natürlich. Ihre Eltern wissen, dass ich bei einer großen Idolagentur arbeite, mehr nicht."
Immerhin hatte er Hana reinen Wein eingeschenkt.
"Und was sagt Hana dazu?"
"Natürlich war sie alles andere als begeistert."
Das konnte ich mir vorstellen. Wir waren für keinen Partner jemals eine gute Partie, nicht mit der ganzen Bekanntheit, die mit unserem Erfolg gekommen war. Mit der ganzen Presse und Aufmerksamkeit, die damit einher ging.
Tae musterte mich, wie ich mein Gesicht verzog und sprach weiter. "Aber sie möchte es probieren. Gerade mit Yooni als Vorbild, glauben wir, dass es funktionieren kann." Er zeigte schon wieder dieses breite Grinsen.
"Ich hoffe es für euch", meinte ich und beschmierte meinerseits mein Toastbrot mit Marmelade.
"Gibt es denn bei dir schon etwas Neues?", fragte er mich kauend, das Gespräch schön von sich ablenkend.
Ich schüttelte nur meinen Kopf. Diese Antwort schien ihm nicht zu reichen.
"Jimin, etwas genauer bitte."
Ich sah ihn kurz an. Was wollte er von mir hören?
"Tae, es gibt wirklich nichts zu erzählen. Gar nichts."
Seine klugen Augen fixierten mich.
"Du willst mir jetzt nicht ernsthaft erzählen, dass da nichts zwischen euch läuft", setzte er an,"das sieht doch ein Blinder mit Krückstock!"
Es verunsicherte mich ein wenig, diese Einschätzung von ihm zu hören. Ich hatte mich wirklich bemüht, mich wie immer Kookie gegenüber zu verhalten. Scheinbar war es mir nicht gelungen.
"Ist es so auffällig?"
"Jimin, ist dir gar nicht aufgefallen, wie Jungkook dich ansieht? Yoongi sagt auch schon-"
"-Yoongi? Bitte was?"
Tae sah mich kurz verwundert an, bis er bemerkte, was mich da so aufhorchen ließ.
"Er ist letzte Woche zu mir gekommen und hat das Gespräch gesucht. Wir konnten zum Glück alles klären."
Dass sie sich wieder vertrugen, war mir natürlich nicht entgangen. Aber dass die beiden über mich und Jungkook sprachen, war dann doch irgendwie... merkwürdig. Vor allem, wenn es da noch nichts gab, worüber man sprechen konnte.
"Und was hat er gesagt?"
"Naja. Er hat mich gefragt, ob ich es auch so auffällig finde, wie sehr JK an dir klebt."
"Macht er das?"
"Jimin, du glaubst doch nicht wirklich, dass Jungkook gestern das Spiel wirklich verloren hätte, wenn er sich angestrengt hätte. Es war sooo offensichtlich, dass er getrödelt hat. Das ist jedem aufgefallen."
Das bestätigte nur meine eigenen Vermutungen.
"Was sagte Yoongi gestern...", kurz überlegte er und fuhr dann fort,"'Jungkook klammert sich an Jimin wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring.' Ziemlich poetisch, wenn du mich fragst, aber ich glaube du verstehst, was er meint."
Natürlich verstand ich es, konnte es aber nicht ganz nachvollziehen. Ich versuchte uns wirklich Zeit zu geben. Jetzt alles zu überstürzen, war sicherlich nicht der richtige Weg.
"Was sagt er denn noch so?", versuchte ich meinen Freund beiläufig auszufragen. Er wusste bestimmt, dass ich weitaus mehr Interesse an diesem Thema besaß, als ich ihm hier gerade versuchte weiß zu machen.
"Er hat mich gefragt, ob ich weiß, ob da etwas zwischen euch läuft," erklärte er mir und fuhr dann schulterzuckend weiter, "ich wollte ihn nicht anlügen, also hab ich schnell vom Thema abgelenkt."
Yoongi war meistens ein stiller Beobachter, der vieles mitbekam. Eigentlich wunderte es mich nicht, dass er gesehen hatte, was sich da zwischen mir und Jungkook entwickelte, so aufmerksam, wie er war.
"Jimin", Tae griff über den Tresen und nahm meine Hand in seine,"Ich weiß, dass es nicht an Jungkook liegt. Wieso lässt du ihn so warten?"
Das wurde ja hier immer besser. Jetzt bekam ich schon ungefragt Beziehungstipps für eine Beziehung, die es noch gar nicht gab.
Ich sah auf unsere Hände, meine viel Kleineren in seinen Großen. Der Unterschied war fast grotesk. Ich entzog sie ihm und nahm sie auf meinen Schoß, wo sie jedoch nicht zur Ruhe kam und ich an dem Saum meines Pullover weiter herum fummelte.
"Ich...", fing ich an meine Antwort zu stottern und fand kaum die richtigen Worte,"ich glaube er braucht noch Zeit, Tae. Er hat doch gerade erst seine Beziehung beendet, da kann er doch nicht gleich schon wieder... eine...wollen..."
"Ach Jimin...", Tae sah mich mit einem Ausdruck auf seinem Gesicht an, der mir zeigte, dass er amüsiert und verzweifelt zugleich war,"lass das doch Jungkook am Besten einfach selbst entscheiden."
Als ich nicht zu ihm aufsah, fuhr er fort. "Wie lange wollt ihr bitte so weiter machen? Er wartet seit mehr als drei Jahren auf dich!"
"Er war in einer Beziehung Tae, er hat nicht auf mich gewartet."
"Er war verdammt unglücklich in der Beziehung. Ich glaube er wollte sich selbst etwas damit beweisen, ich weiß es nicht. Es war eh nur eine Frage der Zeit, bis sie sich getrennt hätten." Er überlegte kurz, entschied dann aber das nächste auch noch auszusprechen. "Du hattest doch auch Minho in der ganzen Zeit-" "wir sind kein Paar!", fuhr ich dazwischen. Er sah mich zweifelnd an. "Wie auch immer", entschied er dann und fuhr unbeirrt fort,"es ist doch vollkommen egal, wer sich mit wem ausprobiert hat in der ganzen Zeit. Hyuna ist ein nettes Mädchen, aber nicht die Richtige für ihn."
"Wie kannst du da so sicher sein?"
Er sah mir fest in die Augen. "Sie ist nicht du."
In dem Moment surrte mein Handy und ich versuchte es zu ignorieren. Es surrte noch einmal und auch Tae fing stirnrunzelnd an, sein Telefon aus seiner Tasche zu kramen.
"Oh man", war alles, was ich herausbrachte. Hier vor mir hatte ich den Grund für das ungute Gefühl, dass ich noch beim Aufstehen hatte.
Jin hatte und in unserem Gruppenchat eine Nachricht geschrieben und eine Internetseite verlinkt, ich hatte aber auch von Minho etwas ähnliches erhalten, sogar von meinem Bruder.
Es war müßig herausfinden zu wollen, wer und wie es passiert war, aber es waren die Bilder von gestern mit mir und Jungkook in die Öffentlichkeit geleakt worden.
Wir grinsten beide irgendwie leicht dämlich in die Kamera, auf unseren Köpfen diese schrecklichen Bedeckungen. Ein Glück war Jungkooks rechte Seite dicht an meiner Seite, sodass man zumindest sein neues Piercing noch nicht sah.
Es gab außerdem sogar ein, zwei Screenshots eines unserer Tanztrainings.
Das Internet war in Aufruhr.
BTS-comeback trendete auf Twitter.
Noch vor ein paar Wochen wäre das eine Katastrophe für mich gewesen. Es hätte mir den Boden unter den Füßen weggezogen.
Jetzt starrte ich nur seltsam distanziert mein Handybildschirm an und... Es war mir irgendwie egal.
Es war schon immer mehr ein verzweifelter Versuch gewesen, das Ganze geheim zu halten. Spätestens seit meinem ersten Koreabesuch vor ein paar Wochen, als der eine Artikel über mich rausgekommen war, wusste ich, dass es eine Träumerei gewesen war, dieses Konzert geheim halten zu wollen. Ich hatte mich bereits seit Wochen damit abgefunden, sodass es mich tatsächlich erschreckend wenig tangierte.
Ich wusste meine Teammember hinter mir. Wir würden das nachher zusammen klären und uns für den besten Weg entscheiden, den wir jetzt noch zur Verfügung hatten.
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Falls von euch Jemand 'in the Seom' spielt und noch eine Gruppe braucht: Wir nehmen jeden ins 'Leserudel' auf :)
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