Kapitel 7
Anns P.O.V.
Wieso war sie da? Was suchte sie bei ihm? Warum war ich nicht an ihrer Stelle? Das alles waren die Fragen, die mir durch den Kopf schwirrten nachdem ich mit Niall das Haus verlassen hatte. Zum Glück war er mitgekommen. Was hätte ich denn sonst machen sollen? Ich hab meine eigene Schwester angeschrien. Das würde später Ärger geben. Sie war doch bestimmt bei Mum und Dad und hat ihre übliche Show abgezogen. Am Ende war ich die Böse, die alles kaputt machte. Dabei war sie doch diejenige. Warum sah das denn keiner? Gut eigentlich wussten es alle. Mum und Dad wollten es doch nur nicht wahr haben, schließlich war sie ihre Prinzessin. Verdammt! Ich glaub mir wird schlecht. Wie konnte er sie nur wollen? Das konnte ich mir einfach nicht erklären.
Ich setzte mich auf meine Bank, da ich Ruhe brauchte. Niall blieb unschlüssig stehen, setzte sich dann doch neben mich. Ich lehnte mich an ihn und versank ganz in meinen Gedanken. Ich musste an früher denken. Wie Harry und ich uns kennen gelernt haben. Darüber würde ich wohl immer lachen müssen. Wir waren im Kindergarten, vielleicht gerade mal drei oder vier Jahre alt. Harry kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ganz entsetz hab ich ihn angesehen. Er kicherte und hielt mir seine Hand hin, ich griff sie und wir spielten miteinander. Von da an begannen wir jeden Tag im Kindergarten zu spielen oder später dann auch zu Hause. Als ich dann fünf war, war Harry der jenige, der bald in die Schule musste. Ich hatte ja nur ihn, deshalb wurde ich eher eingeschult. Mittlerweile, nach alledem hier, bereue ich es.
Ich merkte wohl nicht, wie mir vereinzelt Tränen über die Wangen liefen, erst als Niall sie mir sanft wegwischte. Er war eigentlich die perfekte Art von Freund, aber ich war noch nicht über Harry hinweg. Ich wusste nicht ob ich das je sein würde. Ich mein ich war schon so lange in ihn verliebt und er merkte es einfach nicht. Er würde es schlicht weg nie bemerken, da ich es ihm nie sagen würde. Ich sah kurz zu Niall, dieser lächelte mir schüchtern entgegen. Wow, er hatte verdammt schöne Augen. Sie waren so blau und erinnerten mich an das Meer. Ich lächelte zurück und sah ihn einfach nur schweigend an. Er tat es mir gleich und so blieben wir eine Weile da sitzen. Jedoch wurde es immer später und wir beschlossen wieder zu gehen.
"Danke." "Für was bedankst du dich denn jetzt?" "Danke für das hier, danke für alles." "Kein Problem. Ich mag dich wirklich und ich will nicht, das du wegen Harry weinst. Er hat deine Tränen nicht verdient." "Ich weiß, aber ich kann nicht anders. Weißt du ich bin schon so lange in Harry verliebt, da ist das einfach normal. Er weiß es ja nicht einmal. Ich werde es ihm auch ganz sicher nie sagen." "Hm das ist echt... warte du bist in ihn verliebt?" Niall sah mich plötzlich anders an. "Ja oder war. Ich weiß nicht so wirklich." "War ja klar.. Harry bekommt ja immer jedes Mädchen und ich steh immer nur dumm da." "Warum? Du bist auf jeden Fall netter und aufmerksamer wie er.", versuchte ich es ihm zu versichern. "Aber trotzdem mögen ihn die Mädchen mehr." "Das kannst du doch gar nicht verallgemeinern. Ich mag dich nämlich mehr." "Wenigstens eine."
Jetzt lachte er wieder. Konnte es sein, das er in mich verliebt war? Hm... wäre das so schlimm? Ich meine er war doch vollkommen okay. Er war nett und vom Charakter her das komplette Gegenteil von Harry. Er war einfach perfekt. Gut, das hatte ich schon hunderte von Malen über Harry gedacht, aber jeder kann sich täuschen. Niall schien aber anders zu sein. Hoffte ich jedenfalls. Wir waren vor meiner Tür angekommen und ich verabschiedete mich mit einer Umarmung, die er erwiderte. Eigentlich wollte ich ihn eine Kuss auf die Wange geben, doch er hatte die selbe Idee, so dass unsere Lippen nun aufeinander lagen.
Was solls, ein Kuss tut es auch. Etwas erschrocken erwiderte er diesen Kuss. Eins muss man ihm lassen, er kann echt gut küssen. Grinsend löste ich mich und winkte ihm kurz, bevor ich aufschloss und im Treppenhaus stand. Ich konnte sehen wie er verdutzt stehen bleib, dann lachend den Kopf schüttelte und anschließend ging. Ich bemerkte dieses leicht Kribbeln im Bauch. War ich verliebt? Irgendwie hoffte ich es. Ich hatte nur eine Beziehung in meinem Leben und zwar genau 3 Monate. Danach hatte ich eher Pech als Glück. Naja, vielleicht würde sich das jetzt ändern? Glücklich betrat ich meine Wohnung und sah Lucy mit breiten grinsen an. Diese hielt mich wahrscheinlich für geistig gestört, denn sie sah mich fragend und erschüttert zu gleich an. Ich kicherte nur und lief dann in mein Zimmer. Wenig später ging auch schon die Tür auf und Lucy stand im Raum. Sie setzte sich zu mir aufs Bett und schon ging die Fragerei los.
"Wie wars bei Niall?" "Wir sind zu Louis gegangen." "Was ist dort passiert?"
Ich fing an von Harry und Liz zu berichten und sie sah mich mitfühlend an. Sie wusste genau wie meine ach so tolle Schwester war. Ich wollte ihr gerade berichten, was dann zwischen mir und Niall war, als es klingelte. Verwundert ging ich zur Tür und musste feststellen das meine Familie davor stand. Aha. Ich wusste es doch. Man konnte auch noch sehen das Liz geweint hatte. Na jetzt würde ich aber eine Standpauke bekommen. Ich ließ sie rein und setzte mich aufs Sofa. Lucy wagte einen kurzen Blick, verkrümelte sich dann jedoch in ihr Zimmer. Weise Entscheidung, denn wenn mein Vater einmal anfing, hörte er so schnell nicht wieder auf. Der Abend würde lang werden, verdammt lang. Er fing an und ich schaute genervt auf die Uhr.
"Warum hast du deine Schwester so angeschrien? Sie wollte doch nur einen schönen Tag mit dir und euren neuen Freunden verbringen. Du musst doch nicht immer gleich rumschreien wenn dir was nicht passt. Du weißt genau, das sich so was nicht gehört.", motzte er mich an. "Wir wissen ja, das es schwer ist im Schatten deiner Schwester zu stehen, aber bitte sei freundlicher zu ihr. Sie ist schließlich deine kleine Schwester." Das "kleine", betonte meine Mum absichtlich. Trotzdem ging es jetzt aber zu weit. Im Schatten meiner Schwester? Ich glaub ich bin im falschen Film.
"Sagt mal geht's noch? Ich steh überhaupt nicht in ihrem Schatten. Ich hab sie bloß angeschrien, weil ich mir nicht anhören wollte, wie gut Harry doch im Bett war. Ich mein, ich muss mir ja oft genug anhören wie gut die ganzen Typen im Bett waren, die sie immer mit anschleppt. Davon bekommt ihr ja nie was mit, ihr seid ja den ganzen Tag arbeiten oder auf Geschäftsreisen oder wo auch immer. Na ist sie immer noch euer braves Engelchen? Sie sollte froh sein, das sie noch nicht schwanger ist! " "Was?", schockiert blickte meine Mutter zu Liz. "Mum, das stimmt nicht. Sie will mich doch nur wieder schlecht machen.", versuchte die sich rauszureden. "Ann bitte, man soll doch nicht lügen.", missbilligte mich mein Vater. "Okay, schön. Soll ich mal eben Harry, Luke, John, und wie sie nicht alle heißen, anrufen? Die können mir das bestimmt bestätigen, nicht wahr Liz?"
Sie wurde aufeinmal ganz blass. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, das ich die Typen kannte und ihre Telefonnummern hatte. Tja dumm gelaufen. So einfach würde ich es ihr nicht machen. "Liz, das ist doch nicht wahr? Das kann doch nicht ihr Ernst sein. Bist du denn nur von allen guten Geistern verlassen?" "Mum! Ich bin jung und genieße mein Leben! Ich will nun mal nicht so spießig sein, wie Ann es ist. Seht sie euch doch an! Sie verdient ja nicht mal eigenes Geld!" "Bitte beruhigt euch. Liz, ich bitte dich. Such dir einen anständigen Freund und dann ist es gut.", meinte mein Vater ein wenig bedrückt. "Mein Freund war Harry, bis Ann mich vor ihm bloß gestellt hat. Dann hat er natürlich sofort Schluss gemacht.", erzählte sie eine verkorkste Wahrheit. "Ann!", ermahnte mich meine Mutter.
"Das ist doch gar nicht wahr! Ihr wart gar nicht zusammen.", ging ich Liz an. "Doch und du hast es kaputt gemacht! Mit voller Absicht!" "Du hast damals meine Freundschaft zu Harry zerstört!" "Was kann ich dafür das er mich mehr mag?", meinte sie lachend. "Raus! Verschwinde von hier. Hau ab! Raus aus meiner Wohnung!"
Sie stand auf und verließ die Wohnung mit einem Grinsen. Mum und Dad starrten mich erschrocken an. "Warum trifft sie mal wieder keine Schuld? Das ist nicht fair!", schrie ich sie an. Dabei war das gar nicht beabsichtigt. "Beruhig dich doch mal! Und schrei hier nicht rum! Junge Dame, das ist immer noch unsere Wohnung! Wir bezahlen sie dir!" "Gut dann zieh ich aus! Dann bin ich euch endlich los! Dann könnt ihr Liz noch mehr Wünsche erfüllen! Aber wundert euch nicht wenn sie irgendwann mal im Puff arbeitet!"
Und schon hatte ich mir eine Ohrfeige gefangen. Ja, da sagt man einmal die Wahrheit und wird dafür bestraft. Gut, vielleicht bin ich zu weit gegangen. Doch das interessierte mich jetzt nicht. Ich lief hoch in mein Zimmer und schloss ab. Tolle Eltern hab ich da. Das muss ja echt wahre Liebe sein, wenn man sein eigenes Kind schlägt. Ich hörte wie meine Eltern die Treppe raufkamen. Meine Mum klopfte gegen die Tür, dachte sie echt ich würde ihr aufmachen? Da hatte sie sich aber getäuscht.
"Ann? Ann mach bitte auf. Es tut mir leid! Ich wollte das nicht, aber du kannst doch nicht so über deine Schwester reden."
War ja klar, kaum hatte sie sich entschuldigt, gab sie mir die Schuld an allem. Vielleicht war ich ja auch Schuld daran das die Bauern in China dieses Jahr eine schlechte Ernte hatten? Man. Warum musste ich immer alles abbekommen? Ich würde irgendwann hier abhauen und den Kontakt zu diesen Menschen abbrechen. Auf diese 'Eltern' würde ich gern verzichten. Wer weiß, vielleicht zieh ich jetzt zu Lucy. Obwohl lieber nicht, David war ja schließlich die ganze Zeit da. Dann würde ich halt zu Melody ziehen. Das würde ich machen, gut erstmal würde ich sie fragen. Nachdem meine Eltern nach stundenlangen Reden endlich wieder gegangen sind, schloss ich meine Tür wieder auf. Sofort kam Lucy ins Zimmer und nahm mich in den Arm. Sie war eben meine beste Freundin. Nachdem sie mich losgelassen hatte fing ich an zu reden.
"Ich hau hier irgendwann ab." "Ich weiß." "Ich glaub ich geh zu Mel." "Hm. Wenn sie Platz hat?" "Bestimmt. Ich hab übrigens Niall geküsst." "Was?" "Das wollte ich dir vorhin erzählen."
Somit fing ich an. Am Ende musste sie lachen. Ich wusste, dass sie dachte, es sei typisch für mich.
"So was bekommst auch nur du hin. Du bist ein Tollpatsch, weißt du das?" "Ja, ich weiß. Du kennst mich doch." "Ja, leider."
Empört sah ich sie an, obwohl ich genau wusste das sie es nicht so meinte.
"Was soll das denn jetzt heißen?", wollte ich wissen? "Manchmal bist du echt peinlich in der Öffentlichkeit." "Das ist alles Absicht.", meinte ich lachend. "Wie auch immer, ich geh mal schlafen." "Ja, ich auch. Schlaf gut, Lucy." "Du auch."
Sie ging aus meinem Zimmer und ich machte mich fertig. Kaum lag ich in meinem Bett schlief ich auch schon ein. Doch leider kamen in meinem Traum Liz und Harry vor. Außerdem meine Eltern, denen ich wohl niemals gerecht werden konnte. Für sie machte ich bloß einen Fehler nach dem anderen. Aber mittlerweile waren sie mir egal. Ich wachte ein paar Mal auf und musste mich immer erstmal beruhigen. Das konnte ja eine Nacht werden. Genervt seufzte ich auf und versuchte erneut einzuschlafen. Irgendwann gegen 2 Uhr Morgens, war ich dann doch zu müde und schlief ein.
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Wie fandet ihr Anns Reaktion? Übertrieben oder gerecht? Schreibt es bitte in die Kommentare und voted doch bitte (:
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