Kapitel 39
Anns P.O.V.
Die Sonne ging langsam unter und der See wurde von allen möglichen Farben beleuchtet. Ich wollte dieses Bild einfach nur festhalten. Also zückte ich mein Handy und machte ein Bild. Harry sah zu mir und in seinem Blick lag Verzweiflung. "Was ist los?" "Du verstehst einfach nicht was ich dir sagen will." "Dann erklär es mir."
Er schien mit sich zu ringen, doch dann nickte er. Er kam näher und ich spürte seinen Atem. Ich wusste was er wollte, aber irgendwie schien es mir unreal. Doch dann lagen seine Lippen schon fast auf meinen. Er füllte die letzte Distanz und küsste mich. Jetzt war mir klar, von was er da gerade eben sprach. Doch ich wusste nicht was ich machen sollte. Einerseits wollte ich das schon so lange, andererseits nicht. Also tat ich das, was ich im Moment für richtig hielt. Ich löste mich von ihm und Tränen bildeten sich in meinen Augen.
"Ich kann das nicht, Harry!" Somit stand ich auf und lief weg. "Ann, warte!" Ich hoffte er würde mir nachlaufen, aber es kam niemand. Es war nicht wie in jedem Liebesfilm. Er ließ mich laufen. Vielleicht hatte er es sich ja doch anderes überlegt? Mir war es egal. Ich war damit beschäftigt die Tränen wegzuwischen und das Geschehene zu verarbeiten.
Ich kam bei Clary und Charlotte an und rannte auf mein Zimmer zu. Ich schloss absichtlich die Tür ab, ich wollte nicht, das mich so jemand sieht. Schnell wischte ich die Schminke weg und zog die Koffer hervor. Ich stopfte meine Sachen rein und machte alles fertig. Ich würde zurück fahren, abhauen, einfach weg von hier. Ich wusste, dass das jetzt eine Kurzschlussreaktion war, aber was sollte ich tun? Ich hatte so Angst, dass Harry kommen würde und mit mir reden wollte. Ich will mir meine Gefühle nicht eingestehen, ich will Harry nicht sagen, dass ich ihn liebe. Ich will keinen neuen Freund. Ich will nicht wieder verletzt werden. Nach gut einer Stunde war ich fertig. Ich schloss die Tür auf und lief raus. Irgendwie sah ich hier keinen, also brachte ich die Sachen ins Auto. Ich kam zurück und legte den Schlüssel ab. Ich zog meine Jacke an, schnappte mein Handy und meine Handtasche, als mir dann Charlotte entgegen kam.
"Willst du nochmal weg?", fragte sie nach. "Du, es ist kurzfristig was dazwischen gekommen, ich muss zurück nach London." "Ach, dass ist aber schade. Naja, egal. Dann eine schöne Heimreise und melde dich wenn du angekommen bist. Komm uns bald wieder besuchen!" "Natürlich und ich werde auf jeden Fall nochmal herkommen. Schon allein, um Clary beim Umzug zu helfen." "Du musst wieder zurück?", fragte Clary nach.
Sie sah mich traurig an und zog mich in eine Umarmung. Ich umarmte auch Charlotte und ging zu meinem Auto. Wenn sie wüssten. Es ist nichts in London, das Problem lag hier. Ich stieg in meinen Wagen und startete den Motor und schaute auf den Beifahrersitz, wo ich kurz zuvor meine Katze platziert hatte. Ich würde sie doch nicht vergessen! Ich schaltete das Radio ein und fuhr Richtung Autobahn. Nach ein paar Minuten bog ich auf sie ein und beschleunigte. Na toll. Es war kurz vor zwanzig Uhr und ich würde gut drei Stunden brauchen. Vor zweiundzwanzig Uhr war ich also nicht da. Verdammt! Melody ist nicht da, wie soll ich denn jetzt in die Wohnung kommen? Wo soll ich denn dann nur hin? Wieso muss ich immer nur so abrupt handeln? Egal. Ich finde schon irgendwas, zurück kann ich ja jetzt schlecht. In meiner Hosentasche vibrierte es aufeinmal, weshalb ich ranging. Es war Clary.
"Ich dachte es ist was in London? Wieso hat Harry mir dann jetzt gesagt, dass du abgehauen bist, nachdem er dich geküsst hat?" "Ich wusste nicht was ich machen soll, Clary. Außerdem ist das eh besser so. Ich muss auflegen, du weißt doch das ich beim Autofahren ungern telefonier!"
Somit drückte ich sie weg. Na toll, also wusste sie es. Jetzt konnte ich mir aber noch was anhören. Wieso hast du ihn stehen lassen? Warum sagst du ihm nicht was du empfindest? Warum musst du immer vor allem weglaufen? Ich weiß es doch selbst nicht einmal! Es ist einfach so. Ich war circa eine Stunde unterwegs, als die Tankanzeige mir sagte, ich müsste bald tanken. Also suchte ich mit dem Navigationsgerät nach einer nahe liegenden Tankstelle. Ah in fünfzig Kilometern ist eine. Eigentlich müsste ich das schaffen, auch wenn der Tank schon an der Reserve zehrt. Oh Gott, was mach ich wenn ich stehen bleib? Hier ist ja niemand. Es war selten das ich an einem Auto vorbei fuhr. Es war einfach nicht die Zeit, um aus dieser Richtung nach London zu fahren. Mein Unterbewusstsein meldete sich und meinte, dass das Ganze hier nicht gut ausgehen wird.
Ich ignorierte dieses mulmige Gefühl einfach, bis ich gut siebzehn Kilometer später stehen blieb, auf dem Standstreifen, mitten auf der Autobahn. Ich suchte in meiner Handtasche nach meinem Handy. Ich schaltete es an und wollte gerade bei Clary anrufen, als es ausging. Nicht das auch noch! Aber natürlich hatte ich vergessen es aufzuladen, wie sollte es denn anders sein? Also legte ich es weg und schaltete das Radio an. Na toll. Die Temperaturen fielen und die Heizung ging nicht. Aber was solls, ich musste eh raus in die Kälte. Ich machte das Fenster auf und stellte mich an die Tür. Das Radio hörte ich ja zum Glück. Ich sah nach vorbei fahrenden Autos, doch im Moment sah es nicht so gut für mich aus. Nach einer Weile gab ich auf und setzte mich wieder ins Auto. Doch hier war es nun auch eiskalt. Ich rieb meine Hände und versuchte sie mit meinem Atem aufzuwärmen, aber das ging nicht. Aufeinmal sah ich Scheinwerfer und stieg aus. Ich wank das Auto heran. Zum Glück fuhr es nicht zu schnell, denn ich wurde gesehen und das Auto hielt. Es stieg ein Mädchen in ungefähr meinem Alter aus. Sie kam auf mich zu und sah mich besorgt an.
"Geht es dir gut?" "Ja, aber mein Tank, so wie mein Handy Akku sind alle. Kannst du mich vielleicht bis zur nächsten Tankstelle abschleppen?" "Abschleppen? Keine Ahnung ob ich das hinbekomme, aber ich könnte dir mein Handy geben." Ich nickte einfach nur dankbar und sie reichte es mir. Eigentlich wollte ich Clarys Nummer wählen, aber leider konnte ich diese nicht auswendig. Also musste ich eine Person anrufen, die in der Nähe ist und deren Nummer ich kann. Bleibt nur noch... richtig! Harry. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Das Handy wählte und kurz darauf ging er ran. "Hallo?", meldete sich seine vertraute Stimme. "Harry? Hier ist Ann. Ich brauche deine Hilfe." "Ann? Was ist los? Wo bist du?"
"Ich steh auf der Autobahn, mein Tank ist alle und gerade telefoniere ich mit einem anderen Handy, da bei mir der Akku leer ist." "Wo genau bist du, ich komme zu dir." "Kennst du Miles Rasthof?" "Klar." "Gut. Bis dahin sind es noch circa dreißig Kilometer." "Okay. In zwanzig Minuten bin ich bei dir!" "Du brauchst für die Strecke mindestens eine Stunde.", meinte ich alarmiert. "Ich bin schon auf dem Weg nach London.", antwortete er sofort. "Warum?" "Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe, außerdem müssen wir reden!" "Okay. Bis dann." "Bis gleich." Er drückte weg und ich gab dem Mädchen ihr Handy wieder. "Ich bin übrigens Talia." "Hey. Ich bin Ann." Sie lächelte und blieb stehen. "Musst du nicht nach Hause?", fragte ich nach. "Schon, aber ich lass dich doch jetzt nicht hier allein stehen."
"Das ist aber nett und das obwohl du mich gar nicht kennst." "Na klar. Jeder kennt dich.", antwortete sie lächelnd. Ich musste darüber lachen, da ich gar nicht beachtet habe, dass sie mich kennen könnte. "Und du kommst von wo?" "Holmes Chapel. Ich war bei meiner Familie und bin jetzt quasi auf dem Rückweg nach London gewesen und du?" "Ich komme gerade aus Manchester und war auch bei meiner Familie. Aber arbeiten tu ich in London.", erzählte sie. "Oh, cool. Also warst du ja auch schon eine halbe Stunde unterwegs." "Ja, so in etwa.", antwortete Talia. "Als was arbeitest du?" "Als Eventmanagerin." "Oh, dass ist aber richtig toll." "Ja, so ziemlich."
So verging die Zeit sehr schnell. Doch nach zwanzig Minuten musste sie dann wirklich los. Ich gab ihr noch meine Nummer und sie wollte gerade zu ihrem Auto, als Harry hielt. "So ein Zufall. Na dann hast du ja jetzt wieder jemanden. Vielleicht sieht man sich mal." "Ja. Vielleicht, melde dich einfach, ich bin dir was schuldig!" "Mach ich. Ach Quatsch!" Somit stieg sie ein und fuhr davon. "Wer war das?" Natürlich erschreckte ich mich, da ich ihn nicht kommen hörte. "Das Mädchen, was mir ihr Handy geliehen hatte." "Achso. Was soll ich jetzt machen?" "Kannst du mich bis zur nächsten Tankstelle abschleppen?" "Wie meinst du 'abschleppen'?" "Oh Harry! Mein Auto, nicht mich!"
Er hob abwehrend beide Hände und machte dann alles fertig. Ich setzte mich hinter mein Steuer, da ich lenken musste, damit das Auto in der Spur bleiben würde. Harry startete sein Wagen und fuhr los. Ich hörte Musik und redete mit meiner Katze. Man könnte mich für verrückt halten, aber was hätte ich sonst machen sollen? Kennt man das nicht? Man ist auf einer langen Fahrt, das Haustier ist mit dabei und die Eltern beschäftigt, also fängt man an mit seinem Haustier zu reden. Also bei mir ist das nun mal eben so. Nach guten vierzig Minuten bogen wir ab und fuhren zur Tankstelle. Harry machte dann alles wieder ab und ich tankte den Wagen voll. Ich ging bezahlen und Harry kam mit.
"Lust auf einen Kaffee?" "Ja, gerne." "Gut, dann hole ich uns zwei.", meinte er. "Nein. Lass das, ich mach das schon." Wie gesagt kaufte ich uns die zwei Kaffees und wir liefen zurück zu meinem Auto. Wir setzten uns rein und tranken den Kaffee. Das Radio lief leise neben her, aber wir schenkten ihm keine Beachtung. "Du weißt was ich dir mit dem Kuss sagen wollte oder?" "Ich denke schon.", meinte ich vage. "Ich liebe dich Ann, ich hoffe das ist dir bewusst." "Hm..."
Ich konnte einfach nicht mehr dazu sagen und das tat mir leid. Ich konnte ihn damit jetzt doch nicht einfach allein lassen, er hat mir schließlich gerade seine Liebe gestanden. Vor drei Jahren wäre ich komplett ausgeflippt und jetzt wünschte ich mir, er würde mich nicht lieben. Manchmal war das Leben schon komisch. Das was man sich am meisten wünscht bekommt man nie oder erst wenn man es nicht mehr will. Obwohl, ich weiß das ich Harry liebe, aber es geht einfach nicht. Ich kenne ihn. Er hatte meine Schwester betrogen. Wer garantiert mir, dass er mir jetzt treu bleibt?
"Ich weiß nicht wie ich fühle. Keine Ahnung ob ich dich noch liebe, Harry. Es ist einfach alles so kompliziert. Was soll ich nur machen?" "Schon okay. Lass und das später klären. Wo schläfst du eigentlich?" "Keine Ahnung. Melody ist nicht da." "Dann bleibst du bei mir." "Aber..." "Keine Widerrede!" Ich musste lachen und er zwinkerte mir nur zu. "Wir sollten besser wieder zurückfahren. Es wird ja schon immer später." "Hm. Besser wärs."
Er lehnte sich zu mir und küsste mich und zu seiner Überraschung erwiderte ich den Kuss, löste mich aber schnell wieder von ihm. Danach stieg er aus und lief zu seinem Wagen. Er hatte nicht mal etwas dazu gesagt. Er ist bestimmt sauer oder enttäuscht, aber was soll ich machen? Ich weiß nicht was ich für ihn empfinde. Ich startete den Motor und fuhr los. Na dann. Mal sehen wie die Heimfahrt wird. Das Radio lief und die Zeit verstrich. Meine Gedanken kreisten um Harry und seine Worte. 'Ich liebe dich Ann, ich hoffe das ist dir bewusst.' Ja Harry, dass ist es mir. Ich seufzte und fuhr dann von der Autobahn ab. Ich fuhr einmal quer durch London und auch gegen dreiundzwanzig Uhr war der Verkehr noch schrecklich. Ich hielt bei Harrys Villa und stieg aus dem Auto. Ich nahm meine Katze und meine Handtasche und lief zur Haustür, die Harry gerade aufschloss. Drinnen stellte ich alles ab und holte dann meine zwei Koffer. Auch diese Stellte ich ab, bevor ich meine Katze raus aus der Transportbox holte und in die Küche lief.
"Seit wann liebst du mich?", fragte ich nach. "Seit der zehnten Klasse oder so. Keine Ahnung. Aber ich hab mich nie getraut es dir zu sagen und dann hattest du auf einmal einen Freund." "Du hast nie aufgehört mich zu lieben?" "Doch, die letzten drei Jahre schon. Wir hatten ja keinen Kontakt. Aber als du plötzlich wieder da warst, da kam alles wieder und das wollte ich nicht. Deswegen war ich auch so zu dir. Ich wollte nicht wieder in dich verliebt sein und als ich es war und dir sagen wollte, tja, da warst du mit Niall zusammen." "Es tut mir so leid Harry, ich wusste das alles nicht!" "Wie auch? Ich hab ja nie etwas gesagt, also hab ich kein Recht mich zu beschweren." "Ist doch okay. Jetzt weiß ich es wenigstens."
Ich lief auf ihn zu und setzte mich auf seinen Schoss. Er sah zu mir und lächelte, sodass man seine Grübchen sehen konnte. Ich fand das so niedlich, da es ihn jünger wirken ließ. "Nie läuft was nach Plan oder?" "Ich glaube auch." Wir schwiegen, da es nichts zusagen gab. Jedenfalls von seiner Seite aus. Natürlich würde ich ihm gerne sagen, das ich ihn liebe, aber ich kann es einfach nicht. Er würde mich im Endeffekt eh wieder verletzen. So wie es alle Jungs tun. Da bleib ich lieber mit ihm befreundet, als das ich mich wieder verletzen lasse.
"Was ist los?", fragte er jedoch nach. "Ich hab Angst, dass du mich verletzen könntest, so wie es Niall getan hat.", gab ich schließlich zu.
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So das wars. :D Na was denkt ihr wird passieren? 3 Kommentare und 10 Votes? :) Das müsste doch machbar sein. ;)
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