Kapitel 10

Anns P.O.V.

Ich wachte erst um elf auf. Gut gelaunt verließ ich mein Bett. Unten standen schon Lucys und Melodys Koffer. Achja, wir zogen ja jetzt alle aus der Wohnung. Melody sah traurig zu mir. Ich sah sie fragend an. Was hatte sie denn auf einmal? Wollte sie nicht mehr das ich mitkam? Oder wollte sie hier bleiben? Wie als ob sie Gedanken lesen konnte, antwortete sie auf meine stillen Fragen.

"Du kannst nicht mit nach Manchester kommen." "Warum das denn?" "Keine Ahnung, mein Vermieter erlaubt es nicht." "Oh verdammt. Was soll ich denn jetzt machen?" "Frag doch mal die Jungs oder ihre Freundinnen.", schlug Lucy vor. "Hm.. "

Ich würde Niall anrufen, ich hoffe er hatte nichts dagegen. Andererseits, ich könnte auch einfach hierbleiben? Nein, dann zieh ich lieber weg.

"Und?" Lucy sah mich abwartend an. "Was?" "Na ob du jemanden von ihnen Fragen wirst?" "Hm, weiß ich noch nicht. Vielleicht Niall oder eines der Mädchen. Sie scheinen ganz nett zu sein." "Uh... Niall.", meinte Lucy. "Na wenn da mal nichts draus wird.", fügte Melody hinzu. "Ihr seid blöd, das wisst ihr schon oder?" "Naja wenn du dich mit einbeziehst schon.", quiekste Lucy. "Ja, das wäre schon möglich."

Wir lachten laut auf. So waren wir immer. Auch wenn wir noch nicht so lang befreundet waren. Wir wussten, wir konnten immer zusammen lachen. Langsam kamen mir Zweifel, ob Niall vielleicht nur aus Mitleid mit mir befreundet war, denn in dem Fall konnte ich nicht zu ihm. Dann müsste ich hier bleiben. Das ist die beste Lösung, ich bleib hier! Anderenfalls, hier sind meine Eltern und meine ach so tolle Schwester. Nein, dann zieh ich lieber aus. Mir bleib nichts anderes übrig als Niall zu fragen. Er ist doch nett, er wird mich schon nicht wegschicken? Ich würde jetzt einfach mal zu ihm laufen und ihn fragen. So mach ich es! Also zog ich mir meine Schuhe an und nahm eine Jacke mit, bevor ich mich auf den Weg machte. 

Ich verabschiedete mich unten von Melody und Lucy, da diese nun ebenfalls gehen würden. Nun, ich hoffe wir würden uns trotzdem immer noch treffen können, egal bei wem. Als die beiden weg waren ging ich los. Nach einer viertel Stunde war ich bei Niall. Ich klingelte und wartete, doch keiner kam. Ich hätte ihn ja fragen können ob er da ist, aber nein. Ich wartete noch kurz, bevor ich wieder ging. Ich entschied mich zu Starbucks zu laufen und dort was zu trinken. Vielleicht würde Niall bis dahin wieder zu Hause sein. Ich ging rein und bestellte mir ein Milchkaffee und ein Muffin. Als ich beides erhielt und bezahlte, setzte ich mich. Ich würde einfach ein bisschen Musik hören und meinen Kaffee trinken, immer hin besser als nichts zu tun. Ich setzte meine Kopfhörer auf und machte die Musik an. Gerade kam 'Dollhouse' von Melanie Martinez. Ich lehnte mich zurück und trank meinen Kaffee. 

Ich kaufte mir noch einen Zweiten, setzte mich wieder und schloss die Augen. Kurze Zeit später, als ich meine Augen wieder öffnete, saß eine Person vor mir. Bei genauerem betrachten identifizierte ich sie als Niall. Perfekt! Ich sah ihn an und fing an zu lächeln, worauf hin sich auch seine Miene aufhellte. Ich nahm meine Kopfhörer ab und schaltete die Musik aus.

"Was machst du denn hier?" "Bin gerade auf dem Weg nach Hause gewesen. Ich war bei einem Interview und wollte mir noch einen Kaffee holen. Naja als ich reingekommen bin hab ich dich gesehen und mich dann zu dir gesetzt." "Oh, achso. Wie war denn das Interview?" "Ach, wie üblich. Immer die selben Fragen halt. Wie es uns so geht, ob wir unsere Familien vermissen, was wir noch so geplant haben und so weiter." "Achso. Das erklärt auch warum du vorhin nicht da warst.", plapperte ich drauf los. "Du warst bei mir? Was wolltest du denn?" "Ich wollte doch zu Hause ausziehen, richtig?" Schüchtern sah ich Niall an. "Ja, das hattest du erwähnt. Zu Melody oder?" "Das klappt nicht und zu Lucy kann ich auch nicht, da die mit David zusammen wohnt. David ist ihr Freund.", erklärte ich ihm die Situation. "Achso und was machst du da jetzt?" "Ich äh, ich wollte dich fragen, ob ich bei dir wohnen kann?", nuschelte ich so schnelles ging, weil ich hoffte er würde es nicht verstehen. Tatsächlich sah er mich fragend an und ich schluckte schnell. Ich holte nochmal tief Luft und begann dann langsamer zu reden.

"Ich wollte dich fragen, ob ich bei dir wohnen kann? Also nur wenn es dir nichts ausmacht. Ich bleib auch bei mir, ich will dich zu nichts zwingen. Außerdem könnte ich auch..." "Klar warum nicht?", unterbrach er mich. "Was echt? Danke!" "Wann willst du zu mir kommen?", fragte er nach. "Morgen? Heute ist vielleicht ziemlich plötzlich." "Ja, wahrscheinlich schon. Dann komm ich dich morgen abholen und du ziehst dann zu mir. Ich hoffe die Paparazzi kriegen das nicht mit."

Achja, Niall und ich wurden schon zusammen gesichtet. Man behauptete ja sofort, das wir zusammen wären, obwohl es nicht stimmt! So waren die Klatschzeitungen nun mal und wenn die das morgen mitbekommen würde... Oh, bitte nicht. Was würden die sich dann alles ausdenken? Das war der Nachteil, wenn man berühmt war. Man hatte keine Sekunde für sich! Nachdem ich ausgetrunken hatte, fuhr Niall mich nach Hause. Während der, leider kurzen, Autofahrt sprachen wir nicht viel. Hauptsächlich redeten wir über morgen, wann wir uns treffen wollten und ähnliches. Er setzte mich bei mir ab und ich stieg aus. Ich winkte ihm noch und schloss dann meine Tür auf. 

Ich lief die paar Treppen hoch und Schloss dann meine Wohnungstür auf. Ich war leider nicht allein. Meine Mutter war da. Kapierte sie nicht, das ich sie nicht sehen wollte? Ich sah sie kurz an und lief dann in die Küche um mir etwas zum Mittag zu machen. Ich entschied mich für Rührei. Ich holte alles raus und machte mein Essen fertig. Ich drehte mich um, als ich merkte das meine Mutter hinter mir stand. Ich sah sie genervt an und sie kam näher. Ich wehrte ihre Hand ab und sah sie abwartend an. Sie begann nach kurzer Verwirrung an zu reden. 

"Es tut mir so leid Ann. Bitte verzeih mir." "Warum sollte ich? Seit ihr Liz habt, steh ich in ihrem Schatten! Dabei hab ich eindeutig mehr erreicht! In zwei Monaten bin ich berühmt geworden und gehe bald auf Welttour mit Englands erfolgreichster Boyband! Ich studiere Jura und bin ziemlich gut im Studium, auch wenn wir gerade Ferien haben! Ich hatte immer gute Noten und bin nicht mit jedem erst besten ins Bett gestiegen! Außerdem hab ich meiner Schwester nicht das Leben zur Hölle gemacht!"

Fassungslos sah sie mich an. Sie verstand mich mal wieder nicht. Mal wieder würde sie Liz in Schutz nehmen. Mal wieder würde sie mich belehren... doch ich war es satt! 

"Geht es dir nur um den Erfolg? Warum redest du überhaupt so über deine Schwester? Sie hat dir nie das Leben zu Hölle gemacht! Sie steigt auch nicht mit jedem erst besten ins Bett!" "Ach, hat sie nicht? Warum hab ich damals so viel geweint? Sie hat meine Freundschaft zu Harry zerstört! Und glaub mir, sie war mit fast jedem aus meiner Klasse im Bett und mit ein paar aus meiner Parallelklasse bestimmt auch!" "Hör auf! Es reicht! Warum lügst du mich an?!"

Sie verstand es nicht oder sie wollte es einfach nicht wahrhaben. Sie musste ihre Scheinwelt aufrecht erhalten. Es ist wie damals, wo Dad sie betrogen hat. Sie tat damals so, als wäre nie was gewesen. Sie lebt in ihrer kleinen perfekten Welt und in diese Welt pass ich nicht rein. Ich bin nicht perfekt, ich habe zu viele Fehler. Ich war früher nie das Kind was sie wollte. Ich bin nun mal nicht nach ihrer Pfeife getanzt und? Mir war es eh egal. Noch eine Nacht und ich war weg!

"Warum willst du nicht endlich einsehen, dass deine Welt nicht perfekt ist? Das ist sie schon lange nicht mehr, schon seit Dad dich betrogen hat!" "Hör auf! Ich will es nicht hören! Es reicht nun! Du wirst es nie einsehen, dass deine Schwester nun mal ein Sonnenschein ist! Du beneidest sie doch nur! Nur weil sie nie Fehler begangen hat! Du hättest dich mal benehmen sollen! Du enttäuscht mich Ann!" Sie meinte das alles komplett ernst. So wie immer, wenn sie mich belehren wollte. "Zum Glück bin ich euch bald los! Euch alle! Weißt du was ich zieh aus! Führ du doch dein ach so tolles Leben weiter! Ich steig aus! Ich bin kein Teil deiner kleinen perfekten Welt mehr!" "Du ziehst aus? Das kannst du nicht tun!", sie sah mich erschrocken an. "Und ob! Ich bin Volljährig, ich kann tun und lassen was ich will!" "Dann erwarte keine Unterstützung von mir und deinem Vater mehr!" "Die hab ich auch nicht nötig!"

Ich schrie all meine Verachtung und meine Wut raus. Sollte sie mal merken was sich in den ganzen Jahren angestaut hat! Verächtlich drehte sich meine Mutter um und verließ meine, quatsch ihre oder Dads Wohnung. Mir gehörte sie nicht mehr und ich wollte sie auch nicht mehr. Ich wollte auch keinen Kontakt mehr mit meiner "Familie", wenn man das so nennen kann. Meine Mutter scheint mich zu verachten, meine Schwester scheint mich zu hassen und meinem Vater bin ich egal. Was sollte ich davon bitte halten? Hatte ich etwa gedacht mein Leben ist perfekt? Nun ja ist es, bloß meine Familie ist es nicht, aber diese wird kein Teil mehr von meinem Leben sein. Ich brauchte sie nicht. Ich würde einfach bei Lucy und David Weihnachten und andere Feiertage, verbringen. Lucy fuhr auch nicht zu ihren Eltern, die lebten nämlich in Deutschland. Lucy wollte nicht immer dorthin fliegen. Sie tat es nur zu Geburtstagen und selten zu Weihnachten. Lucy würde mich doch gern aufnehmen oder ich würde nach Holmes Chapel fahren. 

Dort wohnten nämlich noch meine Cousine und meine Tante. Die beiden waren das genaue Gegenteil von meiner Familie. Nämlich nett, aufgeschlossen und ehrlich. Außerdem lebten sie im Hier und Jetzt. Als ich mich wieder dem Herd zu wendete konnte ich mein Rührei gerade so retten. Ich setzte mich an den Tisch und schaute fernsehn. In diesem Moment fühlte ich mich einsam und verlassen. Vielleicht war ich das ja auch. Gerade hatte ich das Gefühl weinen zu müssen. Ich hatte in letzter Zeit viel geweint, vor allem wegen Harry. Ich wollte nicht mehr weinen, schon gar nicht wegen ihm. Ich wusste das es noch dauern könnte, bevor ich ihm verzeihen würde. Er würde nie verstehen warum es so lange gedauert hat. Er hat mich einfach allein gelassen, war mit so vielen Mädels zusammen und darunter meine Schwester, ohne zu wissen das ich in ihn verliebt war. Er hat mich immer nur als beste Freundin gesehen, doch für mich war er immer mehr gewesen und dann war er weg. 

Von heut auf morgen, ohne auf Wiedersehen zu sagen. Er führte eine Fakebeziehung zu Melody und tat, als ob er mich nicht kennen würde. Er war mal wieder mit Liz zusammen gekommen und entschuldigte sich bei mir für alles. Auch wenn viele Mächen ihm sofort verziehen hätten, ich konnte es nicht. Andere müssen es ja nicht verstehen, aber ich dachte nun mal so. Ich war so in meine Gedanken versunken, das mein Essen kalt wurde. Als ich es merkte, aß ich schnell auf. Ich stand auf räumte meine Sachen weg und nahm ein Bad. Es entspannte mich und die Musik die nebenbei lief, ließ mich für ein paar Minuten vergessen. Ich schloss meine Augen und entspannte mich vollkommen. Als ich aufwachte war es schon 16 Uhr. Ach du meine Güte, ich war ja noch in der Badewanne. Das Wasser war schon ganz kalt und von meiner Haut fang ich gar nicht erst an zu reden.

 Schnell stieg ich raus und zog mir meinen Bademantel an. Ich ging in mein Zimmer und setzte mich an den Laptop. Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich auf meinen Balkon. Von hier hatte ich eine schöne Sicht auf die Themse. Das würde ich wirklich vermissen, aber man musste Opfer bringen um glücklich zu sein. Ich setzte mich auf meine Liege, den Laptop auf dem Schoss und scrollte durch Twitter. Ich guckte was Mel und Lucy gerade so machten oder die Jungs. Danach schaltete ich aus und hörte Musik. Ich saß eine Weile so da und guckte mir die Gegend an. Ich mochte es hier. Es war schön still. Als es langsam dämmerte ging ich rein und legte mich auf mein Bett. Der Tag hatte mich fertig gemacht. Ich war eindeutig müde. Ich deckte mich zu und nahm die Kopfhörer ab. Wenige Minuten später war ich auch schon im Land der Träume.

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Auch diesmal schreib ich erst bei 2 Votes und 2 Kommentaren weiter. Bitte voted und kommentier :)

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