epilog | ↠ but I keep on coming back to you


epilog | ↠ but I keep on coming back to you

08. Januar 2017 | Paris ↠ London


Eleanor || Das Licht des Eiffelturms kämpfte mit der Dunkelheit der Nacht. Die Schwärze gewann und tauchte sein halbes Gesicht in Schatten, die jedoch dennoch den Schmerz in seinen Augen nicht verleugnen konnten.

„Ich kann nicht", flüsterte ich erneut. „Ich kann dich nicht heiraten."

Die Worte flogen so sicher über meine Lippen, dass ich mich fragte, warum ich nicht schon eher zu dieser Erkenntnis gekommen war.

Eleanor Calder war das Mädchen, das für sich selbst einstand, doch irgendwo auf dem Weg zu mir hatte ich mich verloren. Ich war falsch abgebogen, hatte mich für die Sicherheit entschieden und das Abenteuer aus den Augen gelassen. Es wurde Zeit, diesen Fehler wieder zu berichtigen.

Beständigkeit mochte für einige Leute die Erkenntnis des Lebens sein, meine Richtung jedoch war es nicht. Das war es noch nie gewesen und würde es auch nie sein.

Ich war das Mädchen des Unbekannten, das Mädchen der Gefahr und des Risikos. Allen voran aber war ich das Mädchen des Abenteuers. An dieser Augustnacht, in der es immer noch in Strömen regnete, beschloss ich, wieder zu mir selbst zu finden.

Der Regen prasselte auf den Regenschirm auf meinem Kopf, laut und zerstörerisch. Doch ich hatte kein Problem mit ihm. Im Gegenteil, ich hieß ihn willkommen. Er erlöste mich und sorgte dafür, dass das Leben in mich zurückfloss. Die Tropfen umfingen mich, entließen meine Träume aus den silbrigen Käfigtüren, die nun mit aller Macht explodierten und sich einen Weg in die Freiheit kämpften. Meine Vernunft verlor, mein Herz gewann und es gab nichts Schöneres. Viel zu lange waren die Schreie meines Herzschlags unter einem Schleier versteckt gewesen, der nun durch jeden Regentropfen, jede Windböe, jeden Orkan weggewischt wurde.

Meine Hände drückten ihm den Schirm zurück in die Hand und ich schloss kurz die Augen, als der Regen auf meinen Körper fiel. So erfrischend und erweckend, das ich am liebsten lauthals angefangen hätte zu lachen. Nur sein entsetzter und verzweifelter Gesichtsausdruck hielt mich davon ab. Dennoch schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht, kaum wahrnehmbar und dennoch so unendlich befreiend.

„Es tut mir wirklich leid", murmelte ich.

Dann rannte ich los, ohne mich auch noch ein einziges Mal zu ihm umzudrehen.

Ich lief, während der Regen mich durchnässte und mich daran erinnerte, dass ich am Leben war.

Ich lief, so schnell, bis ich irgendwann keine Luft mehr bekam und dennoch immer weiter nach vorne preschte. In Richtung Freiheit, in Richtung Abenteuer, in Richtung dessen, was mein Herz wirklich begehrte.

Während ich rannte, verlief das Makeup auf meinem Gesicht und ich lachte und lachte und lachte. Ich lachte so laut, bis ich all den Schmerz, all die Sicherheit, all die Taubheit in die hinterste Ecke meines Gedächtnisses verbannt hatte.

All dies schloss ich in Käfige, mit nicht zu öffnenden Schlössern, die ich dann in die hintersten Ecken meiner Gedanken schob. Stattdessen hieß ich all die Erinnerungen willkommen, die ich immer wieder so mühevoll verdrängt hatte. Es war an der Zeit, meinem Herzen zu folgen.

Kurz stolperte ich, doch mein Körper verhinderte den Fall und lief dennoch immer weiter nach vorne. Ich brauchte einen Moment, bis ich realisierte, wohin mich meine Füße trugen. Doch dann traf mich die Erkenntnis mit voller Wucht und ich liebte es.

„Alles in Ordnung mit ihnen, Miss? Soll ich sie mitnehmen?", fragte mich ein Pariser Taxifahrer, als ich an seinem Auto vorbeilief.

Erst in diesem Augenblick wurde mir bewusst, was für ein Bild ich abgab.

Mein roter Mantel war so durchnässt, dass er eher an eine dunkle Farbe erinnerte. Blutendrot ließ er mich in der Nacht erleuchten, die meine Rettung war. Der Regen hatte meine Haare völlig durchnässt, während der Wind mit der Nässe kämpfte und meine Frisur total zerstörte. Das zerlaufene Makeup, das mir an den Fingern klebte, als ich probeweise über meine Wangen wischte, verlieh mir den Anblick eines weinenden Clowns. Doch ich war nicht traurig, ich war so glücklich wie seit langer Zeit nicht mehr.

Meine Schmetterlinge meldeten sich erneut zu Wort. Sie flogen verzweifelt ihre Kreise, immer und immer wieder, voller Anstrengung. Dieses Mal jedoch hatte ich keine Angst mehr zu fliegen. Ich ließ mich ein auf das Abenteuer, auch wenn ich mir der Gefahr bewusst war, dass ich jeden Moment schmerzhaft fallen könnte.

Der Abgrund würde es wert sein, wenn ich dafür ich selbst sein durfte.

„Alles bestens. Es könnte nicht besser sein", antwortete ich dem Taxifahrer mit einem strahlenden Lächeln, das der Sonne hätte Konkurrenz machen können, wäre sie denn am Himmel zu sehen gewesen. Doch es war tiefste Nacht in der Stadt der Liebe und ich hieß die Dunkelheit willkommen, denn sie war ein Abenteuer.

Der Taxifahrer sah mir kopfschüttelnd hinterher und ich winkte einmal in seine Richtung, bevor meine Füße mich weiter durch die Straßen trieben. Vorbei an geschlossenen Geschäften. Vorbei an den Wundern der Nacht. Vorbei an Liebenden, die eine Verbindung teilten, nach der ich mich sehnte.

Ich rannte durch den Regen und mit jedem Meter, dem ich mir der Nässe auslieferte, gewann ich meine Freiheit zurück.

Als ich schließlich den Gare Du Nord erreichte, löste sich ein befreites Lachen aus meiner Kehle und ich drehte mich noch einmal im Regen, ließ ihn mich mit all seiner Fülle und all seinem Glück ertränken. Dann ermutigten die Schmetterlinge mich dazu, ins Innere des Bahnhofs zu fliegen und nur zu gerne kam ich ihrer Aufforderung nach. Jeder Schritt führte dazu, dass ich mich leichter fühlte und als ich schließlich an dem Schalter ankam, um mein Ticket zu bestellen, hatte ich all die Unsicherheit hinter mir gelassen. Stattdessen begrüßte ich das Risiko mit offenen Armen.

Mein Abenteuer wartete auf mich und es war an der Zeit, meinem Herzen zu folgen.

„Ein Ticket bis nach London bitte", meinte ich, als ich an der Reihe war.

Die Angestellte sah kaum von ihren Unterlagen auf und unterdrückte ein Gähnen. „Hin- und Rückfahrt?"

Ich schüttelte den Kopf. „One Way", antwortete ich lächelnd, denn ich hatte keine Absicht, wieder zurückzukommen. Nie wieder würde ich mich umdrehen, von jetzt an schritt ich nur noch in die Zukunft und meine Zukunft befand sich in London, wo sie nichts ahnend auf mich wartete. Es wurde Zeit, in meine Heimat zurpckzukehren.

Irgendetwas in meiner Stimme schien die Aufmerksamkeit der Angestellten erregt zu haben, denn die alte Dame richtete das erste Mal ihre braunen Augen auf mich. „Der letzte Zug des Tages zur St. Pancras Station fährt in zehn Minuten. Meinen Sie, Sie schaffen das?"

Ich nickte, denn heute würde ich alles schaffen. Heute Abend in den letzten Stunden dieser verregneten Pariser Nacht war alles möglich. Für die verbleibende Zeit war ich unbesiegbar, bis ich mein Ziel erreichen würde.

Ohne sich an meinem wirklich entstellten Aussehen zu stören, druckte die Mitarbeiterin mir in aller Seelenruhe meinen Fahrschein aus.

„Vielen Dank", meinte ich lächelnd.

Sobald sie mir das Ticket reichte, drehte ich mich um und sprintete durch die Menge in Richtung des Gleises, das mich nach London bringen würde.

Am Bahnsteig angekommen, erlaubte ich mir zum ersten Mal seit meiner Flucht, langsamer zu gehen und schritt mit federnden Schritten über den gepflegten Boden, während ich meine Umgebung näher in Augenschein nahm.

Die geschwungenen Laternenpfeiler mit den runden Leuchten erinnerten mich an erleuchtete Seifenblasen und der Anblick schaffte es, mich direkt in eine andere Welt zu entführen. Der Gare du Nord war wie ein Ausflug ins Wunderland und meines erwartete mich auf der anderen Seite, denn London besaß etwas, dass mein Herz nie wirklich hatte loslassen können. Damit war die Hauptstadt Britanniens der glücklichste Ort der Welt und sie wusste es nicht einmal.

Dafür schrie es mein Herz in die Welt hinaus, denn es klopfte so laut, dass sein Schlagen bis ans Ende der Ewigkeit zu hören sein musste. Es schrie und schrie und schrie und zum ersten Mal seit langem hieß ich seine Rufe willkommen. Es gewann den Kampf und machte mich unbesiegbar in dieser trostlosen Welt, die längst vergessen hatte zu träumen. Sie legte Menschen in Ketten, versteckte Träume und ließ einen in Illusionen des perfekten Lebens ertränken. Doch kein Leben war perfekt, keines vollkommen, man musste nur versuchen, das Beste herauszuholen. Den besten Abschnitt meines Lebens, meinen Höhenflug, hatte ich bereits erlebt und dennoch hatte ich mein Glück damals nicht realisiert.

Auf dem Bahnsteig passierte ich hunderte Menschen, die alle ihre Koffer hinter sich herzogen. Manche von ihnen wirkten säuerlich, andere gelangweilt und einige wenige von ihnen schienen ebenfalls glücklich zu sein. Doch ihr Zustand der Zufriedenheit würde meinem Glück nie gerecht werden, denn dieses überstrahlte alles.

Mein ganzes Gepäck befand sich noch in dem Hotelzimmer des teuren fünf Sterne Hotels und die ganze Aktion war so überstürzt, dass ich mir wahrscheinlich Sorgen machen sollte. Doch die Verrücktheit hatte mich wieder und ich liebte es. Also machte ich mir keine Gedanken, sondern stieg einfach in den Zug, der mich zurück in meine Heimat bringen würde.

Nachdenken konnte ich morgen immer noch genug, jetzt wollte ich erst einmal leben.

Es dauert nicht lange, bis sich die Bahn ruckelnd in Bewegung setzte und nur ein paar Minuten später schossen wir durch die Nacht. Wir waren unwahrscheinlich zügig unterwegs und dennoch war es mir nicht schnell genug. Mit klopfendem Herzen sah ich dabei zu, wie die Umrisse der Nacht an mir vorbeizogen und so schnell wieder zu schwarzen Schatten wurden, dass sie beinahe wie Gespenster wirkten. Nur der Mond blieb immer an der gleichen Stelle, standhaft und sicher hing er am Himmel. Das Nachtgestirn erinnerte mich daran, dass ich mich trotz des Risikos immer noch in derselben Welt befand wie heute Morgen. Nur mit ein wenig mehr Spaß und hoffentlich viel mehr Glück.

Die zwei Stunden nach London vergingen so schnell wie ein Fingerschnippen und brauchten gleichzeitig eine Ewigkeit. Die Zeiger krochen und eilten, ließen mich schaudern und hoffen, verzweifeln und lachen.

Sobald der Zug an der St-Pancras Station in London hielt, war ich die Erste, die sich aus den offenen Türen stürzte und dabei die Blicke all jener ignorierte, die ich beinahe über den Haufen rannte. Ich hatte eine Mission des Herzens zu erfüllen und hätten sie gewusst, wie überlebenswichtig dies war, dann hätten sie sich mit mir gefreut.

Vor dem Bahnhof sicherte ich mir eine Mitfahrgelegenheit und ließ mich auf die Rückbank des Taxis fallen.

„Wo soll es denn hingehen?", fragte mich der alte Mann hinter dem Steuer höflich, während er mich durch den Rückspiegel musterte.

Ich nannte dem Fahrer eine Adresse, die schon seit Jahren nicht mehr über meine Lippen gekommen war. Doch dort hatte sich einmal mein Zuhause befunden und solche wichtigen Details vergaß man nie im Leben. Ich hoffte, dass meine Heimat das ebenfalls so sah.

„Langen Tag gehabt? Sie sehen aus, als wären sie in ein Gewitter gekommen", meinte der Taxifahrer, während wir uns durch den Verkehr Londons kämpften.

Ich grinste breit. „Ja, aber in ein Gewitter der besten Sorte und nun bin ich endlich auf dem Weg dahin, wo ich wirklich hingehöre. Manchmal braucht man einfach einen Sturm, um aufgeweckt zu werden."

Mein Sturm kam in Form eines strömenden Regens und einer Frage, dessen Antwort ich mir so sicher gewesen war wie noch über nichts anderes. Ich brach ein Herz, während meines heilte und hoffte, dass das Heilmittel auch weiterhin für mich spielte. Ich vermisste meine Droge, egal, wie gefährlich sie auch gewesen war, denn sie hatte mir Liebe eingehaucht und mich ein Leben leben lassen, das mir immer wie ein Traum vorgekommen war.

„Da wären wir." Der Taxifahrer schenkte mir ein Lächeln, während ich bezahlte. „Ich hoffe, dass ihr Sturm sie siegen lassen wird."

„Ich auch", erwiderte ich und verabschiedete mich lachend von ihm, bevor aus dem Auto stieg. Das Taxi fuhr mit quietschenden Reifen davon, der Ton merkwürdig laut in der ruhigen Wohngegend, in der bereits alle schliefen.

Ich atmete einmal tief durch, betrachtete die Umgebung, in der sich nichts und dennoch alles geändert hatte und ließ mich dann von den Schmetterlingen in die richtige Richtung fliegen.

Wie von selbst trugen mich meine Füße durch eine Straße, die einmal mein Zuhause gewesen war. Auch heute war sie mir immer noch vertraut, als hätte mein Gedächtnis all die Erinnerungen nie wirklich vergessen können.

Ein Tor war alles, was mich von dem Haus trennte, zu dem ich unterwegs war. Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich einen Code eingab und hoffte, dass er noch funktionierte. Entgegen all meiner Hoffnungen war mein Geburtstag immer noch die richtige Wahl.

Ohne zu Zögern lief ich durch das sich öffnende Tor, sobald die Lücke groß genug wurde, um mich dazwischen durchzuquetschen und landete schließlich vor einer weißgestrichenen Tür. Die Farbe splitterte leicht ab und ich liebte es, zeigte es doch nur, dass es wichtigeres im Leben gab.

Meine Finger drückten die Schelle, nicht einmal, sondern gleich mehrmals, bis sich mein Klingeln in einen Sturm verwandelte. Doch ich wollte nicht sanft wieder in sein Leben treten, ich war das Gewitter, das alles heller strahlen ließ.

Die Tür öffnete sich und einen Augenblick später stand ich dem Menschen gegenüber, den ich mein Leben lang erkennen würde. Er war älter geworden, seine Haare kürzer und dennoch hatte er immer noch dieses kindische Funkeln in den Augen.

Selbst blind würde ich wissen, wenn ich ihm begegnete, denn es war nicht sein Äußeres, was mich anzog. Sondern das Innere, das mich vor Jahren verzauberte. Er berührte etwas in mir, was nie ein anderer geschafft hatte. Bevor ich ihn traf, glaubte ich nicht an die große Liebe. Doch er belehrte mich eines Besseren.

„Hallo Louis", meinte ich mit einem Lächeln. Es erreichte meine Augen, zum ersten Mal seit Ewigkeiten.

Blaue Augen musterten mich erstaunt, als könnte er nicht ganz glauben, dass ich wirklich vor seiner Tür stand. Doch ich war schon immer ein Hurrikan gewesen, der sein Leben durcheinanderwirbelte. Bei unserer ersten Begegnung waren wir ineinander gekracht, seitdem hatten uns unsichtbare Fäden immer aneinander gekettet und heute Nacht war ich ihnen gefolgt, bis ich an dem Ziel meines Herzens ankam.

Louis und ich waren wie zwei Seiten einer Medaille. Wir konnten nicht ohne einander.

Nichts von uns war Sicherheit, nichts war Beständigkeit, alles war ein Risiko. Der Junge mit den blauen Augen war mein Abenteuer, das es wert war, gelebt zu werden.

„El", wisperte er so leise, dass das Wort beinahe im Wind der tobenden Nacht verloren ging. Doch ich hörte es, wie konnte ich es auch nicht. Denn es war der Name, den ich schon viel zu lange nicht mehr vernommen hatte. Von seinen Lippen klang er bezaubernd und so wunderschön, dass ich beinahe anfing zu weinen. Als sich wirklich eine Träne aus meinen Augen schlich, da war es ein Tropfen unvorstellbaren Glücks. Louis sehen zu dürfen, ihn nur Zentimeter von mir entfernt zu wissen, heilte mein Herz und brachte es wieder zum Schlagen. Es kittete, es klebte die einzelnen Fasern wieder zusammen, sorgte dafür, dass ich mich endlich wieder lebendig fühlte.

„Bist du es wirklich, Regenmädchen?", fragte er ungläubig.

Ich lachte und es klang so befreit, so laut, dass es alle Ketten in meinem Inneren zerstörte. Es ließ die Käfigtüren zerbrechen, in die ich mich in den letzten Monaten selbst gesperrt hatte. Ich brach aus und begrüßte das Leben.

„Ja, Lou. Ich bin es wirklich."

Er streckte eine Hand aus, als würde er mich berühren wollen und ließ sie dann wieder fallen. Doch ich stoppte den Fall und nahm seine Finger vorsichtig in meine. Er verschränkte unsere Hände ineinander und es fühlte sich so unglaublich gut an, als hätten wir nie etwas anderes in unserem Leben getan.

Sein Daumen strich langsam über meinen Handrücken und die Berührung ließ eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper rieseln.

„Denkst du manchmal an uns zurück?", fragte ich ihn.

Louis wunderte sich nicht über meine Frage, die jeden anderen aus dem Nichts überrascht hätte, weil er mich kannte. Er sah in mein Inneres und verstand mich auf eine Weise, wie nicht einmal ich selbst es tat.

„Ja." Nur ein Wort kam über seine Lippen, aber irgendwie veränderte es alles zwischen uns.

„Bereust du es?", wisperte ich.

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ein wenig schief und deswegen unwahrscheinlich schöner. „Nur weil wir nicht gemeinsam funktioniert haben, bedeutet das nicht, dass du nicht das Beste in meinem Leben gewesen bist. Es bedeutet nicht, dass das auch immer so sein wird. Du bist meine Welt gewesen und immer wenn ich dich ansehe, dann sehe ich meine Zukunft vor mir. Die Liebe zu dir wird eine Ewigkeit halten."

Seine Worte ließen mein Herz höher schlagen, klammerten sich an die Möglichkeit, dass sich mein Risiko gelohnt hatte.

„Manchmal ist die Ewigkeit bloß eine Sekunde lang", gab ich zu bedenken, während mein Gedanken wirbelten.

Louis grinste und zwinkerte mir zu. „Und manchmal besteht die Ewigkeit für immer."

Einen Augenblick lang sahen wir uns einfach nur an und ich konnte nicht genug davon bekommen. Wenn er mich gleich wegschicken würde, wenn mein Herz später in tausend Stücke zerfiel, dann war es doch wertvoll gewesen, hierherzukommen. Einfach, um noch einmal in seine Augen sehen zu dürfen. Einfach, um noch einmal zu sehen, wie er mich ansah, als wäre ich alles in seinem Leben.

„Was machst du hier, Regenmädchen?", durchbrach Louis schließlich die Stille. Seine Stimme klang leise, als hätte er Angst zu träumen und durch zu laute Worte zurück in den Alptraum gerissen zu werden, der sich Realität nannte.

Die Wahrheit war so furchtbar leicht und schlich sich spielend über meine Lippen. „Henry hat mir heute Abend einen Heiratsantrag gemacht. In Paris."

Louis sah aus, als hätte ich ihn direkt in die Magengrube geschlagen. Er ließ meine Hand los, als hätte er sich an mir verbrannt. Noch immer war ich das Feuer, dass sein Innerstes zu Eis erstarren lassen konnte.

„Ich schätze, dann sollte ich gratulieren, Regenmädchen." Er schluckte und zwang ein Lächeln auf seine Lippen, das die Traurigkeit in seinem Gesicht nicht übertünchen konnte.

Die Worte flogen über meine Lippen und bahnten sich den Weg in die Freiheit, die ich ihnen nicht schnell genug schenken konnte. „Ich habe Nein gesagt."

Es vergingen nicht einmal Sekunden, bis ich gegen Louis krachte und er mich küsste, als wäre ich das Kostbarste in seinem Leben. Der Kuss war voller Wucht und voller Verlangen. Kein bisschen Sicherheit, dafür ein Versprechen eines Abenteuers, das ein Leben lang anhalten würde.

Mein Herzschlag schlug schneller, nicht aus Angst, sondern aus Liebe.

Louis Hände zogen mich an sich, bis sich kein Lufthauch mehr zwischen uns vorbeischleichen konnte und ich wollte ihn dennoch noch näher an mir spüren. Jeder Part seines Körpers ließ Gänsehaut auf meinem entstehen. Ich flog immer höher und hatte keine Angst zu fallen, denn wenn es soweit war, dann würde Louis mich auffangen. Wir hatten Fehler gemacht in der Vergangenheit, beide von uns, doch Fehler waren manchmal nötig um zu verstehen, was wirklich wichtig im Leben war.

Wir stürzten gemeinsam über den Abgrund und erinnerten uns daran, wie unbesiegbar wir zu zweit waren.

Unser Kuss ließ die Schmetterlinge in meinem Inneren wieder mit ihren Flügeln flattern. Doch sie drängten mich nicht dazu zu fliegen und abzuheben. Denn ich musste nicht mehr flüchten. Ich war längst am höchsten Punkt angekommen. Louis war mein Ziel, er war es immer gewesen.

Mein Herz hatte es immer gewusst.

Als wir uns schließlich voneinander lösten, waren unsere Wangen gerötet und wir schnappten nach Luft, auf die beste Art und Weise. Denn manchmal waren die Momente die schönsten, die einem den Atem rauben und einen daran erinnerten, dass es Wichtigeres gab als Sicherheit. Louis war mein Risiko und mein Glück, mein Verderben und meine Hoffnung. Er war es immer gewesen, würde es immer sein. Er war der Eine, dem ich verloren war.

Seine Finger strichen sanft über meine Wange, so leicht, dass ich es kaum spürte. Dennoch ließ die Berührung meinen Körper in Flammen aufgehen. „Es war ein Fehler, dich je gehen zu lassen, El. Ich habe nichts so sehr bereut als meine Fehler, die ich in der Vergangenheit gemacht habe. Ich hab dich für selbstverständlich genommen und war der größte Idiot überhaupt."

„Nun hast du mich ja wieder", wisperte ich.

Lächelnd verschränkte ich unsere Finger. Unsere Hände passten perfekt ineinander, als wären wir zwei Seiten eines Ganzen. Als wäre Louis mein Anker, meine sicherer Hafen in dieser unsicheren Welt, die ich mit ausgebreiteten Armen willkommen hieß. Denn solange er an meiner Seite war, konnte nichts schief gehen. Selbst wenn wir kenterten, würden wir doch zusammen untergehen.

„Ich schätze, heute ist die Nacht der Anträge und ich habe nicht vor, dich noch einmal durch meine Finger gleiten zu lassen. Heirate mich, Eleanor Calder. Jetzt gleich", flüsterte Louis, immer noch gegen meine Lippen gelehnt.

Ich dachte nicht eine Sekunde darüber nach, denn ich wusste, was ich wollte.

„Warum eigentlich nicht?", erwiderte ich grinsend.

Es war verrückt und überhaupt nicht romantisch, sondern einfach nur eine Sehnsucht unserer Herzen. Es war der Nervenkitzel, nachdem ich mich immer sehnte und ohne den ich nicht leben konnte.

Louis war mein Abenteuer und ich war das seine.

In dieser Nacht wurden wir Eins.

ENDE

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Ihr Lieben,

Es ist soweit - Forever hat ein Ende gefunden, mit dem ich persönlich sehr zufrieden bin.

Für alle, die gerade etwas verwirrt sind: Der Prolog und Epilog folgen direkt zeitlich hintereinander, ersteres war bereits weiter in der Zukunft als alle Kapitel dieser Geschichte.

Ich habe in dieser Geschichte einfach mal etwas Neues probiert und versucht, euch in die Irre zu führen. Es hat funktioniert, weil die meisten davon ausgegangen sind, dass der Junge im Prolog ebenfalls Louis war. Den Namen des Jungens jedoch habe ich nicht einmal erwähnt und ich hoffe, dass es nun alles etwas klarer geworden ist ;)

Eleanor und Louis dieser Geschichte haben es mir beim Schreiben so leicht gemacht, das ist wirklich unglaublich gewesen, denn so einfach ist es mir selten gefallen. Aber irgendwie haben sie sich verselbstständigt und von Anfang an die gleiche Richtung angesteuert.

Ich kann euch allen nur von Herzen dafür danken, dass ihr die beiden auf ihrer Reise begleitet und mir regelmäßig ein Lächeln ins Gesicht gezaubert habt! Danke für eure Votes, danke für eure Kommentare und auch ein großes Dankeschön fürs Lesen an sich! Das ist alles andere als selbstverständlich und ich freue mich immer wieder über jeden einzelnen von euch! Ihr gebt mir so viel zurück und lasst mich meine Wirklichkeit ein Wenig in ein Traumland verwandeln.

Diese Kurzgeschichte hat sich nur auf die wichtigsten Ereignisse in Louis und Eleanors Leben konzentriert - es gibt so viele weitere, die ich jedoch nicht schreiben werde, einfach weil es manchmal besser ist, diese nur in seiner Fantasie erleben zu dürfen. Träumt euch für die beiden eine Welt zusammen, wie sie euch gefällt.

Ich verrate euch nicht, ob die beiden letztendlich ihr Happy End finden und für Immer zusammen bleiben. Nur so viel: Auf die beiden warten jede Menge Abenteuer, die es wert sind, gelebt zu werden.

Jetzt kann ich nur noch Danke sagen. Vielleicht liest man sich ja noch einmal!

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