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"Tae?", rief ich durch die bescheidene Wohnung und streifte mir meine klobigen Timberlands von den Füßen. Taehyung hatte mir einen Schlüssel unter den Blumentopf gelegt, da er darauf bestanden hatte, dass ich nach der Schule wieder zu ihm kommen würde. Dass ich mich nun um knapp sechs Stunden verspätet hatte, da ich noch Ewigkeiten bei meinen Freunden gewesen war, ließ mein schlechtes Gewissen ins Unendliche steigen. "Taebär? Bist du Zuhause?", fragte ich deshalb ein weiteres Mal, während ich in die Küche und das Wohnzimmer hineinlugte, ihn dort aber nicht fand. Auf gut Glück trottete ich zu seinem Atelier herüber, doch gerade als ich die Tür öffnen wollte, schallte mir eine Stimme aus dem Schlafzimmer entgegen.

"Ich bin hier", ertönte die tiefe Stimme meines Freundes, sodass ich eilig den Flur durchquerte. Unter normalen Umständen hätte mich der samtweiche Klang bereits zum Lächeln gebracht, doch jetzt bekam ich Bauchschmerzen, wenn ich daran dachte, wie sauer er doch auf mich sein würde. Ich hatte ihm ja nicht einmal eine Nachricht geschrieben, obwohl er mir gestern extra seine Handynummer gegeben hatte - ja tasächlich, dieser Junge besaß sogar das neuste Apple-Modell und ich konnte mir bei der Erkenntnis mein Grinsen und einen blöden Spruch kaum verkneifen.

Mir nervös auf die Unterlippe beißend stand ich schließlich vor der Tür und traute mich kaum diese zu öffnen, doch mir hätte mittlerweile eigentlich klar sein müssen, dass er anscheinend durch Türen hindurchsehen konnte. "Willst du jetzt reinkommen oder noch eine Stunde vor meinem Zimmer warten?", ertönte deshalb sogleich seine Stimme und bei den aufkommenden Erinnerungen an die letzten Wochen, zuckten meine Mundwinkel unwillkürlich nach oben.

Vorsichtig und mit bebendem Herzen drückte ich also die Türklinke herunter und huschte durch den schmalen Spalt in den Raum hinein. Meinen Blick hielt ich gesenkt und ich traute mich kaum zu ihm heraufzuschauen, zu stark war mein schlechtes Gewissen. Als meine Augen jedoch auf ein paar rote Rosenblätter auf dem Boden trafen und ich erst jetzt den schummrigen Lichtschein, der mich umgab, bemerkte, riss ich meine Augen augenblicklich in die Höhe.

Und was ich dann zu sehen bekam, ließ meine Augen so groß wie Kugeln werden und mir die Röte ins Gesicht schießen.

Vor mir saß Taehyung, mit den Kissen in seinem Rücken an die Wand hinter seinem Bett angelehnt, oberkörperfrei und lächelte mir glücklich entgegen. In dem ganzen Raum waren Kerzen verteilt und warfen goldene Schatten auf seine karamellfarbene Haut. Neben ihm auf dem Boden stand ein Tablett, voll mit Croissants, Brötchen, Obst, verschiedensten Marmeladen und Käsesorten und bei diesem Anblick runzelte ich fragwürdig meine Stirn.

"Tae... was wird das?", fragte ich ihn deshalb verwirrt und sah ihn etwas unschlüssig an. Als er jedoch nur seine Arme einladend ausbreitete und mir mit einem knappen Nicken bedeutete endlich zu ihm zu kommen, fiel all die Anspannung von meinen Schultern ab und ich warf mich mit einem Satz auf die weiche Matratze. Schnell krabbelte ich zu ihm hoch und kuschelte mich keine Sekunde später an seinen warmen Körper. Sofort wurde ich von einem mehr als berauschenden Gefühl ergriffen und ließ mich von der Geborgenheit fluten. Kurz schloss ich die Augen und zog seinen betörenden Duft in meine Nase, bevor ich mich jedoch etwas von ihm löste und ihn verwirrt betrachtete.

"Schau doch nicht so", kicherte er sogleich und schob mir eine Strähne hinter die Ohren, was mir einen Schauer über den Rücken jagte, "ich habe Frühstück für uns gemacht." Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch und schenkte ihm einen ‚Ist-das-dein-Ernst-Blick', was er jedoch nur mit einem wunderschönen Kastenlächeln quittierte. "Tae, es ist gleich neun Uhr abends...", meinte ich, kam trotzdem nicht umhin ihn einfach nur niedlich zu finden. "Ich weiß... aber wer verbietet uns, um diese Uhrzeit zu frühstücken?" Ein leises Kichern verließ meine Lippen, als ich in seine funkelnden Augen blickte - da war er wieder, Taehyungs Freigeist und seine unbeschwerte Art, die ich so vermisst hatte.

"Also dachtest du dir...", begann ich vage einen Satz zu formulieren, auf dessen Boot der Ältere sogleich aufsprang. "Dass wir unseren gemeinsamen Morgen jetzt einfach nachholen", triumphierte er, wobei sein Grinsen noch um einiges breiter wurde. „Nur leider ist der Kaffee für dich jetzt kalt." Sofort ergriff mich bei seiner Aussage wieder das schlechte Gewissen, sodass ich meinen Blick von ihm abwandte und mich erneut an seine Brust kuschelte. „Es tut mir leid."

"Du hast mit ihnen geredet, nicht wahr?", drang die sanfte Stimme des Dunkelhaarigen nach einigen Sekunden Stille allerdings an meine Ohren. In ihr lag nicht eine Spur Verurteilung oder Ärger, viel mehr echote sie beinahe glücklich und stolz in meinem Kopf. "Ja", gab ich dennoch nur knapp von mir, da ich nicht wirklich zu deuten wusste, was in diesem Moment in ihm vorging. Doch als er seine Finger in meine schwarzen Haare wandern ließ und beruhigend durch diese kraulte, seufzte ich erleichtert auf.

"Sie wollen dich kennenlernen", flüsterte ich freudestrahlend gegen seine Brust und begann Muster auf seiner nackten Haut zu zeichnen. Trotz, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich, dass seine Augen aufblitzten und er zufrieden auf mich herablächelte. Sein Herzschlag verschnellerte sich etwas unter meinem Ohr und füllte mich mit Wärme. "Muss ich mich dann schick machen?", fragte er im nächsten Moment ganz unverhofft, hörte jedoch nicht damit auf weiterhin durch meine Strähnen zu fahren.

Im ersten Moment tauchten Bilder von einem Taehyung in einem ulkigen Vintage-Jackett, einer weiten Hose und zu allem Überfluss einer dunkelroten Federboa in meinem Kopf auf, was mich kurz amüsiert kichern ließ. Dann stützte ich mich wieder etwas auf und betrachtete ihn mit funkelnden Augen. Einige Sekunden ließ ich meinen Blick über sein makelloses Gesicht wandern, betrachtete die Liebesmale, die seinen Oberkörper zierten und mir eine kribbelnde Welle durch den Körper jagten, bevor ich in seinen Sternengalaxien versank.

"Du bist doch schon wunderschön", hauchte ich ihm verliebt entgegen und lehnte mich bis zu seinen weichen Lippen vor, "mein Penner." Und mit diesen Worten verband ich unsere Lippen zu einem zärtlichen Kuss, in den wir beide überglücklich hineinlächelten und uns in diesem Moment wahrhaftig nichts schöneres vorstellen konnten.

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