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Und hiermit eröffne ich die Lesenacht! Macht es euch gemütlich, haltet Schoko-Eis und Taschentücher bereit und holt euch gerne warme Kuscheldecken und Umarmungen in den Kommentaren ab 💜
Ganz viel Spaß, meine Lieben!
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Blinzelnd öffnete der Lockenschopf seine Augen, schien sich für den Bruchteil einer Sekunde zu fragen, warum er eine Lampe betrachtete, ehe er sich aber auf dem Hocker zu mir herumdrehte. Als sich unsere Blicke trafen, machte mein Herz einen ungeahnten Hüpfer nach vorne und eine Zeit lang, sahen wir uns einfach stumm an. Taehyung wagte es zuerst nicht, seine Augen über meinen entblößten Körper fahren zu lassen und in diesem Moment war ich ihm dafür mehr als dankbar. In seine so vertrauten und wunderschönen Augen zu schauen gab mir ein gutes Gefühl und beruhigte mich ungemein.
Schließlich wanderten seine Seelenspiegel allerdings von meinen Augen herunter zu meinen Lippen, weiter an meinem Hals entlang, zu meiner definierten Brust, den markanten Bauchmuskeln und muskulösen Oberschenkeln bis hinab zu meinen Füßen. Beinahe fühlte ich mich, als würde er jedes noch so kleine Detail in sich aufsaugen, um es auf der Leinwand zu verbildlichen - und dabei konnte ich nicht einmal sagen, dass es mir nicht gefiel.
Taehyung griff indes nach einem feinen Haarpinsel aus einem großen Glas mit unzähligen anderen Quasten in jeglicher Größe und Form, bevor er ihn in einen Klecks auf einer Farbpalette tunkte, die er vorbereitet haben musste, als ich in der Umkleide gewesen war. Dann wandte er sich mit einem schmalen Lächeln an die Leinwand und platzierte, nachdem er kurz innegehalten hatte, den ersten Pinselstrich auf dem weißen Material.
Dieser ersten, fein geschwungenen Linie, folgten sogleich einige weitere, ehe er den Pinsel in eine etwas dunklere Farbe tunkte. Vollkommen fasziniert beobachtete ich ihn dabei, wie er hin und wieder einen prüfenden Blick zu mir herüberwarf, nur um sich daraufhin gleich wieder der Leinwand zuzuwenden. Je länger er an dem Gemälde arbeitete, desto mehr zog sich seine Stirn kraus und verengten sich seine Augen zu Schlitzen. Ich konnte genau erkennen, dass er immer mehr in dem Bild zu versinken schien, die Bewgungen seiner Hände flüssiger wurden und er gänzlich den Sinn für Raum und Zeit zu verlieren schien.
Immer mal wieder fuhr er sich mit dem Handrücken über die mit einem leichten Schweißfilm belegte Stirn, um sich die gekräuselten Strähnen aus dem Sichtfeld zu streichen. Seine Wangen nahmen einen lebendigen Rotschimmer an und zwischendurch biss er sich angespannt auf die Unterlippe. Als er das nächste Mal seinen Blick zu mir hochwandern ließ, stockte mir der Atem. Seine Augen waren verschleiert und wanderten mit einem fast sinnlichen Ausdruck über meinen Körper und noch bevor ich es so richtig realisierte, breitete sich in mir ein noch nie dagewesenes Verlangen aus. Ein Verlangen nach dem schönsten Menschen, der mir je begegnet ist.
Hitze stieg in mir auf, brachte meine Haut zum Kribbeln, während das Blut durch meine Adern rauschte. Als der Lockenschopf mit einem Mal jedoch seinen Kopf anhob und mir glücklich zulächelte, versuchte ich dieses schnellstmöglich zu vertreiben. "Ich bin fertig", triumphierte er dann, wobei sich das Grinsen fast bis zu seinen Ohren hochzog. Seine Atmung ging stoßweise und er wirkte im ersten Moment etwas verwirrt, so als wäre er gerade aus einem Fiebertraum erwacht, doch es faszinierte mich. Er war so sehr in seiner Kunst vertieft gewesen, hatte sich dieser gänzlich hingegeben und war mit ihr verschmolzen.
"M-möchtest du es sehen?", fragte er daraufhin jedoch schüchtern und begann sich verlegen am Hinterkopf zu kratzen. Seinen zuvor noch hitzigen Blick, wandte er nun von mir ab. Manchmal verstand ich diesen Jungen und seine Gefühlsschwankungen wirklich nicht - und wahrscheinlich würde ich das auch nie - aber vielleicht hatte er in seinem schmalen Körper einfach so viele verschiedene Emotionen gespeichert, dass sie sich alle immer wieder einen Weg an die Oberfläche erkämpfen wollten. Diese Augenblicke, in denen seine Seelenspiegel nicht nur Freude, sondern auch Geborgenheit, Harmonie und Lebendigkeit ausstrahlten oder sie sich traurig trübten und gleichzeitig verletzt, hasserfüllt und auch ängstlich schimmerten, füllten auch mich jedes Mal mit einer ganzen Reihe an Gefühlen. Aber vor allem füllten sie mich mit Liebe.
"I-ich meine du musst nicht-" "Doch!", stieß ich da aus meiner Trance erwacht hervor und stolperte sogleich zu ihm herüber. "Doch ich möchte es unglaublich gerne sehen." Dass ich immer noch gänzlich nackt war und direkt neben Taehyung zum Stehen kam, interessierte mich in dem Moment überhaupt nicht und als meine Augen auf das Bild fielen, verschwand mit einem Mal alles aus meinem Kopf.
Wie gebannt starrte ich auf die Komposition aus hellen, hautfarbigen Acrylfarben, ließ meine Augen über jede Schattierung und jeden Winkel des Körpers - meines Körpers - fahren. Dass meine Augen dabei immer größer wurden und mein Mund staunend aufklappte, realisierte ich erst, als Taehyungs tiefe Stimme mir einen Schauer über den Rücken jagte. "Gefällt es dir?", fragte er sanft und riss mich damit zurück in die Realität. Einige Male blinzelte ich stumm und wanderte ein letztes Mal über das Gemälde, bevor ich mich zu ihm herumdrehte.
Sofort trafen meine Augen auf seine glitzernden Galaxien und ich hielt kurz den Atem an. "Warum... warum ist es s-so h-hell?", stammelte ich danach allerdings ziemlich irritiert und brach keine Sekunde den Blickkontakt zu dem Mann vor mir. "Warum hast du mich so anders gemalt als die anderen Bilder, Tae?", fragte ich nach einigen Sekunden Stille ein weiteres Mal und gab mich bemüht gefasst. Als Taehyung gleichdarauf jedoch einen weiteren Schritt auf mich zutrat und seine Finger sacht an meine Wange wandern ließ, verlor ich meine Fassung auch schon wieder. "Weil du anders bist, Jungkook", hauchte er mit seiner samtweichen und lieblichen Stimme, "weil ich, wenn ich meinen Quast in deine Seele tauche, nichts als Licht und Liebe empfinde."
Bei seinen Worten begann mein Herz erneut wild in meiner Brust zu pochen und eine Gänsehaut legte sich auf meinen Körper. Noch immer brach ich den Blickkontakt zu ihm nicht ab, konnte genau erkennen, dass seine Iriden allerdings für eine Sekunde zu meinen Lippen herabwanderten. Dies löste augenblicklich wieder dieses starke Kribbeln in meinem Bauch aus und ich konnte merken, wie mir mehr und mehr Adrenalin und Endorphine durch die Adern gepumt wurden. Schleichend ließ auch ich meine eine Hand an seine Hüfte und die anderen an seine Halsbeuge wandern. Dort zeichnete ich mit dem Daumen kleine Kreise auf seine weiche Haut und genoss das elektrisierte Prickeln, das mich mit jedem neuen Kreis ergriff.
"Du hast mir gezeigt, wie gesegnet ich damit bin, auf dieser grauen Welt zu leben, Jungkook", fuhr er dann in seiner Rede fort und ließ sich willig näher an mich ziehen, "du hast alles in bunte Farben getaucht." Seine letzten Worte wurden von meinem leisen Kichern aufgefangen und ich betrachtete ihn mit schief gelegtem Kopf. "Und ich dachte, du warst schon immer der kunterbunteste Mensch auf der Welt", gluckste ich heiter auf, konnte aber trotz Taehyungs kurzem Grinsen, den Anflug von Schmerz in seinen Augen ausmachen.
Schnell ließ ich meine Hand deshalb mehr in seinen Nacken wandern und griff mich mehr in dem Stoff seines Shirts fest. Als ich mich ihm Stück für Stück immer weiter näherte, fing ich ein letztes Mal seinen Blick auf, der nun wie gefesselt an meinen Lippen haftete. Wenn ich mich vorhin schon nach ihm verzehrt hatte und das Verlangen in meinem Körper entfacht worden war, dann füllte es mich jetzt gänzlich aus und ich wusste genau, dass ich nicht länger fähig war, mich noch zurückzuhalten.
"Tae...", wisperte ich atemlos gegen seine Lippen, die ich bereits an den meinen spüren konnte, "...darf ich dich auch malen?"
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