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Für einen Moment schien die Welt stillzustehen.
Gefangen in den Seelenspiegeln Taehyungs war alles andere plötzlich nicht viel mehr als eine nichtige Kulisse geworden. Ein nicht sonderlich schönes Bühnenbild, in dessen Mitte wir beide uns tief in unsere Augen schauten, die so viel mehr vermittelten, als tausend Worte es je geschafft hätten.
In diesem Moment pochte mein Herz aufgeregt in meiner Brust, ließ mich alles vergessen. Die Trauer, die Wut, den Schmerz - die hässliche Seite der Welt. Denn genau jetzt sah ich sie vor mir... meine Welt. Zum ersten Mal sah ich sie vor mir, strahlend bunt, denn der monochrome Schleier war verschwunden und hatte damit allen Farben des Regenbogens Platz gemacht.
"T-tae", kam es mir stammelnd über die trockenen Lippen, während erneut eine Träne meine erhitzte Wange herabkullerte. Vorsichtig legte ich meine Hand auf Taehyungs ab und drückte sie so etwas stärker gegen meine Wange. Sogleich konnte ich erkennen, wie sich ein sanftes Lächeln auf seine Miene legte und sich ebenfalls die glitzernden Salzwasserperlen in seinen Augenwinkeln aufstauten. Diese wunderschönen Augen-
"T-tae ich...", murmelte ich erneut, kaum dazu im Stande die richtigen Worte zu finden und sie über meine Lippen kommen zu lassen, "ich... i-ich fühle mich..."
Mein Wimmern durchschnitt die inzwischen kühle Abendluft, sodass mir die Worte ein weiteres Mal in der Kehle stecken blieben. Sofort spürte ich jedoch eine sanfte Berührung an meiner immer noch auf Taehyungs Knie ruhender Hand, sodass ich meinen Blick für eine Sekunde darauf herabsinken ließ.
Als ich wieder heraufschaute, war das Grinsen in dem Gesicht des Dunkelhaarigen noch breiter geworden und gleichzeitig blitzte es in seinen Iriden glücklich auf. Dann schob er seine schlanken Finger zwischen meine, sandte damit eine kribbelnde Welle meinen Arm herauf in meinen Körper und richtete sich dann plötzlich auf.
Panisch riss ich meinen Kopf hoch. Mein Herz rutschte mir in die Hose und die Wärme verschwand augenblicklich aus meinen Wangen. Wollte er etwa verschwinden? Wollte er gehen und mich hier zurücklassen? Tausende Gedanken wirbelten plötzlich durch meinen Kopf und ließen meine Handflächen schwitzig werden. Ich wollte nicht, dass er ging. Ich wollte, dass er nie wieder gehen würde. Warum hatte ich nur nichts gesagt?
"Lass uns tanzen!", drang da aber mit einem Mal die warme Stimme des Mannes vor mir an mein Ohr und ließ meine Augen, die zuvor wild versucht hatten irgendeinen beliebigen Punkt zu fixieren, augenblicklich zu ihm heraufschwenken. Lächelnd sah der Lockenschopf zu mir herab und zog auffordernd etwas mehr an meiner Hand.
Das riesengroße Fragezeichen schien mir wohl auf der Stirn geschrieben zu stehen, denn keine Sekunde später ertönte ein amüsiertes Kichern und ließ mein Herz einen kleinen Hüpfer machen. Zwar immer noch verwirrt und mit der ganzen Situation sichtlich überfordert, legte sich bei dem lieblichen Klang seines Lachens ein Lächeln auch auf meine Lippen und ich richtete mich ebenfalls von der schmalen Holzbank auf. "D-du willst jetzt hier tanzen?", räusperte ich mich und spürte, wie sich erneut ein rosa Schimmer auf meine Wangen legte.
Bestimmt trat Taehyung einen weiteren Schritt auf mich zu, so nah, dass unsere Gesichter nur noch eine Handbreite voneinander entfernt waren. Ganz behutsam ließ er seine freie Hand an meine schlanke Taille wandern und griff sich etwas in dem Stoff meines Shirts fest. Ein Schwarm Schmetterlinge breitete sich in meiner Magengrube aus, während ich weiterhin von den braunen Augen und der funkelnden Galaxie darin gefangen wurde. Mutig machte auch ich einen Schritt auf Taehyung zu, ließ mich willentlich näher an seine Brust ziehen, sodass er seine Hand nun bis auf meinen unteren Rücken vorschieben konnte.
"Schon wieder Tanzen also?", flüsterte ich völlig von ihm eingenommen gegen die weichen Lippen, die sich sofort zu einem schelmischen Grinsen verzogen. "So wie beim ersten Mal... und wie unter den Kirschblüten", hauchte er daraufhin mit seiner rauen Stimme und lehnte sich dabei schleichend an meinem Gesicht vorbei bis zu meinem Ohr vor. Als sein warmer Atem über meine Haut streifte und die entstandene feuchte Spur daraufhin von der seichten Brise einen kühlen Schauer hinterließ, breitete sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus.
"Das war noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte", kicherte er leise in mein Ohr, sodass meine Mundwinkel belustigt nach oben zuckten. Daraufhin begann er sich leicht von links nach rechts zu bewegen, am Anfang zögerlich, sodass ich es ihm langsam gleichtat. Ohne weiter darüber nachzudenken, löste ich unsere verschränkten Finger und ließ meine beiden Hände in seinen Nacken wandern. Behutsam drückte ich seinen Kopf gegen meine Halsbeuge und lehnte meinen Körper mehr gegen seinen. Sofort spürte ich auch die zweite Hand Taehyungs um meiner Taille und wie er sich fester in den Stoff krallte.
So tanzten wir - Arm in Arm, Haut an Haut durch das seichte Gras, welches unsere Knöchel sanft umspielte. Die Luft um uns herum kühlte sich immer weiter ab und die leichte Frühlingsbrise wehte durch unsere Haare. Tausende funkelnde Sterne blitzten in dem Himmel über unseren Köpfen auf und die allerletzten, schwachen Sonnenstrahlen warfen unsere umschlungenen Silhouetten auf das Tau bedeckte Gras. Gänsehaut legte sich auf unsere kalten Körper; doch das interessierte uns nicht, denn in diesem Moment war uns so warm wie noch nie zuvor. In unseren Herzen flammte ein züngelndes Feuer und ließ mich genießerisch die Augen schließen.
Taehyungs lieblicher Duft stieg mir in meine Nase, während ich uns weiterhin zu einer Melodie, die einzig und allein in meinem Kopf existierte, im Kreis über den kleinen Hügel drehte. Ich wollte nicht, dass dieser Moment endete. Ich wollte den Schwarzhaarigen nie wieder loslassen. Doch ich wollte ihm auch endlich sagen, was mir soeben schon auf meiner Zunge gelegen hatte, sodass ich meine Hände zögerlich aus seinem Nacken an seine Oberarme legte. Sofort spürte ich, wie er seinen Kopf aus meiner Halsbeuge nahm und sich unter meinem Griff etwas verspannte.
Dennoch schob ich seinen Körper ein Stückchen weiter von mir weg, sodass sich unsere Gesichter schließlich wieder gegenüberlagen. Ein undefinierbarer Blick lag in Taehyungs Augen - Unverständniss, vielleicht auch Angst. Auf jeden Fall gefiel mir dieser Anblick nicht, sodass ich mit meinem Daumen an seinem Kinn entlang fuhr und ihm aufmunternd entgegenlächelte.
"Ich... ich wollte dir vorhin etwas sagen", murmelte ich leise und näherte mich ihm wieder etwas, sodass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Stoßweise gingen unsere Atemzüge und prallten auf die Lippen des jeweils anderen, genauso wie mein Herz gegen meinen Brustkrob prallte. Noch nie in meinem Leben war ich derart nervös gewesen, doch ich musste zumindest das jetzt loswerden. Auch wenn es für Taehyung vielleicht nichts Besonderes sein würde. Doch für mich war es mehr als nur besonders. Für mich hatte es alles verändert.
Kurz herrschte Stille zwischen uns und nur das leise Zirpen der Grillen, schallte durch die kühle Luft. Schließlich nahm ich allerdings einen tiefen Atemzug und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, der sich bei dem ängstlichen Blick in Taehyungs Augen dort gebildet hatte. "Taehyung...", kam mir sein Name wispernd über die Lippen, während ich den Blickkontakt zu ihm keine Sekunde löste, "du... ich... ich war leer. Ich war nichts weiter als ein leerer Körper mit einer emotionslosen Hülle."
Für einen Moment hielt ich inne, ließ meine Hand von seinem Arm an seine Hüfte wandern und zog ihn ein Stück näher zu mir. Ich brauchte seine Wärme, ich musste sicher sein, dass er bei mir war. Ich brauchte ihn.
"Aber du... du hast mich g-gefüllt mit t-tausend Emotionen und Gefühlen", meine Stimme begann zu zittern, sodass ich mich mehr in Taehyungs Hüfte krallte und auch er seinen Griff um meiner Taille verstärkte. "Du bist der... d-der G-grund für meine Euphorie. Und nicht nur... nicht nur d-das-" Ein Schluchzen entwich meinen Lippen und zwang mich dazu innezuhalten. Ich konnte es nicht verhindern, dass mir die ersten Tränen über die Wangen kullerten, während ich das atemberaubend schöne Funkeln in den Augen meines Gegenübers betrachtete.
"D-du bist mein Anfang", presste ich schließlich wimmernd hervor und schniefte einmal auf, "d-du bist mein Anfang... a-also... b-bitte verlasse m-mich nicht."
Gerade wollte ich meinen Blick peinlich berührt herabsenken und mir die Tränen aus den Augenwinkeln wischen, als ich mit einem Mal jedoch eine zarte Berührung auf meinen Lippen spürte.
Entsetzt riss ich meine Augen auf und meinen Kopf wieder herum. Sofort gefror ich in meinen Bewegungen. Ich hielt den Atem an. Vor mir stand Taehyung, hatte seine Lider gesenkt und mied meinen Blick, während sich ein deutlicher rosa Schimmer auf seinen Wangen abzeichnete. Hatte er mich etwa gerade-
Für einige Sekunden starrte ich den Mann vor mir einfach nur aus großen Augen an, schweifte erneut über sein makelloses Gesicht, blieb schließlich jedoch an seinen Lippen hängen. Augenblicklich jagte eine kribbelnde Welle durch meinen Körper und mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Kurz überlegte ich mir mit dem Daumen über meine eigenen Lippen zu fahren, doch dieser lag immer noch an Taehyungs Kiefer, sodass ich ihn fast wie automatisiert an sein Kinn wandern ließ. Mit Daumen und Zeigefinger schob ich seinen Kopf langsam zu mir herüber, sodass sich unsere Gesichter wieder näherten.
Sogleich schlug der Dunkelhaarige seine funkelnden Augen wieder auf und betrachetet mich schüchtern. Zaghaft ließ ich meinen Daumen zu seinen Lippen wandern und fuhr wie paralysiert über seine weiche Unterlippe, die sich plötzlich unter meiner Haut bewegte. "J-jungkook ich...falls du das nicht-", doch weiter kam er nicht, denn da schloss ich bereits meine Augen, verkürzte den Abstand zwischen uns und verband unsere Lippen zu einem weiteren Kuss.
Eine berauschende Welle flutete jeden Winkel meines Körpers, das Adrenalin rauschte durch meine Adern. Zuerst schien Taehyung überrumpelnd und erwiderte den Kuss nicht, doch dann seufzte er erleichtert auf und entspannte sich merklich in meinen Armen. Zitternd bewegten sich unsere Lippen gegeneinander, unsicher, aber dennoch verlangend. Und nach einigen Sekunden wich die Unsicherheit immer mehr dem Verlangen, dem Gefühl endlich all das in diesen Kuss legen zu können, was man gegenüber dieser Person empfand, all die Sehnsucht, das Glück und die Freude, sodass sich unsere Münder schließlich leidenschaftlich aneinanderschmiegten. Mit den Händen fuhren wir uns gegenseitig über die erhitzte Haut und konnten gar nicht mehr genug voneinander bekommen.
Schließlich mussten wir uns aber widerwillig voneinander lösen und erstmal nach Luft schnappen. Keuchend und außer Atem standen wir uns gegenüber, in den Armen des jeweils anderen und gefangen in dessen magischer Galaxie.
"I-ich... ich möchte dir ein Geschenk geben", hauchte Taehyung aber schließlich, wobei sich unsere Nasenspitzen immer noch berührten, "aber dafür musst du mit zu mir kommen." Und mit diesen Worten platzierte er einen flüchtigen Kuss auf meinem Mundwinkel, ergriff danach mit dem schönsten Lächeln auf seinen Lippen meine Hand und zog mich mit vor Glück klopfendem Herzen den Hügel herunter.
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*inserts a warm hug for everyone*
Könnt ihr raten, welche Songs ich beim Schreiben gehört habe? Es waren 5 Stück, wovon einer kein BTS Song war ^^
Ich hoffe es gefällt euch 💜
Borahae
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