🎨36🎨


Okay let's Go! Hope you'll have fun 💜

—————-

„Ich sag's euch, meine kleine Schwester hat 'nen richtigen Schlag schräg im Moment", schnaufte Hobi neben mir genervt auf. "Ich meine, was ist denn falsch mit ihr, sich morgens vor der Schule die Haare glätten zu müssen und dabei das Bad für eine Stunde zu belegen?" So richtig hörte ich meinem Freund gar nicht zu, denn meine Gedanken waren ganz woanders. Abgesehen davon, dass mein Hausarrest um eine Woche verlängert wurde, konnte ich mal wieder nicht schlafen und habe nur an eine Person gedacht. Dabei hatte ich mir doch gestern vorgenommen, ihn einfach zu vergessen, zu ignorieren und nie wiederzusehen. Ich wollte mein altes, langweiliges Leben zurück, denn alles, was in den letzten Tagen passiert war, hatte mich nicht nur verwirrt, sondern vollkommen verändert. Und das machte mir eine heiden Angst.

"kaay? Jkaay? JUNGKOOK!", riss mich plötzlich die Stimme des Rotschopfs wieder aus meinen Gedanken und keine Sekunde später bekam ich einen Schlag auf meinen Hinterkopf. "Hörst du mir überhaupt zu, Bro?" Mit genervtem Blick starrte er mich an, sodass ich zu einem hastigen Nicken ansetzte und versuchte etwas zu den Worten zu sagen, die ich beiläufig aufgefasst hatte. "Du brauchst dich gar nicht zu beschweren, du Heulsuse", ich setzte mein über die Jahre einstudiertes Fake-Lachen auf und boxte ihm neckisch gegen die Schulter, "schließlich hast du keinen Jimin Zuhause."

Sofort fing der Junge neben mir lautstark an zu Kichern und winkte belustigt ab: "Hast Recht, hast Recht... das ist 'ne ganze Nummer schlimmer." Genau in dem Moment konnte ich helle Hilferufe, vermischt mit einem Wimmern vernehmen und musste nicht eine Sekunde lang überlegen, um wen es sich dabei handelte. Als Hobi mir dann auch noch mit dem Ellenbogen in die Seite stieß und mit dem Zeigefinger auf eine Gruppe Mittelstufenschüler zeigte, die sich vor einem dünnen, blonden Jungen, der sich verzweifelt in die Backsteinmauer drückte, aufgebaut hatten, bekam ich auch die Bestätigung zu meiner Vermutung.

"Wenn man vom Teufel spricht", hörte ich da aber plötzlich eine weitere Stimme und drehte mich ruckartig herum, nur um Yoongi und Namjoon zu erkennen. "Na, wem sagst du das", kicherte Hoseok und faustete mit beiden ein. "Was meinst du damit? Habt ihr etwa auch über uns geredet?", hakte Yoongi sogleich nach, während ein schiefes Grinsen auf seine Lippen wanderte. Doch keine Sekunde später boxte mein Nebenmann dem Blondschopf feste gegen den Oberarm, sodass dieser ihn mit einem finsteren Blick strafte. "Ey, was sollte das, du Bastardkröte?", motzte dieser augenblicklich und rieb sich die schmerzende Stelle. "Du bist nicht so unwiderstehlich wie du denkst", brummte Hoseok jedoch nur und erntete einen entsetzten Blick von Yoongi. "Was soll das denn heißen?!", empörte dieser sich und verschränkte seine Arme beleidigt vor der Brust.

"Leuteeee, jetzt kriegt euch mal wieder ein", war es letztendlich Namjoon, der die Situation zu schlichten versuchte. "Aber-", wollte Yoongi protestieren, allerdings wurde ihm das Wort erneut von Namjoon abgeschnitten. "Was geht denn da vorne schon wieder ab?", fragte er mit in Falten gelegter Stirn und deutete ebenfalls mit dem Kopf zu der Gruppe Jungen, die ich beinahe vergessen hätte. Normalerweise, würde ich das auch einfach ganz schnell wieder verdrängen und mich keinen Deut darum scheren, was dort vorne passierte. Es wäre mir egal - so wie immer.

Aber als mein Blick zurück auf den zusammengekauerten Jungen an der Wand fiel und wie er immer wieder einige Schläge abbekam, zog sich etwas in meinem Magen krampfhaft zusammen. "So ein Bettnässer, echt", kicherte Yoongi hämisch, während er Hoseok am Arm griff und ihn zu der Gruppe herüberziehen wollte. „Kriegt schon wieder was auf die Fresse und hat nicht einmal den Mumm sich zu wehren."

Stumm folgte ich den beiden und auch Namjoon schloss sich uns an, doch irgendetwas in mir fand das alles gerade nicht so spaßig. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte nicht, dass die drei das machen würden, was sie in so einer Situation sonst immer taten. Ich hatte keine Ahnnung, was genau mich dazu bewegte, aber keine Sekunde später überholte ich meine Freunde, stellte mich eilig vor sie und setzte einen gespielt schockierten Blick auf. "Scheiße, wir schreiben heute einen Test in Mathe", presste ich meine Notlüge hervor und hoffte einfach nur, dass sie darauf anspringen würden. "Lasst uns lieber schnell reingehen."

Das Bild, was sich meinen Augen daraufhin bot, war schon zum Schießen komisch, aber darauf kam es mir jetzt nicht an. "Echt jetzt?", blaffte Hobi und zog eine Augenbraue misstrauisch hoch. Ein schnelles Nicken meinerseits reichte jedoch aus, um Yoongi gequält sein Gesicht verziehen zu lassen. "Ich schwänze", seufzte er laut auf und drehte sich bereits zum Gehen um. Hobi tauschte derweil einen schnellen Blick zwischen uns aus, ehe er sich kurz entschuldigte und ebenfalls kehrt machte, um sich Yoongi anzuschließen. "Ich geh dann schonmal rein", brummte Namjoon und ich konnte mir bei seiner Aussage ein Grinsen nicht verkneifen - so ein Streber.

Doch als schließlich alle meine Freunde verschwunden waren und ich mich alleine auf dem Schulhof befand, drehte ich mich hastig wieder zu der Gruppe herüber, die immer noch auf den Jungen an der Wand einprügelte. Reichte es ihnen denn nicht langsam? Für einen Moment haderte ich mit mir, ob ich wirklich eingreifen und etwas unternehmen sollte. Ich hatte doch noch nie für irgendjemanden Partei ergriffen und erst Recht nicht für die Person dort drüben. Eigentlich stand ich sogar immer in der ersten Reihe, wenn es darum ging ihm eine reinzuhauen.

Aber irgendetwas hatte sich verändert. Dort drüben... diese Person an der Wand, war mein gottverdammter Bruder und auch wenn er mir eigentlich egal war, er mich immerzu nervte und mir auf den Sack ging, legte sich in mir von jetzt auf gleich ein Schalter um.

Mit großen Schritten rannte ich auf die Gruppe Schüler zu, schubste den ersten von ihnen mit Schwung zur Seite und erlangte dadurch die Aufmerksamkeit aller anderen. Sofort rissen sie entsetzt und ängstlich ihre Augen auf, taumelten einige Schritte zurück, als ich mich vor ihnen zu meiner vollen Größe aufbaute. Sofort zogen sie alle ihre Köpfe ein. Hatten sie tatsächlich solch eine Angst vor mir? Irgendwie zog sich bei der Erkenntnis mein Herz schmerzhaft zusammen.

"Verschwindet, ihr Kindergartengangster", fauchte ich ihnen dunkel entgegen, "ich mach hier dann weiter." Um möglichst glaubwürdig zu wirken, schlug ich mit meiner Faust in meine flache Hand und strafte den am Boden liegenden Jungen mit einem meiner düstersten Blicke. Die anderen Schüler schien das jedoch noch nicht zu überzeugen, sodass ich einen Schritt vortrat, den Jungen, der wie ihr Anführer aussah, fest am Kragen packte und bis auf wenige Zentimeter an mein Gesicht heranzog: "Oder willst du lieber da unten auf dem Boden liegen?" Meine Stimme glich einem Eiszapfen, schnitt wie ein Dolch durch seine Brust und ließ ihn ängstlich nach Luft schnappen. Augenblicklich schubste ich ihn nach hinten, sodass er einige Meter zurückstolperte und gegen einen seiner Freunde stieß. "Und jetzt haut ab!", schrie ich ihnen entgegen und binnen einer Sekunde nahmen sie alle wie die Ameisen Reißaus.

Ein angstrengtes Seufzen entwich meinen Lippen. Warum tat ich das hier überhaupt?

Doch als ich mich zu meinem Bruder herumdrehte, ihn dort mit aufgeplatzter Lippe und blauem Auge auf dem Boden kauern sah, bereute ich es sofort, den Typen nicht doch eine reingehauen zu haben. Allerdings konnte ich sehen, wie Jimin sich noch ein ganzes Stück kleiner machte und seine Arme schützend um seinen schmalen Körper schlang. Dieser Anblick versetzte mir augenblicklich einen Stich ins Herz. Hatte er wirklich solche Angst vor mir? Dachte er ich würde ihm jetzt etwas antun?

Aber wen wunderte es - ich hatte genau das über Jahre getan. Zumindest hatte ich zugeschaut, meine Freunde machen lassen und nichts dagegen unternommen. Was hatte sich geändert? Wieso beschützte ich ihn dann jetzt?

"J-jungkook... b-bitte... bitte n-nicht", schluchzte der Jüngere und drückte sich noch etwas mehr gegen die Backsteinwand. Und als sein völlig aufgelöster Blick auf den meinen traf, konnte ich einfach nicht anders. Mit einem Satz hatte ich mich neben meinen Bruder gehockt, meine Arme um seine Schultern geschlossen und ihn fest gegen meine Brust gedrückt. Zuerst spürte ich, wie Jimin sich merklich in meinem Griff anspannte, sich nach kurzer Zeit jedoch mehr an mich drückte und lautstark anfing zu schluchzen.

"Jimin shhh", hauchte ich gegen seinen Haarschopf, "ganz ruhig." Doch der Junge hörte nicht auf zu weinen. Immer wieder rannen ihm die Tränen über die Wangen, tränkten sowohl sein als auch mein Shirt und brachten mich dazu, meine Kiefer fest aufeinanderzupressen. Mit einem Mal wurde mir schmerzlich bewusst, dass Jimin genau das jeden Tag über sich ergehen lassen musste, immer wieder. Und ich hatte nie etwas unternommen. Mir war es immer egal gewesen. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, dass er völlig aufgelöst in seinem Zimmer verschwunden war, keine Freunde aus der Schule hatte und sich für ein Treffen noch einmal extra herausputzte.

Plötzlich kochte so eine gewaltige Wut in mir. Wie hatte es mir egal sein können? Warum hatte ich nie etwas getan?

Die Erkenntnis traf mich wie einen Schlag und zum ersten Mal bereute ich es nicht, dass meine Denkweise, mein Leben, meine Einstellung gegenüber den Dingen, sich innerhalb der letzten Tage verändert hatten.

Sanft ließ ich meine Hand in Jimins blonde Strähne fahren: "Es tut mir so leid, Jimin. Es tut mir so unglaublich leid."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top