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"Ne, das kannst du vergessen!", motzte ich dem kichernden Lockenschopf neben mir entgegen und verschränkte widerwillig meine Arme vor der Brust. "Aber Jungkook... das wird bestimmt lustig", versuchte er mich ein weiteres Mal zu überzeugen, doch da konnte er lange warten. Solange ich meinen Verstand noch nicht verloren hatte, würde ich niemals auch nur auf die Idee kommen, mit diesem Chaoten shoppen zu gehen.

Vorsichtig schielte ich zu dem Trottel herüber, der immer noch an dem Türrahmen lehnte und uns mit einem schelmischen Grinsen musterte. Was glotzte er denn so blöd? Abgesehen davon, dass ich sowieso niemals mit Taehyung in die Öffentlichkeit gehen würde, wäre er der Grund, weshalb ich nicht einmal daran denken würde - Dieser komische Vincent 2.0, wie er dort so selbstgefällig herumstand und das zu allem Überfluss auch noch perfekt gestylt und wirklich gutaussehend. Das war ja wirklich zum Kotzen.

"Nein", brummte ich ein weiteres Mal, während ich meinen finsteren Blick gen Boden senkte, "ich habe doch keinen völligen Dachschaden." "Naja also, wenn man das so ganz genau nimmt...", drangen die Worte meines Nebenmannes amüsiert an mein Ohr und ich war schon drauf und dran aufzuspringen und ihm mal zu zeigen, wer hier einen 'völligen Dachschaden' hatte. Doch gerade als Taehyung sich etwas mehr in dem Sessel verkroch und ich ihn am Kragen packen wollte, stand plötzlich der Bademantel-Typ neben uns und hielt mit kräftigem Griff meine Hand auf.

Verdutzt drehte ich meinen Kopf zu ihm herüber und blitzte ihm dunkel entgegen. Sofort entwich seiner Kehle ein erschrickter Laut, bevor er seine Hand vorsichtig von meiner löste und nervös anfing zu lachen. "Ist schon okay", meinte er dann und umgriff anstatt meinem Taehyungs Handgelenk, zog ihn schwungvoll aus dem Sessel und daraufhin auch schon in Richtung Haustür, "du musst ja nicht mitkommen."

Wie festgewachsen bewegte ich mich nicht vom Fleck, starrte nur den beiden verrückten Vögeln hinterher und spürte wie sich etwas in meiner Brust mit einem Mal schmerzlich zusammenzog. Irgendetwas schien mir an der ganzen Sache nicht zu gefallen. Bei dem Anblick, wie dieses Möchtegern-Model nun einen Arm um Taehyungs Taille legte, die unter den weiten, bunten Klamotten gar nicht so schmal ausgesehen hatte, schloss ich wie von selbst meine Hände zu Fäusten und biss mir fest auf die Unterlippe.

Was war denn schon wieder los mit mir? Eigentlich sollte es mir doch egal sein, dass sie jetzt Shoppen gingen. Ich hatte auch ehrlich gesagt wirklich überhaupt gar keine Lust darauf, weil es von allen Dingen, die mir ja bekanntlich sowieso nie Spaß bereiteten, das war, bei dem ich mich am ehesten augenblicklich in den Tod stürzen würde. Ja, das würde ich - obwohl ich genau wusste wie anstrengend das doch wäre.

Und dennoch konnte ich nicht mitansehen, wie sie die Tür bereits aufzogen und eng umschlungen aus der Wohnung verschwinden wollten. "Du solltest dann jetzt nach Hause gehen, Jungkook", Taehyung warf mir einen bestimmten Blick über die Schulter hinweg zu und als dieser Schnösel neben ihm mir auf einmal zuzwinkerte, wäre ich ihm am liebsten sofort an die Gurgel gesprungen.

Doch ich überlegte es mir anders.

"Ich komme doch mit", verkündete ich entschlossen und lief mit großen Schritten zu den beiden Männern herüber. Sofort weiteten sich Taehyungs Augen überrascht und sein Mund klappte etwas auf. Derweil schnaubte der Idiot neben ihm nur augenverdrehend auf: "Na super, jetzt haben wir die Spaßbremse doch am Arsch kleben."

"WIE BITTE!? Ich zeig dir gleich mal wer hier eine Spaßbremse ist", wollte ich mit erhobener Faust auf ihn losgehen, doch wurde abrupt von Taehyung unterbrochen. "Jungkook", schnitt mein Name dunkel durch die angespannte Athmosphäre und jagte mir einen Schauer über den Rücken, "du kannst auch einfach auf der anderen Seite neben mir laufen."

W-was?

Meine Augen vielen mir bei seinen Worten und dem schelmischen Grinsen, was er an den Tag gelegt hatte, beinahe aus den Höhlen. Mein Herz pochte wild in meiner Brust und dennoch baute sich die schiere Wut in meinem Körper immer weiter auf. Wollte er mich etwa zum Narren halten?

"Nein danke, kein Bedarf", pampte ich ihm entgegen und verzog mein Gesicht wieder zu einer finsteren Miene.

"Na gut, dann eben nicht", gab er schulterzuckend von sich und trat anschließend mit dem Bademantel-Typ im Arm aus dem Flur heraus. Stumm folgte ich ihnen und zog die Tür hinter mir ins Schloss. Ein mürrisches Seufzen verließ meine Kehle, was diesen Affen wieder auf mich aufmerksam machte.

"Na Hauptsache wir müssen dich später nicht an die Leine nehmen", lachte er laut auf, kassierte jedoch keine Sekunde später einen Schlag von Taehyung an seinem Hinterkopf. "Es reicht jetzt, Jin", ermahnte er ihn harsch, sodass der andere sich schmollend den Kopf rieb, stumm nickte und dann weiter mit ihm den Bürgersteig entlangschlenderte.

-

Mit hängendem Kopf lief ich einige Meter hinter den beiden anderen her und hoffte einfach nur, dass das alles schell vorbeigehen würde. Welche andere Persönlichkeit hatte denn auch bitte von mir Besitz ergriffen und beschlossen, bei dieser Freak-Show auch noch mitzuwirken? Wieso hätte ich nicht einfach nach Hause gehen und die beiden Spinner, Spinner sein lassen können?

Erneut verließ ein Seufzen meine Lippen, als ich im Augenwinkel erkennen konnte, dass wir uns allmählich der Mall näherten. Hier tummelten sich bereits hunderte von Leuten, viele von ihnen bepackt mit schweren Einkaufstüten, andere mit einem Handy am Ohr und in großer Eile. In meinem ganzen Leben war ich erst ganze zwei Mal hier gewesen. Und dass auch nur, weil mir nach der Pubertät keine meiner Sachen mehr gepasst hatten und das andere Mal, weil meine Freunde hier unbedingt in eine Spielhalle wollten. Nervig.

Damals hatte ich es tapfer über mich ergehen lassen und auch jetzt biss ich die Zähne zusammen. Eigentlich hätte ich auch einfach gehen können, doch irgendetwas tief in mir drinnen wollte nicht, dass ich diesen Jin mit Taehyung alleine ließ.

Deshalb schlurfte ich weiter hinter ihnen her, konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie sie bereits von vielen Augenpaaren im Vorbeigehen gemustert wurden. Ob aus Neugier oder aus Ablehnung wusste ich nicht genau, doch ich hätte eher auf letzteres getippt, wenn ich sah wie sie ihre Köpfe eng aneinander steckten und dann auch noch ihre völlig bekloppten Klamotten trugen.

Meine Augen blieben für einen Moment an dem Rücken des Lockenschopfs hängen. Seine Statur kam unter dem weiten Pullover gar nicht richtig zur Geltung und auch die weite, mit bunten Farbklecksen übersähte Hose, ließ nur erahnen, dass sich darunter ein durchaus schmaler Bursche verbergen musste. Dennoch faszinierte mich sein Aussehen und ich ertappte mich dabei, wie mein Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu seinem Hinterteil herunterwanderte, das in seinem eleganten Gang schwungvoll mitwippte. Das einzige Körperteil, das die Kleidung ausfüllte und das obwohl sie so weit war.

Oh gott, wo schaute ich denn bitte hin?!

Hastig schüttelte ich meinen Kopf und versuchte die Hitze, die mir sogleich in die Wangen stieg, zu unterdrücken. Was war denn nur los mit mir? Ich wollte diesen Penner doch vergessen und jetzt lief ich wie ein Schoßhündchen hinter ihm und seinem ach so besten Kumpel hinterher und starrte ihm auf den Hintern? Das war defintiv nicht der Plan!

In meinen Gedanken versunken, verschnellerte ich mein Tempo etwas und hielt meinen Blick starr gen Boden gerichtet. Das graue Pflaster wirkte trist und trostlos; es erinnerte mich beinahe an mein Inneres, bevor ich diesen Typen kennengelernt hatte.

"Hey, wir sind hier, Jungkook", rief mir aber aufeinmal eine vertraute Stimme zu und sorgte dafür, dass ich augenblicklich meinen Kopf herumschwenken ließ. Suchend sah ich mich in dem Getümmel der Menschen um, realisierte erst jetzt, dass ich die beiden ganz aus den Augen verloren hatte.

"Hier", ertönte Taehyungs Stimme dann ein weiteres Mal und da viel mir auch der bunt karierte Pullover in die Augen, der zu einem winkenden und breit lächelnden Lockenschopf gehörte. Mit dem Futzi neben sich stand er in einer kleinen Gasse, die definitiv nicht zur Mall führen würde. Schnell kämpfte ich mich durch die Menschen zu ihnen durch und begegnete ihnen mit einem fragenden Blick.

"Was macht ihr denn hier?" "Na was wohl? Wir gehen shoppen", kicherte Taehyung und schüttelte etwas belustigt den Kopf. Ich hingegen zog derweil nur eine Augenbraue hoch und da bekam der Schwarzhaarige schnell einen Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite. "Man, Jin, was ist de-", vielsagend nickte der Schönling zu mir herüber und da schien Taehyung zu realisieren, dass ich mich fragte, was wir abseits des EInkaufzentrums "shoppen" wollten.

"Ach sooo...", stieß er seufzend aus und grinste mich glücklich an, "die besten Geschäfte gibt es doch nicht in der Mall."

Hä? Wollte er mich auf den Arm nehmen? In der Mall gab es doch alle Marken und unzählige Läden. Doch dann sah ich an ihm herab und schlagartig wurde mir bewusst, dass ich keinen Plan hatte, wo man überhaupt solch ausgefallene Sachen herbekam. Die Freak-Show entpuppte sich immer mehr als ein großes Zirkusfestival und dennoch spürte ich plötzlich dieses aufgeregte Kribbeln in mir.

Ein Einkaufsbummel nicht in der Shopping-Mall... wo denn dann?

"Was habt ihr vor?", fragte ich deshalb, trotzdem möglichst desinteressiert. "Uhhh vielleicht entführen wir dich ja", flüsterte das Model und versuchte wohl auf eine verdrehte Art und Weise bedrohlich zu sein - creepy. Jedenfalls erntete er keine Sekunde später einen weiteren Klaps auf den Hinterkopf und zuckte merklich zusammen.

"Man Jin, wenn dann entführen wir ihn in die Welt des Vintages", warf er dem anderen einen bösen Blick zu, ehe er mir ein Lächeln schenkte, das sofort mein Herz höher schlagen ließ.

Doch dann wurde mir die eigentliche Bedeutung seiner Worte bewusst. Vintage? War das sein Ernst? Würde ich jetzt echt nur so Klamotten sehen wie die, die er gerade trug?

Erneut wanderte ich mit meinen Augen an den knallbunten Sachen entlang, als mir plötzlich bewusst wurde, dass sie das genaue Gegenteil zu dem grauen, kalten Asphalt waren, den ich vorhin noch angestarrt hatte. Sie waren irgendwie durcheinander, wild und neu. Alles an ihnen schrie beinahe danach aufzufallen und andere in den Schatten zu stellen. Und je mehr mir das bewusst wurde, desto mehr erkannte ich, dass sie meinem Inneren in diesem Moment so viel mehr glichen, als der Asphalt. In mir drinnen waren plötzlich diese Gefühle aufgetaucht, die alles in ein riesiges Chaos gestürzt und die anderen Gedanken in den Schatten gestellt hatten.

Und das alles nur wegen ihm.

Ohne weiter darüber nachzudenken hüpfte ich an den beiden Streithähnen vorbei durch die schmale Gasse, drehte mich jedoch zu ihnen um, als ich bemerkte, dass sie mir nicht folgten. Auffordernd breitete ich meine Arme aus und bei dem Anblick ihrer verwirrten Gesichter, schlich sich sogar ein sanftes Lächeln auf meine Lippen.

"Na, was ist? Worauf wartet ihr noch?", rief ich ihnen zu. Sofort tauschten die beiden einen mehr als überraschten Blick aus. "Was ist denn mit dem los?", war es schließlich Jin, der aus seiner Starre erwachte, jedoch nur ein Schulterzucken von Taeyhung als Antwort bekam, bevor sie mir beide, ohne weitere Fragen zu stellen, endlich folgten.

Was mit mir los war? Ich wusste es ja selbst nicht so genau. Aber dieses neuartige Chaos in mir drin wollte ich unbedingt kennenlernen.

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Also das war überhaupt nicht so geplant haha XD meine Finger haben sich verselbstständigt.

Habt einen schönen Abend! Borahae <3

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