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Jungkook
"Hey, ihr Penner", begrüßte ich meine Freunde, die sich lässig an die Wand vor dem Klassenraum gelehnt hatten. "Hey, du Saftsack", entgegnete der Kleinste von ihnen und trat auf mich zu, um mich kurz in seine Arme zu ziehen und mir brüderlich auf den Rücken zu klopfen. "Naw, Yoongi", quiekte plötzlich der Rothaarige hinter ihm auf "du bist ja heute ganz zutraulich."
Ehrlich gesagt hatte er recht, denn der blonde Junge, mit dem Bandana in den Haaren, der Bomberjacke und schwarzen Jogginghose, war sonst eher einer von der ungemütlichen Sorte. Umarmungen passten da so gar nicht zu ihm. "Ich wollte ihm nur etwas Trost dafür spenden, dass er klätschnass ist und wie ein begossener Pudel aussieht, okaay?", gab er aufmüpfig von sich und musterte den Rothaarigen mit einer hochgezogene Augenbraue ehe sich ein schiefes Grinsen auf seine Lippen legte. "Oder bist du etwa eifersüchtig, Hobilein?", neckte er den etwas Größeren.
Hobilein? Seit wann nannte er Hoseok denn bitte so? Was sollte das? Und was war das bitte überhaupt für ein Name? "Eifersüchtig? Darauf, dass du jemandem auf den Rücken klopfst? Träum weiter", schnaubte er und verschränkte unbeeindruckt die Arme vor der Brust. Plötzlich zog Yoongi jedoch eines der vorbeilaufenden Mädchen am Handgelenk zu sich herüber und drückte es sogleich gegen die Wand. Seine beiden Hände platzierte er links und rechts neben ihrem Kopf und lehnte sich dann bis auf wenige Zentimeter nah an sie heran.
Das Mädchen, ihren Namen kannte ich nicht einmal und ich bezweifelte sehr stark, dass Yoongi das tat, senkte schüchtern ihren Blick auf den Boden und ein leichter rosa Schimmer zierte ihre Wangen. Vorsichtig ließ der Blondschopf einen Finger unter ihr Kinn wandern, nur um dieses etwas anzuheben und ihren Blick wieder mit seinem aufzufangen. "Na du Schöne", hauchte er ihr sanft entgegen und ich bezweifelte auch ganz stark, dass er sie wirklich schön fand.
Das Mädchen wurde derweil nur noch um einiges roter und ich fragte mich wirklich, was das hier werden sollte, als plötzlich ein ziemlich aufgebrachter Hoseok Yoongis Schulter ergriff und ihn an dieser nach hinten schubste. "Lass sie in Ruhe, du Bastard", fuhr der Rotschopf ihn an und legte erneut beide Hände auf die Schultern des Blonden, um ihn weiter durch den Flur zu schubsen.
Nach ein paar Sekunden beschlich mich das dumme, wirklich dumme Gefühl, dass diese kleine Auseinandersetzung hier kurz davor war, in einer Prügelei zu enden. Der Größte von uns allen, welcher sich beinahe gruselig leise neben mich geschlichen und bis jetzt noch gar nicht bemerkbar gemacht hatte, sah das wohl genauso. Denn gleich darauf seufzte er einmal auf, lief in großen Schritten zu den beiden Streithähnen herüber, packte sowohl Yoongi, als auch Hoseok am Kragen und zog sie auseinander. Die Beiden versuchten dennoch immer wieder sich loszureißen und um sich zu schlagen. Doch Namjoon, das Kraftpaket, ließ da gar nichts anbrennen. "Jetzt kommt mal wieder klar, ihr Idioten", murrte er und packte sogleich noch etwas fester zu. "Au", ertönte es von Hoseok und auch Yoongi verzog das Gesicht etwas. "Ihr benehmt euch wie zwei Kindergartenkinder und selbst die hätten es zumindest schon mal geschafft sich eins auf die Nase zu geben. Ihr hingegen hampelt einfach nur umeinander rum."
Ein belustigtes Grinsen legte sich auf meine Lippen, auch wenn ich das eigentlich alles gar nicht so lustig fand. Ich verstand nicht wirklich, warum die beiden sich an die Gurgel gegangen waren, aber es interessierte mich auch nicht. Deshalb bekam ich auch nur noch aus dem Augenwinkel mit, wie Namjoon den beiden Raufbolden jeweils einen Klaps auf den Hinterkopf gab, bevor ich mich einfach zur Klasse drehte und eintrat.
Sofort lagen viele der Blicke auf mir. Wie immer eigentlich. Anscheinend war ich für die wohl sowas wie hübsch oder so, zumindest für die Mädchen. Die Jungen... keine Ahnung, was die wohl von mir dachten. Einige hatten bestimmt Angst, andere bewunderten mich und wieder andere waren froh, nicht so ein Albtraum zu sein wie ich er eben war. Naja, ich machte mir nichts daraus, was andere über mich dachten.
Müde ließ ich mich auf meinen Stuhl in der hintersten Reihe sinken und ein paar Sekunden später kamen auch die anderen drei in den Raum, dicht gefolgt von unserem Mathelehrer. Nicht sonderlich schnell liefen sie zu mir herüber und Yoongi konnte es nicht unterlassen, Hoseok einen Gehfehler zu geben, sodass dieser gehörig ins Straucheln geriet und dabei Halt suchend ein Etui vom Tisch neben sich auf den Boden fliegen ließ. Natürlich kullerten sofort alle Stifte heraus. Das Mädchen, zu welchem das Etui gehörte, zuckte bei dem Aufprall ängstlich zusammen und beugte sich dann sogleich herunter, um ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, die Stifte wieder einzusammeln.
"Min", rief unser Mathelehrer verägert auf und donnerte seine Ledertasche mit einem dumpfen Knall auf das Pult, sodass das Mädchen am Boden ein weiteres Mal zusammenzuckte "das gibt einen Eintrag ins Klassenbuch." Sofort zückte er einen Stift und blätterte in dem grünen Buch herum. "Ahja, der fünfte für diesen Monat. Super", triumphierte er "das heißt dann also Gespräch beim Rektor und eine Runde Nachsitzen."
Ein hämisches Grinsen wanderte auf meine Lippen und ich beobachtete wie auch Namjoon anfing zu lachen und Yoongi in den Oberarm boxte. "Haha, du bist so ein Flachwichser, Yoongs, geschieht dir recht", musste Hoseok natürlich noch seinen Senf dazu geben. "Danke ihnen für diesen geistreichen Kommentar, Herr Jung", ertönte abermals die Stimme unseres Lehrers, welcher es sich inzwischen im Schneidersitz auf dem Pult bequem gemacht hatte. "Wäre es denn, wenn sie jetzt Platz nehmen würden und mir die Lösung zu der ersten Hausaufgabe erklären könnten?"
Ich musste ein Kichern unterdrücken. Ja, ich gab es zu, ich hegte Sympathien gegen meinen Mathelehrer und eigentlich fand ich Mathe auch echt cool. Aber eben nur eigentlich, denn es passte ja nicht wirklich in mein Image und allgemein war mir ja sowieso alles egal.
"Ehm... ich ehm ich...ich", druckste Hoseok herum und blätterte etwas verzweifelt in seinem Heft umher. "Was denn? Haben sie die Hausaufgaben etwa nicht gemacht?" Unser Lehrer tippte ungeduldig mit den Fingern auf seinen Knien herum und fixierte meinen Freund mit seinem ernsten Blick. "Ich... ehm... ja... nein. Also, so halb", nuschelte der Rotschopf dann und linste aus schüchternen Augen zu dem Lehrer auf.
Dieser schüttelte derweil den Kopf. "So halb. So halb gibt's nicht. Das ist wie beim Schwangersein: Entweder ist man schwanger oder man ist es nicht!" Die Klasse, Namjoon und Yoongi mit eingenommen, brach in ein schallendes Gelächter aus und irgendwie tat mir Hobi wirklich etwas leid, aber er war nunmal selbst schuld. Wenn er den ganzen Tag immer damit verbrachte zu tanzen, wunderte es mich auch nicht, dass er keine Hausaufgaben machte.
Bei mir kam sowas gar nicht in die Tüte. Nicht, dass ich ein Streber war oder so, aber Hausaufgaben gehörten nunmal zu meinem beschissenen Leben dazu. Deshalb machte ich sie auch. Zumindest in Mathe. Und was besseres hatte ich eh nicht zu tun.
"Schön, dann können sie sich Herrn Min auch gleich beim Nachsitzen anschließen. Herzlichen Glückwunsch zum fünften Klassenbucheintrag!"
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