Kapitel 22

24.12.2018

Weihnachten war dieses Jahr ganz anders. Die letzten vier Tage verbrachte ich bei mir zu Hause, so schön die Zeit auch mit meiner Tante und Onkel war, vermisste ich die Nähe von Grayson.

Tonnen von kleinen Schneeflocken fielen jeden Tag auf die Straßen von Lake Town. Jeden Tag beobachtete ich die kleinen kalten Flocken, wie sie sich auf meinen Balkon niederließen. Ich hatte seit vier Tagen nichts von dem Rudel gehört, es verletzte mich dass sie mich komplett ausschlossen.

Von meiner besten Freundin, Mary, hatte ich auch nichts mehr gehört. Es fühlte sich an, als hätte ich ein großes schwarzes Loch in meiner Brust, und dieses Loch wurde von Tag zu Tag tiefer.

,,Ani, schätzchen, hier ist jemand für dich!" Als ich die Treppen zum Wohnzimmer hinunterstieg, hörte ich die Stimme von Valerie. ,,Ich weiß es ist Weihnachten, aber ich würde Ani gerne bis morgen mitnehmen." Ich stieg die letzte Stufe runter und bog um die Ecke.

,,Was machst du denn hier?" Ganz überrascht betrachtete ich Valerie, die noch kleine Flocken auf ihrem rosanen Mantel hatte. ,,Wir vermissen dich alle, und wir müssen wegen Grayson und dir etwas unternehmen." Ich schaute zu Boden und nickte mit dem Kopf.

,,Komm ruhig mit rauf", Valerie folgte mir in mein warmes Zimmer. Sie setzte sich auf mein Bett und schaute sich um. ,,Du hast ein schönes Zimmer", ich setzte mich in meinen kleinen Sessel und wartete geduldig auf eine Erklärung.

,,Bitte Ani, komm mit mir, ich werde dir alles erzählen was passiert ist." Ihre warmen braunen Augen sahen in meine. Ich gab nach und zog mir warme Kleidung an.

,,Na schön, aber nur wenn du mir einen gefallen tust."

,,Nein hier lang. Hallo!" Ich schüttelte lächelnd den Kopf als Valerie versuchte Conny in meine Richtung zu lenken. Rocko hörte wie immer brav auf mich und wartete geduldig auf Conny und Valerie.

,,Setz dich durch, sonst weiß sie wie sie mit dir Spielchen spielen kann."

Ich half Valerie nach einer weile und wir setzten unseren Weg fort. ,,Er kann sich nicht an dich erinnern, du bist eine Fremde für ihn", ironisch dankend sah ich zu ihr rüber. ,,Soweit weiß ich auch bescheid, aber wieso?" Sie zuckte mit den Schultern und streichelte Conny über den Hals.

,,Ich hab nicht mit den anderen darüber geredet, ich habe in den letzten Tagen mit unseren Eltern telefoniert und ihnen die Situation erklärt. Übrigens, sie würden dich gerne kennenlernen."

,,Naja, was haben sie gesagt?" Sie atmete tief durch und machte mir klar, nicht darüber reden zu wollen. ,,Ich kann dir eins sagen Ani, gib nicht auf, er braucht etwas Zeit. Mach mit ihm Dinge die ihr gemacht habt, versuche ihn an dich zu erinnern, aber gib ihn nicht auf deswegen. Er weiß ganz genau dass ihm etwas fehlt, er weiß nur nicht wer."

Ich dachte eine Weile über ihre Worte nach. ,,Was soll ich den bitte mit ihm machen? Ich kann ihn schlecht küssen, wenn ich mich ihm überhaupt nähern darf."

,,Du wirst es schaffen", sie schenkte mir ein herzliches lächeln. ,,Okay, dann los", sie schaute mich verdutzt an. ,,Die Pferde brauchen Auslauf Valerie, Galopp", Rocko flitzte los und ließ Valerie weit hinter sich.

Ich konnte noch hören wie sie fluchte, mit einem Blick über meine Schulter sah ich wie sie mir folgte. Ich hatte das Gefühl dass Rocko immer schneller wurde und es genoss.

Ich hielt Rocko an und drehte ihn einmal um sich selbst. Ich musste nicht lange warten bis meine Freundin um die Ecke geritten kam. ,,Ani!" Ich lachte sie aus als ich ihre Haare und ihr Gesicht sah. Ihre braunen sonst glatten Haare, standen in alle Richtungen ab. Ihr Gesicht war gerötet und sie sah nicht begeistert davon aus.

Mein Kopf huschte nach links als ich ein knacken hörte. Hunter trat aus dem weißen Gebüsch und musterte uns verwirrend. ,,Pferde? Woher habt ihr Pferde?" Valerie kämpfte mit ihren Haaren und zeigte mit ihrem Finger kurz auf mich. ,,Sie hat welche", sie gab fluchend nach und verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Die anderen sind schon im Haus." Ich folgte Hunter und sah eine große holzhütte in mitten des Weißen Schnees. Ich stieg von Rocko ab und band ihn an ein Geländer aus Holz. Valerie machte es mir nach und lief als erste hinein.

Hannah saß mit Elise auf dem Sofa und schaute mit ihr in eine Zeitschrift hinein. ,,Ani!" Hannah sprang sofort auf und umarmte mich stürmisch. Elise kam dazu und drückte mich fest. ,,Du hast uns gefehlt, hier ist alles so anders ohne dich", ich lachte kurz auf und strich meine lockigen Haare auf die Seite.

Lange konnte ich mich nicht umsehen da ich gewaltsam an die harte Wand gedrückt wurde. Grayson sah herablassend auf mich herunter und musterte mein Gesicht. ,,Was hat sie hier verloren?" Er redete mehr mit Hunter als mit mir, obwohl seine Augen starr auf mich gerichtet war.

,,Bro, bleib cool. Lass sie los", er zog ihn von mir weg und blickte misstrauisch zu Hunter. ,,Grayson? Das ist Ani, deine Mate", Gray blickte geschockt zu mir. ,,Ist sie nicht, ich fühle nichts wenn ich sie ansehe."

Dieser Satz tat mir im Herzen weh. Ich blickte zu Hunter und lief sofort nach draußen. Ich setzte mich in den Sattel von Rocko und griff nach den Zügeln von Conny. Bevor ich losreiten konnte hielt Hunter mich auf. ,,Ani, geh nicht. Bitte bleib", seine grünen Augen glitzerten verzweifelt auf. ,,Ich muss die Pferde zurückbringen, ich muss so oder so nach Hause",

Er lief um Rocko herum und setzte sich in den Sattel von Conny. ,,Ich komme mit", er lächelte mir warm zu und gab Conny das Zeichen loszulaufen. ,,Nimm es Grayson nicht übel, er kann nichts dafür", er konzentrierte sich auf den Weg vor uns und wagte es nicht mich anzusehen.

,,Er verletzt meine Gefühle", er nickte Verständnisvoll und musterte mich etwas zu lange. ,,Das wird schon. Seine Eltern kommen übrigends morgen", entsetzt schaute ich zu Hunter. ,,Was? Wann wolltet ihr mir bescheid geben?" Er zuckte mit den Schultern und sah mich entschuldigend an.

,,Ich wusste nicht mal dass du heute kommst, aber ich bin froh darüber Ani. Du lockerst die Anspannung die gerade im Moment herrscht."

Hunter war damit einverstanden etwas schneller zu reiten. Er stellte sich eigentlich als ganz gut heraus, anders wie bei Valerie aber ich nahm es ihr nicht übel.

Als wir bei meinem Haus ankamen stieg ich von Rocko ab und führte ihn in den warmen Stall. Conny lief brav neben Hunter her und fiel sofort über das Heu in ihrer Box her. Hunter und ich beobachteten sie noch eine Weile schweigend. ,,Willst du jetzt wieder mitkommen?" Ich schüttelte den Kopf und wich dem enttäuschenden Blick von Hunter aus.

,,Ich werde hier bleiben, ich will nicht schon wieder von Grayson so giftig angestarrt werden. Ich vermisse seine Nähe Hunter, ich vermisse Grayson", er legte seinen Arm um meine Schulter und legte seinen Kopf auf meinen. ,,Ah, Ani. Du bist wieder da, und du hast Besuch mitgebracht", meine Tante näherte sich lächelnd Hunter.

,,Ich bin Elly, Anis Tante", sie schüttelte seine Hand und strahlte mich an. ,,Ich bin Hunter... ein Freund von Ani", ich blickte ihn von der Seite an und musterte sein Gesicht. Seine Grübchen fielen mir sofort ins Auge.

,,Kommt rein, das Essen ist gerade fertig geworden", ich schaute peinlich berührt zu Boden. ,,Hunter muss... zurück zu den anderen Elly, hab ich nicht recht? Hunter?" Ich stupste ihn in die Seite. ,,Oh nein, ich denke die anderen kommen ganz gut alleine zurecht", Elly klatschte in die Hände und zog ihn Richtung Haus.

Während des Essens saß ich still am Tisch und lauschte dem Gespräch zwischen meiner Familie und Hunter. Meine Gedanken aber waren nur bei Grayson.

Ich wollte meinen leeren Teller in die Spüle legen doch meine Tante hielt mich davon ab. ,,Geh du doch bitte mit deinem Gast in dein Zimmer Ani", sie grinste mir zu und räumte die Teller zusammen mit John auf.

Ich lief ohne auf Hunter zu warten in mein Zimmer, dort setzte ich mich auf mein Bett. Hunter schloss die Türe hinter sich und musterte mich kurz still. ,,Ani, ich verspreche dir ich werde Grayson helfen, aber lass dich davon nicht runterziehen. Zeig ihm wie hübsch und liebevoll du sein kannst."

Ich merkte wie meine Wangen etwas errötenden. Ich stand auf und wollte das Licht anmachen doch er griff sanft nach meiner Hand. ,,Hunter", ich wollte mich befreien doch er drückte leicht zu und ließ mich nicht los. Er drückte mich leicht an die Wand und nahm einer meiner Locken zwischen seine Finger.

Sein Daumen wanderte zu meiner Wange und seine Hand umschloss meinen Nacken. ,,Du hast keine Ahnung was du in mir auslöst Anabell", er biss sich auf die Lippen und starrte zu mir herunter. ,,Hunter ich... Du solltest gehen", ich drehte mein Gesicht zur Seite um somit eine peinliche Situation zu vermeiden.

,,Ani, ich bitte dich. Schau mich an", eine Sekunde lang dachte ich darüber nach, doch er zog mein Kinn zu sich. Jetzt musste ich in seine grünen Augen sehen, die gerade zu leuchteten.

,,Küss mich wenn du nur einen Hauch Gefühle für mich hast, wenn nicht, lasse ich dich in Ruhe. Ani bitte, ich brauche Bestätigung." Ich sah Verzweiflung in seinen Augen, und den Schmerz den er versuchte zu verstecken.

,,Hunter du bist ein Freund, mehr nicht", ich schaute ihm dabei nicht in die Augen. ,,Okay, aber ich bitte dich, nur ein Kuss. Grayson wird dich wieder bekommen und ich lasse dich in Ruhe." Ich dachte darüber nach und fühlte die Nervosität in mir.

Er ließ die Hand an meiner Wange und die andere wanderte zu meiner Hüfte. Er zog mich näher an sich heran und schaute zu meinen Lippen. Ich legte meine Hände auf seine Brust und drückte leicht meine Lippen auf seine. Es fühlte sich ganz anders an wie bei Grayson, die Gefühle die ich bei Gray fühlte waren hier nicht vorhanden.

Er erwiderte den Kuss und drückte mich fester an sich.  Meine Hände fuhren zu seinem Nacken und krallten sich in ihn fest. Wir entfernten uns voneinander und jetzt wurde ich mir erst bewusst was ich getan hatte. Sofort schuckte ich ihn von mir weg. Natürlich bewegte er sich keinen Millimeter. Meine Hand landete blitzschnell auf seiner Wange.

Er spannte seinen Kiefer an und ließ mich nicht aus den Augen. ,,Was haben wir getan?!" Ich raufte mir meine Haare und spürte wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten. Er wollte auf mich zu gehen doch ich blockte sofort ab. ,,Geh! Geh Hunter!" Ich schuckte ihn Richtung Balkon und öffnete die Türe.

,,Grayson hat dich nicht verdient", mit diesen Worten sprang er vom Balkon. Ich knallte die Türe zu und schmiss mich auf mein Bett. Nun konnte ich die Tränen nicht zurückhalten.

Was hatte ich nur getan? Ich hatte Grayson betrogen, auch wenn er nicht mal mehr wusste wer ich war. Mein Herz schmerzte, und diesmal war ich daran Schuld.

__________________

Ich hasse mich selbst dafür :D
Aber ich konnte nicht anders! Ahhhh :(:

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top