Kapitel 8

Gelangweilt saß ich in meinem Zimmer. Meine Mutter war total enttäuscht von mir. Der Schuldirektor hatte sie nämlich angerufen und ihr alles über den Vorfall mit Alina erzählt.
Mein Blick fiel auf das Foto, auf dem ich mit meiner Mutter zu sehen war. Sofort musste ich an Jack denken. Er hatte sich das Bild angesehen, als er bei mir geschlafen hatte. Wie es ihm jetzt wohl ging?
Ich beschloss ein paar Kilometer zu laufen. Vielleicht würde ich ihm ja begegnen, so wie das letzte Mal. Es war zwar unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Generell hatte ich gerade das Gefühl, dass Nichts unmöglich ist. Besonders wenn es mit Jack zu tun hat.
Also zog ich wie immer meine Sportsachen an und lief los. Zuerst rannte ich eine kleine Runde um den Block. Dann lief ich am Konsum vorbei, doch auch hier war keine Spur von ihm. Ich rannte immer weiter, bis ich fast in jeder Straße gewesen war und keine Kraft mehr hatte. Sogar an dem Haus, neben dem ich ihn das erste Mal gesehen hatte, war ich vorbeigekommen. Erschöpft lief ich durch die Straßen. Wie dumm war ich eigentlich? Rannte durch die Straßen in der Hoffnung jemandem zu begegnen, den ich kaum kannte.
Da fiel mir die Gasse ein, in der Jack angegriffen worden war. Dort hatte ich als einziges noch nicht nachgesehen. Ich atmete tief durch und machte mich auf den Weg. Doch, als ich ankam, war niemand da, niemand außer mir. Warum auch? Jack hatte sicher besseres zu tun, als an abgelegenen Orten rumzuhängen und auf jemandem, wie mich zu warten. Die Sonne schien in den Hinterhof und sorgte dafür, dass der Ort nicht ganz so trostlos wirkte.
In diesem Augenblick sah ich etwas unter einem der Müllcontainer glänzen, gegen die ich einen dieser komischen Typen geschubst hatte. Zögerlich ging ich zu ihm und hob das glänzende Etwas auf.
Es handelte sich um eine Kette. Ich betrachtete die genauer. Sie besaß einen kleinen Engelsflügel-Anhänger. Er wirkte blass aber trotzdem sah er wunderschön aus. Ganz zu schweigen davon, wie er funkelte. Die Spitze des Flügels war Magenta, der Verschluss gold und der Rest hellvoilett. Behutsam lies ich meine Finger über die vielen kleinen Edelsteine gleiten. Wem mag dieses atemberaubende Schmuckstück wohl gehören? Hatte es jemand kürzlich verloren oder hatte es schon eine Ewigkeit hier herumgelegen? Nein, dann wäre sie sicher dreckiger. Die Kette war eigentlich in einem top Zustand. Sie hatte keinen einzigen Kratzer und war kaum schmutzig.
Ich beschloss die Kette mitzunehmen. Das war definitiv besser, als sie auf dem Boden liegen zu lassen. Ich machte sie um und ging langsam nach Hause. Vielleicht bildete ich mir das nur ein aber ich konnte schwören, dass sie leicht zu leuchten begann, als ich sie mir um den Hals legte.

Als ich Zuhause angekommen war schlüpfte ich aus meinem verschwitzten Klamotten und ging duschen. Ich überlegte, ob ich die Kette ablegen sollte, entschied mich aber dagegen. Immerhin sah es so aus, als wurde es sich um Echtsilber handeln und Echtsilber rostet ja schließlich nicht, oder?

Fünf Minuten später war ich frisch geduscht, abgetrocknet und im Schlafanzug. Ich ging noch mal in die Küche und aß ein paar Schreiben Brot mit Käse. Dann ging ich ins Wohnzimmer, wo meine Mutter vor dem Fernseher saß.

"Hallo Mom", sagte ich. Als ich keine Antwort bekam sprach ich erneut. Wieder sagte sie nichts. Vorsichtig ich näherte mich der Couch. Jetzt begriff ich warum sie nicht geantwortet hatte. Sie war eingeschlafen. Ich musste lächeln. Dann schnappte ich mir die Fernbedienung, schaltete den Fernseher aus und ging in mein Zimmer.
Ich brauche gut zwei Stunden, um einzuschlafen. Ständig musste ich an Jack denken. Verdammt, warum ging mir dieser Typ einfach nicht mehr aus dem Kopf? Warum musste ich permanent an ihn denken. An ihn, seine abgrundtiefen Augen, sein schwarzes Haar, seine Lippen und wie sie sich wohl auf meinen anfühlen würden.

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