Kapitel 4
Todmüde saß ich in meinem Zimmer. Es war inzwischen Samstag doch ich hatte auf nichts Lust.
Gelangweilt ging ich runter, kämmte ich meine Haare und aß ein paar Scheiben Toast mit Marmelade. Danach räumte ich das Geschirr weg und setzte mich mit meinem Buch auf das Sofa. Nach langem konnte ich mich mal wieder darauf konzentrieren, was ich las. Ich hatte das Buch von Miriam zum Geburtstag bekommen und es war bis jetzt wirklich gut. Es ging um eine Liebesgeschichte zwischen einem Durschschnittsgirl und einem mysteriösen Typ der scheinbar ein paar Leichen im Keller hatte.
Meine Mutter war nicht da, daher hatte ich das Haus für mich. Bis auf das nervige Ticken der Uhr war es still. Wie ich dieses Geticke hasste!!! Warum hatte Mom nicht eine Uhr kaufen können, die nicht so laute Geräusche macht?!
Genervt machte ich das Radio an und las weiter.
Als ich die Hälfte des Buches geschafft hatte, verging mir die Lust am Lesen. Eigentlich war sowas nur bei langweiligigen Büchern der Fall aber wie sagt man: Ausnahmen bestätigen die Regel.
Also nahm ich mir stattdessen mein Handy und spielte ein paar Spiele. Doch auch das wurde schnell langweilig. Es war inzwischen 16 Uhr. Ich seufzte.
Da mir nichts besseres einfiel, zog ich mich an und ging ein Stück spazieren. Es war kaum was los auf den Straßen, sodass es auch nicht viel lauter war, als Zuhause. Diese Stille machte mich wahnsinnig. Ich weiß viele Leute genießen die Ruhe aber nicht ich. Stille ist zwar toll aber es darf nicht zu still sein.
Langsam gelangte ich in den belebten Teil der Stadt. Hier war wesentlich mehr los. Fahrende Autos, schreiende Kinder, und hetzende Erwachsene. Hin und wieder auch das Klingeln eines Fahrrades, welches verbotenerweise auf dem Fußweg fuhr.
Ich bog ab und ging durch eine kleine Gasse, in welcher es wieder ruhiger wurde. Ich wollte gerade wieder umdrehen, als ich plötzlich einen Schrei hörte.
Erschrocken blieb ich stehen. Von wo war das Geräusch gekommen? Um mich herum war niemand zu sehen. Nur eine nach linksabiegende Straße und eine Einfahrt zu einem Hinterhof. Ich beschloss in dem Hinterhof nachzusehen.
Als ich jedoch da ankam, blieb völlig geschockt stehen. Ich traute meinen Augen nicht. Zehn Männer standen um jemanden herum, der am Boden lag. Er blutete im Gesicht. Sie schlugen ihn und schrien ihn an. Sie sprachen so schnell, dass ich kein Wort verstand, aber das war mir in dem Augenblick egal. Vorallem als ich erkannte, wer die Person war, die am Boden lag. Entsetzt wich ich einen Schritt zurück. Das war er. Jack oder wie auch immer er hieß. Doch dann fasste ich all meinen Mut zusammen.
"Stopp!!! Lasst ihn in Ruhe!!!!" rief ich. Augenblicklich waren alle Blicke auf mich gerichtet. Doch anstatt mich an zu brüllen, wie ich es erwartet hatte, kamen sie auf mich zu. Erst jetzt wurde mir bewusst, in was für einer beschissenen Lage ich mich befand. Sie waren überall. Sie hatten mich umzingelt, so wie sie es vorher bei Jack getan hatten. Hätte ich doch nur vorher darüber nachdedacht was ich mache! Ich war doch so dämlich. Einer von ihnen zog seinen Degen. Wow. Ich hatte bis jetzt noch nie einen echten Degen gesehen, außer vielleicht in Filmen, worüber ich auch froh war. Es war sicher alles andere als angenehm, wenn man einen Degen in die Brust gestoßen bekam.
Erschrocken wich ich einen Schritt zurück, sodass ich gegen einen anderen Typen knallte, der mich sofort festhielt. Er packte meine Handgelenke und drehte mir die Arme auf den Rücken. Der Mann mit dem Degen war jetzt ganz nah bei mir. Er holte aus, um mir den Degen in die Brust zu stoßen. So würde es also enden.
Ich blickte zu Jack, der immernoch am Boden lag. Sie würden erst mich töten und dann wahrscheinlich da weiter machen, wo ich sie unterbrochen hatte. Nein. Das konnte ich nicht zulassen!
Ich sah, wie der Degen meinem Körper immer näher kam. Da spürte ich plötzlich eine unglaubliche Kraft in mir. Ich handelte schnell und ohne darüber nachzudenken. Zuerst entriss ich mich dem Griff des Mannes, dann packte ich das Handgelenk des anderen und drehte ihm den Arm um, sodass er den Degen fallen ließ. Ich stieß ihn weg und trat dann die anderen nacheinander in ihre Kronjuwelen. Sie versuchten mich bewusstlos zu schlagen doch ich duckte mich immer rechtszeitig. Sie allerdings mussten daran glauben. Ich war zwar schon immer gut in Sport gewesen, aber so stark war ich nun auch wieder nicht. Jedenfalls hatte ich das gedacht. Es war verrückt. Ich hatte noch nie solch eine Kraft verspürt. Als ich alle mindestens drei mal auf den Boden geworfen hatte, gaben sie auf. Sie verschwanden einfach, und das in einer Sekunde.
Das war doch nicht möglich oder? Weder das sie in Lichtgeschwindigkeit abgehauen waren, noch dass ich auf einmal so stark war. Was zum Teufel war hier eigentlich los?!
Ein Keuchen riss mich aus meinen Gedanken. Jack. Wie konnte ich das vergessen?! Besorgt kniete ich mich neben ihn. Er hatte überall Schrammen und Platzwunden, aus denen das Blut floss.
"Jack. Jack...hörst du mich? Keine Sorge ich hole den Krankenwagen" sagte ich und griff nach meinem Handy.
"NEIN!!!" protestierte er, so laut er konnte. Seine Augen waren weit aufgerissen.
"Aber...du...du wirst verbluten!", gab ich erschüttert zurück.
"Nein...es...geht...schon...", keuchte er, "alles nur keinen Krankenwagen!"
"Warum denn nicht um Himmelswillen?!"
"Ich bitte dich...lass mich einfach...ich komme schon klar..."
"Schön", sagte ich, "ich werde dich nicht ins Krankenhaus bringen, aber alleine lassen werde ich dich trotzdem nicht."
Ich verstand zwar nicht warum er strikt keine ärztliche Hilfe wollte aber ihn hier einfach liegen lassen kam gar nicht in Frage.
Die Wunden müssen schließlich versorgt werden! Und ich hatte zumindest einen erste Hilfekurs gemacht. Besser als gar nix. Mal sehen ob er dann vielleicht doch lieber ins Krankenhaus geht.
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