Kapitel 3
Ich hatte die Hausaufgaben natürlich nicht gemacht. Stattdessen hatte ich einen Eintrag ins Klassenbuch kassiert.
Der Unterricht war genauso verlaufen wie am vorherigen Tag. Ich hatte mich überhaupt nicht konzentrieren können.
Warum musste ich bloß ständig an diesen Typ denken? Klar, ich war mit meiner Frage, wer er war, ziemlich direkt gewesen aber trotzdem. Er hätte mir ja wenigstens antworten können!!! Was war bloß mit dem Kerl los?! Warum hatte er behauptet mich noch nie gesehen zu haben?! Ich täuschte mich zwar auch hin und wieder aber ich war mir hundertprozentig sicher, dass er es gewesen war, den ich gesehen hatte. Zumal er froh sein konnte, dass ich der Polizei nichts gesagt hatte. Immerhin war sein Verhalten sehr verdächtig gewesen.
Ich seufzte. Ich würde wohl nie erfahren wer er wirklich war, es sei den ich würde ihm nochmal begegnen, was sehr unwahrscheinlich war.
Irgendwie machte mich die Vorstellung ihn nie wieder zu sehen traurig. Moment mal...woran dachte ich da eigentlich gerade?! Ich kannte ihn doch gar nicht! Warum dachte ich nur solche Sachen seitdem ich ihn das erste Mal gesehen hatte?!
Der Rest des Tages verlief wie jeder andere gewöhnliche Tag. Ich half meiner Mom im Haushalt, räumte mein Zimmer auf, machte gezwungener Maßen meine Hausaufgaben, um nicht noch einen Eintrag zu bekommen und lernte ein bisschen für Physik und Chemie.
Dann zog ich mir, wie immer mein Sportzeug an, ging raus, wärmte mich auf und rannte ein paar Runden um den Block. Als ich am Konsum vorbei kam, hoffte ich insgeheim dem Typen nochmal zu begegnen, aber daraus wurde natürlich nichts. Warum ich mein logisches Denken in letzter Zeit so nachgelassen hatte war mir immernoch ich ein Rätsel.
Zuhause angekommen zog ich meine verschwitzten Sachen aus und ging heiß duschen. Besonders die Waden dusche ich heiß ab, um Muskelkater zu vermeiden. Darauf hatte ich echt keinen Bock. Fertig geduscht, trocknete ich mich ab und schlüpfte in meinen roten Schlafanzug.
Danach ging ich in die Küche und holte mir die Pizza, die meine Mom mir übrig gelassen hatte. Ich setzte mich gemütlich an den Tisch und aß in Ruhe.
Als ich fertig war stellte ich den Teller in den Geschirrspüler und ging hoch in die obere Etage unseres Einfamilienhauses, auf welches meine Mom lange gespart hatte. Ich ging in mein Zimmer und ging in Gedanken nochmal den morgigen Tag durch.
Dann schnappte ich mir ein Buch und machte es mir in meinem Bett gemütlich. Das tat ich oft, um zu entspannen und mal abzuschalten. Abgesehen vom Joggen natürlich.
Heute gelang mir das jedoch gar nicht.
Ich las zwar die Wörter aber ich verstand nicht, was ich las. Nachdem ich die Seite zum dritten Mal gelesen aber rein gar nichts verstanden hatte, gab ich es auf.
Warum war ich in letzter Zeit nur so unkonzentriert?! Warum bekam ich diesen verdammten Typen nicht aus meinem Kopf raus?!
Frustriert legte ich mein Buch auf den Schreibtisch, schaltete das Licht aus und legte mich hin.
Es dauerte jedoch ewig bis ich endlich einschlief. Immerwieder drifteten meine Gedanken zu ihm. Erst Stunden später, nach verzweifeltem hin und her wälzen, sank ich in einen tiefen Schlaf.
"Katelyn!!!!"
Ich drehte mich um. Ich kannte diese Stimme. Und tatsächlich, er kam direkt auf mich zu. Der Typ, der schon seit Tagen meine gesamten Gedanken einnahm. Was er wohl wollte? Er schien verunsichert, ängstlich und leicht panisch zugleich.
"Was ist?" fragte ich verwundert.
"Katelyn...bitte, versprich mir, dass du weit weg bist, falls die Sache eskaliert..."
"Wie meinst du das? " fragte ich noch verwirrter.
"Versprich es mir einfach!!!", rief er nun lauter und offensichtlich aufgebracht.
"Aber...wieso?"
"Ich habe keine Zeit für Erklärungen!!! Und jetzt komm!!!!"
"NEIN!!! Zuerst erzählst du mir was los ist! "
"Kate..."
Weiter kam er nicht. Schüsse fielen. Dann sackte er in sich zusammen. Wer auch immer geschossen hatte, er hatte ihm in die Herzgegend geschossen.
"NEIN!!!!" schrie ich "NEIN, NEIN, NEIN!!!!!!"
Ich fiel auf die Knie und legte meine Hände an seine Wangen. Mit ängstlichem Blick sah er mich an.
"La...lau...f..." keuchte er.
"Ich lass dich nicht allein!!!", gab ich entschlossen zurück.
"D...du...mus...st..." seine Augen fielen zu.
"Nein! Jack, bitte...stirb nicht..." ich spürte, wie mir Tränen die Wange hinunter liefen. Er durfte nicht sterben! Nicht jetzt, nicht hier, nicht so!!!
"NEIN!!! NEIIIIIIIIIIIIIN!!!"
Keuchend und zitternd saß ich in meinem Bett. Mein Schlafoberteil klebte an meinem verschwitzten Körper. Das war wirklich der schrägste Traum gewesen, den ich jemals hatte. Außerdem hatte er sich so verdammt real angefühlt. Ich bekam Gänsehaut. Das war zu viel.
"Jack" flüsterte ich, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte. Hieß der Typ wirklich so?! Oder hatte mein Unterbewusstsein ihn einfach so getauft, da ich seinen richtigen Namen nicht kannte?! Wohl eher letzteres. Völlig durcheinander legte ich mich wieder hin und versuchte den Traum zu verarbeiten. Immerwieder sah ich Jack vor mir, wie er zusammengesackt war und wie ängstlich er gewirkt hatte. Ich bekam die Bilder nicht aus dem Kopf. Die Schusswunde und wie er immer schwächer wurde...
Fühlte es sich so an, jemanden sterben zu sehen?
Ich atmete tief durch und legte mich auf die Seite. Schlaf konnte ich diese Nacht definitiv vergessen...
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