Kapitel 2

Als ich am nächsten Tag in die Schule kam, wäre ich am liebsten sofort wieder nach Hause gegangen und hätte mich ins Bett gelegt, so müde war ich. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zu getan. Ständig hatte ich an den Typen denken müssen. Wer war er? Und warum war er einfach so verschwunden? Was hatte er neben dem in Flammen stehendem Haus gewollt? Ich hatte unendlich viele Fragen im Kopf aber niemand konnte sie mir beantworten. Niemand außer Er. Langsam trottete ich ins Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz. Meine Banknachbarin Miriam war schon da.
"Hi. Wie geht's?" fragte sie, als sie mich sah.
"Ganz gut."
"Ist irgendwas?" Miriam zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Nee. Alles gut" sagte ich, worauf hin Miriam mich in Ruhe ließ.

Dann begann die Stunde. Wir hatten Geschichte mit Herrn Steinert, einem der strengsten Lehrer überhaupt. Er erzählte irgendwas über irgendwelche Kriege aber ich hörte nicht zu. Ich schrieb zwar alles mit aber verstanden hatte ich rein gar nix. Immer und immer wieder versank ich in Gedanken. Irgendwie wurde ich das Gefühl, dem Typen nochmal zu begegnen, nicht los.
"Katelyn!!!!"
"Äh...was...?" fragte ich verwirrt. Die ganze Klasse fing an zu kichern.
"Ich habe dich was gefragt!!!" sagte Herr Steinert.
"Ähm...könnten sie ihre Frage bitte noch mal wiederholen?" fragte ich peinlich berührt.
"Ich wollte, dass du eine Zusammenfassung zu der heutigen Stunde gibst."
"Oh...achso..." ,das Gekicher wurde noch lauter," ähm...also...sie sprachen von einem Krieg zwischen...äh..."
Wie gern wäre ich jetzt im Erdboden versunken. Doch bevor ich mich weiter blamieren konnte, klingelte es.
"Katelyn, du kommst bitte noch mal zu mir nach vorn. Die anderen können gehen" sagte Herr Steinert.
Ich schluckte. Während die anderen Schüler den Klassenraum verließen, ging ich vor zu Herr Steinert. Ich konnte die Blicke meiner Mitschüler förmlich spüren.
"Was war heute bloß los mit dir?! Du bist doch sonst nicht so unaufmerksam!" sagte mein Lehrer empört.
"Tut mir Leid...ich hab bloß gerade ziemlich viel zu tun" log ich. Warum hatte ich gelogen? Ich hätte Herr Steinert doch einfach die Wahrheit sagen können. Naja egal.
"Gut, aber morgen bist du hoffentlich aufmerksamer" ,sagte er," und jetzt geh, nicht das du zu spät zur nächsten Stunde kommst."

Als nächstes hatten wir Physik mit Frau Selga. Aber auch in Physik konnte ich mich einfach nicht konzentrieren. So sehr ich es auch versuchte, es klappte einfach nicht. Wenigstens wusste ich immer halbwegs worüber Frau Selga gerade sprach. So konnte es nicht noch peinlicher werden.
So ging es dann auch in Deutsch mit Frau Pratsch. Nur mit dem Unterschied, dass diese größtenteils damit beschäftigt war rumzumeckern, weil die Hälfte der Klasse ihre Arbeit nicht hatte unterschreiben lassen. Es wurden Einträge verteilt und im Anschluss fragte sie uns sämtliche Satzglieder ab.

Als der Unterricht endlich vorbei war, ging ich nach Hause, stellte meine Tasche ab und umarmte meine Mom.
"Hallo mein Schatz", begrüßte sie mich," na, wie wars in der Schule?"
"Es ging" antwortete ich.
"Könntest du vielleicht noch mal schnell einkaufen gehen?"
"Ja natürlich." Ich schnappte mir die Einkaufsliste und einen Beutel, dann verließ ich das Haus. Das Konsum war nicht weit, deshalb war ich schon nach 5 Minuten da.
Ich spazierte durch die Gänge und nahm alles mit, was ich brauchte. Käse, Wurst, Brot, Cornflakes, Milch und Butter.
Dann stellte ich mich an der Kasse an. Da die Schlange relativ kurz war, war ich schnell wieder an der frischen Luft. Ich bog rechts ab und knallte mit jemanden zusammen. Mein Gott wie blöd musste man sein um gegen einen Typen zu rennen?! Ich wollte gerade Entschuldigung sagen als ich begriff, wer da vor mir stand. Da stand er, direkt vor meiner Nase, er, an den ich die ganze Zeit gedacht hatte, er, der mysteriöse Typ der mich total durcheinander brachte. Ich blinzelte und sah nochmal hin, um wirklich sicher zu sein. Dieses Gesicht hätte ich unter tausenden wiedererkannt, auch wenn ich es nur einmal kurz gesehen hatte.
Kurz blieb mein Blick an seinen Augen hängen. Sie waren dunkelblau und einfach atemberaubend schön.
Moment, was dachte ich da?! Ich schüttelte meinen Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Dann war ich wieder im Hier und Jetzt.
"Wer bist du?" fragte ich.
"Ich wüsste nicht, was dich das angeht" erwiderte er kühl.
Mir fiel die Kinnlade runter. Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein?
"Jetzt hör mir mal zu..." , fing ich an, "...ich habe dich gesehen, gestern, neben dem brennenden Haus...und ich weiß, dass du mich auch gesehen hast, also antworte mir gefälligst!"
"Also wenn du jeden gleich so anschnauzt, ist es kein Wunder, dass die Leute dir nicht antworten. Außerdem habe ich keine Ahnung wovon du sprichst. Wen auch immer du gesehen hast, ich war es nicht, kapiert?!"

Ohne meine Antwort abzuwarten marschierte er davon. Was glaubte der eigentlich wer er war?! Natürlich war er es, den ich gesehen hatte. Ich war doch nicht blöd. Aber warum tat er so als würde er mich nicht kennen? Er hatte mich doch genauso angestarrt, wie ich ihn. Ich war doch nicht blind! Noch mehr verwirrt, als vorher, ging ich nach Hause. Ich stellte die Einkaufstasche in die Küche und ging dann hoch in mein Zimmer. Eigentlich musste ich noch Mathe und Englisch Hausaufgaben machen, doch ich war viel zu unkonzentriert. Nach 20 Minuten gab ich es auf. Ich legte die Hefter beiseite. Das konnte ich nachher immer noch machen.
Ich holte meine Jacke aus dem Schrank zog meine Turnschuhe an und verließ das Haus. Ich wärmte mich kurz auf und begann dann zu laufen. Gab es etwas schöneres, als den Wind in den Haaren zu spüren?
Ich lief immer weiter, bis ich irgendwann auf einer großen Wiese stand.
Erschöpft atmete ich aus. Dann legte ich mich zwischen die vielen Blumen. Ich hörte die Vögel zwitschern und spürte wie mir ein paar Ameisen über die Haut krabbelten aber das störte mich nicht, ganz im Gegenteil.
Entspannt schloss ich die Augen und genoss die Atmosphäre.
Keine Ahnung wie lange ich so dagelegen hatte, als ich aufstand und zurück nach Hause lief.

Zuhause angekommen aß ich schnell Abendbrot. Es gab zwar nur Brot aber das war okay.
Nach dem Essen sagte ich meiner Mutter Gute Nacht und ging in mein Zimmer.
Dort zog ich mich um und fiel todmüde ins Bett. Die Hausaufgaben konnten bis morgen früh warten...

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