6. Kapitel

Blinzelnd schlug ich die Augen auf. Seltsamerweise spürte ich keine Schmerzen und als ich mit meinen Händen meinen Oberkörper abtastete, fühlte ich auch kein getrocknetes Blut. 

Ich lag immer noch auf dem Waldboden. Vorsichtig setzte ich mich auf. Ich schien völlig unversehrt zu sein. Aber wie war das möglich? Ich hatte gespürt, wie die scharfen Krallen meine Haut aufgerissen hatten...

Verwirrt fuhr ich mir mit der Hand durch meine kurzen schwarzen Haare. Ich hatte ein seltsames Gefühl, als wäre jemand in der Nähe...die Schattenwesen? 

Sofort sprang ich auf die Füße und sah mich um. Ich hob die Hände, kampfbereit. Da hörte ich ein Rascheln hinter einem der verdorrten Büsche. 

Ein Mädchen trat daraus hervor. Sie hatte lange schwarze Haare und Augen so blau wie der Ozean. Sie trug eine blaue Jeans und ein weißes T-Shirt. Ihre Kleidung war, genau wie meine, zerrissen. 

Doch auch als sie auf mich zukam, ließ ich meine Hände nicht sinken. Ich wusste nicht, ob sie Freund oder Feind war. Genau vor mir blieb sie stehen. 

"Fragst du dich nicht, warum deine Wunden so schnell verheilt sind?", fragte sie. Ich reagierte nicht, musterte sie nur abwartend. 

Sie hob einen spitzen Stein vom Boden auf und ritzte sich damit leicht die Haut auf. Ungläubig starrte ich sie an. Wieso hatte sie das getan? 

Doch dann strich sie mit der Hand darüber und die Wunde verschwand spurlos. Fassungslos starrte ich auf ihren Arm. 

"Wie...wie hast du das gemacht?", fragte ich stotternd. "Ich weiß es nicht", erwiderte sie, "aber es funktioniert immer. Auch bei dir." 

Ich schreckte zurück. "Du warst es, die mich geheilt hat!" Sie nickte. "Ja, das habe ich." 

Ich fühlte mich benommen und schwindelig. Diesem Mädchen verdankte ich mein Leben - und ich kannte sie nicht einmal! 

"Wer bist du?", fragte ich. "Ich heiße Avira", antwortete sie. "Karyan", stellte ich mich vor. 

Und in diesem Moment wusste ich, dass ich in diesem dunklen Wald nicht länger allein sein würde. 

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