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Jimin

*

Ich seufzte, schlang meine Arme um meine Beine und stützte mein Kinn auf meine Knie. Blickte hinaus auf das Meer, ohne wirklich etwas wahrzunehmen.

Ich nahm nicht wirklich die Schönheit des Meeres wahr, die Natur, das Rauschen oder generell die Sonne. Alles war irgendwie stumpf. Alles war irgendwie trostlos und so richtig Elan etwas zu machen, mich abzulenken hatte ich auch nicht. Ich war einfach zu müde.

Und um ehrlich zu sein, kotzt es mich wirklich an, dass ich immer derjenige war, der litt. Warum war Liebe so kompliziert? War es denn so schwer, einfach einen Strich zu ziehen und sich zu sagen: "Okay, es hat nicht geklappt und es bestand so oder so nur auf Papier und damit hat sich die Sache gegessen?"

Meine Gefühle und Emotionen spielten einfach ihr eigenes Leben. Klar, sonst wäre man ja ein Roboter.

Ich wandte den Blick ab und schloss die Augen. konzentrierte mich auf das Rauschen des Meeres und so langsam kam etwas Ruhe in meinen Gedanken.

Ich konnte es nicht ändern.

Nichts von alldem.

Ich musste wieder einmal lernen, damit klarzukommen.

Lernen, wieder allein zu sein und mich hoffentlich irgendwann wieder einmal zu verlieben.

Allein bei dem Gedanken wurde mir schlecht und mein Herz verkrampfte sich. Zu allem übel zwickt es gewaltig in meiner Nase und am liebsten wollte ich wieder heulen.

Meine Augen entwickelten ihr Eigenleben und das taten sie, sie weinten. Ich blinzelte und ärgerte mich.

Schön, wie meine Gedanken zur Ruhe kommen.

Der Gedanke jemand anderes an meiner Seite zu haben außer ihn, brach mir verdammt noch mal das Herz.

Erneut.

Er fehlte mir!

Mir fehlte sein Duft!

Seine Wärme!

Ja sogar seine arrogante, selbstverliebte Art!

Einfach sein ganzes Wesen.

Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich zu beruhigen, wischte mir über die Augen und Wangen. Definitiv sah ich schrecklich aus. Verheult eben. Dies konnte ich nicht als Allergie abtun, falls mich jemand so sieht, sie würden mich hochkant in ein Krankenhaus einliefern.

Ich blickte wieder hinaus auf das Meer, ehe ich wieder die Augen schloss. Einfach an nichts denken, Jimin! Es klappte kurz, doch dann wehte eine sanfte Brise und ich runzelte die Stirn.

Spinn ich jetzt?

War ich jetzt völlig kaputt und von Liebeskummer geplagt, dass ich Yoongis Duft wahrnahm?

Ich kniff meine Augen zusammen und die Tränen, die weiterhin aus meinen Augen wollten, zu unterdrücken, doch scheiterten kläglich. Sie rollten über meine Wange und ich wollte am liebsten schreien wie ein Baby.

Doch soweit kam ich gar nicht.

Ich spürte eine sanfte Berührung an meiner Wange und öffnete meine Augen.

Blinzelte leicht und wagte es nicht einmal zu atmen.

War er echt?

Oder träumte ich? War meine Sehnsucht so groß, dass ich halluziniere?

Vor mir saß Yoongi.

Atemberaubend schön wie immer, männlich, sexy und einfach so schön. Ich konnte mich immer wiederholen. Seine Augen blickten mir warm entgegen, seine Mundwinkel hatten ein leichtes Lächeln. Jedoch sah man die Schatten um seine Augen. Der leichte Bartschatten war auch zu erkennen, aber das machte ihn nicht hässlicher, Nein. Eher viel menschlicher.

Yoongi hob eine Hand und wischte mir weitere Tränen aus dem Gesicht, ehe er seufzte.

"Jimin..." sprach er, endete jedoch. Strich sich durch seine zerzausten Haare und blickte mich wieder an. Er hatte bis eben vor mir gehockt. Jetzt kniete er und holte etwas aus seiner hinteren Hosentasche.

Meine Augen verfolgen sein Tun und innerlich stockte ich, wollte weiter weinen.

Wieso hat er das mitgebracht?

Wollte er so schnell eine Unterschrift von mir?

Ich wollte etwas sagen, ihn anschreien, aber ich blieb still, als mein Herz immer weiter brach.

Er hielt die Scheidungspapiere vor mir hin und dann zerriss er es.

Immer und immer wieder zerriss er das Papier. In viele kleine Einzelteile und ich begann wieder richtig zu atmen und mich zu bewegen.

Was?

Was tat er da?

"Ich bin ein Idiot!", sprach Yoongi.

"Oder sagen wir eher der größte Depp der Nation. Neandertaler oder was auch immer.", sprach er weiter und zerriss weiterhin das Papier.

"Eigentlich denke ich vorher richtig nach, bevor ich handle, aber dieses Mal habe ich einen Fehler gemacht und ich bin hier, um diesen Fehler wieder gut zu machen. Ich weiß! Ich hab es nicht verdient, aber Scheiße, ich werde dafür kämpfen und wenn ich dich an mich fesseln muss, dann bei Gott, das werde ich tun. Ich entführe dich auch, wenn es sein muss.", quasselte er weiter.

Was?

Hat er etwas genommen?

"Jimin. Ich rede mich wahrscheinlich in Kopf und Kragen, mag vielleicht an Schlafmangel liegen und dem restlichen Alkohol in meinem Körper, aber darum geht es ja eigentlich gar nicht."

Er blickte mich wieder an. Seine Augen fuhren über mein Gesicht. Sein tiefgründiger Blick ließ mein Herz höher schlagen und am liebsten wollte ich mich auf ihn werfen und bis zur Besinnungslosigkeit küssen und dann in seine Eier treten.

"Ich Liebe dich!"

Meine Augen weiteten sich, ehe mein Herz stolperte und los raste, als würde ich einen Marathon laufen.

"Ich liebe dich! Das... das wollte ich dir sagen. Ich weiß, das mit den Papieren...", deutete er auf die kleinen Papierteilchen um uns herum.
"... waren eine beschissene Sache. Kurzschlussreaktion oder was auch immer. Ich hätte vorher mit dir reden sollen. Meine Gefühle offenbaren. Zumindest wir beide."

Yoongi fuhr dich wieder über seine Haare.

"Ich vermisse dich! Alles an dir! Dein Lachen, dein Lächeln, dein Duft, deine ganze Präsenz fehlt mir. Als du nicht mehr bei mir warst, war das die Hölle. Ich dachte, ich tue uns zuerst ein gefallen, aber dann haben die anderen mir den Kopf gewaschen. Besonders dein bester Freund Taehyung.", rieb sich Yoongi über sein Kinn und als er die Hand weg nahm, sah ich einen etwas dunkleren Schatten.

"Jedenfalls möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Für alles, was ich bisher getan habe und wahrscheinlich in unserer Ehe noch tun werde. Ich will mich nicht scheiden lassen! Ich will, dass Wir. Das Gemeinsame. Ich will ein Zuhause mit dir. Das ist mir in den letzten Tagen bewusst geworden und Gott, ich bin einfach so schlecht in solchen Dingen.", verzog er das Gesicht und sah schier verzweifelt aus.

Er griff sich ständig in die Haare, schob sie immer wieder zurück. Er spielte mit den kleinen Papieren, während er die Worte runter ratterte. So habe ich ihn noch nie gesehen und all seine Worte verursachten, dass mein Herz anschwillt und in meinem Bauch die Schmetterlinge empor flogen.

Klar, war das Scheiße, was er abgezogen hatte ohne zu reden, aber ich war ja auch nicht besser.

"Jimin? Ka-Kannst du mir verzeihen?", fragte mich Yoongi und holte mich aus meiner Starre.

Yoongis Blick war so verzweifelt, dass ich einfach nicht anders konnte. Er war so ein dämlicher Parasit und er wird mir definitiv weiterhin den letzten Nerv rauben.

Aber ...

Er war hier!

Er wusste wo ich war!

Er war mir hinterher geflogen!

Wenn ich ihm doch so egal wäre, dann wäre er nicht hier!

Außerdem sagte er ja. Er liebt mich und verdammt ich liebe ihn.

Also scheiß auf das, was passiert ist. Da hier uns jetzt zählt.

Ich schluckte und richtete mich etwas auf. Kniete ebenfalls.

Yoongi wurde fahrig.

"Du kannst dir auch Zeit lassen... ich gebe dir den Freiraum, den du brau..."

Ich unterbrach seine Rede, indem ich ihn einfach küsste.

Ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Genoss seine weichen Lippen auf meine sowie seine Wärme.
Yoongis Arme schlangen sich um meinen Rücken, ehe er mich zu sich zog und auf seinen Schoß setzte.

Unsere Lippen nahmen keinen Abstand, küssten uns weiter.

Es gab nur uns. Nur wir beide. Im Moment war der Schmerz vergessen, den er mir angetan hatte, es überwog die Freude, dass er hier war und mich wollte.

*


Ein kleines Kapitel zu meinem Ehrentag. Hoffe, es hat euch gefallen. 💜

Bis Bald. 🫶

Copper-Curly

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