23
Jimin
*
Ich packte langsam die Tüten aus.
"Das ist ja wirklich sehr nett von dir, Jimin, aber solltest du dich nicht weiter ausruhen?", fragte mich Jin.
"Hmm, theoretisch schon, aber mir fiel langsam die Decke auf den Kopf. Daher entschloss ich, etwas zu kochen und euch allen etwas vorbeizubringen. Tae und Kookie haben ihre Lieferung schon bekommen und jetzt seid ihr dran.", sprach ich aus und stellte eine Essensbox vor Yoongi hin.
Dieser war nachdem er mich angelächelte hatte, am Fahrstuhl merklich blass geworden. Wir konnten beobachten, wie er eine Hand auf seine Brust legte und mich ansah, als wäre ich der Parasit.
Keine 10 Sekunden später brummte er mich an, dass sie ins Büro gehen. Ja und jetzt war ich mit im Büro und verteilte das Essen.
"Danke Jimin. Du rettest unseren Tag. Nichts geht über eine leckere Mahlzeit.", sprach Hobi und langte zu. Kaum hatte er den ersten biss getätigt, stöhnte er auf.
"Daf meckt afer gut!", brummte er und zeigte mir den Daumen nach oben. Ich lächelte.
Jin und Namjoon fingen auch an und Jin riss erstaunt die Augen auf.
"Wow! Jimin, das ist echt lecker."
"Ja, ich gebe zu, das schmeckt außerordentlich gut.", sprach Namjoon und drehte sich dann zu Yoongi.
Er sah ihn mit einem vielsagenden Blick an. Yoongis Blick selbst war mahnend. Warum?
Wer weiß, was vorher ein Gesprächsthema bei ihnen war.
"Dankeschön. Dann will ich euch nicht länger aufhalten. Ich muss noch einkaufen gehen. Man sieht sich.", winkte ich und wollte zur Tür laufen.
"Du willst einkaufen gehen? In deinem Zustand? Kommt nicht in Frage!", sprang Yoongi auf.
Ich blieb vor Schreck stehen und wusste gar nicht was ich dazu sagen sollte. Vor allem welchen Zustand? Mir ging es doch wieder gut und ich war ausgeruht.
"Eh… welcher Zustand? Ich bin wieder gesund?", fragte ich eher, als dass es eine Aussage war.
"Mit Fieber sollte man nicht spaßen, selbst wenn es dir wieder gut geht, sollte man dem Körper noch eine gewisse Zeit Ruhe gönnen. Hast du das getan? Nein. Du hüpfst Zuhause herum und jetzt bist du hier. Geh nach Hause und ruh dich aus. Ich gehe nach der Arbeit einkaufen.", drückte mich Yoongi mit einer Hand auf meinem Rücken Richtung Tür.
"Aber…"
"Nein! Ich gehe! Wenn ich nach Hause komme, möchte ich dich auf der Couch sehen und nirgendwo anders!", schubste er mich aus dem Büro und schlug die Tür vor meiner Nase zu.
Ich blinzelte.
"Was zum Teufel war das gerade?", sprach ich leise und schritt langsam weg von der Tür. Kurz überlegte ich seine Forderungen zu ignorieren und einkaufen zu gehen, aber…
Sein Blick.
Er sah besorgt aus.
Oder interpretiere ich zu viel hinein?
Nein! Es war alles wirklich ehrlich.
Nun denn, dann gehe ich jetzt nach Hause und lege mich auf die Couch.
*
Yoongi
*
Ich versuchte leise zu sein, was nicht ganz so einfach war. Jimin lag, wie ich es wortwörtlich befohlen hatte, auf der Couch und schlief.
Ich kam vor einer guten Stunde nach Hause und jetzt bereitete ich es so gut es ging etwas zu Essen vor. Vorher nutzte ich die Gelegenheit und saß wie ein Psycho auf dem Sessel und betrachtete Jimin und versuchte meine wirren Gedanken zu sortieren, aber sie blieben wie sie waren.
Ich fragte mich eher, wie das passieren konnte.
Ich habe mich in Jimin verliebt.
Die ganze Zeit hatte ich darüber nachgedacht, was die Ursachen waren. Scheinbar waren es so viele.
Sein Lächeln, Lachen, Charakter. Seine Leidenschaft für Musik, das Tanzen. Seine Einsamkeit im Fieberwahn und natürlich der Sex.
Ich seufzte leicht auf.
Denn das wusste niemand.
Als Jimin im Fieberwahn war und er sich später im Bett an mich krallte und kuschelte, weinte er und sagte etwas wie: "Will nicht mehr allein sein."
Diese Einsamkeit kenne ich zu gut. Auch, wenn man jemand ab und zu hatte, so war es doch nicht DAS.
Die Augen, die mich im Fieberwahn an blickten, zeigten tiefe Dankbarkeit aus, auch wenn Jimin sich nicht mehr daran erinnerte. Er war sobald er krank war wie ein Baby und so schutzbedürftig, dass ich meine Airvision gegen Kuscheln aufgab und jetzt möchte ich es sogar.
Ich wollte am liebsten mit ihm zusammen auf der Couch verbringen und kuscheln, doch ich nutzte die Gelegenheiten im Bett.
Viel zu oft fragte ich mich, ob ich es überhaupt verdient hätte. Ich war nicht immer nett und war es heute wahrscheinlich auch wieder nicht.
War ich zu forsch zu Jimin? Soll ich mich jetzt anders verhalten?
Aber…
Was ist mit meinem Prinzipen? Scheiden lassen uns getrennte Wege gehen…
Wie sieht es in Jimin aus? Mag er mich? Könnte er sich mehr vorstellen? Oder lieber gleich Reißaus nehmen?
"So eine Scheiße aber auch! Warum ich und nicht zuerst er?", jammerte ich für mich allein.
"Ist alles in Ordnung?", ertönte es hinter mir und ich zuckte zusammen.
"Ah!", zischte ich und ließ das Messer fallen.
"Oh je. Es tut mir leid!", kam Jimin auf mich zu und hielt sofort meine Hand fest, doch ich blickte zu ihm. Seine Haare waren ganz unordentlich. Er leckte sich gerade über seine vollen Lippen und jetzt biss er sich auf seine Unterlippe, während er besorgt meinen Finger betrachtet.
"Wir sollten das schnell desinfizieren, eine Salbe drauf machen und ein Pflaster. Komm mit!", zog er mich ins Bad. Er bugsierte mich auf die Toilette und setzte mich. Jimin wühlte derweil im Schrank.
Ich beobachtete ihn still und leise. Er hockte sich vor mich hin und öffnete die kleine Medizinbox. Er schaute alles durch und fand, was er brauchte.
Jimin kümmerte sich um meinen Finger und sah dabei so konzentriert aus, dass seine kleine Zungenspitze nach draußen huschte.
Ich atmete tief ein.
"Geht es? Tut es sehr weh", blickte er mich an und sein ganzes Gesicht zeigte keinerlei Abneigung, nur einfache Besorgnis.
Ich räusperte mich.
"Ja, alles gut."
Jimin lächelte und nickte.
"So fertig. Jetzt mache ich das Abendessen. Mach dich frisch.", und ging aus dem Bad. Ich lehnte mich halb zurück.
"Scheiße.", fuhr ich mir mit der einen Hand übers Gesicht, ehe ich das tat, was er sagte. Ich ging duschen. Nach einer guten halben Stunde ging ich wieder in die Küche und sah, dass Jinin das Essen auf den Tisch stellte.
Er blickte zu mir.
"Perfekt, das Essen ist fertig.", lächelte er wieder und ich brummte nur. Wir setzten uns und aßen. Derweil herrschte eine Stille.
Mehrere Minuten später war alles aufgeräumt und wir saßen relativ nahe beieinander auf der Couch und schauten irgendeine Serie, aber so richtig konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich wollte etwas sagen, aber Jimin kam mir zuvor, da er mir einen Umschlag reichte, mit einer kleinen Schleife.
Verwirrt blickte ich zu ihm.
Er sah mich an.
"Danke Yoongi! Danke, dass du dich um mich gekümmert hast, als es mir nicht gut ging. Das ist nicht selbstverständlich."
"Eh… was hätte ich sonst tun sollen? Dich liegen lassen?", fragte ich und im Nachhinein hätte ich mir selbst in den Arsch getreten.
Doch Jimin lächelte.
"Nein! Du hättest mich auch einfach zu Tae und Kookie bringen können.", zwinkerte er mir zu.
Stimmt. Auf die Idee bin ich nicht einmal gekommen.
Ich griff nach den Umschlag.
"Willst du mich jetzt mit Geld entlohnen?", fragte ich und musste grinsen.
Jimin rollte mit den Augen.
"Als hattest du Geld nötig. Mach einfach den Umschlag auf.", wies er mich an und ich tat es.
Meine Hände zitterten, als ich die kleine Schleife und den Brief öffnete. Ich holte eine Karte hervor, dort stand in schöner Schrift, schlicht und einfach - Danke, drauf. Ich bemerkte, dass hinter der Karte noch etwas war und ich drehte sie um und stockte.
"Was?", sah ich verblüfft zu Jimin.
"Jimin?"
"Ja?"
"Wie bist du an die Karten gekommen? Verdammt! Die waren ausverkauft!", sprang ich auf und hielt zwei Karten von meiner Lieblings-Basketballmannschaft in der Hand. Zwei Tickets für die Jubiläumsfeier in Seoul.
"Ich habe da so meine Kontakte. Ich hoffe, das ist okay? Oder soll ich dich lieber mit Geld entlohnen?", kicherte Jimin.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Nein. Das ist tausendmal besser als Geld.", sprach ich aus und drehte mich zu ihm und packte ihn an einer Hand.
Er sah mich perplex an. Ich zog ihn hoch und zu mir. Er knallte mit seinem Körper gegen meinen und schlang meine Arme um seinen Rücken.
Drückte ihn an mich.
"Danke!", sprach ich aufrichtig. Ich schloss meine Augen und genoss diesen Moment. Das schöne Gefühl, das jemand wusste was ich wirklich mochte und mich erfreute.
*
Jimin
*
Mein Herz schlug Purzelbäume. Die Freude auf Yoongi Gesicht war so greifbar. Nichts zeigte diesen arroganten Yoongi wie zur Schulzeit. Er war so normal.
Seine Art in den letzten Tagen war anders. Angenehmer. Wir redeten normal miteinander ohne uns anzuschweigen oder an die Gurgel zu gehen. Das letzte taten wir eh nie.
Aber das, was ich befürchtete, dass Yoongi sich wie ein arsch benahm, trat auch nicht auf.
Jetzt waren wir irgendwie auf Augenhöhe und das war schön. Diese Karten waren mein Dank dafür, wie er mich pflegte. Klitzekleine Erinnerungen waren da und das alles hätte er nicht machen müssen.
Oft hatte ich überlegt, ob ich das überhaupt tun sollte, aber mein Inneres wollte ihm etwas Gutes tun. Ein Geben und Nehmen. Wie es eigentlich in einer Ehe sein sollte.
Aber wir waren nicht wirklich in einer Ehe. Sie bestand nur auf Papier. Und seit den Tagen dachte ich daran, wie schön es doch wäre, wenn sie nicht nur auf Papier wäre. Man könnte sich doch weiter kennenlernen und sehen, wie es funktioniert, oder? Im Bett harmonieren wir.
Ich wollte eine Partnerschaft, eine Ehe. Ich wollte nicht mehr allein sein. Ich wollte endlich jemanden an meiner Seite und mich an ihn lehnen. So wie jetzt.
Mittlerweile sah ich Yoongi nicht mehr als einen schrecklichen Parasiten. Ich fing an ihn zu mögen, was auch das kuscheln im Bett verschuldete. Ich bemerkte es und tat oft so, als würde ich fest schlafen.
Die Sehnsucht jemanden bei sich zu haben war greifend, umso mehr genoss ich auch diese Momente.
Yoongi löste sich. Strahlte förmlich.
"Das Spiel ist am Samstag, also in 4 Tagen. Nimm dir Zeit!"
"Wie?", fragte ich erstaunt.
"Na was wohl? Du hast zwei Karten in den Umschlag getan. Du kommst mit mir."
"Ich habe aber keine Ahnung von Basketball."
"Ich erkläre es dir."
"Hmm. Gut."
Yoongi nickte und trat etwas zurück.
"Na dann, ich geh ins Bett. Ist schon etwas spät."
"Ist gut. Ich bleibe noch etwas wach."
Yoongi nickte und wandte sich ab. Ich ließ mich auf die Couch sinken und legte eine Hand auf meine Brust.
Nicht so viele Gedanken machen, Jimin.
*
Copper-Curly
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