050 | Louis

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Louis' P.o.V.

Das neue Jahr war angebrochen und Harry machte immer noch ein Geheimnis aus seinem Verschwinden. Mittlerweile war er für drei Stunden einfach unauffindbar. Für mich zumindest. Alle anderen wussten wo er war. Doch ehrlich gesagt hatte ich gar nicht die Kraft nach ihm zu suchen. Denn die Übelkeit, die ich seit meinem Geburtstag hatte, verschwand einfach nicht.

Mein Gefühl sagte mir, dass er nichts Schlimmes machte, dennoch wollte ich ihn lieber bei mir haben.

Harry war schon seit heute Vormittag weg, weshalb mich Lottie etwas ablenken wollte. Sie konnte sich das wahrscheinlich einfach nicht mehr mit ansehen, dass ich wie ein Trauerkloß vor dem Fenster saß und auf Harry wartete. Da ich mich heute noch nicht übergeben hatte und sogar den Tee bei mir behielt, was die vergangenen Tage nicht so war, wagten wir den Versuch und gingen in den Wald.

Ich war zu wackelig auf zwei Beinen, weswegen wir uns verwandelt hatten. Ich zitterte zwar immer noch, aber ich stand etwas sicherer. Es war komisch wieder den Waldboden unter den Pfoten zu spüren. Viel zu lange hatte ich einfach nur herumgesessen und gehofft, dass ich endlich mal das Essen bei mir behielt. Ich war froh, dass sich wenigstens die Schmerzen in Grenzen hielten.

Kurz blieb ich stehen und holte tief Luft. Es war zwar ziemlich kalt, aber es tat ausgesprochen gut. Es schien als würde die frische Luft mir Kraft geben und mich die Übelkeit vergessen lassen.

Schaffst du es noch weiter? Wir können umdrehen, wenn du wieder ins Bett magst. Ich sah zu Lottie und stupste sie mit meiner Schnauze an. Schon gut, ich schaffe das. Meine Schwester schaute mich zufrieden an und gemeinsam gingen wir langsam weiter.

Das Wetter ließ noch etwas zu wünschen übrig, der Schnee war immer noch da und in der Nacht kam sogar noch eine dicke Schicht dazu, aber sobald das Sonnenlicht herauskam und die Strahlen den Schnee zum Glitzern brachten, war wieder alle in Ordnung. Ich mochte es, wenn es so funkelte. Der Schnee sah auch unglaublich fluffig aus. Nur leider war es viel zu kalt. Lottie schien das nichts auszumachen, aber für mich war es nicht gerade angenehm.

In der Nähe knackten ein paar Äste, weswegen ich mich schnell hinter Lottie verstecke. Ihr Lachen hallte in meinem Kopf. Da ist doch nichts. Warum bist du auf einmal so schreckhaft? Ich knurrte sie leise an und zwickte sie mit meinen Zähnen. Lach mich nicht aus, das ist gemein.

Ich vernahm einen Geruch, der mir bekannt vorkam. Zuordnen konnte ich ihn jedoch nicht. Was war das? Da aber Lottie nicht verunsichert war, machte ich mir keine weiteren Gedanken.

Lottie stupste mich an und lief dann weiter. So schnell wie ich konnte folgte ich ihr und nach einer Weile entschlossen wir uns dazu wieder zurückzugehen. Der Geruch von Feuer stieg mir in die Nase und als wir Zuhause angekommen waren, sah ich wie Liam gerade Holz nachlegte.

Begeistert lief ich auf das Lagerfeuer zu und blickte zu meinen Schwestern und Ella, welche in Wolfsgestalt auf Decken lagen und sich am Feuer wärmten. Ohne lange zu überlegen legte ich mich ebenfalls auf eine der Decken und sah zu Liam, welcher sich neben mir hinhockte und mit seiner Hand durch mein Fell strich.

"Hat dir der Spaziergang gut getan?" Ich brummte und nickte leicht mit meinem Kopf, bis ich mich schließlich mehr einrollte und meine Augen schloss. Das Feuer spendete eine angenehme Wärme und durch die Decken war alles noch viel gemütlicher. Am Duft erkannte ich, dass es Lottie war, welche sich neben mir legte und mich anstupste.

Ruh dich was aus, und dann gibt es was zu essen. Nicht gerade begeistert öffnete ich meine Augen und sah zu ihr rüber. Ich versuche es, aber wenn ich es nicht bei mir behalten kann...

Dann finden wir einen anderen Weg. Du musst etwas essen. Ich habe Harry versprochen, dass ich mit Gemma auf dich achten werde. Und da er erst heute Nachmittag wiederkommt, wirst du mit uns nachher was essen.

Ist ja gut. Ich legte meinen Kopf wieder auf meine Pfoten und genoss die Wärme des Feuers. Mit einem Mal spürte ich eine Bewegung in meinem Bauch. Mit meiner Nase stupste ich die Stelle an wo ich die Bewegung gespürt hatte und erhielt prompt eine Reaktion.

Mein Herz begann höher zu schlagen und ich wiederholte es so lange, bis ich wieder eine Bewegung spürte. Aufgeregt wecke ich Lottie und leckte ihr über die Schnauze, als sie ihre Augen nicht aufmachen wollte. Ist was passiert? Schnell stand sie auf, nahm eine Kampfhaltung ein und schaute sich um.

Ich stupste sie erneut an und brachte meine Schwester endlich dazu mich anzusehen. Es ist nicht passiert, aber stups mal meinen Bauch an. Noch etwas verwirrt tat sie nach einem Moment das, was ich ihr gesagt hatte. Auch bei ihr bewegte sich das Baby in mir, weswegen sie mich mit großen Augen überrascht ansah. Innerhalb eines Atemzuges verwandelte sie sich zurück und vergrub ihre Hände in meinem Fell.

"Du musst es Harry zeigen, wenn er wieder da ist. Er freut sich bestimmt auch mal das Baby spüren zu dürfen." Ich nickte und leckte Lottie einmal quer durchs Gesicht. Ich mochte es wie sie sich dann immer aufregte. "Louis!", fauchte sie und legte ihre Hand auf meine Schnauze und drückte mich weg. "Lass das, du weißt das ich da-" Ich unterbrach sie, indem ich mich aus ihrem Griff befreite und ihr erneut mit meiner Zunge über das Gesicht fuhr.

Sie murrte und lehnte sich dann an meine Seite und streichelte über meinen Bauch, welcher aber kaum zu sehen war. Mein Fell war wegen der Jahreszeit etwas länger und dichter. Ich blieb in meiner Gestalt und legte mich zurück auf die Decke. Kurz blickte ich jedoch zu meinen Schwestern, welche gerade wach wurden und mich blinzelnd ansahen.

"Kommt her." Lottie sprach leise, um die anderen nicht zu wecken. Denn Liam und Niall hatten es sich ebenfalls auf den Decken bequem gemacht und auch Gigi lag am Feuer und wärmte sich auf. Von Sekunde zu Sekunde wurde ich müder und meine Augen fielen immer wieder zu. Ich spürte nur noch mehrere Hände in meinem Fell und wie sie über meinen Bauch strichen, bis ich jedoch auch davon nichts mehr mitbekam.

Auf einmal rüttelte jemand an mir. Leise knurrte ich und hoffte, dass das Rütteln aufhörte. Doch leider war dem nicht so. "Louis du musst aufwachen. Anne hat gekocht und deine Schwestern sind schon im Haus." Verschlafen blinzelte ich Niall an und schloss meine Augen.

Ich war viel zu müde.

"Louis, du musst etwas essen. Du brauchst dringend mehr Energie." Erneut knurrte ich leise, doch da Niall nicht lockerließ und mich immer wieder weckte, verwandelte ich mich. Ohne dass ich ihn um Hilfe gebeten hatte, nahm er meinen Arm und half mir hoch. "Heb' deine Arme etwas an." Noch nicht ganz bei Sinnen tat ich das, was er von mir verlangte und bekam von Niall einen dicken Pullover angezogen.

Es war Harrys Pulli. Direkt kuschelte ich mir mehr in das Kleidungsstück und zog die Ärmel über meine Hände. Ohne das ganze Fell war es trotz Feuer doch ziemlich kalt. Mit Niall an meiner Seite ging ich ins Haus hoch in die Küche, wo er mich auf einen der Stühle verfrachtete. Ohne lange nachzudenken legte ich meine Arme verschränkt auf den Tisch und platzierte meinen Kopf drauf. Müde gähnte ich und schloss wieder meine Augen.

"Louis!"

Diesmal war es Anne, welche mich weckte. "Iss bitte was." Leise grummelte ich und sah sie aus halboffenen Augen an. "M-Müde", wisperte ich und richtete mich langsam auf. Gemma setzte sich auf den Platz, auf welchem Harry sonst immer saß. "Ich mache das schon Mama, alles gut." Fragend sah ich Gemma an, welche mich nur lächelnd ansah und eine Schüssel entgegennahm. Der Duft von einer frisch gekochten Suppe stieg mir in die Nase. Genau in diesem Moment knurrte meinen Magen, weswegen ich verlegen zu Seite blickte.

"Hier." Sie hielt mir einen Löffel vor den Mund. Da ich kaum Kraft hatte zu diskutieren, ließ ich mich von ihr füttern. Das die anderen mich dabei beobachteten war mir egal, ich hatte gerade einmal Energie, um vernünftig zu essen. "Du hast die Tage so wenig gegessen... Und die Übelkeit müssen wir auch in den Griff bekommen. Du brauchst die Kraft, um dein Baby zu versorgen. Dein Kind nimmt es sich einfach und wenn du nicht nachlieferst geht es zwar deinem Baby gut, aber dir nicht."

Ich nickte nur und bedankte mich bei ihr. Als die Schüssel fast leer war schaffte ich es selbst den Löffel zu halten und zu essen. "Ich möchte zu Harry", murmelte ich und schob die leere Schüssel von mir. "Sagt mir doch wo er ist", flehte ich und sah die anderen an. "Ich halte das nicht länger aus." Ein Wimmern verließ meine Lippen.

Nach Harrys Nähe sehnte ich mich momentan am meisten und das er mal wieder irgendwo war, machte es nicht wirklich besser. "Er wird gleich da sein." Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Anne mich mit diesem Satz nur hinhalten wollte.

Auf einmal spürte ich ein komisches Gefühl in meiner Brust und atmete erschrocken auf. Fast zu gleichen Zeit trat Harry in die Tür. "H-Hazza." Ungläubig sah ich ihn an und stand auf. Vielleicht etwas zu schnell, da sich alles drehte. Bei Harrys Anblick bekam ich Angst. "W-Was?" Ich musste mich an einer Stuhllehne festhalten, um nicht umzukippen.

Harry strich sich das Blut von der Stirn und leckte über seine aufgeplatzte Lippe, welche sich gerade schloss. Nur das Blut klebte noch an seinem Kinn. "Mason", fauchte er und sah Liam und Niall an. Auch Robin stand ruckartig auf. Die drei polterten die Treppe hinunter. Wieder sah ich zu Harry, welcher mit wenigen Schritten bei mir war. "Was ist passiert?", fragte ich ängstlich und krallte mich an seiner Hand fest.

"Das ist gerade egal." Harry schlang seinen Arm um mich und presste mich fest an seine Seite. "Ihr geht am besten auf eure Zimmer. Solange Mason da draußen vor unseren Häusern ist geht niemand mehr raus." Nach seiner Stimme zu urteilen duldete er keine Widerworte, weswegen jeder das tat, was er gesagt hatte.

Immer noch ängstlich sah ich zu ihm hoch. "Du gehst auch aufs Zimmer." Als ich in seine Augen sah spiegelte sich dort nichts außer Angst wider. "Was ist passiert?", fragte ich erneut nach und nahm seine Hand in meine. "Rede mit mir. Bitte...", flüsterte ich.

Doch Harry antwortete nicht sondern zog mich in unser Schlafzimmer. "Mason, er..." Harry seufzte, holte ein Handtuch vom Boden und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. "Er will dich."

"M-Mich? Aber... warum?" Er warf das Handtuch zur Seite und legte seine Hand an meine Wange. "Weil du ein Omega bist." Ich schluckte und schloss meine Augen. "Lass mich nicht alleine", wimmerte ich. "Lass uns nicht alleine."

Plötzlich ertönte ein lautes Heulen, was Harry stocken ließ. "Ich bin sofort wieder da." Er küsste meine Stirn und trat aus dem Zimmer. "Harry", rief ich und versuchte ihm nachzulaufen. Erneut brüllte ich seinen Namen, doch er schaute mich nur kurz an, bevor er die Treppe hinunterging.

Ohne lange zu überlegen rannte ich hinterher.

Unten angekommen musste ich mich erst einmal sammeln, da ich nur noch verschwommen sah und mein Schädel anfing zu pochen. An der Tür angekommen riss ich sie auf und stockte bei dem was ich sah.

"N-Nein", schluchzte ich und trat einen Schritt zurück.

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1920 Wörter 19/12/2020

Ich update die nächsten Tage dienstags und samstags so um 20 Uhr

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