048 | Harry

Harrys P.o.V.

Ich zog mir ein langärmliges Shirt über und sah aus den bodentiefen Fenstern. Es schneite immer noch und alles war unter einer dicken Schneedecke versteckt. Es war schon spät und Louis schlief bereits seit mehreren Stunden. Er war schon nach dem Abendessen tot müde ins Bett gefallen, da er den gesamten Tag mit seinen Schwestern in Schnee getobt hatte.

Leider hatte er sich auch auf dem Eis hingelegt, aber er konnte danach normal weitergehen und hatte über keine Schmerzen geklagt. Deshalb machte ich mir auch keine Sorgen. Ich hatte keine Ahnung, woher er die Kraft auf einmal hernahm, doch da es ihm gut tat und es schön war ihn so lebendig und fröhlich zu sehen, ließ ich ihm seinen Spaß. Auch wenn ich ihn regelmäßig zur Seite zog und ihn darum bat etwas zu essen und zu trinken.

Ich schloss die Vorhänge und widmete mich meinem kleinen Omega, welcher seit ein paar Minuten leise schnarchte. Verliebt lächelte ich und legte mich zu ihm unter die warme Decke. Sanft zog ich ihn näher an meine Brust und legte meine Lippen für einen kleinen Moment auf seine. Ich wollte ihn nicht wecken, aber widerstehen konnte ich nicht. Ein letztes Mal küsste ich ihn vorsichtig und schloss dann meine Augen.

Immer wieder hörte ich ein Schnippen, weswegen ich langsam aufwachte. Als ich Louis' Weinen vernahm schreckte ich hoch und sah zu Seite. Louis saß neben mir, sah mich mit tränengefüllten Augen an und wimmerte. "Es tut so weh", schluchzte er und krallte sich an meinem Unterarm fest.

"Lou", flüsterte ich und schaltete das Licht auf dem Nachtschränkchen an. Mehrmals musste ich blinzeln, da das Licht anfangs zu hell war. "Versuch tief durchzuatmen." Doch er schüttelte wild mit seinem Kopf und krallte sich noch mehr in meinen Unterarm. "Das Baby, irgendwas stimmt nicht."

Ich befreite meinen Arm aus seinem klammernden Griff, schob sein Schlafshirt nach oben und betrachtete seinen Oberkörper. Ein Teil eines blauen Fleckes schimmerte oberhalb des Bundes. Vorsichtig schob ich die Hose ein bisschen hinunter und sah, dass seine gesamte Haut über die Hüfte entlang blau war.

Verdammt, er war schlimmer hingefallen als ich gedacht hatte.

Besorgt strich ich über den Fleck und schaute es mir genau an. Es schien aber nur oberflächlich zu sein. Natürlich konnte ich es nicht genau sagen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass etwas mit dem Baby passiert war, war eher gering.

"Leg dich wieder hin und versuche tief durchzuatmen. Du bist vorhin einfach nur sehr blöd aufgekommen. Aber mit dem Baby passiert so schnell nichts. Es ist bestimmt alles in Ordnung." Louis schnaubte und schlug meine Hand weg. "In Ordnung? Sieht das so aus als wäre alles okay?", knurrte er und sah mich jedoch nicht wütend, sondern eher ängstlich an. "Meine ganze Hüfte schmerzt so schlimm, so heftig bin ich doch gar nicht gestürzt."

"Lou", murmelte ich und drückte ihn sanft in die Kissen zurück. "Wo tut es noch weh?" - "Überall", wimmerte er und fing wieder an zu weinen. Er zeigte mir die Stellen, indem er meine Hand an die entsprechenden Stellen legte. Leise seufzte ich und küsste seine Stirn. "Es tut mir leid, Lou." Mit meinen Fingern strich ich über seine Hüfte und biss mir auf die Lippe.

Schuldbewusst sah ich ihn an. "Die Hüftschmerzen... Du bist noch jung und deine Hüfte ist für ein Baby noch zu schmal. Es braucht langsam immer mehr Platz und nimmt es sich auch. Dein Körper arbeitet momentan auch etwas gegen dich. Tut mir leid, dass du solche Schmerzen hast. Ich holte dir was, damit du wieder etwas Schlaf findest." Doch zu meiner Überraschung schüttelte er mit seinem Kopf und hielt mich fest. "Nein, nicht. Wegen ihr geht das nicht."

"Ihr?", fragte ich benommen und legte eine Hand auf seine Wölbung.

Er nickte leicht und lächelte mich trotz der Schmerzen an. "Es fühlt sich irgendwie so a-" Louis stöhnte schmerzerfüllt als er sich anders hinsetze. "Ich kann mir das nicht länger mit ansehen." Schnell stand ich vom Bett auf, doch Louis hielt mich erneut zurück. "Bleib einfach bei mir Hazza, bitte."

Ergeben nickte ich, legte mich wieder hin und zog ihn in meine Arme. Gemeinsam kuschelten wir uns unter die Decke. Ich blieb wach und wachte über Louis und unser kleines Mädchen, wenn es denn eins war. Aber die Vorstellung, dass unsere Tochter bald neben uns im Bett lag wärmte mich von innen heraus und ließ mein Herz höherschlagen.

Ich drehte mich leicht auf die Seite und drückte Louis noch ein bisschen mehr an mich. Immer wieder küsste ich seine Stirn und streichelte ihm über den Bauch. In der Hoffnung die Zuneigung und Ruhe würden ihm gut tun.

"Hazza", murmelte er leise und sah mich mit seinen blauen Augen an. "Ja?" - "Danke, dass du bei mir bleibst." Ich nickte leicht und küsste seine Stirn. "Natürlich bleibe ich bei dir. Hast du noch starke Schmerzen?" Louis nickte leicht. "Es ist aber auszuhalten. Das alles kribbelt schon ein bisschen. Ich glaube es heilt langsam."

"Und du möchtest wirklich nichts gegen die Schmerzen?", fragte ich besorgt. Es gefiel mir nicht, dass er sich nicht helfen lassen wollte. Aber es war seine Entscheidung. Auch wenn ich es anders handhaben würde.

Es brauchte Zeit, doch irgendwann war Louis eingeschlafen. Ich blieb allerdings wach. Mit dem Wissen, dass es ihm schlecht ging konnte ich nicht einfach schlafen. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, beugte ich mich über ihn und schaltete das Licht aus.

Nur wenige Stunden danach wurde unser Zimmer mit Sonnenlicht durchflutet. Louis war noch ein weiteres Mal aufgewacht, hatte sich aber im Gegensatz zum ersten Mal schneller beruhigt. Zufrieden betrachtete ich ihn und war froh, dass er jetzt wirklich tief und fest schlief.

Behutsam schob ich sein Schlafanzug beiseite und begutachtete den blauen Fleck, welcher langsam wieder heller wurde. Es würde bei seinen heilenden Kräften noch ein paar Tage dauern, aber auch so schaffte Louis Körper Unglaubliches. Und dass ich ihm nicht dabei helfen konnte, tat mir unglaublich leid. Ich wollte nicht, dass er Schmerzen hatte oder sich um etwas sorgte.

Am liebsten würde ich ihm alles abnehmen, damit er nicht eine Beschwerde hatte.

Vorsichtig schob ich ihn etwas von mir und strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Haare waren in den letzten Wochen ziemlich gewachsen. Louis wollte sie auf einmal nicht mehr abschneiden. Aber er sah mit längeren Haaren unglaublich süß aus. Ich verteilte leichte Küsse auf seiner Stirn und stand langsam auf. Ein letztes Mal kontrollierte ich, ob er vernünftig zugedeckt war und verließ das Schlafzimmer.

Um meiner Müdigkeit entgegenzuwirken ging ich in die Küche und bereitete mir einen Kaffee zu. Ich trank sowas nicht gerne, aber ich musste wach bleiben. Vor allem da Louis bald aufwachen würde. Und da konnte ich es mir nicht leisten zu schlafen. Ich musste ihn schützen. Ihn und unser Baby.

"Harry?"

Ich drehte mich um und sah Gemma in der Tür stehen. "Du bist schon wach?", fragte sie und sah mich erstaunt an. "Sonst ist doch Louis immer der erste", grinste sie und begrüßte mich dann mit einer Umarmung. "Ich bin seit ein paar Stunden schon wach. Louis hatte Schmerzen und-"

"Oh... Geht es ihm gut? Das ist bestimmt alles beängstigend, wenn man das erste Mal schwanger ist. Braucht ihr etwas?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Louis möchte nichts und diesen Wunsch kann und will ich ihm auch nicht abschlagen." Meine Schwester nickte wissend und machte sich einen Tee.

"Wie geht es denn dir?" Ich nahm ihr die Tasse aus der Hand und drückte sie auf einen der Stühle. Ich bereitete beide Getränke zu und stellte ihr die dampfende Tasse hin. "Ganz gut. Mein Rücken schmerzt, aber das war auch schon bei Ella so. Es ist also nichts neues. Warum hatte Louis denn die Schmerzen?"

"Der Sturz gestern war doch ein bisschen zu heftig und sein Becken ist nicht breit genug", murmelte ich und nahm einen Schluck von dem Kaffee. Der Geschmack ließ zu wünschen übrig, aber ich wurde langsam wach. "Und er will wirklich nichts schmerzlinderndes haben?"

"Er will es alleine schaffen. Ich glaube er möchte damit zeigen, dass er das ohne die Hilfe von anderen kann. Aber wenn es zu schlimm wird kann ich nicht versprechen, dass ich weiterhin nur tatenlos zusehe. Es tut mir so weh, wenn er sich so quält."

Gemma legte ihre Hand auf meine Schulter und lächelte mich an. "Du wirst schon das richtige machen. Das weiß ich." Ich nickte und stockte als mein Herz für einen Moment schneller schlug. "Louis wacht auf." Ich leerte meinen Kaffee und stand schnell auf. Zügig ging ich ins Schlafzimmer, schloss die Tür hinter mir und saß auf der Bettkante, als Louis seine Augen langsam öffnete.

"Guten Morgen mein Engel", flüsterte ich und beugte mich zu ihm hinunter. Mit meiner Hand stütze ich mich neben seinem Kopf ab und drückte meine Lippen auf seine Stirn. Louis grummelte leise, weswegen ich etwas lachen musste. Es klang so süß, wenn er sich beschwerte. "H-Hazza." Seine Stimme war vom ganzen Schlafen noch etwas brüchig.

"Ich bin hier", erwiderte ich und schlang meine Arme um seinen Oberkörper und half ihm dabei sich aufzusetzen. "Du bist schon wach", stellte er mit trauriger Stimme fest und blinzelte mich verschlafen an. "Soll ich mich nochmal zu dir legen?" - "Ja, bitte", murmelte er müde und gähnte.

Grinsend schlüpfte ich zu ihm unter die Decke und rieb meinen Kopf an seinen. Er kicherte daraufhin und schlang seine Arme um meinen Hals. Lachend legte ich ihm eine Hand auf den Rücken und drückte mich mehr in die Kissen. Die Schmerzen von heute Nacht hatte er wohl vollkommen vergessen, denn seine gute Laune war ziemlich ansteckend.

"Geht es dir gut?", fragte ich vorsichtshalber nach. Ich wollte nicht, dass er es überspielte. Manchmal war es mir nicht möglich zu fühlen, wie es ihm ging. "Alles gut", erwiderte er leise und rieb seinen Kopf kurz an meinem Kinn. "Ich sage es schon, wenn es nicht so ist. Versprochen." Zufrieden nickte ich und küsste seine Schläfe.

Schnell drehte ich uns um, so dass Louis unter mir lag. Grinsend schaute ich auf ihn herab und küsste ihn liebevoll. Zufrieden lächelte ich in den Kuss hinein, als er erwiderte und seine Hände in meinen Locken vergrub. Als ich mich löste schmollte er leicht, weswegen ich ihm einen Kuss auf die Stirn drückte und weiter hinunterrutschte.

"Harry?" Louis stütze sich leicht ab und schaute zu mir hinunter, doch ich grinste nur vor mich hin und schob sein Oberteil nach oben. Vorsichtig strich ich über die Wölbung, welche langsam immer größer wurde. "Guten Morgen kleines Wunder", wisperte ich und verteilte viele kleine Küsschen auf Louis' Haut.

Als ich hochsah, schaute Louis mich mit Tränen in den Augen an und schniefte leise. "Lou", murmelte ich leise und strich über seinen Bauch. Er nickte schnell und wischte sich über die Augen. "Ich bin nur glücklich und ich habe so Angst, dass es nicht so bleibt. Bisher ist immer etwas passiert. Immer. Nie war so lange etwas in Ordnung", weinte er und drückte sich mehr in die Kissen.

Besorgt schaute ich ihn an und kletterte wieder hoch und nahm ihn fest in meine Arme. "Hör auf zu weinen", bat ich ihn und strich seine Tränen weg. "Es ist alles in Ordnung und das wird auch so bleiben. Ich sorge dafür das niemandem etwas geschieht. Hast du denn das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt?" Da er seinen Kopf schüttelte lächelte ich ihn aufmunternd an.

"Mach dir nicht so viele Gedanken, okay?" Louis nickte leicht, weswegen ich mich wieder etwas hinunterrutschte und weiter Küsse auf seinem Bauch verteilte. "Dein Papa liebt dich, kleines Wunder. Und deine Mama auch", grinste ich und lachte, als Louis mir auf die Schulter schlug.

"Du sollst mich nicht so nennen, ich bin keine Frau", beschwerte er sich und wollte mich nochmal schlagen. Jedoch hielt ich seine Hand fest. "Aber du trägst unser Baby unter deinem Herzen. Nur aus diesem Grund bist du die Mama und nicht, weil ich dich damit ärgern will", erklärte ich ihm meine Denkweise. Er brauchte noch einen Moment, jedoch nickte er dann mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

"Na gut, dann bin ich halt die Mama."

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2013 Wörter 17/12/2020

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