045 | Harry
Harrys P.o.V.
Überrascht nickte ich, setzte mich auf das Bett und breitete meine Arme aus. "Komm her." Louis nickte und setzte sich mit etwas Abstand zu mir aufs Bett. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. "Lou?"
Doch er schüttelte nur seinen Kopf und zog sich die Decke auf den Schoß. "Gerade nicht, nicht nach dem du diesen Mist abgezogen hast. Beantworte mir bitte einfach nur meine Fragen." Leise knurrend sah ich ihn an und verschränkte meine Arme. Louis senkte seinen Kopf und rutschte näher zu mir.
Zufrieden küsste ich seinen Nacken und knabberte leicht an seinem Ohrläppchen, weswegen er hin und her rutsche und versuchte mich von ihm wegzudrücken. Doch ich knurrte herausfordernd und hielt ihn mit einem festen Griff an mich gedrückt.
"Was für Fragen hast du denn?", flüsterte ich und küsste seinen Hals erneut. "Harry", brummte Louis und lehnte seinen Kopf zur Seite, so dass ich nicht mehr an seinen Hals konnte. "Lass das. Du lenkst wieder ab. Hör auf damit." Doch er fing an zu kichern, als ich ihm gegen den Hals pustete und ihm in die Seite pikte.
"Ich finde es schön, dass du wieder lachst", flüsterte ich und platzierte einen Kuss auf seiner Schläfe. "Also..." Gespannt sah ich ihn an und wartete darauf, dass er weitersprach. Doch ich spürte seine Nervosität und schob ihn von meinem Schoß. "Komm, ich koche uns einen Tee und dann machen wir es uns auf den Sesseln bequem."
Louis nickte nur abwesend, weswegen ich schnell den Tee zubereitete und mit den beiden Tassen ins Schlafzimmer zurückkehrte. Ich stellte sie auf das Tischchen am Fenster und zog die beiden Sessel dort hin. Louis stand direkt auf und setzte sich auf einen der Sessel. Ich tat es ihm gleich und legte meine Hand kurz auf sein Knie.
"Du weißt, dass du mich alles Fragen kannst? Habe keine Angst, frag mich alles was du willst. Fürchte dich auch nicht vor der Geburt. Ich bin die gesamte Zeit bei dir. Du bist nicht alleine." Ich strich über seinen Oberschenkel und lächelte ihn an.
Doch trotz der Ruhe und des Beruhigungstees machte er nicht den Mund auf. Keine Frage verließ seine Lippen. Es wurde nur noch schlimmer. "Lou", murmelte ich und hielt ihm meine Hände hin. Erst stellte er die Tasse ab und kletterte dann auf meinen Schoß. "Was ist denn los?"
"Ich-" Er atmete tief durch, presste seinen Rücken näher an meine Brust und blickte aus dem Fenster hinaus auf die Wiese. "Ich habe einfach nur so Angst. Ich bin nicht gerade stark und verletze mich schnell. Was ist, wenn ich das Baby nicht ausreichend schützen kann? Oder was ist, wenn ich mich so stark verletzte, dass das Baby leidet?"
Ich küsste seine Schulter und schlang meine Arme enger um seinen Bauch, achtete aber darauf, dass ich keinen zu starken Druck ausübte. "Das Baby ist bei dir sicher, selbst wenn du mal hinfallen solltest, kann dem Baby nichts passieren." Ich legte meine Hand auf seinen noch flachen Bauch und strich über ihn. "Noch spürst du es nicht, aber dein Bauch wird relativ hart werden. Die Fruchtblase ist sehr dick und stabil. Und dein Körper verändert sich auch entsprechend. Bei dir ist unser kleines Wunder hervorragend geschützt."
Louis nickte leicht und nahm seine Tasse. Da er kurz zu mir blickte nutze ich die Gelegenheit und küsste seine Stirn. "Was möchtest du noch wissen?" Louis sah mich unsicher an und kaute auf seiner Lippe herum. Leise seufzend drückte ich ihn leicht und küsste diesmal seine Wange. "Du musst schon mit mir reden, Love", flüsterte ich und legte meinen Kopf auf seinen. Das seine Haare mich dabei am Kinn kitzelten ignorierte ich.
"W-Wie funktioniert das? Also das mit der Geburt, denn ich bin ja keine Frau und-", stotterte er und brachte keinen vernünftigen Satz zustande. Erneut versuchte ich ihn mit sanften Küssen zu beruhigen und seine Nervosität wenigstens ein bisschen in den Griff zu bekommen. Es tat mir leid, dass er sich so viele Gedanken und auch Sorgen machte.
"Eine natürliche Geburt ist schlichtweg unmöglich und ich bin ehrlich, bei einem Mann habe ich auch noch nie geholfen ein Kind auf die Welt zu bringen. Aber ich bin zuversichtlich. Ich wollte nur das du das weißt, dass mir in dieser Hinsicht die Erfahrung fehlt. Aber die anatomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau sind nicht so groß. Vor allem, weil du ein Omega bist. Bei Gemma war eine natürliche Geburt auch nicht möglich." Bevor ich weitersprechen konnte, drehte sich Louis in meinen Armen und schaute zu mir hoch.
"Wie funktioniert es denn dann? Du wirst mich doch nicht aufschneiden?", fragte er nervös. Da ich aber nickte wurde er schlagartig blass und begann zu zittern. "Lou", murmelte ich leise, nahm seine Tasse und stellte sie auf den Tisch. "Versuch tief durchzuatmen. Bitte." Doch er schüttelte wild mit seinem Kopf und atmete immer schneller.
"Louis!" Besorgt nahm ich sein Gesicht in meine Hände und sah ihm tief in die Augen. "Atme tief durch." Ich machte ihm es vor und lächelte leicht, als er mir nachmachte. "Ganz ruhig. Ich kann das. Du bist bei mir sicher. Versprochen."
"A-Aber du schneidest mich auf, da... da kann ich doch nicht ruhig bleiben. Das wird doch unglaublich weht tun und das Blut und... Verdammt Harry, du schneidest mich auf", rief er panisch und schaute mich ängstlich an. "Ich will das nicht."
"Lou...", versuchte ich erneut ihn zu beruhigen, doch er sprang von meinem Schoß auf und lief im Zimmer auf und ab. "Du- Oh nein, das geht nicht. Du kannst... Nein!" Sein Gesicht war vor Angst verzerrt. Langsam stand ich auf und ging auf ihn zu. "Bitte beruhige dich. Ich weiß was ich mache. Vertrau mir. Bitte, Louis."
Doch er schüttelte mit seinem Kopf und raufte sich die Haare, welche nun vollkommen verwuschelt auf seinem Kopf lagen. "Ich will das nicht, das geht nicht. Ich kann das nicht." Er steigerte sich immer weiter rein. Ich wusste nicht, wie ich es unterbrechen sollte, weswegen ich ihn einfach in meine Arme zog und eng bei mir hielt. Vorsichtig wiegte ich ihn hin und her und küsste immer wieder seinen Kopf. Es brauchte einige Minuten, bis er das erste Mal wieder tief Luft holte und normal atmete.
"Bitte mach dich nicht so wahnsinnig."
"Du- Du schneidest mich auf!", wiederholte er seine Worte von gerade eben und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Seufzend packte ich seine Handgelenkte und hielt ihn fest. "Louis!", knurrte ich leise und sah ihn geradewegs in die blauen Augen. "Ich werde dich nicht aufschlitzen, ich werde lediglich-" Kurz hielt ich inne und sah mich nach einem Stift um. Ich fand einen auf dem kleinen Tisch.
"Warte, ich zeig es dir." Vor Louis ging ich auf die Knie und sah zu ihm hoch. "Ich male dir auf, wo ich ungefähr schneiden werde, okay?" Louis nickte benommen, schien mir aber immer noch viel zu unruhig. "Es ist alles gut", versicherte ich ihm. Den Stift nahm ich zwischen die Lippen, als ich sein Shirt hochschob und seine Hose öffnete und ein Stück hinunterzog. Mit zwei Fingern zog ich seine Unteräsche ein bisschen runter und zog mit dem Stift eine Linie über seinen unteren Teil des Bauches.
Rasch stand ich wieder auf und legte den Stift bei Seite. "Hier kannst du es besser sehen." Ich schob Louis vor den Spiegel am Kleiderschrank und fuhr mit meinen Fingern über die Linie. "Es ist verhältnismäßig wirklich kein riesiger Schnitt. Vor allem keiner, welcher quer über deinen Bauch geht."
Louis musterte das was ich gezeichnet hatte im Spiegel und fuhr selbst mit den Fingerspitzen den schwarzen Strich entlang. "U-Und mehr nicht?" Ich stellte mich hinter ihn und küsste seine Schulter. "Mehr nicht. Nur diesen Schnitt." Louis nickte leicht. Mit wenigen Handgriffen war er wieder richtig angezogen.
"Was ist, wenn was schief geht? Was machst du dann?" Ich legte meine Hand an seine Wange und lächelte ihn an. "Dann werde ich eine Lösung finden. Du bist bei mir in sicheren Händen." - "Wird noch jemand da sein?" Ich überlegte kurz. "Meine Mutter. Aus dem einfachen Grund, weil sie noch deutlich mehr Jahre an Erfahrung hat. Und du kannst natürlich noch diejenigen bei dir haben, die du während der Geburt da haben möchtest."
Er musste nicht lange überlegen und nannte direkt seine älteste Schwester. Lächelnd nickte ich. "Natürlich, wenn es das ist was du möchtest, dann ist sie dabei." Louis schien auf einmal in Gedanken versunken und dachte angestrengt nach. "In welcher Form bin ich eigentlich?"
Ich musste etwas lachen, da ich die Linie ja auf seinen Körper gezeichnet hatte und ihm beschrieben hatte, wo ich bei ihm als Mensch den Schnitt machen würde. "Natürliche Geburten sind meist in der Wolfsgestalt. Wenn du dich verwandelst, verwandelt sich das Baby mit dir. Aber da bei dir keine natürliche Geburt möglich ist und ich Ella auch in Menschengestalt auf die Welt geholt habe, wäre es mir lieber, wenn du dich nicht verwandelst."
"Es verwandelt sich mit?" Ich schmunzelte und nickte. "Ja, es verwandelt sich mit. Es ist schließlich mit dir verbunden." Louis zog seine Augenbrauen zusammen und kaute wieder auf seiner Lippe. Mit meinen Daumen befreite ich jedoch seine Unterlippe von seinen scharfen Zähnen. "Lass das, sie ist gerade erst abgeheilt."
Ich zog ihn wieder zu den Sesseln und hob ihn auf meinen Schoß, nach dem ich mich hingesetzt hatte. Mein Tee war zwar kalt, dennoch trank ich ihn. "Möchtest du noch etwas wissen?" Louis trank auch erstmal etwas von dem Tee, bis er sich etwas drehte und seitlich auf meinem Schoß saß. Er hielt die Tasse fest umschlungen und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Mit meinen Fingern malte ich kleine Kreise auf seinen Rücken und blickte hinaus.
Genau in diesem Moment kamen die Tomlinson-Mädchen mit Liam und Niall hinter den Bäumen hervor und verwandelten sich. Gemeinsam marschierten sie ins Haus. "Was ist mit den Schmerzen? Ich halte das doch alles bestimmt nicht aus. Wie soll das denn dann funktionieren?" Seine Stimme zitterte leicht. So gut es ging versuchte ich ihn mit meinen Streicheleinheiten zu beruhigen und ihm Liebe und Geborgenheit zu vermitteln.
"Damals habe ich für Gemma Schmerzmittel verwendet und sie ihr gespritzt. Mein Freund, der das Tattoostudio hat, kommt leicht an dieses Zeug heran. Es ist nicht ungefährlich, denn ich kann dir nicht einfach eine beliebige Dosis spritzen, schließlich muss ich auf das kleine Wunder achten." Ich schob meine Hand unter sein Shirt und streichelte weiter über seinen Rücken.
"Und du kannst das? Bist du dir da sicher?"
Fest entschlossen nickte ich. "Ich kann das. Du musst mir nur Vertrauen." Mein Omega schien immer noch viel zu besorgt zu sein und konnte sich nicht eine Sekunde entspannten. "Du wirst es schaffen und ich ebenfalls. Gemeinsam bekommen wir das hin. Außerdem haben wir noch genügen Zeit. Es wird schon nichts schief gehen."
"Was ist, wenn es Zwillinge sind", murmelte Louis und schluckte hörbar. "Dann werden wir es mit Zwillingen schaffen und haben dann zwei kleine Wunder, die ich über alles lieben werde", versicherte ich ihm. Mit meiner linken Hand drehte ich sein Gesicht zu mir und legte meine Lippen sanft auf seine.
Der Kuss blieb so unschuldig und zärtlich, wie er begonnen hatte. Ich musste etwas gegen seine Lippen lächeln, als ich spürte wie die Nervosität abklang und durch das warme und kribbelnde Gefühl von Liebe ersetzt wurde.
Da es an der Tür klopfte lösten wir uns voneinander. "Das Essen ist fertig und die Mädchen sind zurück. Kommt ihr?" Gemma sah mich mit einem nervösen Lächeln an und schien sich unwohl zu fühlen. Überrascht schaute ich Louis an, welcher aufsprang und zu Gemma herüberging. Obwohl sie leise sprachen, konnte ich jedes einzelne Wort verstehen. Allerdings hörte ich nicht zu. Ich erhob mich vom Sessel und stellte mich ans Fenster, bis Louis meinen Namen rief.
Mit einem Lächeln auf den Lippen trat ich neben ihn und legte meinen Arm um seine Taille. "Es tut mir wirklich leid Hazza", murmelte Gemma. Ich nickte und zog sie und Louis fest an mich. "Schon gut Gems, mir tut es auch leid." Bevor wir in die Küche gingen und mit den anderen aßen, drückte ich beiden einen Kuss auf die Stirn.
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2017 Wörter 08/12/2020
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