042 | Louis
Louis' P.o.V.
Seit mehreren Stunden lag ich wach im Bett und hatte mich unter meiner Decke versteckt. Daisy und Phoebe lagen in Wolfsgestalt an mich gekuschelt und schliefen tief und fest. Harry war vor einer halben Stunde aufgestanden und wollte uns etwas zum Frühstücken holen. Den anderen hatte er erzählt, dass es mir nicht gut ging, aber wenn man mich so ansah, dann stimmte es auch.
Als ich vorhin kurz im Bad war, habe ich meine geschwollenen Augen und meine verkrusteten Lippen gesehen. Ich hatte sie beim Schlafen immer wieder aufgebissen. Und auch, wenn ich nachdem ich endlich eingeschlafen war, wirklich viele Stunden gepennt habe, zierten dunkle Augenringe mein Gesicht.
Wenn ich an Gestern zurückdachte, wurde mir automatisch schlecht. Fest kniff ich meine Augen zusammen und krallte mich mit meinen Fingern in das Laken. Harry war so liebevoll und hilfsbereit und ich wollte ihm zuerst gar nicht sagen, dass ich schwanger war. Schuldgefühle plagten mich und brachten mich zum wimmern.
Mir war gerade einfach alles zu viel.
Aber genau aus diesem Grund hielt Harry mich im Schlafzimmer, damit ich mich ausruhen konnte. Er hatte mir nach dem ich wachgeworden bin gesagt, dass er nur meine Schwestern hier duldet. Selbst Gemma wollte er nicht hineinlassen. Vor allem nicht, nach dem ich ihm erzählt hatte was sie alles gesagt hat.
Als eine meiner Schwestern unruhiger wurde und mit ihren Pfoten zuckte, setzte ich mich schnell auf und schlug die Decke beiseite. Sanft legte ich meine Hand auf ihren Kopf und strich immer wieder durch das weiche Fell. Vermutlich träumte sie einfach nur.
In meiner Brust breitete ich kurz eine angenehme Wärme aus, weswegen ich genau in dem Moment zur Tür schaute, als diese aufging. Hinter Harry stand allerdings Gemma, weswegen ich mich etwas anspannte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er auch alles andere als begeistert. Dennoch betraten beide das Schlafzimmer. Während Harry das Tablett vor dem Bett abstellte schaute er zu mir. "Sie möchte unbedingt wissen wie es dir geht. meine Worte haben ihr nicht gereicht." Er ließ sich neben mir auf dem Bett nieder und sah zu seiner Schwester. "Beeil dich bitte. Sonst wird der Tee kalt."
Gemma erkundigte sich direkt nach meinem Wohlbefinden, was ich auch wirklich nett fand und dennoch ließ sie es sich nicht nehmen und fragte, warum ich niemanden von meiner Schwangerschaft erzählen wollte.
"Der Alpha bekommt Nachwuchs, dass müssen die anderen erfahren. Schließlich ist das ziemlich wichtig."
Ich wusste gar nicht was ich dazu sagen wollte. Es war doch nicht nur Harry der Nachwuchs bekam... Was war denn mit mir? So wie Gemma das sagte, klang es so als wäre ich nur ein Mittel zum Zweck. Mein Herz zog sich zusammen und leidend schaute ich zu Harry.
Gemma hätte ich nie so eingeschätzt, sonst war sie doch immer so rücksichtsvoll. Harry schaute mich allerdings nicht an, seine Augen waren fest auf seine Schwester gerichtet. Plötzlich kam von ihm en tiefes knurren, welches mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
"Du darfst da gar keine Meinung zu haben." Als wäre Harry nicht schon angsteinflößend genug, fletschte er auch noch seine Zähne und rümpfte seine Nase. Allein aus Erfahrung wusste ich, dass es jetzt besser wäre nichts mehr zu sagen. Schluckend schaute ich von ihm zu Gemma, welche zu seiner Salzsäule erstarrt war.
"H-Harry", piepste sie leise und sah ihren Bruder ungläubig an. "Ich wollte doch nur fragen und wissen warum er es nicht sagen will", flüsterte sie und ging einen Schritt zurück, als sie aus ihrer Starre erwachte. Schnell schaute ich zu meinen Schwestern. Die Zwillinge waren aber immer noch tief in ihrer Traumwelt und zuckte wieder ein bisschen mit ihren Pfoten.
"Von deiner Schwangerschaft hat auch erst jeder erfahren, nach dem du es kaum verstecken konntest. Louis entscheidet wann und wie er es mitteilen möchte. Hier gibt's keine Versammlung und auch keine Party für das gesamte Rudel. Ich stelle ihn doch nicht wie irgendeinen Gegenstand zur Schau und lasse jeden auf seinen Bauch glotzen und raten in der wievielten Woche er ist." Seine Stimme war vollkommen kalt.
Auch wenn Harry mir ein bisschen Angst einjagte, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Ich durfte entscheiden. Ganz alleine. Das war auch eine der Dinge, die mich so beunruhigt hatten. ich wusste nicht wie es weitergehen würde. Was Harry von mir erwartete, aber anscheinend ließ er mir die Wahl. Ich konnte mir das Tempo aussuchen.
Da Harry sich jedoch immer noch nicht zu beruhigen schien, sah ich Gemma kurz entschuldigend an, welche nur langsam nickte und rückwärts aus dem Zimmer ging. Auch wenn ich nicht verstand warum sie aufeinander so war, tat sie mir leid. Von Harry so angeknurrt zu werden war wirklich überhaupt nicht schön. Ich wusste, was es in einem auslöst.
Vorsichtig nahm ich Harrys Hand in meine und strich mit meinem Fingern über seinen Handrücken. "Hazza?" Da er immer noch starr nach vorne blickte und meine Berührungen und Küsse auf seine Wange ignorierte, atmete ich tief durch und legte seine Hand auf meinen Bauch. Ruckartig drehte er seinen Kopf zu mir und schaute mich mit dunklen Augen. Eine unangenehme Gänsehaut breitete sich auf meinen Körper aus, als Harry mich mit diesem Blick ansah.
Es war wirklich gruslig.
"A-Alles gut?" Das Zittern in meiner Stimme konnte ich nicht verhindern, dafür wirkte Harry immer noch viel zu beängstigend auf mich. Er schloss kurz seine Augen und blickte mich Sekunden später wieder mit dem klaren Waldgrün an. Die schwarzen Schatten waren vollkommen verschwunden. "Tut mir leid."
"S-Schon gut." Anscheinend merkte er es jetzt wirklich wo seine Hand lag, denn er schaute mich überrascht an und strich mit seinen warmen Fingern über meinen Bauch. "Gestern bist du noch zusammengezuckt..." - "Gestern war mir auch noch alles zu viel", murmelte ich.
"Und jetzt nicht mehr?" - "D-Doch, aber du gibst mir Zeit. Und das macht es etwas besser. Außerdem bist du der V-Vater." Meine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser. "Da sollte ich wenigstens dich an mich h-heranlassen", wisperte ich und schaute hinunter auf Harrys Hand, welche immer noch auf meinem Bauch lag und mir Wärme spendete.
Harry streichelte mich weiter und verteilte kleine Küsse auf meinem ganzen Gesicht, was mich zum Kichern brachte. Als er stoppte lächelte ich ihn verliebt an und beugte mich zu ihm rüber. Nach dem ich ihm nochmal in die Augen gesehen hatte, um mich zu vergewissern, dass seine Wut vollkommen verschwunden war, legte ich meine Lippen auf seine.
Er erwiderte den Kuss liebevoll und legte seine Hände an meine Wange. Doch als die kleinen leise fiepten lösten wir uns. Meine Schwestern sahen uns mit ihren müden Augen an, verwandelten sich und gähnten ausgiebig. "Lou wieder gesund?", fragte Daisy und während sie mich musterte, legte sie ihren Kopf schief. Phoebe tat es ihr natürlich gleich und neigte Ihren Kopf ebenfalls leicht zur Seite.
Es brachte mich zum Schmunzeln wie süß sie dabei aussahen. Allerdings schüttelte ich dann mir meinem Kopf. "Nein." Harry und ich hatten heute morgen abgemacht, dass wir ein paar Tage im Bett verbringen würden. Und so war es dann wenigstens glaubhaft, wenn der Alpha seinen kranken Omega pflegte und wir beide nicht das Zimmer verließen. Außerdem waren die zwei kleine Quasselstrippen und erzählten alles weiter. So würde uns dann auch niemand stören.
Harry stand kurz auf und holte das Tablett vom Boden und platzierte es auf dem Bett. Anschließend griff er nach mir und hob mich mit Leichtigkeit auf seinen Schoß. immer wieder war ich davon beeindruckt, wie stark er einfach war. Wirklich begreifen würde ich es glaube ich nie. Allein dadurch, dass mein Rücken gegen seine Brust gelehnt war wurde mir wieder etwas wärmer.
Wohlig seufzte ich und griff nach der Schale mit dem geschnittenen Apfel und den Weintrauben und hielt sie Daisy und Phoebe hin, welche sich begeistert darüber hermachten. Während Harry seinen Tee trank und ich nur die Tasse in meinen Händen hielt, schweiften meine Gedanken wieder zu dem gestrigen Tag.
Ich wusste, dass Harry seine Aufgaben schon etwas abgetreten hatte, nur was war, wenn wirklich wieder etwas Größeres dazwischenkam? So wie eigentlich immer, machte ich mir viel zu viele Gedanken. Aber bei mir passierte das relativ schnell. So wie gestern plagten mich auch noch heute die ganzen Ängste und Sorgen, ich versuchte es nur so gut es ging zu verdrängen. Doch mit Harry an meiner Seite, viel es mir deutlich leichter, als wenn er nicht hier war.
Noch ein Grund, warum ich nicht wollte das er geht. Dann würde ich wieder von all meinen dunklen Gedanken heimgesucht.
Zufrieden, da Harry einen Arm um meinen Bauch schlang und über meine Seite strich, legte ich meinen Kopf an eine Schulter und schloss meine Augen. Allerdings konnte ich es nicht so ganz genießen, da ich auf einmal eine klebrige Hand an meiner Wange hatte. Ich öffnete meine Augen und schaute auf Phoebe hinunter, welche mich breit angrinste und meine Wange tätschelte. "Apfel", kicherte sie und hielt mir ein Stück vor den Mund, welches ich ihr abnahm und aß.
"Siehst du? Sogar deine jüngsten Schwestern merken, wenn du nichts ist", brummte Harry und fuhr mit seiner Nasenspitze meinen Hals entlang. Ich grummelte leise und nahm diesmal eine Weintraube entgegen, welche mir Phoebe hinhielt.
Nach dem Harry sich auch noch einen Spaß draus gemacht hatte mich so wie meine Schwestern zu füttern, holte Lottie die kleinen aus dem Zimmer. Vorher war ich aber derjenige, welcher die Zwillinge von den klebrigen Händen befreit hatte.
Gerade wollte ich mich wieder unter der Decke verstecken, als Harry meine Hände festhielt und mich ernst ansah. "Könnten noch einmal reden, bitte?" Kurz überlegte ich und wollte dann am liebsten mit meinem Kopf schütteln. Meine lauten Gedanken im Kopf reichten mir völlig, doch da war etwas in seinem Blick, weswegen ich schlussendlich nickte.
Harry setzte sich im Schneidersitz hin und nahm meine Hand in seine größere und verschränkte unsere Finger. Es war schon etwas ungewohnt, dass er so war, aber nach seiner Rückkehr hatten sich so viele Dinge geändert.
Er war liebevoller und reagierte nicht mehr so impulsiv, außer, wenn jemand mir schaden wollte. Egal ob mit Worten oder Taten. Dann konnte mein Alpha sich kaum zurückhalten und wurde ziemlich schnell sehr aggressiv. Aber ich wusste, dass er nur so wurde, weil er mich schützen wollte. Und irgendwie mochte ich es auch so beschützt zu werden.
"Ich weiß, ich kann es mir vermutlich nicht im Geringsten vorstellen wie es dir wirklich mit all den Gefühlen, Sorgen und Ängsten geht, die in deinem Kopf herumschwirren, aber ich habe es schon gestern gesagt und ich sage es nochmal. Ich bin hier. Das werde ich immer sein." In seinem Blick lag nichts anderes als pure Liebe, weswegen ich leicht nervös wurde und unruhig hin und her rutschte. Er zeigte es so offen wie sehr er mich liebte und ich konnte es nicht einmal aussprechen... Als er jedoch meine Hand nahm und wie gestern abends auf sein Mal legte, wurde ich schlagartig ruhig.
"Wir fangen langsam an okay? Du entscheidest. Ich hingegen unterstütze dich nur. Für mich ist das Wichtigste dein Wohlergehen und das du dich sicher mit dem fühlst, was du für dich entscheidest. Nur bist du nicht alleine, okay?" Benommen nickte ich langsam und schniefte leise. Mir ging das viel zu nahe, wenn er so mit mir sprach.
"Lass mich teilhaben, wenn deine Angst wieder die Oberhand gewinnt. Die nächsten Wochen und auch Monate werden für uns beide nicht einfach, denn ich bin ein Teil von dir und wenn es dir schlecht geht, dann leide ich mit dir. Allein jetzt spüre ich die gesamte Zeit schon, dass du dir wieder deinen hübschen Kopf über sämtliche Dinge zerbrichst. Das brauchst du nicht. Auch wenn du gestern gesagt hast, dass es deine Familie ist und du das alleine schaffen möchtest, bin ich trotzdem an deiner Seite. Egal wie oft du mich wegstoßen wirst, mich anschreien wirst oder mich um Teufel schickst, du hast keine Chance."
Harry hob seine freie Hand und wischte mit die Tränen von der Wange. Es brannte ziemlich, da sie von den gestrigen Tränen noch total wund und empfindlich waren. Vollkommen überfordert hielt ich mir die Hand vor den Mund und versuchte mein Schluchzen etwas zu dämpfen. Harrys Worte lösten gerade so viel in mir aus.
"Ich liebe dich Louis. Das Einzige, was ich mindestens genauso sehr liebe ist das, was du unter deinem Herzen trägst und gerade in dir heranwächst."
Das Einzige was ich noch zu Stande brachte ein verheultes "Ich liebe dich".
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2063 Wörter 05/11/2020
Bin gerade in Forced Bond Update Laune :-)
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