038 | Harry
Harry P.o.V.
Ich öffnete die Schlafzimmertür und schmunzelte, als ich sah wie Louis im Bett lag. Eine angenehme Wärme breitete sich in meiner Brust aus umso näher ich unserem Bett kam. Ich setzte mich auf die Bettkannte und strich immer wieder durch Louis' Haare. Vorsichtig beugte ich mich hinunter und drückte meine Lippen auf seine Schläfe.
Er erwiderte meine Berührungen mit einem leisen Grummeln und versteckte sein Gesicht anschließend in den Kissen. Er schlief schon seit mehreren Stunden. In der Zeit war ich bei Gigi und auch bei Mary und den anderen. Gemeinsam hatten wir über die Beerdigung gesprochen, welche in einer Stunde stattfinden würde.
Sie wollten alle, dass sie bei Sonnenuntergang beigesetzt werden. Als symbolisches Zeichen, dass die Sonne immer bei ihnen war und ihnen im Jenseits den Weg erleuchten und Wärme spendet wird. Da es jetzt so langsam Zeit wurde, begann ich damit Louis zu wecken.
Mit einem sanften Griff drehte ich ihn leicht zu mir, hockte mich vor das Bett, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein und strich immer weiter durch seine Haare. "Lou", flüsterte ich leise und fuhr mit meinem Daumen über seine Lippen. Auch wenn er schlief sah er unglaublich glücklich aus. Und als ich an die vergangene gemeinsame Stunde zurückdachte, musste ich breit grinsen.
Hoffentlich konnten wir es bald wiederholen, allerdings sollte ich etwas aufpassen und ihn fragen, wann er wieder in seine Hitze kommen wird. Vielleicht war er es ja in meiner Abwesenheit... Der Gedanke daran ließ mich schlucken. Wenn es so wäre, dann hätte er sich ja gequält und ich war nicht da. Aber hätte ich es nicht gespürt? Manchmal verstand ich unsere spezielle Bindung dann doch nicht so wirklich.
Mir gefiel der Gedanke nicht noch so lange auf Nachwuchs warten zu müssen. Allerdings würde ich ihn auch niemals zwingen. Er war derjenige, der unsere Kinder austrug. Sein Körper, seine Entscheidungen.
Louis setzte sich, nach dem ich ihm die Decke leicht weggezogen hatte, auf und schaute mich verschlafen an. "H-Hazza?"
"Ich bin da", wisperte ich und legte meine Hand an seine Wange. "Komm her." Meine Hand nahm ich von ihm und breitete stattdessen meine Arme aus und legte sie direkt um seinen schmalen Körper, als er vom Bett auf meinen Schoß kletterte. Dabei zischte er aber leise und sah mich leidend an.
"Aua", jammerte der Omega in meinen Armen und schmiegte sich zögerlich an meine Brust. "Alles tut weh." Besorgt küsste ich seinen Kopf und strich mit meinen Händen über seinen Rücken. "Das geht vorüber, tut mir leid." Doch zu meiner Überraschung schüttelte er leicht seinen Kopf und sah mich mir seinen blauen Augen an. "I-Ich mochte es." Seine Wangen wurden rot und beschämt senkte er seinen Blick.
Grinsend legte ich meine Finger unter sein Kinn und brachte ihn dazu mich anzusehen. "Du magst es also, wenn ich etwas grober bin?" Louis Gesicht wurde immer dunkler und mit zittrigen Händen umgriff er die Decke, welche auf seinen Schultern ruhte. Ich vernahm nur ein leises 'Ja', bevor er seinen Kopf an meiner Brust versteckte.
"Das muss dir nicht unangenehm sein, dass weißt du?" Louis nickte leicht, versteckte sein Gesicht aber weiterhin in meinem Shirt. Auch wenn es langsam Zeit wurde aufzustehen, vergrub ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge und verteilte federleichte Küsse auf seiner Haut.
"Harreh-", kicherte er und drückte sich von mir. Belustigt sah er mich an und mit einem Mal legte er seine Hände in meinen Nacken und küsste mich. Mein Herz machte einen Sprung nur um anschließend schneller in meiner Brust zu schlagen. Zufrieden erwiderte ich den Kuss und legte meine Hände an seine Hüfte und hielt ihn eng bei mir.
Als wir uns lösten sah er mich mit glasigen Augen an und schniefte leise. "Lou?" Fragend sah ich ihn an und strich mit meinem Daumen über seine nackte Haut. Seit dem Duschen trug er nichts bis auf ein Handtuch um seine Hüften. Allerdings hatte dies sich beim Schlafen gelöst. Ob er wohl merkte, dass er nackt auf meinem Schoß saß?
"I-Ich mag dich so sehr", flüsterte er zögerlich und schniefte leise. Sein Blick viel auf meinen Hals und plötzlich fing er an zu schluchzen und strich über das Symbol, welches er mir verpasst hatte. Anstatt das ich, wie ich es erwartet hatte, seine Trauer spürte, fühlte ich nichts als reine Wärme und Geborgenheit in meiner Brust.
"Nicht weinen", murmelte ich und wischte Louis die Tränen weg. "Ich bin glücklich", erwiderte er nur und schluchzte leise. Um es u dämpfen biss er sich fest auf die Unterlippe. Lächelnd betrachtete ich den Omega.
"Das bin ich auch."
Gemeinsam saßen wir noch so lange auf dem Boden, bis Louis sich wieder beruhigt hatte und seine Augen nicht mehr verdächtigt wegen den Tränen glitzerten. Ich erklärte ihm, was gleich anstand. Betroffen nickte er leicht und sah mich traurig an. "Ich bin froh, dass du noch lebst. Ich wüsste nicht was ich ohne dich gemacht hätte", flüsterte er leise. "Denk nicht darüber nach Louis. Ich bin hier, reden wir nicht darüber nach was passiert wäre, wenn. Schließlich bin ich da."
Zusammen machten wir uns fertig und hüllten uns in schwarze Kleidung. Mit Louis an meiner Seite ging ich hinunter zu den anderen, welche mittlerweile auf uns warteten. Den Weg über hatte ich meinen Arm um Louis Taille und stütze ihn etwas. Die Schmerzen würden vermutlich bis morgen andauern, doch bis dahin wollte er nichts dagegen haben. Vermutlich mochte er das Gefühl der leichten Benommenheit nicht, welches die Kräuter verursachten. Ich konnte es auch nicht leiden, allerdings steckte ich es relativ gut weg.
"Da seid ihr ja", sprach meine Mutter und sah uns mit einem Lächeln auf den Lippen an. Für einen Moment schaute sie mir in die Augen. Diese wurden aber immer größer als ihr Blick hinunter zu meinem Hals wanderte. Ich hatte meine Haare hochgebunden, weshalb das Mal nicht verdeckt war. "Ihr-" Freudig klatschte sie in die Hände und sah strahlend zu Louis. Diesem war es aber unangenehm und er trat leicht hinter mich. "Mama, bitte...", zischte ich, zog Louis hinter mir hervor und küsste seinen Kopf. "Entspann dich", flüsterte ich und strich behutsam über seinen Rücken.
Mein Blick viel auf Gemma, welche nur wissend grinste und sich dann weiter mit ihrem Mann unterhielt, bis Robin zu uns trat. "Wir sollten los. Harry? Du übernimmst."
Die gesamte Zeit während der Beerdigung war die Stimmung bedrückt. Die Spannung war greifbar nah und niemand traute sich etwas zu sagen, aus Angst man würde in Tränen ausbrechen. Als die meisten, nach meiner kleinen Rede, wieder in ihre Häuser zurückgegangen waren, stand ich noch mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf vor Zayns Grab.
Ich schaute nicht einmal auf, als Louis seine kleine Hand auf meinen Rücken legte und mich näher an sich drückte. Für einen kurzen Moment breitete sich eine liebliche Wärme in meinem Inneren aus. Nach weiteren Minuten des Schweigens, hob ich meinen Blick und sah zu Louis, welcher auf seiner Unterlippe herum kaute. "Harry?" Fragend sah er mich an und nahm meine Hand. Ich nickte nur um ihn zu zeigen, dass er weitersprechen sollte.
"Wirst du jemals wieder in einen Kampf ziehen müssen?"
Am liebsten hätte ich es verneint, doch das wäre nicht die Wahrheit gewesen. Und bei solchen Angelegenheiten wollte ich Louis niemals anlügen. "Vermutlich. Wir leben nicht von anderen Rudeln abgeschieden. Immer mal wieder wird etwas passieren, was uns dazu treibt uns einzuschalten."
Er schien nicht wirklich begeistert zu sein und nickte nur. "Lou, egal wie oft ich weggehen werde. Ich komme immer wieder nach Hause. Nach Hause zu dir", sagte ich leise und schloss ihn fest in meine Arme. Anscheinend genügte ihm das, denn er fragte nicht weiter nach sondern erwiderte die Umarmung.
Nach dem sich Liam mit Niall zu uns gesellten, sprachen wir noch ein wenig und verabschiedeten uns gemeinsam von Zayn und den anderen. Wenige Minuten später saßen wir mit ein paar anderen aus dem Rudel an Tischen und aßen gemeinsam etwas. Die Stimmung hob sich langsam wieder. Manche erzählten von den ersten Begegnungen oder lustige Geschichten von den Verstorbenen.
Louis lehnte sich an mich und schaute mich aus müden Augen an. Schmunzelnd küsste ich seine Schläfe und legte meinen Arm um seine Taille. "Möchtest du nichts essen?" Fragend schaute ich Louis an und strich sanft über seine Seite. "D-Doch, nur ich-" Seine Wangen färbten sich rot, zumindest konnte ich das noch so gerade in dem schwachen Licht der Laternen erkennen.
"Soll ich dir was holen?" Daraufhin nickte er. Ich stand direkt auf und nahm einen der Teller und befühlte sie mit reichlich essen. gerade als ich den Teller hingestellt hatte, kam Gigi auf mich zu.
Ich sah die Tränen auf ihrer Wange und nahm sie in meine Arme. Weinend krallte sie sich an mich und schien sich gar nicht mehr zu beruhigen. Ich versuchte so gut es ging Gigi zu beruhigen und als sie sich von mir löste, sah ich wie fertig sie eigentlich war. "Ich kann das nicht mehr Harry, es tut mir leid, aber ich-" Sie verstummte und trat einen Schritt zurück.
Entsetzt schaute ich sie an und schüttelte meinen Kopf. "Bitte denk nochmal darüber nach. Bitte." Doch sie ließ nicht mit sich reden. "Tut mir leid Harry", flüsterte sie und ging immer weiter rückwärts, bis sie sich verwandelte und in die dunkle Nacht hinauslief.
Ohne zu zögern ging ich ihr hinterher und verwandelte mich innerhalb eines Atemzuges. Problemlos holte ich zu ihr auf und hinderte sie dran weiter zu gehen.
Gigi! Doch sie reagierte nicht, weswegen ich mich vor ihr aufbaute. Jelena, bitte. Denk nach. Tu das nicht. Werde nicht zu einem von ihnen. Bitte.
Doch sie stemmte sich in den Boden und knurrte mich an.
Du hast doch gut reden. Dein Omega ist an deiner Seite. Deine Familie ist vollständig. Ich habe niemanden. Zayn ist weg.
Ich schritt auf den hellen Wolf zu und stupste sie sanft mit meiner Schnauze an.
Du bist nicht allein. Egal wann, wir sind immer da für dich. Bedingungslos. Nur entreiß dich nicht dem Rudel. Ich werde dich nicht noch einmal abhalten. Überleg es dir.
Ich stupste sie ein letztes Mal an und kehrte zu den anderen zurück. Die meisten schauten mich gespannt an. Zufrieden brummte ich, als Gigi sich an meine Seite gesellte und mich mit traurigen Augen ansah.
Du wirst es überstehen. Das weiß ich.
Sie nickte nur und lief zu ihrem kleinen Haus, in dem sie mit Zayn zusammen gewohnt hatte. Ich hingegen verwandelte mich und kehrte zu meiner Familie zurück. Verwundert darüber, dass Louis fehlte, sah ich mich um und schaute schlussendlich meine Schwester fragend an.
"Er wollte sich was wärmeres anziehen." Ich nickte nur und wollte gerade weiter essen, als sie sich räusperte und meine Konzentration auf meiner Schwester lag. "Geht es ihm denn gut? Ihr wart ziemlich laut und er hat auch ein paarmal geschrien." Ich musste mir das Grinsen verkneifen. "Es ist alles gut. Glaub mir." Sie nickte nur und widmete sich wieder Ella.
So langsam wurde ich allerdings misstrauisch, denn Louis kehrte auch nach einer Stunde nicht zurück. Ich wollte mir keine Sorgen machen, doch ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust ließ mich zweifeln.
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1840 Wörter 18/10/2020
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