027 | Louis

Louis' P.o.V.

"Jetzt macht euch nicht solche Gedanken. Immerhin habt ihr Liam doch gesehen. Ihm geht es doch mehr als gut", unterbrach Gemma die unangenehme Stille.

"Liam?", fragten die Mädchen ungläubig und auch ich schaute überrascht zu Harry hoch.

Er nickte und biss sich kurz auf die Lippe. "Ja Liam, aber wie Gemma es gesagt hat. Es geht ihm gut und er atmet noch oder nicht?" Auch wenn mich das entspannend sollte, tat ich das nicht. Wenn er schon als Kind so beschützend war, was passierte dann, wenn etwas Schlimmeres passierte oder wenn er sich wirklich bedroht fühlte?

In Gedanken versunken überlegte ich, dass Harry sich dann ja auch beim Training zurückhielt und wie einmal gesagt worden ist, dass Robin sogar noch etwas stärker als Harry war. Wie viel Kraft hatten die beiden dann wirklich?

Es fühlte sich komisch an, bei jemanden in den Armen zu sein, der eine solche Kraft hatte. Es ließ mich auf der einen Seite behaglich fühlen, denn ich wollte gewiss niemals herausfinden wie stark er war, wenn er einmal sauer auf mich ist. Auf der anderen Seite war ich mir sicher, dass uns hier nie etwas passieren könnte, da Harry uns mit Sicherheit gut beschützen konnte.

Zwischen diesen beiden Dingen hin und hergerissen kuschelte ich mich schlussendlich mehr an Harry heran und legte meine Arme um seinen Bauch. Kurz vergrub ich mein Gesicht in seiner Brust und atmete seinen Duft ein.

Ich möchte jetzt einfach zurück ins Bett und seine Nähe genießen, nicht hier draußen stehen von jedem beobachtet werden.

"Harry?" Ich schaute zu ihm hoch und schmollte ein wenig. Vielleicht klappt es ja. "Kuscheln wir uns wieder hin?" Für einen Moment sah es so aus, als würde er zustimmen, doch dann schüttelte er seinen Kopf und sah mich entschuldigend an. "Nein, tut mir leid. Ich muss zur Besprechung zurück. Als ich deine Schmerzen gespürt habe bin ich einfach gegangen und wollte nach dir sehen." Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken und lächelte als Harry über meine Seite strich. "Aber wenn ich fertig bin, dann isst du was und dann können wir uns nochmal hinlegen."

Direkt stimmte ich zu und gab ihn wieder frei. Doch ich ließ es mir nicht nehmen in noch einmal zu küssen. Verliebt schaute ich ihm hinterher und blickte zu den Mädchen und Gemma, welche wieder als Wölfe übereinander herfielen. Diesmal war es aber eher ein Spiel, denn auch die Zwillinge und Ella turnten um die drei herum.

Da das Pochen der Wunden verschwunden war und es nicht mehr so viel schmerzte, verwandelte ich mich ebenfalls und warf mich auf den Haufen drauf. Ich weiß nicht wie lange es dauerte, doch irgendwann lagen wir alle eingerollt im Gras und ließen uns von der Herbstsonne noch etwas wärmen. Gerade wollte ich mich auf die andere Seite drehen, als eine Schnauze mich anstupste. Allein am Geruch konnte ich schon erkennen, dass es sich um meinen Alpha handelte.

Aus Spaß reagierte ich nicht und wollte herausfinden was er machte, damit ich es tat.

Ich weiß, dass du wach bist.

Es war gar nicht so einfach stillzuhalten, denn Harry schmiegte sich an mich und leckte über meine Schnauze. Irgendwann hielt ich die ganze Zuneigung aber nicht mehr aus und stupste ihn ebenfalls an.

Hat ja super geklappt.

Er musste mich nur mit Liebe überschütten und ich sprang drauf an. Belustigt darüber stand ich allmählich auf und streckte mich ausgiebig, bevor mich meinen Kopf an Harrys Schulter rieb. Höher kam ich nicht, denn auch dafür musste ich mich etwas strecken, denn Harry war unglaublich groß. Oder ich einfach unglaublich klein.

Wie ich sehe hattet ihr einen schönen Nachmittag. Möchtest du was essen?

Bestätigend nickte ich und kuschelte mich noch für einen kurzen Moment an seine Seite. Ja, wir hatten einen schönen Tag. Ich bekam so langsam auch echt Hunger.

Willst du jagen oder sollen wir was kochen?

Mit großen Augen sah ich ihn an und schüttelte meinen Kopf leicht. Ich hasste es jagen zu gehen. Ich fand es gab nichts Schlimmeres als einem Tier selbst das Leben zu nehmen und die Kehle durchzubeißen. Allein der Gedanke daran ließ mich schütteln.

Harrys Lachen hallte in meinem Kopf und seine Augen strahlten pure Belustigung aus. Komm wir kochen was, du hast noch einiges aufzuholen.

Als Harry sich verwandelte, tat ich es ihm gleich und lief neben ihm her. Die Mädchen waren ebenfalls wach und begleiteten uns.

Mit Gemma zusammen kochte Harry für uns alle. Wir Tomlinsons deckten dafür den Tisch.

"Loueh", trällerte Ella und schaute mich mit ihren großen Augen an. "Ja?"
Doch Ella sagte nichts, sondern drückte sich kichernd ihr Kuscheltier ins Gesicht. Lächelnd beobachtete ich das Mädchen und ärgerte sie ein wenig in dem ich leicht an ihren Zöpfen zog.

Kinder waren schon etwas tolles, doch eigene konnte ich mir niemals vorstellen. Die ganze Verantwortung, die man hatte, jagte mir Angst ein. Ich hatte schon meine Schwestern, für die ich da sein musste. Und das auch noch viele Jahre. Vor allem die Kleinsten waren ja gerade erst einmal vier Jahre alt.

Als das ganze Essen auf dem Tisch stand wollte ich mir etwas nehmen, doch Harry kam mir zuvor und belud meinen Teller mit einer ordentlichen Portion. "Harry...", murmelte ich, doch ich wurde direkt unterbrochen in dem er mir auch noch eine Gabel vor das Gesicht hielt. "Iss!"

Daisy und Phoebe fanden das anscheinen so lustig und stiegen mit ein. "Ja Lou, iss", kicherten sie und wiederholten es immer wieder. Gerade wollte ich etwas sagen, doch Gemma mischte sich mit ein. "Das gilt auch für euch beide." Sofort waren die Zwillinge ruhig und widmeten sich mehr oder weniger ihren Essen.

"Worüber hattet ihr eigentlich gesprochen?" Auch wenn es mich vermutlich nichts anging, doch neugierig war ich mittlerweile schon.

"Ich würde dir das lieber erzählen, wenn die Kinder nicht am Tisch sitzen." Das machte mich ziemlich unruhig, doch als Harry seine Hand auf mein Knie legte und mir zuzwinkerte entspannte ich mich ein wenig. Ich habe mein Bestes, doch ich schaffte es nicht und bekam nur die Hälfte runter. Betrübt schob ich das Stück Fleisch auf dem Teller hin und her. Ich wusste das Harry es nicht toll fand, doch hinunterwürgen wollte ich es auch nicht. Ihn zu enttäuschen war aber auch nicht meine Absicht.

Harry beugte sich zu mir rüber und küsste meine Schläfe. "Ich bin stolz auf dich." Erstaunt schaute ich ihn mit roten Wangen an und nickte langsam. "Du hast mehr geschafft als ich gedacht habe. Magst du noch einen Nachtisch?" Nicht nur ich nickte, sondern aus meinem Augenwinkel erkannte ich auch wie Ella in die Hände klatschte und 'Ja' schrie.

"Na dann hole ich mal für alle etwas", lachte Harry. Ich half mit beim Abräumen und stellte meine Reste in den Kühlschrank. Harry holte einen Kuchen hervor und mit großen Augen schaute ich diesen an.

"Meine Mutter hat ihn vorhin für uns alle gebacken."
Der Kuchen sah so gut aus, dass es schmerzte ihn anzuschneiden. Nachdem wir nun alle mit essen fertig waren ging ich mit Harry zusammen ins Wohnzimmer. Gespannt schaute ich ihn an als wir uns hinsetzten. Etwas nervös war ich schon und knetete meine Hände. Ich saß im Schneidersitz auf dem Sofa und nahm ein Kissen in meine Hände, um diese nicht weiter zu malträtieren.

"Wir haben darüber gesprochen was wir wegen den Menschen und den anderen Wölfen machen. Einstimmig haben wir beschlossen, dass wir ab nächster Woche mehr trainieren und Erkundungstouren machen."

Verwirrt nickte ich. "Aber ihr trainiert dich schon echt viel. Man braucht doch auch eine Pause davon."

"Ja, da gebe ich dir recht. Wir sind aber nicht alleine. Ein paar aus Masons Rudel werden morgen hierherziehen und mit uns trainieren. Dadurch können wir besser bestimmen wer zu wem passt und so Gruppen bilden."

"Und ihr macht dann nur Erkundungstouren?" Skeptisch schaute ich Harry an und als er mit seinem Kopf schüttelte holte ich tief Luft. "Was macht ihr noch?"

"Wenn es zu Kämpfen kommt werden wir kämpfen und uns nicht zurückziehen. Daher auch das strenge Training und die genaue Abstimmung der Gruppen."

"Kämpfen?" Meine Augen wurden immer größer und als ich an das zurückdachte was geschehen war begann ich auch zu zittern. "Nein!" Aufgebracht schmiss ich das Kissen nach ihm und stand auf. "Nein!" Ich lief auf und ab und fuhr mir immer wieder durch die Haare. "Ich möchte das nicht. Ich will das nicht."

Auch Harry stand auf und versuchte mich festzuhalten. Doch ich schüttelte meinen Kopf und riss mich von ihm los. "Du sollst nicht wieder weg. Ich habe dich gerade erst wieder. Ich- Ich werde aufhören zu essen und... und..."

"Lou...", flüsterte Harry und zog mich in seine Arme. Ich stemmte mich dagegen, allerdings war Harry der stärkere von uns beiden und behielt mich problemlos bei sich. "Ich würde dich gerne mitnehmen, damit wir nicht voneinander getrennt sind, aber das funktioniert nicht. Ich könnte nicht gut genug auf dich aufpassen und hier wärst du sicher."

"W-Was ist, wenn dir etwas passiert?" Vor lauter Angst, dass ihm etwas passieren könnte traten mir Tränen in die Augen.
"Mir wird nichts passieren Lou. Allerdings auch nur wenn du mir nicht drohst nichts zu essen. Gemma bleibt ebenfalls hier. Gigi auch. Gemeinsam mit meiner Mutter sollt ihr euch um die Kinder und die ältesten kümmern." Seine Lippen legten sich auf meine Stirn und ich holte tief Luft und atmete zittrig aus. Ich wollte mich beruhigen, doch es klappte nicht.

"Bitte Harry", flüsterte ich leidend.

Er legte seine Arme um mich und die Wärme drang durch meine Klamotten hindurch und kribbelte auf meiner Haut. "Bitte", murmelte ich erneut und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Für einen Moment standen wir so im Wohnzimmer. Der Tag war anstrengend gewesen und müde hörte ich Harrys Herz beim Schlagen zu. "Noch bin ich ja da. Schließlich müssen wir uns auf all das vorbereiten. Aber ich werde zurückkommen. Versprochen."

Ich wusste das es keinen Sinn machte mit Harry zu diskutieren. Schließlich war es etwas was ich akzeptieren musste. Wenn Harry es sagte, dann war es so. Auch wenn es mir in der dieser Hinsicht nicht gefiel, ich war der Omega und hatte zu hören.

"Komm, ich habe dir versprochen, dass wir uns noch etwas hinlegen. Heute Abend muss ich allerdings noch zur Patrouille raus. Aber das geht ja schnell."

Es dauerte nicht lange und zusammen legten wir uns nur in Unterwäsche in Bett. Ich genoss die Wärme, welche von Harry ausging und legte müde meinen Kopf auf seiner Brust ab. Aus müden Augen fuhr ich über das Schmetterlingstattoo. Ich drehte mich leicht und schaute zu Harry hoch. "Was bedeutet das Schmetterlingstattoo eigentlich?" Harry lächelte und strich durch meine Haare und begann wieder damit mich im Nacken zu kraulen. Leise seufzte ich wohlig auf und genoss diese Berührung. Es fühlte sich einfach wunderbar an und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus.

"Der Schmetterling steht für Ella." Überrascht richtete ich mich auf, stützte mich ab und blickte zu Harry. "Für Ella?" Er nickte und strich kurz über meine Wange und tippte dann auf meine Nase. "Sie liebt diese Tiere und wenn sie mal nicht aufgedreht ist, finde ich, dass sie so zart wie ein Schmetterling ist."
Ich fing an zu lachen und nickte. "Stimmt, in letzter Zeit ist sie der aufbrausend. Aber es ist wirklich schön. Hast du dich allein deswegen in die Stadt gewagt?"

"Ein Freund aus Kindheitstagen hat das Leben im Rudel aufgegeben und sein eigenes Studio eröffnet. Für ihn war diese Art von Leben nichts. Er mochte es noch nie jemandem untergeordnet zu sein und auch die Art von Gemeinschaft ist nicht seins."

"Das verstehe ich nicht. Wie kann man das denn nicht mögen?" Ein Leben ohne den ganzen Trubel konnte ich mir gar nicht vorstellen. Wenn ich das alles nicht hätte wäre ich vermutlich nicht so glücklich wie ich es jetzt bin.
"Seine Familiensituation war nicht die beste. Er wurde vernachlässigt und lernte somit schnell das er alleine besser zurechtkam"

"Das ist schade", murmelte ich und gähnte anschließend. Schnell kuschelte ich mich wieder in die Kissen und drückte mich an Harry.

Aber es dauerte nicht lange und er stand auf. "Ich komme später wieder. Versuch schon mal alleine einzuschlafen." Müde nickte ich und schlief tatsächlich in binnen von Sekunden ein.

Mitten in der Nacht schreckte ich schweratmend auf und tastete nach Harry, doch er fehlte. Immer noch schlaftrunken stand ich auf, zog mir ein Shirt über und stolperte zur Treppe. Von unten hörte ich Harrys und noch eine andere Stimme. Langsam nahm ich eine Stufe nach der der anderen und versuchte dem Gespräch zu lauschten. Doch sobald ich an der Wohnzimmertür ankam stoppte es.
Worüber sie wohl redeten?

Müde blickte ich zu Harry und rieb meine Augen. "Hazza?" Ein Stuhl knarzte und direkt umhüllte mich sein Duft.

"Ich bin hier."

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2150 Wörter

Falls ihr Lust auf eine Alpha x Omega Shortstory habt, dann schaut doch mal bei "Blind Seduction" auf meinem Profil vorbei. Sie ist auch schon abgeschlossen : )

Bis bald xx

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