023 | Harry

Harrys P.o.V.

Wir lagen bereits einige Zeit zusammen im Bett und genossen die Anwesenheit des jeweils anderen. Inzwischen hatte Ella sich verwandelt und tapste durch das ganze Zimmer und legte sich von einem Wäscheberg in den nächsten. Das Zimmer war ein ganz schönes durcheinander, aber das war auch nicht weiter schlimm. Hauptsache er war hier. Und das war er wirklich, denn er hatte sich an meine Seite gekuschelt und sabberte ein wenig auf meine Schulter. Seine Atmung ging regelmäßig und er schien vollkommen entspannt zu sein. Doch ich konnte kein Auge zu machen.

Viel mehr beschäftigte mich Louis' Aussehen. Er war schon immer schlang doch jetzt? Es sah aus als könnte er zerbrechen, wenn man ihn zu fest drücken würde. Aus Besorgnis zog sich mein Herz zusammen. Leise keuchte ich und legte meine Hand auf meine Brust. Es zog sich noch einmal schmerzvoll zusammen und schlug dann normal weiter. Doch in dem Moment, wo sich mein Herz zusammengezogen hatte, öffnete Louis seine Augen und sah mich müde an.

Ich wollte gerade ansetzten etwas zu sagen als ein Klopfen ertönte und Gemma hereinkam. "Ich wollte nur Ella holen", lächelte sie und schaute auf ihre Tochter herab, die unter ein paar Shirts hervorschaute. Gemma musste lachen und scheuchte Ella aus dem Zimmer. Doch kurz darauf stand sie wieder in die Tür und sah in meine Richtung.

"Harry?"

Ich brummte nur und nickte leicht. "Ich weiß ihr habt euch gerade erst wieder. Aber würdest du mit Louis etwas an die frische Luft gehen? Die letzten Tage hat er sich ziemlich gewehrt. Michal und ich haben ihn nur einmal nach draußen bekommen. Draußen sind aber auch Decken. Ihr könnt es euch dort bequem machen. Einen Picknickkorb habe ich dort auch abgestellt." Sie zwinkerte mir noch zu und ließ uns dann wieder alleine.

"Was hältst du von der Idee?" Ich schaute zu Louis hinunter und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Louis nickte leicht und rieb sich seine Augen. "A-Aber nur wenn du bei mir bleibst." Schnell nickte ich. "Natürlich Lou." Behutsam richtete ich mich auf und stand auf. Kurz schwankte ich, hatte aber jedoch schnell wieder mein Gleichgewicht gefunden und hielt meinem Omega eine Hand hin. Er ergriff sie und stand ebenfalls auf. Auch wenn ich Tage lang bewusstlos war, hatte ich nicht die Probleme die Louis nun hatte. Seine Knie zitterten und er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Besorgt legte ich meinen Arm um seine Taille und stürzte ihn. Er sah zwar total fertig aus, aber dass er auch so kraftlos war, machte mir nur noch mehr Sorgen.

"Du kannst ja kaum stehen", murmelte ich und schaute den Jungen in meinen Armen entsetzt an. Louis Wangen färbten sich rot und direkt ließ er seinen Kopf hängen. "T-Tut mir leid", seine Stimme zitterte und er wischte sich mit seinem Handrücken über die Augen. Seufzend nahm ich sein Kinn und drückte seinen Kopf hoch. Doch er sah mir nicht in die Augen. "Louis." Er reagierte nicht und versuchte meinen Griff um seine Hüfte zu lösen. Aber er schaffte es nicht im Geringsten. Er war selbst dafür einfach zu schwach. Ich ließ nicht locker und zwang ihn weiter dazu mich anzusehen. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass er jetzt nicht darüber reden würde.
Weswegen ich schließlich von ihm abließ.

"Warte." Sanft drückte ich ihn wieder aufs Bett und ging zuerst ein paar Schritte durch das Zimmer. Da dies ohne Probleme ging, schritt ich zum Kleiderschrank und zog mich um. Danach ging ich zu Louis zurück und hielt ihm meine Hände hin.

Louis schüttelte aber schnell seinen Kopf und murmelte ein leises 'Nein'. Seufzend griff ich einfach unter seine Arme und hob ihn kurzerhand hoch. Geschockt riss ich meine Augen auf.

"Wie viel hast du abgenommen?"

So langsam sah ich rot. Er war viel zu leicht und daran musste ich schleunigst etwas ändern. Anstatt zu antworten vergrub er sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Seine dünnen Arme schlang er um meinen Hals und presste sich dadurch noch enger an mich. "Es ist alles gut", flüsterte er leise. "Alles gut, du bist ja wieder da."

Anstatt noch mehr auf das Thema einzugehen, legte ich meine Hände an seinen Po und hielt ihn nah bei mir. Langsam ging ich mit ihm zur Tür hinaus. Es war noch etwas anstrengend, doch wenn ich erstmal was gegessen hatte und an der frischen Luft war, war ich bald wieder der Alte. Doch bei Louis würde es wohl länger dauern. Schließlich war er noch nie wirklich stark. Vielleicht konnte meine Mutter uns ein bisschen helfen.

Ich brauchte etwas länger als sonst, wegen dem komischen Gefühl in meinen Beinen, doch als wir draußen waren setzte ich Louis auf einer der ausgebreiteten Decken ab und nahm dann neben ihm Platz. Kurz ließ ich meinen Blick schweifen und merkte, dass fast alle das gute Wetter genossen. Es waren noch weitere Decken ausgebreitet. Louis Schwestern spielten mit Liam und Niall fangen, Gemma spazierte zusammen mit Ella und ihrem Mann am Waldrand entlang und Gigi und Zayn vergnügten sich auf einer der Decken. Grinsend betrachtete ich die beiden. Aber da es noch jugendfrei war was die Taten ließ ich sie machen.

Alles schien friedlich zu sein. Froh darüber, dass hier alles ruhig war, zog ich Louis eng an meine Seite und ließ mich nach hinten fallen. Ich schaute in den Himmel hoch und versank in meinen Gedanken.

Es war schön das hier alles ruhig war, doch das was sich hinter den Grenzen abspielte machte mir Sorgen. Sogar mehr als das. Das sich unseresgleichen mit den Menschen gegen die Wölfe verbündete machte mich wütend. Die Menschen und wir lebten über viele Jahrtausende nebeneinander in Frieden. Doch seit 200 Jahren wurde es zunehmend schlimmer. Anstatt auf Abstand zu bleiben näherten sie sich und ließen nichts unversucht, um an uns heran zu kommen. Wären es nur die Menschen gewesen, dann wäre es noch einfach gewesen diese in Schach zu halten.

Aber mit den Wölfen gemeinsam hatten sie tatsächlich eine Chance. Und diese war nicht gerade gering. Nur ich verstand es nicht. Wir taten den Menschen nichts, ansonsten wäre es ja auch gerechtfertigt. Doch dass sie so angriffslustig waren zwang uns dazu einen Plan aufzustellen. Ich musste mich mit meinen Betas bald zusammensetzten. Ein Plan zum Schutz aller sollte angefertigt werden.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen als jemand zum wiederholten Male meine Wange küsste. Überrascht schreckte ich auf und schaute Louis an. Ein leichter Rotton zierte seine Wangen und verlegen versteckte er sein Gesicht an meiner Schulter. Lächelnd schlang ich meine Arme um ihn und liebkoste seinen Nacken. Mit meinen Händen wanderte ich unter sein Shirt und strich über seine warme Haut. Louis spannte sich an, weswegen ich von ihm abließ und ihn fragend anschaute. "Alles in Ordnung Lou?" Langsam nickte er und schloss seine Augen für einen Moment. Nach dem er sie wieder öffnete schüttelte er jedoch seinen Kopf.

"Was ist denn los?" Besorgt musterte ich ihn und setzte mich langsam auf. "M-Mir ist schlecht." Alarmiert umfasste ich Louis' Gesicht mit meinen Händen. "Liegt es daran, dass du kaum etwas gegessen hast?" Zuerst regte sich Louis nicht, doch dann nickte er langsam. "Du weißt, dass das nicht so weitergehen kann?"

"Es tut mir leid."

Sanft strich ich über seine Wange und küsste seine Stirn. "Es muss dir nicht leid tun Louis. Ich bin auch für deinen Zustand verantwortlich. Doch jetzt bin ich wieder da, wir schaffen das. Gemeinsam." Langsam beugte ich mich zu ihm hinunter und legte meine Lippen sanft auf seine. Sehnsüchtig krallte er sich an mich und presste seinen Oberkörper enger an meinen. Mein Herz schlug immer schneller und pulsierte kräftig in meiner Brust. Meine Hände wanderten zu seinen Hüften. Eng umschlungen hielt ich ihn bei mir.

Als ich mich langsam von ihm löste lächelte er mich an und wendete direkt seinen Blick ab. Ein leichtes rosa zierte seine Wangen und nervös biss er sich auf die Lippe. Mein Herz schlug immer noch kräftig und Louis Herz schien es nicht anders zu gehen, denn das konnte ich deutlich spüren.

Ich strich ihm ein letztes Mal durch die Haare bevor ich zu dem Korb griff und ihn öffnete. Lauter leckere Sachen offenbarten sich mir, die ich sogleich auf der Decke ausbreitete. Es war alles dabei. Von Keksen und Zwieback bis hin zu aufgeschnittenem Obst. Direkt griff ich nach dem Zwieback und brach es in kleine Stücke, diese hielt ich Louis vor die Lippen und schaute ihn erwartungsvoll an. Langsam nahm er es in den Mund und aß es. Und so ging es weiter. Ich fütterte ihn und aß zwischendurch selbst etwas. Allein das bisschen Nahrung half mir schon mich von Minute zu Minute kräftiger zu fühlen.

Doch bei Louis würde es noch einige Zeit dauern.

Er hob seine Hand und schüttelte langsam seinen Kopf. "Ich kann nicht mehr. Das war zu viel", murmelte er leise und hielt sich seinen Bauch. Ich aß noch den Apfel auf und stand langsam auf. "Wollen wir noch ein paar Schritte gehen?"

"Ich kann nicht. Ich-." Louis unterbrach ich, indem ich ihn hochzog und umarmte. "Ich hatte es doch gesagt, wir machen das gemeinsam. Schließlich bin ich wieder da."

Louis gab nach, nickte und griff nach meiner Hand. Direkt schlang ich einen Arm um seine Hüfte und ging mit ihm ein paar Schritte. Mit meiner Hilfe klappte es sogar ganz gut. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Es waren nur wenige Tage, doch diese hatten eine so große Auswirkung auf Louis.

Ich hatte das Gefühl schon früh, doch ich wusste nicht wie ich es ihm sagen sollte. Auch jetzt schien es mir nicht richtig zu sein. Ich wollte etwas Besonderes machen, doch er hatte Vorrang. Er sollte wieder alleine auf seinen Beinen stehen können, seinen Schwestern im Haus hinterherrennen oder sich problemlos verwandeln können. Zuerst war er an der Reihe. Er musste gesund werden.

Schließlich war er mein Omega, denn ich liebte.

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1652 Wörter 08/08/2020

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