021 | Louis
Louis' P.o.V.
Schlagartig öffnete ich meine Augen und schaute zu Harry hinunter. Doch er regte sich keinen Zentimeter.
Misstrauisch strich ich eine Locke aus seiner Stirn und schaute ihn mir genau an. Doch es hatte sich seit gestern nichts verändert. Nur seine Atmung war regelmäßiger als gestern. Meine Hand wanderte wieder zu seinem Shirt, welches ich leicht hochzog. Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich sanft den Schmetterling nach, welcher auf seiner Haut verewigt war. Warum er sich den wohl hat stechen lassen? Und ist er dafür extra unter die Menschen? Den Wald dafür zu verlassen war schon mehr als nur gefährlich. Meine Eltern hatten es uns Kindern immer beigebracht. Nicht mal im äußersten Notfall hätten wir dort etwas zu suchen.
Plötzlich ertönte wieder ein Seufzen und darauf folgte ein leises Kichern. Verwundert stütze ich mich auf der Matratze ab und blickte am Bett hinunter. Dort saß Ella und spielte mit ihren Kuscheltieren. Als sie mich anschaute lächelte sie und hielt mir ihr Kuscheltier hin. "Spielen?" Doch ich schüttelte meinen Kopf und schaute sie fragend an. "W-Wie kommst du hier rein?"
"Mama verstecken", quietschte sie und kletterte mit viel Mühe und etwas Hilfe von mir auf das Bett. Jedoch konnte ich nichts anderes machen als sie festhalten und daran hindern hinunterzufallen. Sobald ich versuchte sie hochzuheben zitterten meine Arme und fühlten sich an, als würden sie abfallen.
Als sie es geschafft hatte, ließ sie ihre Kuscheltiere fallen und kuschelte sie sich auf meinen Schoß. Sie griff nach einem ihrer Tiere und presste ihren Rücken gegen meinen Bauch. Müde legte ich meine Arme um das kleine Mädchen und legte mein Kinn auf ihrem Kopf ab. "M-Man darf sich doch nicht in fremde Zimmer schleichen", belehrte ich sie. Ella hörte mir aber anscheinend nicht zu, denn ihr Blick war starr auf Harry gerichtet.
"Harreh!" Sie brüllte auf einmal los und trommelte wild mit ihren kleinen Fäusten auf seiner Brust. Schnell griff ich nach ihren Händen und hielt sie fest. "Ella, das macht man nicht. Harry muss von alleine wach werden. N-Nicht das du ihm wehtust." Sie hatte zwar nicht die Kraft dazu ihm etwas zuzufügen, doch das musste das kleine Mädchen ja nicht wissen. Es ging lediglich ums Prinzip.
Die Situation erinnerte mich an meine Schwestern. Wenn unsere Eltern nicht da waren, dann lag es an mir ihnen Rede und Antwort zu stehen und vor allem auch Manieren beizubringen. Doch anstatt zu Nicken schüttelte sie schnell ihren Kopf und wand sich aus meinem Griff. Direkt begann sie wieder auf Harry einzudreschen. Diesmal musste jedoch ihr Kuscheltier daran glauben und sie drückte es ihm immer wieder ins Gesicht.
"Ella!" Sie hielt in ihrer Bewegung inne und schaute zu ihrem Vater, welcher in der Tür stand und sie vorwurfsvoll anschaute. "Harreh Frühtück mit Mamalade." Diesmal zog sie mit aller Kraft an seinem Shirt.
"Ella, Harry wird so nicht aufwachen...", flüsterte ich leise und hielt wieder einmal ihre kleinen Hände mit meinen fest. "Harry wacht dann auf, wenn er es möchte." Traurig schaute sie zu mir hoch, kletterte dann aus dem Bett und stiefelte mit den restlichen Kuscheltieren zu ihrem Vater und umarmte eins seiner Beine.
"Tut mir wirklich leid Louis. Sie sollte eigentlich die Mädels wecken. Sie vermisst ihn nur, so wie wir alle." Entschuldigend blickte er mich an, bis er seine Tochter samt Kuscheltieren hochhob und vermutlich in die Küche ging.
Auch wenn Ella einiges an Arbeit geleistet hatte versuchte ich dennoch mein Glück und legte meine Lippen sanft auf die des Mannes vor mir. Wie ich es erwartet hatte blieb der Kuss unerwidert. Doch mein Herz schlug für eine kurze Zeit schneller und eine Wärme breitete sich in meinem Körper aus.
Vielleicht hilft es ja doch?
Und wieder beugte ich mich zu Harry hinab, stütze mich links und rechts neben seinem Kopf ab und verband unsere Lippen wieder zu einem einseitigen Kuss. Doch auch wenn er es nicht erwiderte, weil er es nicht konnte, stimmte es mich nicht traurig. Ich war einfach nur mehr als glücklich, dass Harry nun wieder an meiner Seite war.
Wenn er aufwachte wollte ich mit ihm neu anfangen. Uns richtig kennenlernen und endlich einmal die Zeit zu zweit genießen, natürlich musste er seinen Aufgaben nachgehen, aber bisher war ich mit dem Kopf immer irgendwo anders oder wir stritten uns.
Aber vielleicht würden wir es ja jetzt schaffen?
Ein Klopfen ertönte und ich hob meinen Kopf und erblickte meine beiden ältesten Schwestern. Fizzy schritt voran ins Zimmer und hielt mir einen Teller mit einem Stapel an kleinen Pfannkuchen hin, welche liebevoll mit Obst und Marmelade verziert waren. "Wir haben in der Küche noch mehr. Vielleicht hast du ja Hunger und kommst mit?" Am liebsten würde ich meinen Kopf schütteln, denn allein vom Geruch des Essens wurde mir schlecht. Doch dann fiel mein Blick wieder auf Harry, weswegen ich langsam nickte. Allein einige Stunden Schlaf mit ihm an meiner Seite ließen mich besser fühlen. Vielleicht halfen ja kleine Mahlzeiten? Wirklich zugeben wollte ich es allerdings nicht.
"Ich komme mit." Vorsichtig, weil ich meinem Körper immer noch nicht traute, stand ich auf und setzte einen Fuß vor den anderen. Ich schwankte noch leicht und es war etwas schwierig das Gleichgewicht zu halten, doch ich schaffte es bis zu Tür, wo ich einen Arm um Lotties Schultern legen konnte. Mit ihr gemeinsam kämpfte ich mich zur Küche durch, wo bereits die Familie Styles und Tomlinson versammelt waren. Anne stand direkt auf und zog mich in ihre Arme. "Dein Gesicht bekommt ja langsam Farbe. Hat es gut getan neben Harry zu schlafen?" Ich nickte bloß und setzte ein leichtes Lächeln auf. Langsam ließ ich mich auf meinem Platz sinken und schaute zu Robin, dieser nickte mir lediglich zu und widmete sich den Berg an Pfannkuchen, welche vor ihm lagen. Anscheinend hatte er einen Bärenhunger, denn so viele Pfannkuchen konnte ich in meinem ganzen Leben nicht verdrücken.
"Ella hat versucht Harry zu wecken", murmelte ich in Gemmas Richtung. Seufzend rieb sie sich die Schläfen und schaute zu ihrer Tochter, welche bereits - so wie anscheinend jeden Morgen - gemeinsam mit den Zwillingen vergnügt mit dem Essen matschen. Doch Fizzy kümmerte sich bereits liebevoll um die drei und versuchte sie davon abzuhalten mit den bloßen Händen in die Marmeladengläser zu greifen.
Zögerlich nahm ich mir einem Pfannkuchen und aß ihn pur ohne weitere Zutaten. Mein Magen meldete sich jedoch schon nach dem zweiten Bissen, weswegen ich eine kleine Pause einlegte und den anderen beim Frühstücken zusah. Fizzy hatte mittlerweile auch etwas Marmelade abbekommen, Gemma und Lottie diskutieren über die Tagesplanung der Kinder, Robin hatte mittlerweile seinen Terminkalender vor sich liegen und Anne tat es mit gleich und beobachtete einfach nur. Michal war bereits aufgestanden und machte sich auf den Weg zur Patrouille. Robin hatte beschlossen, dass jetzt immer vier Männer gemeinsam die Grenzen abliefen. Die Wachposten wurden ebenfalls um einen Wolf ergänzt. Aber das war auch nur für die Zeit, bis eine Lösung zur Vertreibung der Menschen gefunden worden war.
Es war komisch zu wissen, dass wir sie in Ruhe ließen, sie aber uns nicht. Waren Menschen immer so grausam? Was war denn daran so toll einen Wolf wegen seinem Fell umzubringen? Ich verstand es nicht. Ellas fröhliches Lachen riss mich aus meinen Gedanken. Sie hatte es tatsächlich geschafft, dass Fizzy ebenso wie sie aussah. Ich hingegen widmete mich wieder dem Pfannkuchen auf meinem Teller und würgte die letzten Bissen hinunter.
Nach dem ich den einen Pfannkuchen endlich geschafft hatte fühlte sich mein Magen an, als hätte ich Steine gegessen. Murrend schloss ich meine Augen und rieb mir über meinen Bauch. Die anderen waren schon längst mit dem Frühstück fertig, doch sie warteten so lange bis ich es ebenfalls war. Gemma hielt mir eine Tasse Tee hin und lächelte mich aufmunternd an. "Trink das noch bitte und dann kannst du wieder zu Harry gehen. Aber du solltest auch ausreichend Flüssigkeit zu dir nehmen. Ich hole dich auch nachher mal ab und dann gehen wir mit Ella gemeinsam ein bisschen spazieren. Du solltest dich auch wieder einmal verwandeln. Es ist nicht gut sich in seiner menschlichen Hülle zu verstecken." Ergeben nickte ich und nahm die Tasse entgegen. "O-Okay."
Gemma strich mir noch ein paarmal über den Rücken, bevor sie mit Ella aufstand und auch die Zwillinge in das Bad bugsierte. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, dass sie die zwei zum größten Teil übernahm, aber Gemma versicherte mir, dass es für sie kein Problem sei. Sie mochte die Daisy und Phoebe unglaublich gerne und deswegen machte es ihr auch nichts aus.
Anne und Lottie blieben noch mit mir zusammen sitzen und gemeinsam tranken wir noch den restlichen Tee. Doch mein Magen schmerzte unaufhörlich, weswegen ich die Tasse abstellte und mich leicht nach vorne beugte. Meine Hände presste ich gegen meinen Bauch, in der Hoffnung der Druck würde die Schmerzen wenigstens ein bisschen lindern. Zu allem Überfluss zog sich auch mein Herz stark zusammen, was mich schmerzerfüllt Keuchen ließ.
"H-Harry."
Schnell stand ich auf, allerdings war es zu schnell, denn ich strauchelte leicht und brauchte einen Moment bis ich mich wieder gefangen hatte. Lottie sprang ebenfalls auf und schlang einen Arm um meine Taille. "Ich bringe dich hin. Halt dich einfach an mir fest." Zusammen gingen wir, so schnell wie wir konnten, zum Schlafzimmer. Gerade waren wir an der Tür angekommen, da zog sich mein Herz erneut qualvoll zusammen. Die Schmerzen trieben mir Tränen in die Augen. Ich konnte kaum etwas sehen, alles war verschwommen, doch das was ich sah reichte vollkommen aus.
Mein Blau vermischte sich mit seinem Grün.
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1590 Wörter 26/07/2020
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