012 | Louis

Louis' P.o.V.

Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel konnte ich es nicht verhindern und die Tränen stiegen wieder auf. Auf wackligen Beinen ging ich langsam zu Annes Zimmer. Sie hatte mir schließlich Hilfe angeboten.

Dort angekommen atmete ich zittrig ein und strich über meine Augen. Das ganze Gespräch verlief überhaupt nicht gut.

War es meine Schuld?

Zögerlich klopfte ich an der Tür und wartete auf eine Antwort. Doch plötzlich wurde die Tür geöffnet und Anne schaute mich zuerst fragend an. Als sie jedoch meine Tränen sah, zog sie mich fest in ihre Arme. Und nun brach einfach alles ein. Verzweifelt schlang ich meine Arme um sie und weinte in ihre Schulter.

Sie blieb ruhig und behielt mich dicht in ihren Armen. Ihre Hand strich über meinen Rücken und zog mich schlussendlich ins Zimmer und setzte sich mit mir auf das kleine graue Sofa.

Als ich mich etwas beruhigt hatte, schaute ich sie verweint an. Mein Gesicht war jetzt bestimmt wieder rot und meine Augen brannten. Nicht zu vergessen meine Hüfte die unglaublich schmerzte. Ich traute mich gar nicht nach zu sehen. Harrys Finger hatten sich so stark hineingebohrt, da würden mit Sicherheit Blutergüsse zurückbleiben.

Die Wut in Harrys Augen ließ mich erneut zittern, obwohl er gar nicht mehr vor mir stand.

Tief holte ich Luft und schaute Anne entschuldigend an. "Tut mir leid, dass ich so spät störe", flüsterte ich.

"Louis, ich hatte dir doch angeboten, dass wenn was sein sollte ich auf meinem Zimmer bin. Es ist alles gut. Also, was ist passiert?" Besorgt musterte sie mich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Du kannst mir alles erzählen."

Ich brauchte ein paar Momente bevor ich mich bereit fühlte ihr alles zu erzählen. Und ich nahm auch kein Blatt vor den Mund. Ich erzählte dir alles. Ich wusste schließlich nicht, was sie bisher alles erfahren hatte. Demnach fing ich ab dem Punkt an wo meine Eltern auf dem Weg hier hin gestorben sind.
Bei den ganzen Erzählungen brach ich immer wieder in Tränen aus und mein Herz verkrampfte sich immer mehr. Bis es schließlich so schlimm war, dass es mit die Luft zum Atmen nahm.

Panisch rang ich um Luft. Anne legte ihre Hände auf meine Schultern und zog mich näher an sich heran.
"Es ist alles gut, Louis. Konzentriere dich auf meine Stimme." Doch es fiel mir unglaublich schwer mich gerade auf irgendetwas zu konzentrieren. Langsam fielen mir die Augen zu und driftete vollkommen weg.

Leise vernahm ich Stimmen. Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar mal. Ich war immer noch in Annes Zimmer. Jedoch waren wir nicht allein. Robin war ebenfalls anwesend und diskutierte hitzig mit Anne.

Ängstlich kauerte ich mich mehr zusammen und zog die Decke, welche mittlerweile über mir lag, nur noch höher. Vom ganzen Weinen brannten meine Augen und mein Kopf schmerzte unerträglich. Es schmerzte so sehr, dass ich mich kaum auf die Worte konzentrieren konnte.

"Ich werde ihn umbringen. Ich habe ihm das Ultimatum gestellt. Wenn er ihn nicht gut behandelt werde ich mit ihm um den Platz des Alphas kämpfen. Wie sieht das denn aus, wenn der Alpha des Stammes sich nicht einmal um seinen Omega kümmern kann?"

"Robin! Du bringst hier niemanden um. Er ist immer noch mein Sohn! Ja, Harry hat Fehler gemacht. Das gebe ich zu. Ich hatte auch gedacht, dass er mit der Sache von Liam und Niall draus gelernt hat. Niall war wochenlang komplett verstört. Allerdings wurde er nicht direkt gebissen. Und das ist hier der grundlegende Unterschied. Die beiden haben nicht mehr länger als 4 Tage, wenn ich richtig liege. Und dann war's das. Einen Alpha der immer schwächer wird und einen Omega, der vermutlich sterben wird. Er schafft es da draußen doch kaum zu überleben."

"Und wie im Gottes Namen sollen die beiden sich innerhalb der vier Tage vereinigen? Erkläre mir das mal."

"Wenn ich das ganze Gefühlchaos richtig deute, beginnt die Hitzephase von Louis. Da läuft das dann alles von alleine."

Hitzephase? Komplett verwirrt versteckte ich mich weiter unter der Decke und lauschte den beiden weiterhin.

Robin erwiderte zunächst nichts, bis er laut seufzte. "Na schön. Wenn du dir so sicher bist, dann sollten wir einfach der Natur ihren Lauf lassen. Nur eins kann ich dir sagen. Das ist das letzte Mal das ich eine Ausnahme mache. Wenn zu meinen Lebzeiten noch ein Wolf aus diesem Rudel auf die Idee kommt, einen anderen Wolf aus seinem Leben zu reißen, dann kann dieser sich verabschieden."

Ich hörte nur noch wie Robin leise knurrte und anschließend das Zimmer verließ. Sobald die Tür sich geschlossen hatte, schaute ich unter der Decke hervor.

"Du hast zugehört, nicht wahr mein Junge?"

Ich biss mir auf meine Lippe und nickte leicht.
"Was meinst du mit Hitzephase?", fragend schaute ich Anne an.

Sie hingegen blickte mich entsetzt an und riss ihre Augen auf.
"Haben eure Eltern euch denn gar nicht aufgeklärt?"

Schüchtern schüttelte ich meinen Kopf und setzte mich langsam auf.
"Sie haben nie mit uns über solche Dinge wie Gefährte und den Bund oder geschweige den von irgendwelchen Symbolen geredet. Wir lebten für uns allein im Wald. Uns wurde eingetrichtert oder eher mir wurde beigebracht, dass man sowas nicht braucht. Ich wusste ja nicht einmal das männliche Omegas selten sind. Ich dachte das wäre normal." Zum Ende hin wurde ich immer leiser und verknotete meine Finger ineinander.

"Louis!" Empört schaute Anne mich mahnend an. "Es ist auch was vollkommen normales ein männlicher Omega zu sein. Nur mit der Tatsache, dass es nur eine Handvoll davon gibt. Das macht dich aber nicht zu etwas abnormalen."

Die ältere Frau ließ sich auf das Sofa nieder und tätschelte mir meine Hand.

"Ich fände es besser wenn Harry dir erklärt was die Hitzephase ist. Da es da um ziemlich intime Dinge geht."

Schnell schüttelte ich meinen Kopf. "Kein Harry, bitte." Murmelte ich leise und schluckte. "Ich möchte ihn nicht sehen. Ich kann das einfach nicht. Ich schaffe das nicht." Bei den Worten zog sich mein Herz immer mehr zusammen und schmerzte unerbittlich.

"Was hat er getan?" Anne legte eine Hand auf meine Wange.

"Als er mich gepackt hatte, hatte ich ihm mein Knie- also-", ich wurde rot und mir tat es plötzlich unglaublich leid, dass ich das überhaupt getan hatte.

"Er hatte mich dann wieder so fest gepackt, aber an der Hüfte." 

Anne seufzte und strich sich eine Strähne hinters Ohr. "Ich würde ja sagen, dass ihr beide reden solltet, aber anscheinend funktioniert das ja auch nicht. Was machen wir denn nur mit euch beiden? Vielleicht solltest du erst einmal schlafen und morgen reden wir weiter. Es ist schon spät. Du kannst gerne hier bleiben."

Damit stand sie auf, platzierte einen Kuss auf meine Stirn und verließ das Zimmer.

Seufzend ließ ich mich in die Kissen zurückfallen und starrte an die Decke. Die Müdigkeit überrollte mich und langsam driftete ich in einen unruhigen Schlaf.

Etwas warmes umschlang mich und ein besonderer Duft umhüllte mich vollkommen. Schwerfällig öffnete ich meine Augen und blickte in waldgrüne, welche mich traurig anschauten.

"Es tut mir so leid Lou. Bitte verzeih mir. Ich liebe dich doch." Die Worte drangen kaum zu mir durch. Wie als wäre ich in Watte eingepackt und die übliche Schwere machte sich in meinen Körper breit. Ich merkte nur noch am Rande wie ich auf etwas weiches abgelegt wurde und die Müdigkeit mich wieder ins Land der Träume zog.

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1234 Wörter 16/06/2020

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