011 | Harry
Harrys P.o.V.
Meine Wut verblendete mir vollkommen alles. Mein Griff verstärkte sich und Louis' Wimmern ignorierte ich einfach. Ich war mehr als wütend und die Hitze die aufkam kündigte meine Verwandlung an. Ich stemmte mich jedoch dagegen und versuchte meinen inneren Wolf und seine Gefühle zurückzuhalten. Ich könnte für nichts garantieren. Egal wir vor mir stehen würde, ich würde vermutlich vollkommen austricksen. Meine Gefühle hatte ich noch nie wirklich im Griff. Besonders die Wut. Sie konnte mich vollkommen blenden.
Die Schmerzen zogen sich bis hoch in meinen Magen und die Wut wuchs immer weiter bis ins Unermessliche. Mein innerer Wolf tobte und kam immer mehr an die Oberfläche. Ich versuchte ihn zurück zu halten, doch ein animalisches Knurren verließ meine Lippen.
Louis schaute mich mit tränengefüllten Augen ängstlich an und sein Blick war völlig schmerzverzerrt. "H-Harry." Seine Stimme bebte und sein Körper zitterte unter meinen Händen.
"L-Lass los, bitte. Es tut so weh." Seine Stimme brach weg. Langsam erwachte ich aus meiner Wut und merkte, dass meine Finger sich bereits tief in seine Hüfte gebohrt hatten. Mein Wolf beruhigte sich ebenfalls und kehrte immer weiter in mein Unterbewusstsein. Blitzschnell ließ ich von ihm ab, nur um ihn eine Sekunde später stützen zu können. Seine Beine gaben nach und ich trug Louis' gesamtes Gewicht.
Doch er wehrte sich, wand sich unter meinen Berührungen und versuchte mit aller Mühe die Tür wieder aufzuschließen. Ich hingegen schlang einen Arm um seine Hüfte, hielt die Tür mit einer Hand geschlossen und blickte zu Louis hinunter. "Wir sollten vernünftig darüber reden. Wenn du jetzt gehst dann-" Louis' Schluchzer unterbrach mich. Immer noch schmerzerfüllt schaute der Jüngere mich an und schüttelte schnell seinen Kopf. "Ich habe genug gehört und vor allem genug gefühlt. Es reicht jetzt."
Schnaubend rollte ich mit meinen Augen und hielt weiterhin den Weg für Louis versperrt. "Ich meine es erst. Das mit dem 'Mist' ist mir so rausgerutscht. Natürlich bist nicht du damit gemeint. Ich habe schnell gehandelt, und das war Mist. Aber ich konnte es einfach nicht anders. Dich wollte ich seit der ersten Sekunde an meiner Seite. Das ich mit jemand anderem um dich kämpfen hätte müssen wollte ich vermeiden." Langsam ließ ich von der Tür ab, da er keine Anstalten mehr machte zu fliehen.
Vereinzelt kullerten noch Tränen über seine leicht geröteten Wangen und seine Arme waren um seinen dünnen Körper geschlungen. "Was meinst du damit?" Louis' Stimme war so leise, dass ich ihn kaum verstand.
Langsam, bedacht darauf ihn keinen Schrecken einzujagen, löste ich seine Arme von seinem Körper, nur um sie durch meine zu ersetzen und ihn sanft an meine Brust zu drücken.
"Ich hatte dir doch erzählt wie ich eines Tages, vor ein paar Wochen, deinen Duft wahrgenommen habe." Ich legte mein Kinn auf seinem Kopf ab und drückte ihn nur noch mehr an mich. Auch jetzt stieg sein Geruch in die Nase. Mein innerer Wolf tobte und ich musste mich mehr als nur etwas anstrengen, um ihn zurückzuhalten. Vermutlich würde er achtlos über ihn herfallen. Nur das würde der gesamten Situation nicht gerade etwas Positives beisteuern. Der Duft von Tee und Rosen umhüllte mich völlig. Mein Herz setzte kurz aus und schlug immer schneller. Selbst wenn ich mich dagegen wehren würde, würde es einfach nicht funktionieren. Ich war nicht einmal mehr Herr meiner Sinne.
Ich spürte an meiner Brust wie Louis leicht nickte und ein leises 'Ja' flüsterte.
"Ab da wusste ich, dass du die Hälfte bist, die mich zu einem Ganzen machen."
Ungläubig schaute der Jüngere zu mir hoch und schaute mich mit seinen blauen Augen an.
Mein grün versank in seinem blau.
"Und warum bist du dann so zu mir?"
"Ich weiß es nicht. Es ist einfach alles so durcheinander in meinem Inneren. Auf der einen Seite will ich dich. Meine vorschnelle Aktion, war aber nicht wirklich das Beste. Und dass ich dich so schnell gebissen habe, bereue ich."
Louis versteifte sich und versuchte sich erneut aus meiner Umarmung zu winden.
"Nicht, weil du der Falsche bist. Das bist du definitiv nicht. Aber ich bereue es, dass ich keine Rücksicht auf dich genommen habe. Das ich dich danach allein gelassen habe, weil ich nicht wusste was es bedeutet einen Bund eingegangen zu sein. Das ich lieber geflüchtet bin, als mich damit auseinander zu setzten." Langsam zog ich Louis' Shirt an seiner Schulter runter und strich mit meinem Daumen über das Symbol, welches ich geschaffen hatte.
Mir tat es weh zu wissen, dass wir nur noch wenige Tage hatten. Aber selbst wenn wir unseren Bund nicht vollends schließen können, würde ich an seiner Seite bleiben. Noch einmal gehen würde ich nicht. Allerdings sollte ich später eines Besseren belehrt werden.
"Und warum wurdest du auf dem Trainingsplatz so aggressiv, wenn ich doch angeblich der Richtige bin? Und warum hast du mir gerade so wehgetan?"
Ich dachte über die Worte nach, räusperte mich und setze an etwas zu sagen. Doch Louis setzte fort.
"Das was heute Vormittag war, hatte es überhaupt eine Bedeutung für dich?" Seine Wangen nahmen ein dunkles Rot an und ich merkte wie seine Atmung sich leicht verschnellerte. Ihm war es sichtlich unangenehm.
Schnell nickte ich und legte meine Hände an seine Wange und streichelte mit meinen Daumen über seine hohen Wangenknochen, welche leicht hervortraten.
"Lou..", flüsterte ich und küsste ihn sanft auf die Stirn. Einen Moment verblieb ich in dieser Position. Ich schloss kurz meine Augen und verinnerlichte seinen lieblichen Duft, welcher mein Herz höherschlagen ließ. Dieses Gefühlschaos machte mich noch wahnsinnig. Mein Herz und mein Kopf arbeiteten einfach in zwei unterschiedliche Richtung. Und das Resultat waren Handlungen, welche uns beide nur schadeten.
"Es hat mir sehr viel bedeutet, dass du dich mir so geöffnet hast." Ich platzierte einen weiteren Kuss auf seiner Wange und legte anschießend meine Stirn an seine, wofür ich ein wenig in die Knie gehen musste. Schließlich war der wundervolle Junge in meinen Armen ein wenig kleiner als ich.
"Und ich habe nur meiner Position entsprechend gehandelt. Was meinst du was die anderen Wölfe alles veranstalten würden, wenn ich keine Mahnungen mehr ausspreche? Auch wenn du ein Teil von mir bist, muss ich meine eigenen Regeln befolgen."
"Harry, du hast mir schreckliche Angst eingejagt."
"Es tut mir leid, wirklich." Und ich meinte es auch so ernst wie ich es sagte. Nur war ich überhaupt nicht gut darin Fehler zuzugeben. Weswegen es mir auch schwer viel danach entsprechend zu reagieren.
"Ich muss nachdenken. Lass mich jetzt bitte. Ich- Ich will jetzt alleine sein."
"Lou, können wir nicht einfach-"
"Nein Harry. Wir können nicht einfach alles vergessen und neu anfangen. Dafür ist einfach zu viel passiert. Ich musste mich auch mit deinen Entscheidungen abfinden. Und jetzt finde dich einmal mit meiner Entscheidung ab." Sein Blick brach Bände. So wie er aussah, fiel es ihm mehr als nur schwer diese Wörter über die Lippen zu bekommen.
Nach dem dieser Satz gefallen war, ließ ich von ihm ab und machte ihm den Weg frei. Es machte keinen Sinn mit ihm zu sprechen, wenn er es nicht wollte. Louis hatte Recht. Wenn ich mochte, dass er meine Entscheidungen akzeptierte, sollte ich es bei seinen auch tun.
Ein letztes Mal schaute er mich verletzt an, bis er aus der Tür hinaustrat und sie langsam schloss.
Was hatte ich nur angerichtet?
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1210 Wörter 12/06/2020
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