010| Louis

Louis' P.o.V

Mir wurde immer kälter, die Sonne ging langsam unter und die Sonnenstrahlen, die mich gewärmt hatten, wurden von Sekunde zu Sekunde weniger.

Die gesamte Zeit, welche ich hier jetzt lag, dachte ich über Harry und mich nach. Der Abstand gerade tat einfach nur gut.

Ich vermisste meine Mutter, sie hatte immer einen Ratschlag parat. Egal wie verzwickt die Situation erschien, sie wusste immer was zu tun ist.

Ich versuchte mir vorzustellen was sie an meiner Stelle machen würde. Vermutlich würde sie Harry die Meinung sagen. Ich würde allerdings viel zu schnell einknicken.
Sein Geruch löste einfach so viele Emotionen in mir aus. Es machte mich regelrecht wahnsinnig wie sehr er mich doch im Griff hatte. Und bei dem ganzen Wirrwarr noch die Stirn zu bieten?

Die Sonne war nun vollständig untergegangen. Langsam richtete ich mich auf und lief langsam in die Richtung unseres Wohngebietes. Das Harry angeblich unter der Entscheidung, welche er getroffen hatte, litt, verstand ich nicht. Und dass er vorhin auch so geknurrt hatte, ließ mich immer noch nicht los.

Er war doch derjenige der mich mitgenommen hatte.

Er war doch derjenige der mich gebissen hatte.

Aber konnte ich einfach die ganze Schuld auf Harry schieben?

Nein, ich konnte es nicht. Er war vielleicht derjenige der voreilig gehandelt hatte, nur hätten wir uns anders kennengelernt wäre es uns vermutlich nicht anders ergangen. Omegas sind immer für Alphas vorherbestimmt.

An der Wiese vor dem Haupthaus angekommen, saßen alle an den Tischen. Feuerkörbe waren um diese platziert und Liam stand am Grill. Kein Wunder, dass ich so viel Ruhe gehabt habe. Sie waren ja auch alle beschäftigt. Ich versuchte Harry ausfindig zu machen, jedoch konnte ich ihn einfach nicht finden. Meine Schwestern hingegen fielen mit direkt auf. Sie saßen bei Gemma und ihrer Familie.

Als Anne mich entdeckte stand sie auf und lief zu mir.

"Louis, schön das du da bist. Setz dich doch zu uns." Sie legte einen Arm um meine Taille und zog mich sanft mit.

"Wo ist Harry?" Ich fand es komisch das er nicht hier war. Schließlich waren seine Eltern auch hier und aßen mit.

Sie blieb stehen und schaute mich an. "Harry ruht sich aus. Gemma hat ihn während des Trainings ungünstig erwischt. Sie wurde ein bisschen zu sehr von ihren Gefühlen geleitet. Aber mach dir keine Gedanken. Harry kann selbst ziemlich gut austeilen. Jetzt muss er auch einfach mal einstecken." Anne lachte und zeigte auf den Platz neben sich. Zeitgleich setzten wir uns hin und sie begann meinen Teller mit Essen zu füllen.

"Hier, iss etwas. Später kannst du immer noch zu Harry." Ich nickte leicht und begann langsam zu essen. Mittlerweile hatte ich wirklich Hunger. Das Essen war unglaublich gut, weshalb es mir leicht fiel alles aufzuessen.

Nach dem alle mit essen fertig waren, kam Harry aus dem Haupthaus.
Ich widmete ihm direkt meine volle Aufmerksamkeit. Er sah wirklich müde und geschafft aus. Erstaunt viel mein Blick auf Gemma. Sie grinste mich an und zwinkerte mir zu. "Es war vielleicht doch mehr als nur eine kleine Abreibung. Er vergisst gerne wie flink ich sein kann." Sie begann zu lachen und stand auf, nur um den Platz ihrem Bruder anzubieten. Schon als Anne gesagt hatte, dass es während des Trainings geschah, machte mir nur noch mehr bewusst wie genervt Gemma von den Handlungen ihres Bruders war. Vermutlich hatten Lottie und Fizzy mit ihr gesprochen.

Harry schaute mich entschuldigend an. "Louis ich- ", ich hob meine Hand und symbolisierte ihm somit, dass er still sein sollte. Erstaunlicherweise ergriff Harry nicht erneut das Wort. Ich wollte nicht hier mit ihm darüber sprechen. Nicht vor meinen Schwestern und vor allem nicht vor seinen Eltern.

Ich nahm meinen mittlerweile leeren Teller und gab sowohl Salate, Baguette und noch etwas von dem übrig geblieben Fleisch drauf und stellte es Harry hin.

Harry murmelte nur ein leises 'Danke' und schaute mir geradewegs in die Augen. Ich verlor mich vollkommen in diesen. In ihnen spiegelten sich die Flammen aus dem Feuerkorb neben uns wieder. Seine Augen wirkten dadurch nur noch mysteriöser.
Alles worüber ich nachgedacht hatte verzog sich immer weiter in den Hintergrund. Umso mehr ich mich in diesen Augen verirrte, desto mehr fing das Symbol auf meiner Schulter an zu brennen. Plötzlich schmerzte es so sehr, dass ich mich von Harry abwendete und an meine Schulter fasste. Das Brennen lies sofort nach und ich atmete zittrig ein.

Anne legte ihre Hand auf meine Schulter und strich langsam auf und ab. "Es ist alles gut, dass kann ab und an passieren." Sie lächelte mich aufmunternd an und platzierte ihre Hand nun an meiner Stirn und fuhr anschließend kurz durch meine Haare. "Du bist so verwirrt mein Junge", flüsterte sie leise. "Du weist nicht was du fühlen sollst.  Du bist hin und her gerissen."

Erschrocken schaute ich sie an. Zugleich war es mir sehr unangenehm.
War es so offensichtlich?
Meine Wangen färbten sich rot, als ich mehrere Blicke auf mir spürte. Ich machte mich so klein wie es nur ging und spielte mit dem Saum meines Shirts.

Anne klopfte mir nochmal kurz auf den Rücken und Stand anschließend auf. "Wir räumen schon mal zusammen und ihr sprecht einmal miteinander. Ich glaube da gibt es eine Menge Redebedarf. Wenn was ist, ich bin später auf dem Zimmer." Ich bekam nur ein leises Danke über meine Lippen und traute mich nicht aufzusehen.

Die anderen waren mittlerweile ebenfalls aufgestanden und Harry war auch fertig mit essen und legte das Besteck nieder. Er machte aber nicht den Anschein, als hätte er viel Lust zu reden. Da ich ebenfalls nicht wusste, womit ich anfangen sollte stand ich auf und half wenigstens etwas bei Aufräumen mit.

Es vergingen keine zehn Minuten und zwei Hände legten sich von hinten auf meine Taille. Die Wärme, welche von diesen ausging, machte mich wahnsinnig. Ich wusste direkt das sie zu Harry gehörten. Mein Herz raste und meine Atmung verschnellerte sich. Ich konnte mich einfach nicht wehren. Das was mein Kopf wollte, war nicht das was mein Herz fühlte. Mehrfach musste ich schlucken, um nicht an meinen aufkommenden Gefühlen zu ersticken.

Ich wollte rational an die Dinge herangehen und es versuchen so logisch wie möglich zu lösen. Allerdings machte mir mein Herz einen gekonnten Strich durch die Rechnung. Ich war kaum Herr meiner Selbst. Harry schien zu merken was für Auswirkungen er auf meinen Körper hatte. Er umfasste meine Hand mit seiner großen und platzierte sie auf seiner Brust.

Meine Augen wurden bei dem was ich fühlte immer größer. Harrys Herz schlug mindestens genauso schnell wie das in meiner Brust.

"Dein-" Ich sprach nicht weiter sondern konzentrierte mich auf das, was ich unter meinen Fingerspitzen fühlte.

Harry und ich verblieben einen Moment in der Position, bis er mich mit Leichtigkeit hochnahm und mit mir in die Richtung des Haupthauses ging. Erschrocken fiepte ich und verstecke anschließend schnell mein Gesicht vor Scham in meinen Händen. In Harrys Zimmer angekommen, legte er mich auf dem Bett ab und legte sich neben mich hin. Für eine Weile blieben wir so liegen. Hin und wieder blickte ich zu ihm und beobachtete ihn bei dem was er tat.

"Louis? Was ist auf einmal anders? Bisher war doch alles in Ordnung. Warum denkst du auf einmal so viel nach?"

"Ich weiß es nicht." Ich wusste es wirklich nicht. Meine ganzen Gedanken waren einfach nur durcheinander und machten es mir einfach nicht leicht.

"Soll ich ehrlich sein? Ich weiß nicht was ich tun soll. Wenn ich das mache würde was mir mein Kopf sagt, dann würde ich auf Abstand gehen und erstmal alles sacken lassen. Aber das kann ich einfach nicht. Mein Herz schmerzt, wenn du nicht da bist und meine Gefühle spielen einfach nur verrückt. Und aus dir werde ich einfach nicht schlau."

Wir lagen mittlerweile in einer anderen Position. Mein Kopf lag auf seiner Brust und Harry strich mir über meinen Rücken.

"Ich glaube ich denke einfach zu viel nach. Aber was ist mit dir? Zuerst beißt du mich aus heiterem Himmel. Weißt du wie das überhaupt für mich war? In einer vollkommenen fremden Umgebung aufwachen und im nächsten Moment deine Zähne in meiner Schulter zu spüren?  Danach offenbarst du mir, dass ich jetzt zu dir gehöre und gehst einfach. Und dann wiederholst du das auch noch. Du versprichst mir, dass du bleibst und im nächsten Moment bist du wieder weg. Vielleicht ist auch genau das der Grund für meine Zweifel. Ich bin einfach nur verwirrt. Ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Innerhalb so kurzer Zeit wurde ich zu einem Teil von dir, ein Teil dieses Rudels und zum Vollwaise."

Harry hörte mir geduldig zu und unterbrach mich nicht ein einziges Mal.

"Glaubst du mir, wenn ich sage das es mir wirklich leidtut? Ich habe einfach viel zu schnell gehandelt. Und jetzt habe ich mir hier diesen Mist eingebrockt."

Ruckartig richtete ich mich auf und rutschte direkt ein Stück zurück. "Mist?!" Wut keimte in mir auf und es platze einfach aus mir heraus. "Das hier bezeichnest du als Mist?" Wild gestikulierte ich mit meinen Händen. "Was stimmt denn nicht mit dir?" Eine Antwort wollte ich allerdings nicht hören. Ich hatte kaum Kontrolle über die nächsten Worte, die folgten. 

"Du findest das alles hier ist Mist? Ich hätte tausend Gründe dafür, dass hier alles als Mist zu bezeichnen. Du hast mich heute vor versammelter Mannschaft angeknurrt und zurechtgewiesen, weil Kinder auf den Trainingsplatz gelaufen sind. Verdammt Harry, du hast mir Angst eingejagt. Die Kleinen wollten doch nur spielen. Sie wussten doch gar nicht was sie da taten und mich hast du zur Rechenschaft gezogen. Der Vormittag war schon unglaublich schön mit dir und dann machst du mit so einer Aktion einfach alles kaputt.   Ich werde mich niemals vollständig an dich binden. Lieber sterbe ich!" Wütend stand ich auf und lief zur Zimmertür. Keuchend griff ich nach der Türklinke. Mein Herz schmerzte, doch ich wollte einfach nur noch raus. Am liebsten in die Arme meiner Mutter. 

Harry war allerdings schneller und schloss die Tür ab. Ich blickte zu ihm hinauf und wollte ihm irgendwas an den Kopf werfen. Trauer spiegelte sich in seinen grünen Augen ab. "Lou", flüsterte er leise und legte seine Arme um mich. Anstatt mir das Gefallen zu lassen, schlug ich gegen seine Brust und versuchte den Abstand zwischen uns zu vergrößern. Allerdings scheiterte ich kläglich. Mit meinen Fäusten hämmerte ich immer weiter gegen Harrys Brust. Ihm schien es nicht sonderlich viel auszumachen und meine Arme schmerzten immer mehr. Schwer atmend stoppte ich in der Bewegung. 

"So meinte ich das nicht." Ich wollte davon allerdings nichts hören und versuchte mich erneut aus seinem Griff zu wenden. "Lass mich los." Verzweifelt begann ich zu knurren und wurde lauter. Er verfestigte seinen Griff und legte eine Hand an mein Kinn und zwang mich ihn erneut anzusehen.

Meine Augen schloss ich so fest, wie es mir nur möglich war. Harry wollte ich einfach nicht sehen. 

Doch dann tat er etwas was mich zum Zusammenzucken brachte. Harry presste seine Lippen auf meine. Völlig überfordert erwiderte ich dementsprechend den Kuss nicht, sondern lieb starr stehen. Harry hingegen fuhr sanft mit seiner Zungenspitze über meine Unterlippe. Mit seiner anderen Hand kniff er mir kurz in die Seite, weswegen ich keuchte und meinen Mund leicht öffnete. Der Ältere nutze die Chance und verwickelte mich in einen hingebungsvollen Zungenkuss. 

Stur wie ich nun einmal war, zog ich mein Knie hoch und rammte es ihm mittig zwischen die Beine. Harry entfloh ein schmerzerfülltes Keuchen. Dies wandelte sich jedoch in ein Knurren und mit einem festen Griff lagen seine Hände an meiner Hüfte und drückten zu. "Mach das nicht noch einmal Louis." Sein Griff wurde immer fester und seine Fingerspitzen gruben sich tiefer in meine Haut. 

"H-Harry, du tust mir weh."

_______

1983 Wörter 30/05/2020

Diesmal hat es etwas länger gedauert, ich habe momentan einfach so viel zu tun und ich weiß nicht wie ich das alles bewerkstelligen soll. 

Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet. xx

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