001 | Harry

Harrys P.o.V

Ich schaute zu meiner rechten Seite. Dort lief mein Beta in Wolfsgestalt neben mir her. Wir waren gerade auf Patrouille. Liam und ich waren nun seit nunmehr als zwei Stunden unterwegs und hatten nichts Auffälliges entdeckt. Dies war ein gutes Zeichen. In  den letzten Wochen kam es vor, dass ein paar Wölfe hier herumliefen, da wir sie aber bisher noch kein einziges Mal finden konnten, und auch die Gerüche nachließen beschäftigte ich mich nicht weiter damit.

Harry, wir sollten zurück. Es ist alles normal und heute Abend gibt es ja wieder eine Patrouille.

Anstatt zu antwortet, brummte ich einfach nur zur Bestätigung. Wir machten kehrt und liefen denselben weg an unserer Grenze entlang. Unser Revier war eines der größten in den Wäldern hier. Wir hatten auch eine beachtliche Rudelstärke. Verdanken konnte ich dies meinem Stiefvater. Er hatte mir vor 2 Jahren den Posten als Alpha überlassen. Er und meine Mutter wollten in den Ruhestand wechseln und das neue Leben als Großeltern genießen. Verdenken konnte ich es ihnen nicht.

Der Anfang war relativ schwer, aber Robin stand mir dennoch beiseite. Liam und Zayn waren meine Betas. Normalerweise hat jeder Alpha einen Beta als rechte Hand. Da sich aber Liam und Zayn in der Rangordnung nicht bewiesen konnten, und alle Kämpfe stets unentschieden ausfielen, entschied ich mich dazu, beiden diese Position zu überlassen.

Ab und an kämpften sie noch, jedoch eher zum Vergnügen als zum Überleben.

Ein zarter Duft von schwarzem Tee und Rosen holte mich aus meinen Gedanken. Sofort blieb ich stehen und nahm die Fährte auf. Liam folgte mir sofort. Er wusste was los war. Es war dieser Geruch, der seit einigen Wochen vermehrt auftauchte. Ich begann immer schneller zu laufen, bis ich schließlich an unserem See ankam. Am gegenüberliegenden Ufer entdeckte ich drei andere Wölfe. Sie kamen mir völlig fremd vor.

Sind das die, die sich hier ins Revier eingeschlichen haben? Auf Liams Frage antwortete ich mit einem Nicken.

Ja, ich bin mir sicher.

Plötzlich vernahm ich noch einen anderen Geruch, einer der sehr betörend auf mich wirkte. Liam schien ihn jedoch nicht zu bemerken. Und das konnte nur eins bedeuten.

Ich strenge mich an, um genauer zu erkennen, was für Wölfe es waren und vor allem konzentrierte ich mich darauf herauszufinden von wem dieser Duft ausging.

Anscheinend bemerkten sie, dass etwas nicht stimmte. Sie brachen auf und liefen immer schneller von der Lichtung wieder in den Wald hinein.

Komm Liam. Ich will wissen wer das ist und was die hier in meinem Gebiet zu suchen haben. Vom Ehrgeiz gepackt lief ich in einem hohen Tempo um den See herum, dicht gefolgt von Liam. Dieser heulte kurz auf und in binnen weniger Minuten gesellte sich Zayn zu meiner Linken.

Ich folgte dem Duft, welcher sich so in mein Gedächtnis eingebrannt hatte. Ich verlangsamte meine Geschwindigkeit, als ich plötzlich stimmen und weitere Gerüche vernahm. Es handelte sich um weitere Wölfe. Jedoch waren sie in ihrer weit aus schwächeren Gestalt.

"Es war meine Schuld, es tut mir leid. Ich wollte unbedingt nochmal an den See."
"Ihr wart wo?!"
Auf einmal fing die Frau an zu schreien.

Damit wir nicht entdeckt wurden, verwandelte ich mich. Liam und Zayn taten es mir gleich.

Der Junge erwiderte etwas, jedoch konnte ich nicht wahrnehmen was er sagte. Mein ganzer Körper fokussierte sich auf ihn. Er war meine fehlende Hälfte.

"Harry, ist er es?" Zur Zustimmung brummte ich einfach und machte ein paar Schritte auf den Jungen zu.
Jedoch hielten mich zwei paar Hände davon ab.

"Du kannst ihn nicht einfach überfallen Harry. Schau dir an was in den ersten Wochen mit Niall war, als Liam ihn einfach aus seinem Leben im anderen Rudel gerissen hat. Und das war keine Alpha-Omega Bindung. Das hier wäre viel fataler." Nun sprach der Schwarzhaarige.

"Lasst mich los", knurrte ich und stemmte mich ohne große Anstrengung dagegen. Jedoch hatte ich die Rechnung ohne Liam gemacht. Dieser verwandelte sich innerhalb eines Wimpernschlages und biss mir in die Schulter und zerrte mich weiter nach hinten.
Zayn tat es Liam gleich und nun schob mich Zayn mit seinem Kopf gegen meine Brust gestemmt weiter zurück.

Ich gab mich geschlagen und lief mit meinen Betas zurück zum Haupthaus. Jeder ging seine Wege, ich begab mich in mein Büro und erledigte noch ein paar Dinge.

Lange nach dem die Sonne untergegangen war, ging ich wieder hinaus.
Liam war bei Niall im Haus, sowie Zayn bei Gigi.  Die Patrouille für den Abend übernahmen Gemma und ihr Mann Michal.

Ich nutzte die Chance, verwandelte mich und nahm die Fährte von heute Mittag auf.
Nach einiger Zeit kam ich an dem kleinen alten Haus an, welches verborgen hinter dichten Bäumen stand.
Ich spürte die Anwesenheit von sieben Wölfen, doch nur einer zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich.
Da alles im Haus dunkel war vermutete ich, dass sie schon schliefen. Ich verwandelte mich zurück und schlich um das Haus herum. Ich entdeckte ein offenes Fenster und schlich geräuschlos hinein. Mein Blick fiel direkt auf das Bett, welches vor mir stand. Darin lag der Junge. Seine Augen schienen im Mondlicht rötlich und geschwollen. Er hatte geweint. Wut breitete sich in meiner Brust aus.

Ich beugte mich über ihn, bedacht ihn nicht zu wecken und schaute ihn mir genauer an. Er begann sich zu bewegen, als ich ihn schlussendlich hochnahm. Er blinzelte leicht, schloss seine Augen und seine Atmung wurde wieder ruhiger.
Die Wärme, die er ausstrahlte, war enorm. Es war die Art von Wärme, gegen die du dich lehnst, um so viel wie möglich davon zu spüren.
Sanft drückte ich ihn enger an meine Brust und nahm wieder den Geruch von Tee und Rosen war. Mit ihm in meinen Armen verließ ich das Zimmer auf demselben Weg wie ich hineinkam.

Auf den Weg zurück zu meinem Haus lag mein Blick hauptsächlich auf dem Jungen. Wenn er wach war würde ich ihn kennzeichnen.

Seit meinem 18. Geburtstag waren mittlerweile sechs Jahre vergangen.
Sechs schreckliche Jahre.
Alphas können ab ihrem 18. Geburtstag einen Omega kennzeichnen und ihn so zu ihrem Gefährten machen. Ich reiste nach meinem Geburtstag viel mit Liam und Zayn. Beide fanden die Hälfte, welche sie vervollständigte bei anderen Rudeln.

Nur ich nicht.

Doch das würde sich jetzt ändern. Ich würde ihn nicht mehr gehen lassen. Zu lange habe ich nach ihm gesucht. Und all die Jahre war er so nah und doch so fern. Er ist meins.

An meinem Haus angekommen, stieß ich die Tür mit dem Fuß auf und begab mich sofort in das Schlafzimmer. Vorsichtig legte ich den Jungen ab. Mein Blick wanderte über seinen Körper. Zufrieden brummte ich und zog die Decke leicht über ihn.

Ich nahm etwas Abstand und setzte mich auf einen Sessel, welcher gegenüber vom Bett an der Wand stand.
Ein schlechtes Gewissen hatte ich nicht. Da ziemlich tief zu schlafen schien, stand ich auf und lief in die Küche, um mir einen Tee aufzusetzen. Nach ein paar Minuten ging ich mit großen Schritten und einer Tasse Tee zurück in das Schlafzimmer. Die Tasse stelle ich auf dem Nachtisch ab, nachdem ich einen Schluck davon nahm und setzte mich neben den Jungen aufs Bett. Sanft strich ich ihm eine Strähne aus der Stirn. Er sah beim Schlafen so friedlich und glücklich aus. Auch wenn seine Augen noch etwas geschwollen waren.

Der Jüngere wand sich leicht und schlug mit einem Mal die Augen auf.
Ich knipste das Nachtlicht an und schaute wieder zu ihm, direkt in seine blauen Augen.
Seine Augen weiteten sich und unterwürfig machte er sich klein und duckte sich leicht. Tränen bahnten sich über seine Wangen und tropften auf das Laken.
Ich legte meinen Daumen und Zeigefinger an sein Kinn und zwang ihn mich anzusehen.
"Hör auf zu weinen. Das steht dir nicht", lächelte ich ihn an.
"Du bist jetzt mein", setzte ich fort.
Sein "Nein" konnte ich durch sein Geschluchzte kaum verstehen. Ich legte ihm meine Hände auf seine Schultern und fuhr mit meinen Daumen über seine Haut.
Sein Geruch benebelte mich völlig. Mein Griff wurde dadurch fester. Mit einer Hand zog ich sein Shirt an einer Schulter runter. Ich öffnete meinen Mund leicht und spürte wie meine Eckzähne zum Vorschein kamen.

Ich war vollkommen von ihm eingenommen und vernahm ein leises "Bitte lass mich gehen", nur mir war es egal.
Ich legte meine Lippen sanft auf die Stelle, wo ich ihn markierten wollte. Ich platzierte einen kleinen Kuss auf die Stelle zwischen seinem Hals und seiner Schulter und biss kurz danach hinein.
Er fing an zu schreien, als jedoch das Glühen einsetzte hörte er auf und ich entferne mich von ihm.
Ich leckte mir das Blut von den Lippen und betrachtete zufrieden das Symbol was langsam auf seiner Haut sichtbar wurde.
Ich legte meine Hand vorsichtig auf seine Wange und spürte wie er zurückzuckte. Langsam fuhr ich mit meinem Daumen über seinen Wangenknochen und ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.
"Du bist mein." Anstelle dies wieder zu vereinen, nickte der Jüngere leicht und zog sich nicht zurück als ich ihn langsam in meine Arme schloss.
Er schmiegte sich zurückhalten an meine Brust und ich begann zu lächeln als ich seinen Herzschlag spürte. Endlich.

Plötzlich klopfte es mehrmals hintereinander laut an meiner Tür.
Ich kam gar nicht dazu denjenigen Abzuwimmeln, denn kurz nach dem Klopfen wurde die Tür aufgerissen.
"Harry, komm schnell. Jane bekommt ihr Baby." Liam war völlig außer Atem.
Sein Blick wanderte von mir auf den Jungen in meinen Armen. "Du hast es getan..", murmelte er leise und schaute mich mit einer Mischung aus Wut aber auch Verständnis an. Er war schließlich derjenige, der genauso gehandelt hat.

"Komm jetzt bitte", drängte Liam. Seufzend ließ ich den kleineren in meinen Armen los und strich ihm über die Wange.

"Ich komme gleich wieder." Ich platzierte einen Kuss auf seiner Stirn und ließ ihn schweren Herzens in meinem Bett zurück.

Einer der Aufgaben, die ich als Oberhaupt des Rudels wahrnahm, waren die Geburten. Seit 2 Jahren war ich bei jeder Geburt dabei.
Die Babys wurden in Wolfsgestalt zur Welt gebracht, da unser Wolf weitaus stärker war als unsere menschliche Hülle. Die Babys verwandelten sich nach wenigen Wochen das erste Mal in ihre menschliche Gestalt. So wie für Wölfe typisch sind die Babys in den ersten Wochen blind und taub.
Als wir ankamen war es schon fast so weit und ich verwandelte mich so wie die wenigen Anwesenden und schritt zur werdenden Mutter, um sie gemeinsam mit ihrem Mann und der Hebamme zu unterstützen.

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1745 Wörter 01/05/2020

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