Kapitel 3

Der erste Monat als verheiratete Frau vergeht viel schneller als ich es verarbeiten kann und woran das liegt, weiß ich nicht.

Einerseits ist es der geregelte Tagesablauf, bestehend aus einem gemeinsamen Frühstück samt Fahrt zur Universität, die totgeschlagene Zeit in meinen Kursen und einem Abendessen nach gefühlten Stunden des Alleinseins.

Bis jetzt fühlt sich diese Ehe eher an wie eine Wohngemeinschaft und auch wenn ich weiß, dass er es nicht anders machen wird, hoffe ich irgendwo immer, das Dean wenigstens etwas persönlicher mit mir umgeht.

Jedes Mal wenn wir uns unterhalten geht es um etwas, dass uns beide betrifft, jedoch nur mit seiner Arbeit in Verbindung steht, sodass ich sogar nach fast fünf Wochen keine Ahnung habe, wer der Mann, dessen Nachnamen ich annehmen musste, eigentlich ist.

In meinen Gedanken spiele ich immer mit den Gedanken, ihm von meinem Tag an der Uni zu erzählen, doch sobald er dieses verfluchte iPad herausholt, scheint der Rest der Welt egal.

Dazu kommt auch noch die Tatsache, dass ich viel zu oft und lange alleine bin.

Meine Schwester steht kurz vor der Entbindung, weswegen sie kaum noch Zeit für mich hat und Hannah hat sich dem Schulstress hingegeben, weswegen ich sie nicht unnötig mit meinen Eheproblemen nerven will.

Jeden Samstag jedoch, treffen die Parkers sich zum Familien Dinner und ich würde lügen, wenn ich verleugnen würde, dass ich mich auf diese Stunden voller sozialem Kontakt freue.

Esther, meine Schwiegermutter, ist eine tolle, unabhängige Frau mit einer unglaublich starken Persönlichkeit und einem freundlichen Wesen, weswegen diese Abende meist mit den interessantesten Diskussionen vergehen und jedes Mal bin ich unglaublich traurig, wenn sie zu Ende gehen.

Auch meine fünf Schwäger sind einer der Gründe, warum meine Vorfreude auf Samstagabend immer so groß ist, denn anders als ihr Bruder, scheinen die Jungs auch ein Leben neben der Arbeit zu kennen.

Während wir alle uns unterhalten und lachen, ich zur Abwechslung auch Mal Spaß habe, beteiligen sich mein Ehemann und mein Schwiegervater kaum an den Konversationen, denn das einzige was sie tun ist über die Arbeit zu reden.

Aber inzwischen bin ich an einem Punkt angekommen, wo es mich nicht wirklich interessiert, denn so lange Dean sich nicht in mein Leben einmischt, kann er sich in der Arbeit so viel verlieren wie er will.

Die Kommunikation zwischen uns ist immer noch viel zu sachlich und ich hasse es.

Manchmal habe ich das Gefühl, er würde mit mir sprechen, weil er es tun muss und nicht weil er es will und noch ein Abendessen oder Frühstück, das ich in kompletter Stille über mich ergehen lassen muss und ich werde den Verstand verlieren.

Ich bin einfach nur froh, dass ich mich in Projekten und Arbeiten für die Uni verlieren kann, sodass es mir manchmal nicht auffällt, wenn ich mehr als vier Stunden nicht aus meinem Zimmer gehe.

Dadurch dass meine Schwestern, welche wie bereits erwähnt, unglaublich beschäftigt sind, meine besten Freunde sind und ich Kontakt zu Menschen in meiner Uni meide, habe ich auch keine Kontakte außerhalb dieses Hauses.

Einerseits liegt es daran, dass ich einfach eine sehr private und vor allem schüchterne Person bin und nicht so gut oder einfach neue Freundschaften schließen kann, aber auf der anderen Seite ist auch der Lebensstil meines Ehemannes und Vaters der Grund für meinen nicht vorhandenen Freundeskreis.

Menschen fragen sich, warum Dean so reich ist, wie mein Dad so viel Geld verdienen kann und was meine Familie beruflich ausübt und das zu beantworten ist immer etwas kritischer.

Für die Außenwelt sind die Männer in meinem Leben erfolgreiche Geschäftsmänner, wie sie in den Büchern geschrieben stehen, doch hinter verschlossenen Türen sind sie Anführer ihrer eigenen Mafia; brutale Drogenschmuggler und Verkäufer, Waffenver- und Ankäufer um den ganzen Globus.

Schon seit meiner Kindheit höre ich, wie mein Vater über seinen Klan spricht; der Stolz in seiner Stimme viel zu präsent und auch wenn ich mich am liebsten gegen alles für was sie stehen, stellen würde, ist es am Ende des Tages immer noch mein Vater.

Das Reign Kartell ist mit der ganze Stolz meiner Familie, doch die Scorpions sind Deans ganzes Leben.

Alles was er tut, wofür er steht, sogar jeder Atemzug den er macht ist für und wegen dieser Mafia.

Und durch die Tatsache, dass Deans Kartell die best bezahlte Mafiaorganisation ganz Nordamerikas ist, das meines Vaters jedoch fast genau so groß und um einiges älter ist, war diese Ehe die beste Entscheidung beider Seiten.

Anders als früher, wo ich es immer geschickt geschafft habe, diese Gedanken zu verbannen, denke ich sehr oft und lange über mein ganzes Leben nach und Weglaufen scheint manchmal einfach die beste Lösung und so verdammt verlockend.

Doch da ich weiß, dass sobald ich auch nur mit dem Gedanken spielen würde, Dean es verhindern und mit harten Konsequenzen durchgreifen würde, die zu hundert Prozent meiner Familie schaden würden, verwerfe ich diesen sehnlichen Wunsch sobald er auftaucht.

Und so als würde mir der Kontakt zu meinem Ehemann nicht schon unglaublich schwer fallen, entscheidet sich mein Laptop dazu, den Geist aufzugeben, noch bevor ich überhaupt die Gliederung meines Essays beginnen kann und ich würde so gerne vor Frustration zu schreien anfangen.

Denn jetzt muss ich Dean nach einem neuen Fragen und jedes Mal wenn ich ihn um etwas finanzielles bitte, will ich voller Scham im Erdboden versinken.

Es ist nicht so, dass ich kein Geld habe, denn letztendlich ist auch mein Vater unglaublich wohlhabend, doch Dean hat mir, bei unserem Gespräch über die erneute Verschiebung unserer Flitterwochen, ausdrücklich gesagt, dass er es nicht will, dass seine Ehefrau auf die Finanzen eines anderen zurückgreift und dadurch dass ich noch kein eigenes Geld verdiene, bleibt mir wohl oder übel keine andere Wahl.

Seit gefühlten Stunden stehe ich also schon vor meiner Tür und spreche mir Mut zu, mit der Hoffnung, es würde irgendwas bringen, doch zwanzig Minuten später gebe ich es auf und öffne sie mit einem Mal.

Zurückhaltend frage ich unsere Hausdame, Jane, wo sich mein Ehemann gerade befindet.

"Mr Parker ist unten und macht Sport, Ma'am.", erklärt die liebliche alte Dame mir ruhig und dankbar nicke ich ihr zu, ehe ich mich in den Keller des Hauses begebe.

Mein Herz beginnt bereits beim Treppenlaufen wie wild gegen meinen Brustkorb zu knallen und es kostet mich so viel Mut, die Knöchel gegen die Tür zum Heimfitness gleiten zu lassen.

Die laute Musik hört mit einem Mal auf und die tiefe Stimme meines Ehemannes erfüllt kurz darauf meine Ohren.

Mit trockener Kehle und zittrigen Fingern begebe ich mich in den großen Raum, ehe meine Augen Deans Fitnesscoach finden.

"Hi, Leo.", sage ich lächelnd und streiche mir eine Strähne hinters Ohr, während der junge Mann mich angrinst.

"Hallo, Nora.", erwidert er, erstarrt jedoch sofort und räuspert sich beschämt, "Ich meinte, Mrs Parker. Verzeihen Sie.", verbessert er sich augenblicklich und erst in dem Moment gleitet mein Blick zu Dean, welcher leise schnaubend auf dem Boden sitzt.

Die dunklen Haare sind vom Schweiß leicht gelockt und sein nackter, tätowierter Oberkörper ist fest angespannt, sodass ich kurz vergesse wie man atmet.

Egal wie kalt er auch sein mag, Dean ist einfach unglaublich attraktiv.

Unruhig lasse ich meine Augen über die schwarzen Linien gleiten, die seine gebräunte Haut bedecken und mir läuft regelrecht das Wasser im Mund zusammen.

Warum muss er denn auch so verdammt heiß sein?

Die sexuelle Frustration die mich dadurch erfüllt ist so unglaublich nervig und ich weiß jetzt schon, dass erneut ein Abend mit dreckigen Fantasien, einem Bad und meiner eigenen Hand vergehe wird, was alles nur noch schlimmer macht.

"Nora?"

Deans tiefe Stimme reißt mich mit einem Mal aus meiner Starre und sofort schellt mein Kopf nach oben, während Blut meine Wangen füllt.

"E-Entschuldigung.", murmle ich nur und fahre mir nervös durch die Haare.

"Lass uns bitte kurz allein, Leo.", sagt Dean ruhig und erhebt sich, nachdem er sich bei seinem Trainer für das Handtuch bedankt, bevor dieser den Raum verlässt.

So als wäre die Stimmung nicht schon angespannt genug, wird die Luft in dem großen Zimmer immer dünner und ich habe das Gefühl zu ersticken.

"Was gibt's, Nora?", fragt mein Ehemann mich und wischt sich seufzend den Schweiß aus dem Gesicht, wonach er direkt vor mir in nichts weiter als seinen Trainingsshorts zum Stehen kommt.

"M-Mein Laptop ist kaputt gegangen und ich wollte dich fragen, ob wir ihn reparieren lassen können.", sage ich, habe den Satz bereits davor in meinem Kopf zusammengebaut, um irgendwelche unnötigen Fehler zu vermeiden.

Jedes Mal, wenn ich vor Dean stehe, fühle ich mich durch die Macht und Dominanz die er ausstrahlt, so verdammt klein und ich hasse es, dass mich das anturnt.

"Reparieren? Wir holen dir einfach einen neuen, das ist kein Problem.", meint Dean sofort und greift nach seinem Telefon.

"Nein, das ist nicht nötig, wirklich. Das sind nur vermeidbare Kosten!", sage ich sofort und gucke ihm in die Augen, schaffe es jedoch nicht den Kontakt länger als zehn Sekunden zu halten.

"Peter, kannst du meiner Ehefrau bitte den neuesten Laptop besorgen? So schnell wie möglich. Danke.", kommt es nur von Dean, ehe ehe er wieder auflegt und schluckend lasse ich die Augen zu Boden gleiten.

"Zu dem Familienessen kommen morgen die Geschwister meines Vaters, also wollte ich dich bitten, etwas elegantes anzuziehen. Nicht, dass du sonst nicht elegant bist, ich meinte halt etwas anderes als Alltagskleidung. Es  muss nicht unbedingt ein bodenlanges Kleid sein; einfach etwas worin du dich wohlfühlst.", erläutert mir mein Ehemann und total in Ekstase höre ich ihm zu, beobachte seine Lippen und schlucke hart, als tausende, unglaublich schmutzige Gedanken meinen Kopf erfüllen.

"Alles klar.", sage ich ruhig und wende seufzend den Blick ab.

"Ich gehe heute Abend mit meinen Männern in einen Club, weil ich Geschäfte mit dem Besitzer machen will. Hast du Lust mitzukommen?"

Als seine Worte meine Ohren erfüllen, schellt mein Kopf wieder hoch und mehr als nur überrascht gucke ich in die hellen Augen meines Ehemannes

Die Miene immer noch genau so ernst wie sonst auch, wobei eine Art Sanftheit seine Züge prägt.

"Isiahs Verlobte und die Ehefrau meines besten Mannes werden auch da sein, also wärst du nicht allein. Aber nur wenn du willst. Fühl dich nicht dazu verpflichtet.", fährt Dean fort und greift nach seinem schwarzen Shirt, bevor er es sich geschickt überzieht und seinen wunderbaren Körper wieder verbirgt.

"Bist du dir sicher, dass du mich dabeihaben willst?", frage ich immer noch leicht überrascht über  sein Angebot.

"Natürlich, Nora. Du bist meine Ehefrau."

"Das heißt aber nichts.", sage ich und bereue die Worte sofort.

"Was meinst du damit?", fragt Dean ruhig, die Stimme etwas tiefer als davor und als er noch näher auf mich zukommt, bleibt der Atemzug in meinem Hals stecken.

"Ich bin seit einem Monat deine Ehefrau, aber das ist das erste Mal, dass du so etwas vorschlägst.", erkläre ich ihm und versuche die Anspannung in meinem Körper samt Stimme zu verbergen, scheitere jedoch kläglich.

Warum ich ihm die Wahrheit gesagt habe anstatt es einfach wegzugrinsen, weiß ich nicht, doch spontan würde ich meinen durch sein unglaubliches Auftreten benebeltem Hirn die Schuld geben.

"Nora", beginnt er seufzend und lässt seine blauen Augen kurz über mein Gesicht gleiten, während er offensichtlich nach den richtigen Worten zu suchen scheint, "es ist nicht so, dass ich nicht mehr mit der interagieren will, sondern eher, dass ich es nicht kann. Du weißt, was ich tue, sobald ich dich bei der Uni ablasse und jetzt wo du wirklich meine Ehefrau bist, fühle ich mich noch verantwortlicher, weil mit allem was ich tue, auch dein Leben gefährdet sein könnte. Ich weiß, dass diese Ehe nicht dein Wunsch war und du hier wortwörtlich nur deine Zeit absitzt, aber ich habe letzte Woche bemerkt, wie glücklich du warst, als die Jungs ihre Freundinnen beim Essen dabei hatten und habe mich dazu entschieden, dich doch mehr in mein Leben einzubringen. Ob wir jemals ein gemeinsames Leben haben werden, weiß ich ehelich gesagt nicht.", beendet er seine Erklärung und dadurch dass ich wirklich jedes Wort mit meiner ganzen Aufmerksamkeit verarbeitet habe, nicke ich nur wortlos; weiß nicht anders damit umzugehen.

"Also kommst du mit? Es würde mir viel bedeuten.", und als der letzte Satz seine vollen Lippen verlässt, öffne ich vor Überraschung den Mund.

"I-Ich denke schon.", stottere ich, unfähig mit der Situation umzugehen.

"Dann sei bitte in zwei Stunden fertig. Isiah und Leia werden dann auch hier sein, damit wir alle zusammen fahren können.", sagt er nur noch, bevor er seine dunklen Augen ein letztes Mal über mein Gesicht gleiten lässt, bevor er sich von mir abwendet und ich beinahe aus der Tür renne.

Die zwei Stunden vergehen viel zu schnell, doch nach drei Outfitswechseln schaffe ich es endlich, mich für ein einfaches, kurzes schwarzes Kleid mit dünnen Trägern und einem gewagte Rückendekolletés, das ich mit einer oversized Jeansjacke und hohen Schuhen in derselben Farbe kombiniert habe, zu entscheiden.

Immer wieder habe ich überlegt, ob es nicht doch zu viel ist, doch als ich Leia gefragt habe, was für ein Club das ist, meinte sie, es sei einer der elegantesten der ganzen Stadt und dementsprechend habe ich mich angezogen.

Meine dunklen Haare habe ich in großen Locken über meinen Rücken geworfen, habe das Make Up schlichter gehalten und eher mit dunklen Rot- und Brauntönen gespielt, um das Blau meiner Augen zu betonen.

Und beinahe auf die Minute genau zwei Stunden später stehe ich vor meinem riesigen Spiegel, nachdem ich das Outfit mit Schmuck vervollständigt habe und bin relativ zufrieden mit meinem Aussehen.

Doch die Frage, wie Dean es finden wird macht mich fertig und die Angst, er könnte sagen, dass es zu kurz oder gewagt ist, macht mich fertig.

Mit nervösen Schritten begebe ich mich aus meinem Ankleidezimmer zur Tür und leise seufzend öffne ich sie, nur um auf die große Gestalt meines Ehemannes zu treffen.

Geschickt verberge ich meine Nervosität hinter einem sanften Lächeln, bevor ich meine Augen über ihn gleiten lasse.

Als hätten wir us  abgesprochen ist auch Dean in ganz schwarz gekleidet und anders als sonst trägt er nicht seinen maßgeschneiderten Anzug, sondern lediglich ein schwarzes Hemd und - enge Wildlederjeans.

Die Haare sitzen wie immer perfekt und anders als heute morgen, hat er seinen Bart getrimmt und verdammt, ich bin kurz davor zu sabbern, weil er so gut aussieht.

Seine strahlenden, eiskalten blauen Augen gleiten über meinen ganzen Körper, so wie er es immer tut und je länger er mich anguckt, desto nervöser werde ich und das Rasen meines Herzens in meinem Brustkorb blendet alle anderen Geräusche wortwörtlich aus.

"Das Kleid ist sehr", er hält inne und richtet sich, bevor er meinen Blick findet und ich beinahe zergehe, "kurz".

Schluckend fange ich an mit den Ringen an meinen Fingern herumzuspielen, wende mit knallroten Wangen den Blick ab und lege mein Gewicht von einem Beins ins andere.

Der Gedanke, dass ihm das Outfit nicht gefällt und ich deswegen zuhause bleiben muss, macht mich verrückt, denn auch wenn er mich mit seinen Augen beinahe verschlingt, habe ich das Gefühl, er hat ein Problem mit meiner Kleidungswahl.

"W-Wenn es zu kurz ist, dann könnte ich mich umziehen oder gleich dableiben?", murmle ich mit kleiner Stimme, versuche meine Atmung zu regulieren, doch scheitere kläglich.

"Ich hatte gehofft, du ziehst etwas an, dass nicht allzu auffällig ist, aber jetzt haben wir auch keine Zeit mehr.", meint er nur mit strenger Stimme, sodass ich zusammenzucke und schuldig nicke.

Das Bedürfnis in Tränen auszubrechen wird immer größer.

Das wird wahrscheinlich das erste und einzige Mal sein, dass er mich zu so etwas einlädt.

Warum musste ich denn auch so übertreiben?

"Leia und Isiah warten schon unten.", ist das letzte was er sagt, bevor er sich umdreht und dann nach unten stolziert.

Frustriert schlucke ich meine Tränen herunter, rede mir dauernd ein, dass er eben so kalt ist und es nicht meine direkte Schuld ist, doch immer wieder ertönt da diese Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, dass ich der Grund dafür bin, dass er jetzt genervt ist.

Ich hätte einfach nicht zusagen sollen, verfickte Scheiße.

"Verdammt, Nora!", schreit mit einem Mal Leia in meine Richtung, während ich am Ende der Treppe und damit direkt vor dem jungen Paar zum Stehen komme.

Leise dankend umarme ich die junge Studentin, bevor ich auch die Arme um den Oberkörper meines Schwagers schließe und mir dabei sofort wieder einfällt, dass ich Dean noch nie so berührt habe.

Das einzige Mal war am Tag unserer Hochzeit; der Kuss und der Tanz, sonst nichts.

Die vereinzelten Male wo er seine Hand an mein Steißbein gelegt hat, um es aussehen zu lassen, als wären wir glücklich, zähle ich nicht mit.

"Du siehst unglaublich gut aus, Nora.", sagt Isiah und schenkt mir ein breites, attraktives Lächeln, das wortwörtlich das Markenzeichen der fünf Brüder ist.

"Danke.", murmle ich und spüre die Augen meines Ehemannes in meiner Seite.

"Findest du etwa nicht, Bruderherz?", meint der zweitälteste in der Bande und lässt seine blauen Augen zu der großen Gestalt von Dean gleiten.

"Doch, natürlich. Nora ist immer wunderschön.", meint er nur und als würde ich zum ihn ersten Mal in meinem Leben sprechen hören, schellt mein Kopf in seine Richtung.

Unsere Augen finden einander und für eine Sekunde erblicke ich so etwas wie Verlangen in seinen blauen Kristallen, doch noch bevor ich mehr hineininterpretieren kann, wendet er sich wieder von mir ab und beginnt in Richtung Haustür zu gehen.

Die ganze Autofahrt lang muss ich mir das ausgelassene Gelächter von meinem Schwager und seiner Verlobten anhören und es macht mich fertig, mitansehen zu müssen, wie gut die beiden sich verstehen.

Sie wechseln von ekelhaft süß zu unglaublich sarkastisch und Liebkosungen scheinen an oberster Stelle zu stehen.

Währenddessen reden Dean und ich kein einziges Wort miteinander.

Ich lasse nur hier und da meinen Blick zu meinem Ehemann am Steuer gleiten und seufze leise, als ich sehe, wie genervt er zu sein scheint.

Denn auch wenn Dean eine sehr kalte Aura hat, ist es nicht schwer zu erkenne, wann er abgefuckt ist und diese Tatsache macht mich verrückt.

Die ganze Zeit habe ich darüber nachgedacht, wie ich diesen Abend erträglicher machen könnte, doch egal was ich tue, meine Gedanken wandern immer zu den Blicken meines Ehemannes und das wiederum macht mich so unglaublich traurig, dass es mir schwerfällt, mich zusammenzureißen.

Nach gefühlten Stunden kommen wir endlich vor dem Club an und noch bevor ich mich abschnallen kann, wird meine Tür geöffnet und ich blicke direkt in die Augen von Deans Bodyguard.

Mit angespanntem Körper steige ich aus dem Wagen und bedanke mich bei dem riesigen Mann, ehe ich meinen Ehemann dabei beobachte, wie er irgendjemandem seine Autoschlüssel reicht und sich dann tatsächlich an meine Seite stellt.

Und noch bevor ich seinen besten Freund Rio und dessen Ehefrau Ella, welche vorne bei der Tür auf uns warten, anlächeln kann, beugt er sich zu meinem Ohr herunter.

"Können wir bitte kurz so tun, als wären wir glücklich?", fragt er und lässt seine Hand unter meine Jacke gleiten, ehe er sie an meinen nackten Rücken legt und augenblicklich Gänsehaut meinen ganzen Körper bedeckt, als seine kalten Finger mit meiner warmen Haut in Berührung kommen.

Und so als hätte er einen Schalter umgelegt verziert ein breites Lächeln meine Lippen und wie aus Reflex lege ich meine Hand an seine starke Brust und blicke mich um.

In vereinzelten Gruppen stehen Geschäftsmänner mit ihren Begleitungen und Bodyguards vor dem Club und trinken ihren Whisky, während eine Zigarette zwischen ihren Fingern oder Lippen baumelt.

Fast jeden einzelnen von ihnen begrüßen wir und in innerhalb von einer Minute stellt Dean mich mindestens fünf Männern vor, lässt dabei nicht einmal von mir ab.

Erst als wir im hinteren VIP Bereich des Clubs ankommen, entzieht er seine Hand, bevor er sich dem, was ich zumindest denke, Besitzer zuwendet.

Die beiden unterhalten sich und die Art wie Dean zwar lächelt, es aber nicht annähernd seine Augen erreicht macht mich aus irgendeinem Grund traurig.

Nur ein einziges Mal habe ich ihn ehrlich grinsen sehen und das war, als sein bester Freund ihm bei unserem gemeinsamen Abendessen erzählt hat, dass seine Ehefrau schwanger ist.

Leise seufzend lasse ich die Augen zu dem verliebten Ehepaar gleiten und es ist, als würde die ganze Welt mir einfach unter die Nase reiben wollen, dass mein Ehemann mich niemals ansatzweise mögen wird, so als wäre mir das nicht schon bewusst.

"Du siehst toll aus.", ertönt Ellas sanfte Stimme, ehe die werdende Mutter mich aus grünen Augen anfunkelt und breit lächelt.

Die dunklen Haare hat sie in einem strengen Zopf der ihre unglaublich markanten Gesichtszüge noch mehr in den Vordergrund stellt und genau wie Leia und ich hat auch sie sich für ein schwarzes Kleid entschieden.

Während Ella und ich der Baldehefrau meines Schwagers aufmerksam zuhören, als sie uns von den Hochzeitsvobereitungen erzählt, ertönt hinter mir die Stimme meines Ehemannes und es ist peinlich, wie schnell ich mich zu ihm umdrehe.

"Kannst du kurz herkommen, Liebling, ich will dir jemanden vorstellen.", sagt er mit diesem ganz bestimmten, falschen Ton in seiner Stimme sodass ich nur sanft lächelnd nicke und ohne zu zögernd in seine Richtung tapse, nachdem ich mich bei den Mädchen entschuldigt habe.

Als ich meinen Blick von meinem Ehemann zu dem großen Mann neben ihm wende, schlucke ich hart.

Dieser Typ ist unglaublich hübsch; nicht so attraktiv wie Dean, denn durch die dominante Aura die ihn umgibt hat jener nochmal einen extra Hauch an Sexappeal, doch er ist definitiv nah dran.

Definierte Gesichtszüge, hohe Wangenknochen und unglaublich schöne, schmale Augen mit dichten Wimpern.

Die schwarzen Haare fallen perfekt zur Seite seiner Stirn, jedoch nicht so, dass es seine Sicht versperrt und als seine markanten Lippen sich zu einem Lächeln verziehen, wird auch meines breiter.

"Alex, das ist meine Ehefrau Nora Parker.", beginnt Dean und ich erwarte es nicht, seine Hand mit einem Mal wieder auf meinem Rücken zu spüren, während ich meine eigene ausstrecke um die des Geschäftsmannes entgegenzunehmen.

"Und Liebling, das hier ist Alex Kulikow, der Besitzer dieser Kette und ein alter Freund.", fährt er fort und aus irgendeinem Grund realisiere ich nicht einmal, wie er uns beobachtet, bin viel zu eingenommen von der Energie die der Mann vor mir ausstrahlt.

"Es ist mir eine Ehre.", beginnt der junge Clubbesitzer und greift mit einem Mal nach meiner Hand, bevor er sie zu seine vollen Lippen führt und mich charmant anlächelt.

"Freut mich.", sage ich nur und wende kurz darauf schüchtern den Blick aus seinen intensiven Augen, bevor ich auch meine Hand wieder seines Griffes entziehe.

Erst in dem Moment spüre ich, wie Deans Finger sich ganz sanft aber dennoch firm in meine Haut bohren, sodass ich schluckend meine Augen zu ihm gleiten lasse und die Art wie er noch genervter zu sein scheint, jagt eiskalte Schauer über meinen Körper.

"Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, übrigens.", meint Alex lächelnd und scheint überhaupt nicht zu bemerken was zwischen uns passiert, doch ich spüre es in jedem meiner Körperteile.

"D-Dankeschön.", murmle ich und hasse es, wie meine Stimme verrät, wie sehr mich die Reaktion meines Ehemannes aus dem Konzept gebracht hat.

"Ich kümmere mich kurz um unsere Getränke und bin dann wieder da; macht es euch doch schon Mal bequem.", fährt er fort und wir beide nicken nur wortlos und sobald der große Mann sich umdreht, lässt Dean von mir ab und ich gehe einen Schritt zurück; schaffe es nicht, mit der angespannten Luft umzugehen und habe das Gefühl zu ersticken.

"Mach es wenigstens nicht so offensichtlich, wenn du schon so das Bedürfnis danach hast.", zischt mein Ehemann mich an und blickt in mein Gesicht, während ich verwirrt meine Augen auf seine Lippen richte, unfähig seinen Blick zu erwidern.

"Wovon sprichst du?", sage ich und fange an, mit rasendem Herzen und unruhigen Beinen, mit den Ringen an meinen Fingern zu spielen.

"Wenn du mit ihm flirten willst, dann tu es nicht in meiner Anwesenheit.", fährt er fort und automatisch spalte ich leicht empört die Lippen, als ich seine Worte verarbeite und nichts erwidern kann, weil es mich so überrascht.

"Das ist Bullshit, Dean. Ich habe nicht mit ihm geflirtet.", gifte ich ihn sofort an, balle die Hände zu Fäusten und hasse es, dass meine Wangen vor Wut rot zu werden beginnen.

"Ach, ist das so? Von hier sah das aber aus, als würdest du ihn jeden Moment anspringen.", erwidert er und ich höre Wut in Verbindung mit irgendeiner anderen Emotion in seiner Stimme durchsickern, kann es jedoch nicht betiteln.

"Warum sprichst du mich nicht gleich mit Schlampe an, Dean? Erst dieser unnötige Kommentare über mein Kleid und jetzt das hier? Tut mir leid, dass ich es genieße, wenn mir ein Mann die Aufmerksamkeit schenkt, die ich von dir nicht bekomme.", fauche ich ihn letztendlich an, schaffe es einfach nicht mehr, meine Wut zu kontrollieren, doch als ich den strengen Blick von Dean erblicke, bereue ich die viel zu ehrlichen Worte sofort.

"Ich habe nur gesagt, dass dein Kleid sehr kurz ist und - warum sollte ich meine eigene Ehefrau als Schlampe bezeichnen, Nora? Zumal-"

"Diese Diskussion ist unnötig. Du weißt, dass ich weder mit ihm flirten noch ficken werde, also kannst du runterkommen und dich auf deine geliebte Arbeit konzentrieren.", spucke ich noch und wende mich dann von ihm, ab bevor ich mit einem leisen, genervten Seufzer in Richtung Sofa gehe, wo es sich die anderen bereits bequem gemacht haben.

Fast eine Stunde und zwei Gläser Champagner brauche ich, um mich wieder zu beruhigen, doch irgendwann schaffe ich es dann doch, von meiner Wut abzulassen, wissend, dass es nichts bringen wird.

Doch ich verstehe nicht, warum Dean sich so angestellt hat, wenn ich ihm doch so egal bin?

Oder warum er mich eingeladen hat, wenn er so offensichtlich genervt von allem ist, was ich tue.

Diese Gedanken frustrieren mich und am liebsten würde ich ihm mitten in sein schönes Gesicht schlagen, unterdrücke jenes Bedürfnis jedoch geschickt.

Aber es wäre eine Lüge, wenn ich verleugnen würde, dass mir dieses Bisschen Aufmerksamkeit das er mir geschenkt hat, nicht unglaublich gut gefallen hat, denn auch wenn ich weis, dass es nicht der Fall ist, hat es sich angefühlt als wäre er eifersüchtig.

Die Sache ist nur, wie soll er eifersüchtig sein, wenn er sonst nicht Mal meine Anwesenheit wahrnimmt?

Und genau aus diesem Grund verwerfe ich diesen Gedanken sobald er erscheint.

Doch auch wenn er meine Laune unglaublich heruntergezogen hat, beteilige ich mich immer noch an dem Gespräch zwischen ihm und Alex, einfach weil ich es will.

Den ganzen, ersten Monat ignoriert er mich bis aufs letzte und wenn ich einmal Höflichkeiten mit seinem zukünftigen Geschäftspartner austausche, wird er sauer und genau aus diesem Grund interessiert es mich nicht.

"Und nachdem ich mein Wirtschaftsstudium in Deutschland abgebrochen habe, bin ich nach Amerika gezogen und habe ohne irgendwas versucht mir etwas aufzubauen.", erzählt der junge Mann lächelnd, nimmt immer wieder einen Schluck von seinem Whisky während er eher mich ansieht und die Anwesenheit meines Ehemannes ausblendet.

"Ich wünschte meine Spontanentscheidungen hätten so gute Ergebnisse wie deine Berufswahl.", vermerke ich grinsend und greife nach meinem bereits dritten Champagnerglas, während sich die Augen der beiden Männern in mich hineinbohren.

"Kulikow ist doch kein deutscher Name, oder? Was sind deine ethnischen Wurzeln, wenn ich fragen darf?", fahre ich fort und spüre, wie Dean sich neben mir mit einem Mal anspannt und seufzend durch die Haare fährt.

"Ich wurde zwar in Russland geboren, aber meine Eltern stammen aus Sibirien. Wir sind nach Europa gezogen, als ich vier war.", antwortet er und interessiert nicke ich.

"Russland ist so ein schönes Land. Ich war zusammen mit meiner Schwestern für drei Monate in Moskau und St. Petersburg, unglaublich.", erzähle ich ihm und lächle breit, als all die Erinnerung an meine unbeschwerten Zeiten in meinem Kopf auftauchen.

"Schade, dass wir uns damals noch nicht kannten. Ich hätte euch meine persönlichen, geheimen Favoriten zeigen können, aber dann beim nächsten Mal würde ich sagen.", meint Alex mit einem charmanten Lächeln und als ich seinen Blick finde, wende ich mich mit roten Wangen ab.

"Dean hat erzählt, dass du zur Universität gehst. Ehrlich gesagt überrascht es mich, weil du so erwachsen aussiehst und ich dich nicht für eine Studentin gehalten hätte."

"Ich bin auch schon fast am Ende meines Studiums und das ist das Make Up.", lache ich schüchtern und streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht, bevor ich meinen Blick kurz zu Dean gleiten lasse, welcher mich nur aufmerksam zu beobachten scheint.

"Oder deine Schönheit.", meint Alex schnell und alles in mir zieht sich zusammen, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie Dean die Augen von mir nimmt und sich genervt durch die Haare fährt.

"Ich würde mich freuen, dich öfter in meinen Clubs zu sehen.", fährt er fort und sofort schießt mein Kopf in seine Richtung bevor ich ihn schluckend aus großen Augen angucke.

Je mehr Zeit vergeht, desto mehr habe ich das Gefühl, dass Dean gleich den ganzen Laden niederbrennen wird.

Obwohl es mein Ziel war, ihn zu provozieren, hoffend so eine Reaktion zu bekommen, macht es mir noch mehr zu schaffen, wenn er so still ist.

Und die Tatsache, dass Alex es nicht zu sehen scheint macht alles nur noch schlimmer, denn verdammt, dieser Typ flirtet mit allem was er tut und schämt sich kein Bisschen dafür.

"Euch, meinte ich natürlich. Aber dadurch dass Dean und ich ja ab heute miteinander arbeiten werden, wird er des öfteren hier sein. Es würde mich freuen, wenn auch du ihn dann begleitest.", sagt Alex und noch bevor ich etwas sagen kann, meldet sich mein Ehemann zu Wort.

"Du wirst sie nie wieder zu Gesicht bekommen, wenn du weiterhin in aller Öffentlichkeit mit ihr flirtest, Alex.", zischt Dean mit vor Wut trotzender Stimme und allein als das erste Wort meine Ohren erfüllt, bekomme ich überall Gänsehaut.

Wie aus Reflex lege ich mein Glas auf dem Tisch vor mir ab und senke den Blick, hasse es, wie ich mich plötzlich so gedemütigt fühle, als hätte er mich angefaucht und nicht seinen Geschäftspartner.

"Ich bin nur-"

"Es interessiert mich nicht. Hör auf meine Ehefrau mit deinen Augen auszuziehen und so zutun, als wäre ich nicht anwesend.", faucht er weiter und ich schlucke erneut hart, während ich mit nervösen Fingern meine Jacke zuzumachen beginne.

"Wenn du es ihr erlaubst, halbnackt das Haus zu verlassen, dann kannst du nichts anderes erwarten, Parker.", erwidert Alex plötzlich total abwertend und mit einer Mischung aus Empörung und Wut gucke ich ihn an.

"Fick dich, Kulikow. Meine Frau könnte komplett nackt vor dir stehen und du hättest nicht das Recht sie so anzugucken.", zischt Dean und versucht nicht mal sich zu beruhigen, ehe er sich erhebt und dann nach meiner Hand greift und mich auf meine Beine zieht.

"Du tust so, als wäre sie nicht angezogen wie eine Nutte; ich meine, guck doch ihr Kleid an.", erwidert Alex, scheint es einfach nicht zu verstehen, dass Dean ihn verprügeln wird, wenn er nicht umgehend die Fresse hält.

Und als ich realisiere, was er gesagt hat, schlucke ich hart und versuche nicht in Tränen auszubrechen, verstecke mich lieber hinter der großen Statur meines Ehemannes mit der Hoffnung mich so vor den fiesen Worten des jungen Russen zu schützen.

Und im nächsten Moment passiert alles viel zu schnell.

Ich bekomme nur noch mit, wie Evan irgendwas aus seiner Hosentasche zieht, bevor er mit einem Mal seine Faust mitten ins Gesicht von Alex fliegen lässt.

Sofort rennen Isiah und Rio in unsere Richtung und halten die Bodyguards des Clubbesitzers davon ab, auf meinen Mann loszugehen.

Der Schrei der meine Lippen verlässt kommt wie aus dem Nichts und sofort klatsche ich mir eine Hand vor den Mund, schaffe es nicht, die Situation zu verarbeiten.

Verdammt, es wäre niemals so weit gekommen, wenn ich es nicht so darauf angelegt hätte.

"Deine Mutter ist vielleicht eine Nutte, aber meine Ehefrau ganz sicher nicht, du verfickter Hurensohn. Der Deal ist geplatzt. Steck dir deinen versoffenen Club doch so tief es geht in den Arsch, Kulikow.", zischt Dean den inzwischen am Boden liegenden, sich vor Schmerz windenden Alex an und erst als auch ich meinen Blick zu ihm gleiten lasse, erblicke ich die tiefe Schnittwunde über seine ganze Wange entlang.

"An deiner Stelle würde ich aufpassen, dass nicht irgendwas damit passiert. Ich werde sicher gehen, dass du mit niemandem je wieder irgendwelche Geschäfte machen kannst. Meine Frau ist mein Stolz und du weißt, dass man den Stolz der Scorpions niemals angreifen sollte.", ist das letzte was Dean sagt, bevor ich ihn dabei beobachte, wie er den mit Rasierklingen beschmückten Schlagring wieder in seine Hosentasche gleiten lässt und dann nach meiner Hand greift.

Der Heimweg ist ein einziges Chaos aus angespanntem Schweigen und ekelhaft heißer Spannung in der Luft, sodass ich mich beinahe ins Haus schmeiße, um dieser Atmosphäre in dem kleinen Innenraum zu entfliehen.

Doch mein Gewissen schreit inzwischen so laut, dass ich es kaum noch aushalten kann, sodass alles in mir kurz davor ist, zusammenzubrechen.

Ich weiß, dass ich Schuld an diesem katastrophalen Abend habe und noch nie in meinem Leben habe ich etwas so sehr bereut wie das Annehmen dieses Angebots.

Mit einem leisen Seufzen bleibe ich vor Dean stehen, versperre ihm den Weg zu den Treppen und auch wenn ich es nicht schaffe ihn anzugucken, bin ich froh, dass ich mich dazu zwingen konnte, ihn nochmal anzusprechen.

"Lass mich durch, Nora, ich habe wirklich keinen Nerv mehr.", meint er nur und ich nicke sofort, weiß, dass er genau jetzt alles lieber tun würde, als mit mir zu sprechen, doch ich muss mich wenigstens einmal entschuldigen, bevor ich mich wieder daran wende, ihm aus dem Weg zu gehen.

"Es tut mir leid, Dean. Wirklich. Ich werde nicht wieder mit dir mitkommen, vor allem wenn es um etwas geschäftliches geht.", sage ich und hasse es, wie schnell mein Herz rast.

Doch aus irgendeinem Grund beruhigt mich die von Dean ausgehende Wärme, welche bei mir ankommt, weil ich nur gefühlte zwei Zentimeter vor ihm stehe.

"Du hast keine Schuld, Nora. Dieser Hurensohn konnte seine Blicke nicht von dir nehmen, obwohl er weiß, dass du meine Ehefrau bist. Egal was du anziehst, niemand darf dich so ansehen außer mir.", erwidert er mit um einiges ruhigerer Stimme, doch als er die letzten zwei Worte seines Satzes ausspricht, halte ich in meinem Dasein inne.

"Und anfassen darf dich überhaupt niemand, außer du willst es. Ich mag zwar dein Ehemann sein, aber dein Körper wird niemals jemand anderem als dir gehören und das sollte die höchste Priorität sein. Gute Nacht.", ist das letzte was er mir zuflüstert, bevor er seine Hand an meine Wange legt und mich dann zur Seite schiebt, ehe er auch schon verschwindet und mich komplett überfordert zurücklässt.

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Da ist es endlich!
Fast 6 Tausend Wörter, was ein Unterschied zum Kapitel davor, doch ihr könnt euch ruhig daran gewöhnen.
Diese Geschichte ist wie bereits erwähnt eien Kurzgeschichte, weswegen die Kapitel dementsprechend lang und detailliert sein werden.
Ich weiß jedoch überhaupt nicht, was ich von diesem Kapitel halten soll und hoffe, dass es euch gefallen hat!
Lasst mir doch BITTE einen Kommentar da, damit ich weiß, was ihr denkt.
Und ich hoffe es ist okay, dass ich fast einen ganzen Monat an Ehe zusammengefasst habe, aber mir schien das so am passendsten lol
Danke für alles.
Love, S.

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