Kapitel 2

Als ich mich am nächsten Morgen aus dem Bett quäle, spüre ich sofort die Konsequenten meines gestrigen Heulanfalls und würde mich am liebsten sofort wieder unter meiner Decke verstecken, denn jeder Mensch mit zwei gesunden Augen wird erkennen, dass ich nicht nur zehn Minuten lang sondern fast die ganze Nacht durch geweint habe.

Das letzte was ich jetzt gebrauchen könnte ist mir das Getuschel meiner viel zu neugierigen Angestellten anhören zu müssen und dazu kommt auch noch, dass nicht nur ich all den Tratsch und Klatsch mitbekomme, sondern mein Ehemann auch.

Er war gestern sowieso schon total genervt von meinem Verhalten auf der Hochzeit und wenn er jetzt auch noch hört, was die Leute über uns reden, weil diese verdammten Tratschtanten nicht den Mund halten konnten, wird er komplett ausflippe.

Naja, ob es ihn wirklich so sehr beeinflussen wird, weiß ich nicht, aber ich an seiner Stelle, würde mich schon darüber aufregen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es dann endlich, mich ins Esszimmer zu schleifen, wo mich bereits ein einzigartig tolles Frühstück und mein Ehemann erwarten.

Sofort gleiten seine eisblauen Augen zu mir und jagen regelrechte Schauer über meinen Körper, weil ich keine Ahnung habe, ob mich sein Blick beängstigen oder anturnen soll.

Dean richtet sich und nickt mir dann zu, woraufhin ich es mir direkt neben ihm bequem mache.

"Guten Morgen.", beginnt er, die Stimme tief und angespannt, doch sein perfekt antrainiertes Pokerface gibt nichts anderes preis.

"Morgen.", murmle ich nur und bedanke mich lächelnd bei der älteren Dame, die mir mit einer kleinen Kanne, Tee in die Tasse schenkt und dann sofort wieder verschwindet.

"Muss ich mir ein anderes Zimmer suchen, oder hast du dich gestern komplett ausgeweint?", kommt es plötzlich von Dean und schluckend lasse ich den Blick in meine Tasse gleiten, fühle mich angegriffen von seinem schnippischen Ton, weiß jedoch, dass es keinen Sinn hat, etwas zu erwidern.

Als ich den Kopf hebe, wirkt Dean nicht Mal ansatzweise interessiert, scrollt nur total entspannt mit vollem Mund über den Display seines iPads, so als hätte er mich nicht gerade auf höchstem Niveau von der Seite angemacht.

"Das wird nicht wieder vorkommen, versprochen.", murmle ich schuldig und streiche mir eine lose Strähne hinters Ohr.

"Dir sollte klar sein, dass uns nur eine Tür trennt, Nora, was wiederum heißt, dass ich alles höre, was in deinem Zimmer abgeht und andersherum. Ich denke, es ist besser, du weißt das.", meint Dean und ich nicke wortlos, stochere in meinem Rührei herum als wäre es irgendein Physikprojekt.

"Du hast gesagt, du willst noch ein paar Dinge mit mir besprechen?", frage ich angespannt, um vom Thema abzulenken, weil die beunruhigend sexuell erregte Spannung in dieser Luft, mich regelrecht fertigmacht.

"Genau. Du weißt ja, dass wir unsere Flitterwochen verschieben werden, einfach weil du nicht mitten in deinem Semester und ich während der stressigsten Zeit im Jahr, auf irgendeine Insel fliegen und Urlaub machen können. Details und weitere Dinge werden wir gemeinsam entscheiden wenn es dann soweit ist. Wir können morgens zusammen das Haus verlassen wenn du willst, letztendlich ist deine Universität direkt auf meinem Weg zur Arbeit, aber diese Entscheidung überlasse ich dir. Ich will, dass du dich so wohl fühlst wie nur überhaupt möglich. Wir müssen auch Abends und Morgens nicht immer zusammen essen, wenn es dir nicht-"

"Doch, d-doch. Ich finde, so haben wir eine bessere Möglichkeit einander näher zu kommen.", unterbreche ich ihn und anders als erwartet, hört Dean nur aufmerksam zu und nickt dann bestätigend.

"Jetzt müssen wir noch ein paar Grenzen setzen, die nicht nur für dich, sonder auch für mich gelten, ist das in Ordnung für dich?", fragt er nun um einiges sanfter und erneut bejahe ich seine Frage mit einer Kopfgeste.

"Etwas, das ich niemals tolerieren kann und werde: eine oder gar mehrere Affären. Ja, wir führen nur eine Zweckehe, aber solange du meinen Nachnamen trägst, wirst du weder Kontakt zu anderen Männern haben, noch in irgendeiner Art und Weise eine Beziehung mit einem führen. Dasselbe gilt für mich, also brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich kann es nicht riskieren, wegen einem unnötigen Ehebruch-Skandal meinen Ruf zu schädigen. Wenn du unbedingt Sex brauchst, dann besorgst du es dir entweder selbst oder kommst zu mir, deinem Ehemann, ich hoffe, dass ich mich klar genug ausdrücken konnte."

Ich brauche eine Weile, bis ich seine Worte komplett verarbeite und mit einem Schlag schießt das ganze Blut in meinem Körper in meine Wangen und viel zu beschämt senke ich den Kopf, viel zu schüchtern, um ihm nach diesen Worten noch in die Augen zu gucken.

"Wenn wir schon von anderen Männern reden, dann will ich nur Mal am Rande erwähnt haben, dass wenn ich, oder einer meiner Leute mitbekommen, dass dieser Tristan zu dir Kontakt aufzunehmen versucht, keine guten Dinge passieren werden. Er hat mit seinem Auftauchen bei der Hochzeit schon genug Schaden angerichtet, mehr kann ich mir nicht geben.", fährt Dean fort, versucht nicht einmal, seine Abneigung meinem Ex Freund gegenüber zu verbergen.

"Definiere, 'keine guten Dinge', bitte.", murmle ich nervös und bis ins Mark besorgt, denn die Bilder in meinem Kopf sind alles andere als sanft.

"Ich werde ihn umbringen, Nora.", antwortet Dean total ruhig, als hätte er nicht gerade gesagt, dass er meine erste Liebe töten wird, wenn er jemals versuchen sollte, mich zu kontaktieren.

Mein ganzer Körper spannt sich an und ich schlucke hart, spüre wie mir mit jeder Sekunde der Appetit noch mehr vergeht, bis ich letztendlich meinen Teller wegschiebe.

Mir war von Anfang an bewusst, was für Geschäfte Dean führt und welche Mitteln er verwendet, um das zu bekommen, was er will, da es genau die gleichen Strategien und Handlungsweisen sind, wie die meines Vaters.

Dennoch beunruhigt mich der Gedanke, wie brutal mein Ehemann eigentlich ist, bis ins Mark.

Und die Tatsache, dass er nicht Mal davon redet, ihn umbringen zu lassen, sondern es sogar selbst zutun macht da nichts besser.

"Egal wann, wie oder was du brauchst, komm immer entweder zu mir oder einem meiner Männer. Wenn du deine Freunde einlädst, will ich nur, dass du mir davor Bescheid gibst, damit ich mich darauf einstellen kann und sonst steht alles detailreicher im Ehevertrag.", rattert er es herunter und aus irgendeinem Grund fällt es mir schwer ihm zu folgen.

Schluckend nicke ich nur, bevor ich ihn endlich wieder angucke und anders als erwartet auf sanfte blaue Auge treffe, die mich bereits angucken.

"Es wird hoffentlich nicht immer so sachlich und streng zwischen uns bleiben, Nora. Sobald du dich wohlerfühlst, wird alles einfacher und du wirst nicht mehr nur die zukünftige Mutter meiner Kinder bleiben, okay?", meint er seufzend, bevor er plötzlich nach meiner Hand greift und mich damit komplett überfordert.

"D-Du planst eine Familie mit mir?", frage ich unsicher und kann kaum noch richtig atmen.

Seine Aura ist viel zu einschüchternd und einfach die ganze Situation ist viel zu angespannt, sodass mir plötzlich einfach eiskalt geworden ist.

"Natürlich, du bist meine Ehefrau, Nora.", sagt er ruhig und guckt mich aus eisblauen Augen an.

"Aber du liebst mich nicht. Warum solltest du dann wollen, dass ich die Mutter deiner Kinder werde?", frage ich verwirrt, kann ihn einfach nicht verstehen, vielleicht auch, weil ich nicht vorhabe, mich von ihm schwängern zu lassen.

Sobald die Marke der zwei Jahre erreicht ist, werde ich mich von ihm trennen, genau wie geplant.

"Was bringt mir diese Ehe, wenn du nicht schwanger wirst, Nora?", sagt er plötzlich um einiges strenger und schluckend gucke ich ihn an.

"Aber ich will keine Kinder von dir.", murmle ich unsicher, fange an, mich am Hals zu kratzen, als ich merke wie die Luft knapper wird.

"Du sagst das jetzt gerade, weil du mich kaum kennst und alles noch sehr formal ist, aber wer weiß, vielleicht verlieben wir uns ineinander oder verstehen uns besser.", erwidert Dean und seufzt leise, bevor er mir in die Augen guckt.

"Du hast dann wohl auch nicht vor, mit mir zu schlafen, oder?", fragt mein Ehemann ruhig und sofort füllen sich meine Wangen mit Blut und ich habe das Gefühl ich werde vor Scham gleich platzen.

"Ich weiß, dass du das zwischen uns spürst, aber ich werde dich niemals zu etwas zwingen, also musst du dir keine Sorgen machen.", fährt er fort, nimmt sich mit einem Mal die Serviette vom Schoß und nimmt einen Schluck von seinem Kaffee.

"Es müssen noch ein paar Dinge im Büro erledigt werden, deswegen werde ich erst spätnachmittags da sein. Hast du irgendwelche Pläne?"

Seine Stimme ist wieder um einiges sanfter und ich merke wie ich mich nur noch mehr anspanne.

"M-Meine Schwester wollte Möbel für das Kinderzimmer einkaufen gehen.", erkläre ich ihm und hasse es, wie rau meine Stimme klingt so als würde sie nicht zu mir gehören.

Wortlos beobachte ich ihn dabei, wie er einen Autoschlüssel aus seiner Jacketttasche zieht, bevor er samt Kreditkarte auf den Tisch legt und mir in die Augen guckt.

"Der mattschwarze Audi vor der Tür gehört dir. Billy und Jamie sind deine Bodyguards und werden dich überallhin begleiten. Wenn du nicht selbst fahren willst, nehmt ihr einfach dasselbe Auto. In Ordnung?", erklärt mir Dean und bedankt sich bei seiner Hausdame für seinen Mantel, bevor er erneut auf mich zukommt und seine Hand an meine Wange legt.

"Bis heute Abend.", flüstert er mir ins Ohr, ehe er tatsächlich einen Kuss auf meinen Mundwinkel haucht und die Art wie sein Geruch mich wie eine Mauer umgibt jagt Gänsehaut über meinen Rücken und hasse das Ziehen in meinem Unterleib.

"Dein neues Handy ist in deinem Schlafzimmer; wir mussten das Alte ersetzen, weil wir sicher gehen mussten, dass es nicht verwanzt ist.", ist das letzte was er sagt, bevor er mich anlächelt und dann zusammen mit drei seiner Männer das Haus verlässt.

Und erst als ich höre wie die Haustür ins Schloss fällt, schaffe ich es, mich zu entspannen, doch verfickte Scheiße, dieser Mann wird mich noch in den Wahnsinn treiben.

****

Nein, ihr habt euch nicht versehen. Ich habe tatsächlich weitergeschrieben und hoffe, dass es euch gefallen hat. Lasst mir doch bitte eure Gedanken zu den Personen da und was ihr gerne lesen würdet; Meinungen und Verbesserungsvorschläge sind immer erwünscht.
Ich hoffe, dass ich jetzt wieder ganz in der Geschichte bin und sie regelmäßig weiterschreiben kann.
Danke für alles.
Love, S.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top