Kapitel 18

Noras Sicht
༛༛ ༛ ༛༺༻༛ ༛ ༛༛

Die darauffolgen Tage vergehen ruhig.

Fast schon zu ruhig.

Nach so vielen Monaten voller Drama, Stress und Aufregung ist es beinahe schon beängstigend, solch eine entspannte und ereignislosen Zeit zu erleben, da man unbewusst darauf wartet, dass erneut etwas passiert.

An das Zusammenleben mit meiner Schwiegerfamilie habe ich mich inzwischen absolut gewöhnt und ich merke immer wieder, wie ich traurig werde, wenn ich daran denke, dass sie nicht Abends am Esstisch auf uns warten werden, wenn Dean mich von der Universität abholt und wir zusammen Zuhause ankommen.

Doch an der Art wie Esther immer ruhiger wird, merkt man sehr leicht, dass sie sich nach ihrem eigenen Heim sehnt und sich noch mehr um ihre Söhne sorgt als zuvor.

Allen ist kollektiv bewusst, wie wichtig und gefährlich die Situation mit den Miyazaki Brüdern ist, doch keiner spricht es an, vor allem nicht Dean.

Die Jungs bereden alles Relevante mit ihrem und meinem Vater, dem Mann meiner Schwester und ihren Kontakten, gehen jedoch immer sicher, dass sie am Ende des Tages nichts davon mit nach Hause zu den Frauen ihrer Familie mitnehmen, außer ihren blutigen, verwundeten Fäusten.

Ich gebe mein Bestes, mir nicht allzu große Sorgen zu machen, bemerke sofort wie Leiah und Esther um einiges angespannter sind, wenn ich es tue und mir anmerken lasse, weswegen ich mich für das Wohl der beiden mit allem was ich habe zu entspannen.

Glücklicherweise haben Leiah, Hanna und ich es endlich durch unser Semester geschafft, weswegen wir in jener Hinsicht um einiges beruhigter an den Tag schreiten können und auch mehr Zeit miteinander verbringen.

Leiah würde es niemals zugeben, doch sie macht sich unglaublich große Sorgen um ihren Verlobten, da ihm diese Sache um einiges näher geht als allen anderen Brüdern und Isiah dementsprechend angespannt ist.

Er ist sogar noch ruhiger, noch stiller geworden als zuvor schon und laut Deans Erzählungen ist er total in sich gekehrt, beim Versuch den Verrat seines ehemaligen besten Freundes zu verarbeiten.

Und doch fühle ich mich aus irgendeinem Grund beruhigt; so als wüsste ich im Unterbewusstsein, dass alles gut wird und wir am Ende dieser ganzen Sache die Hochzeit der beiden genau so feiern werden, wie sie es bereits seit Monaten planen.

Ich bin zudem auch unglaublich froh darüber, jemanden wie Leiah an meiner Seite zu haben und auch ihr zu Hilfe stehen zu können, da es die ganze Sache um einiges einfacher macht, wenn man nicht allein ist.

Weswegen wir uns bei jeder Gelegenheit anrufen oder etwas unternehmen, obwohl Leiah – und inzwischen auch Hannah, beinahe schon jeden Tag bei uns vorbeikommen.

Ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal einen Abend ohne die beiden verbracht habe, wobei ich mich absolut nicht beschwere, da das einsame Warten auf meinen Mann sich in die Länge zieht bis ich einschlafe, während die Zeit mit den Mädels schneller vergeht.

Aber...egal wie sehr ich sie liebe und wie gerne ich meine Zeit mit ihnen verbringe, immer wieder brauche auch ich ein wenig Abstand von ihnen, weswegen das Treffen mit Mariko eine sehr angebrachte Abwechslung sein wird.

Anders als erwartet gestaltet sich die Vorbereitung darauf jedoch um einiges schwieriger und ich habe keine Ahnung warum.

Seufzend starre ich meine zukünftige Schwägerin frustriert an, welche total entspannt auf ihrem Sandwich herumkaut, während sie mich durch das Telefon hindurch mental unterstützt.

„Warum machst du dir denn solche Gedanken? Es ist nur Mariko", sagt Leiah und leckt sich die Soße vom Zeigefinger, bevor sie einen erneuten Bissen nimmt und mich aus grünen Augen anblickt.

Wortlos gucke ich meine Reflektion im Spiegel an und richte das süße Oberteil, streiche meinen Satinrock glatt und spiele unruhig mit meiner Kette, während ich über die Worte meiner Freundin nachdenke.

Ich weiß nicht, warum ich so viel nervöser als normalerweise bin, spüre jedoch diese Unruhe in meiner Brust, die Aufregung durch meine Adern pumpt und mich regelrecht stresst.

„Es ist schon eine Weile her, dass ich mich mit einer Freundin getroffen habe, die nicht aus unserer...Welt kommt", erwidere ich ruhig, setze mich an meinen Schminktisch und greife nach meinem Lipgloss, während ich meine jüngere Schwester durch den Spiegel anblicke, welche beinahe denselben Gesichtsausdruck hat wie meine Schwägerin.

„Wenn du es so sagst, klingt es, als wären wir Werwölfe", lacht Leiah und nimmt einen Schluck von ihrem Getränk, „Mariko ist ein verständnisvoller Mensch und sie scheint immer so offen für alles und jeden. Ich denke nicht, dass irgendwas schiefgehen wird."

Als Leiahs Worte bei mir ankommen, nicke ich und seufze erneut, merke wie ich langsam zur Ruhe kommen und doch ist da immer noch diese Nervosität die unter der Oberfläche lauert.

„Sie hat recht, Nora", murmelt Hannah und blickt abwesend auf den Bildschirm ihres iPads, bevor ihre Augen mich finden, „du machst dir wie immer viel zu viele Gedanken. Von deinen Erzählungen klingt es so, als würdest du wirklich gerne Zeit mit ihr verbringen, also konzentriere dich einfach darauf. Zudem studiert sie dasselbe wie du, also habt ihr eine Gemeinsamkeit, auf die du zurückgreifen kannst, falls du Mal von einem Thema ablenken willst!"

Ich nicke meiner Schwester zustimmend zu, merke wie ich mich langsam beruhige und bin erneut unglaublich dankbar für die Unterstützung und den Zuspruch von Mut seitens meiner besten Freundinnen.

„Ihr habt ja Recht", seufze ich und fahre mir durch meine dunklen Haare, „aber irgendwie habe ich so ein mulmiges Gefühl", erkläre ich den beiden und wende mich dieses Mal an Leiah, welche genüsslich die Reste ihres Mittagessens verputzt.

„Was für eine Art von mulmigem Gefühl, Nora?", fragt Hannah aufmerksam und erhebt sich, bevor sie auf mich zuläuft und es sich auf dem kleinen Hocker neben meinem Tisch bequem macht.

Für einen ganz kurzen Moment will ich meine Sorgen mit ihnen teilen, möchte jedoch nicht, dass sie sich auch solche Gedanken darum machen, wenn ich weiß, dass es wahrscheinlich nur ein Fehlalarm und die Zeit nicht wert ist.

„Ach, egal", erwidere ich dann doch nur und entscheide mich dagegen, habe zudem auch keine Lust auf die ewige Predigt darüber, dass ich einen Hang dazu habe, Dinge zu übertreiben, „ich weiß es auch nicht."

„Es wird bestimmt toll, Liebes!", lacht Leiah und nickt mir ermutigend zu, während ich nach meinem Handy greife und mich zusammen mit meiner Schwester nach unten begebe.

„Ich liebe dich", seufze ich dankbar und schaffe es endlich, das komische Gefühl in meinem Bauch wegzuschütteln oder es einfach zu ignorieren.

„Und ich dich", erwidert sie nur und wünscht mir erneut viel Spaß, ehe sie sich verabschiedet und ich den Anruf beende.

So wie es das Schicksal will, klingelt es genau dann an der Tür, als Hannah und ich unten ankommen und als hätte es genau gewusst, dass ich jetzt die Präsenz meines Mannes brauche, beobachte ich diesen wortlos dabei, wie er mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem beinahe schon grimmigen Gesichtsausdruck das Haus betritt.

Zusammen mit Noah und Lucas kommt er uns total außer Atem und in Schweiß gebadet entgegen, trennt sich relativ schnell von seiner Trainingsjacke und entblößt seinen muskulösen, in ein Tank-Top gekleideten Oberkörper mit einem lauten Seufzen.

„Wie viele Kilometer waren es heute?", fragt Hannah die Jungs mit einem Lächeln, wendet sich hauptsächlich an Noah, welcher Jane dankbar die Flasche Wasser aus der Hand nimmt.

„Zehn für mich und Dean, zwölf für Luke", erwidert der jüngste Bruder keuchend und ich versuche mit allem was ich habe, meine Augen von dem Anblick meines Ehemannes abzuwenden, doch je länger ich ihn anstarre, desto intensiver wird mein Hunger nach ihm und ich kann in keiner Art und Weise etwas dagegen tun.

Immer wieder lasse ich meinen Blick über seine starken, verschwitzten Muskeln gleiten, über jede einzelne, schwarze Linie die seine weiche und doch so raue Haut bedeckt, angefangen von seinen Handgelenken bis hin zu seinen Schulternblättern.

Ich bleibe natürlich wie immer an der großen Narbe an seiner Schulter hängen, welche ganze zehn Zentimeter lang ist und eine Geschichte trägt, von der Dean beinahe alle Details auslassen musste, weil sie sogar seiner Meinung nach zu brutal sind. 

Für mehrere Minuten schwinden alle Stimmen in den Hintergrund und mein Fokus liegt auf niemandem außer ihm.

Ich verliere mich so sehr in seinem Anblick, dass ich kaum mitbekomme, wie Dean seinen starken Arm um meine Taille schlingt und seine Lippen an mein Ohr gleiten lässt; drückt mich jedoch bewusst nicht gegen seinen Körper, um Abdrücke seines Schweißes zu vermeiden.

„Hey, meine Schöne", lächelt er und stupst seine Nase mit meiner, bevor er mir einen kurzen Kuss auf die Stirn haucht.

„Also Schwesterherz", beginnt Hannah nachdem sie mir eine gute Minute der Stille gegeben hat, damit ich wieder klarkommen kann, „ich fahre jetzt nach Hause, erwarte aber einen Anruf sobald du Zuhause bist, okay?"

Ich nicke nur und schließe meine Schwester dankbar in die Arme, bevor ich in meiner Bewegung innehalte und sie verwirrt anblicke.

„Warte – wir wollten doch zusammen fahren", sage ich und bemerke sofort, wie sich mein gleichaltriger Schwager hinter ihr anzuspannen beginnt und meine Schwestern wiederum mit geweiteten Augen wortlos von mir verlangt, keine große Sache daraus zu machen.

„Luke hat angeboten, mich nach Hause zu fahren, weil er Rain von der Physiotherapie abholen muss und es auf dem Weg liegt", erklärt Hannah mir sichtlich nervös, spielt ungeduldig mit ihren Fingern, was hauptsächlich an Deans Anwesenheit liegt, da sie verständlicherweise immer noch sehr eingeschüchtert von seiner Aura und dementsprechend zurückhaltend ist.

„Okay, gut", murmle ich nur und nicke ihr zu, „dann sehen wir uns morgen früh beim Brunch mit Tammy und Leiah."

Wortlos winkt Hannah meinem Mann zu und verabschiedet sich von mir und Noah, bevor die beiden aus der Tür verschwinden und auch der jüngste Parker sich entschuldigt und zurückzieht.

Ohne zu zögern gehe ich auf Dean zu und schlinge seufzend meine Arme um seine Taille, vergrabe mein Gesicht in seiner Brust und ignoriere die Tatsache, dass sein Shirt beinahe komplett durchnässt ist.

„Rains Physiotherapie ist in der komplett gegenüberliegenden Richtung deines Elternhauses", kommentiert er total monoton die Aussage meiner Schwester und lachend gebe ich ihm einen Kuss auf sein Kinn, bevor er mein Gesicht in seine starke Hände nimmt und mich beinahe augenblicklich beruhigt.

„Sie haben beide großen Respekt vor dir", erwidere ich seufzend, „deswegen sind beide so zurückhaltend, also ärger' Luke deswegen nicht."

Dean nickt nur und seufzt, während seine dunklen Augen aufmerksam über mein Gesicht gleiten und er ganz offensichtlich versucht, meine Expressionen zu lesen.

„Was bedrückt dich?", fragt er sofort und streichelt sanft meine Wange, wobei ich zehnmal darüber nachdenke, ihm von den Sachen, die in meinem Kopf herumschwirren, zu erzählen.

„Ich habe wieder leichte Kopfschmerzen und irgendwie hat mich dieses Semester total ausgelaugt", erwidere ich also nur, nachdem ich mich dazu entschlossen habe, es dann doch für mich zu behalten, einfach mur um zu vermeiden, dass mein Mann sich unnötig Gedanken um mich macht.

„Wenn diese ganze Sache vorbei ist, werde ich dich zum schönsten Strand der Welt bringen und du wirst mehrere Wochen keinen einzigen Finger krümmen, okay?"

Sofort nicke ich mit einem dankbaren Lächeln, bevor ich mich von Dean löse und nach meiner Tasche greife.

„Eine Sache muss ich aber jetzt noch loswerden", meint er jedoch plötzlich und legt seine Wasserflasche weg, kimmt meine Hände in seine und guckt mich aus – nun – besorgten Augen an.

„Ich vertraue Mariko nicht."

Deans Aussage ist klipp und klar, lässt kaum Raum für eine Diskussion und doch ziehe ich verwirrt die Augenbrauen zusammen und verschränke die Arme vor der Brust.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?", frage ich angespannt, versuche mich nicht allzu sehr hineinzusteigern, doch aus irgendeinem Grund bin ich mehr als nur genervt.

Es ist, als würde Dean das mulmige Gefühl in meinem Bauch mit seinen Bedenken bestätigen und das gefällt mir gar nicht.

Mariko hat nichts getan oder gesagt, dass sie in diese Lage bringen könnte und ich hasse es, dass dieser Lebensstil einen Menschen so unnötig misstrauisch macht.

„Ihr seid doch bereits seit Beginn des Studiums im selben Jahrgang, warum habt ihr euch ausgerechnet jetzt – nach der ganzen Miyazaki Sache – angefreundet?", fragt mein Mann immer noch relativ ruhig, lässt seine Augen über mein ganzes Gesicht gleiten, ehe unsere Blicke sich wieder treffen und ich merke wie Unbehagen meinen Körper füllt.

„Weil ich mich – wie immer – zurückgehalten habe", erwidere ich sofort, hasse es, wie sehr mich dieses Gespräch reizt und ich merke an der Art wie Dean sich anspannt, dass ihn meine Reaktion regelrecht überrascht, „sie hat schon von Anfang an versucht sich anzufreunden, aber ich habe sie meistens abgewiesen."

Deans Augenbrauen ziehen sich zusammen und er verschränkt seine starken Arme vor der Brust, blickt mich wortlos an und auf einmal spüre ich eine Distanz, die ich dachte überwältigt zu haben.

„Die Miyazaki Brüder haben den Angriff auf uns schon seit über einem Jahr geplant", beginnt er monoton, „und sie wissen auch schon lang genug, dass unsere Hochzeit seit Jahren feststeht. Wie kannst du bei diesem Thema nur so naiv sein?"

Sein Ton, seine Wortwahl und diese beschuldigende Frage jagen mir Gänsehaut der Wut über den Körper und es kostet mich alles an Selbstbeherrschung, mir den Schock über das von ihm Gesagte nicht anmerken zu lassen.

Doch meine Wangen brennen bereits und ich balle genervt die Hände zu Fäusten, hasse die Tatsache, dass Dean es mit nur ein paar Worten geschafft hat, mir alles an Vorfreude und Aufregung zu nehmen; so als würde er es mir nicht gönnen.

„Nicht alles in meinem Leben hat etwas mit dir zutun, Dean", zische ich ihn an und gehe einen Schritt zurück, ertrage seine Nähe nicht und bin doch stolz auf mich selbst, dass ich seinem Augenkontakt standhalten kann.

„Diese Typen hassen deinen Vater genau so sehr wie mich, Nora. Du wärst eine wandelnde Zielscheibe für sie, egal ob wir verheiratet sind oder nicht", erwidert Dean strenger als zuvor und dieses Mal spüre ich seine Gereiztheit durch jedes seiner Worte hindurch.

Aus irgendeinem Grund jedoch, provozieren mich seine Worte nur. Mir ist bewusst, dass er sich nur um mich sorgt, doch nach monatelanger Anspannung wollte ich einfach wieder einen normalen Tag mit einer durchschnittlichen Person verbringen und die Tatsache, dass er sich ausgerechnet jetzt einmischen muss, spielt mit meiner Geduld auf eine Art und Weise, die ich nicht erklären kann.

„Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Mariko absagen und mich Zuhause einsperren? Ich will einfach nur ein wenig Abwechslung, Dean", seufze ich erschöpft und gucke ihn an, wobei meine Worte ihn nur noch mehr zu reizen scheinen.

„Ist dir eigentlich bewusst, in was für einer gefährlichen Lage wir uns befinden, Nora? Rain kann immer noch nicht eigenständig laufen und mein Elternhaus ist unbewohnbar, weil diese verfickten Wichser mit fünfzehn Mann und Maschinengewehren auf uns losgegangen sind", faucht er jetzt und während ich dachte, dass ich mich beruhigen würde, überkommt mich die Wut in einem Schlag.

„Ich frage dich erneut, Dean", erwidere ich etwas lauter, „was soll ich deiner Meinung nach tun? Seit Wochen – nein – Monaten bin ich nur in die Universität und wieder nach Hause gegangen und das mit zwei Bodyguards an meiner Seite. Verdammte Scheiße, ich kann nicht Mal in einem Park spazieren gehen. Also, was soll ich tun, hm?"

Meine Worte sind hart und egoistisch; sie sind selbstbezogen und verwerfen jegliche Mühe und Aufwand, die in letzter Zeit in meine Sicherheit investiert wurde und das Schlimmste: sie machen Deans Anstrengungen komplett zur Nichte.

Die Tatsache, dass ich mir dem bewusst bin, doch aus irgendeinem Grund immer noch nicht aufhören kann, ihn auch zu provizieren macht mich fertig.

Ich hasse es, wie sehr es meine Wut schafft, mich zu benebeln.

Es ist, als würde ich jegliches rationles Denken aus dem Fenster werfen und davon ausgehen, dass sich die Welt um mich dreht.

„Warum tust du so, als würde ich Spaß daran haben, dich so eingrenzen zu müssen?", meint Dean nur und schüttelt verwirrt den Kopf, entfernt sich von der Kochinsel und fävrt sich durch die dunklen Haare.

„Nora", seufzt er nach einem Moment der Stille, dreht sich ruhig zu mir und greift nach meiner Hand, „ich sorge mich nur um dich, ich möchte nicht mit dir streiten."

„Es ist nur ein Kaffee, Dean", erwidere ich und entziehe mich seiner Berührung, kann und will mich nicht beruhigen, als der Druck und Stress der letzten Wochen mich endlich einholen und übernehmen.

„Du verstehst es einfach nicht", giftet mein Ehemann plötzlich und geht erneut ein pasr Schritten von mir weg, um sich zu sammeln.

„Doch, das tue ich, aber es ist mir egal", werfe ich zurück und rolle mit den Augen, kann jedoch regelrecht beobachten, wie genau diese Worte das letzte Bisschen Geduld meines Mannes verbrennen.

„Willst du mich verarschen? Dein Wohlergehen ist dir egal? Das kannst du doch nicht wirklich ernst meinen, Nora."

Dieses Mal ist Deans Stimme lauter, doch statt Wut füllt jetzt Empörung seinen Ton und leicht überfordert blicke ich ihn für eine gute halbe Minute einfach nur an.

„Dann lade ich sie hierher ein, wenn dich–", „Auf gar keinen Fall", fällt er mir sofort ins Wort und untergräbt meinen Vorschlag mit vier Worten einfach so.

„Du kennst sie doch überhaupt nicht! Sie hat überhaupt nichts mit diesem Leben zutun", verteidige ich meine neugewonnene Freundin und beobachte die Körpersprache meines Mannes, welcher mich immer noch total schockiert von meinem Verhalten anblickt.

Doch er kann und wird mich niemals verstehen. Wir leben letztendlich nicht dasselbe Leben und das Leben, das wir zussmmen leben, erleben wir nicht auf dieselbe Art und Weise.

Vielleicht fällt es mir deswegen schwer, gerade jetzt Verständnis für sein Misstrauen zu empfinden.

„Ach, und du schon?"

Jetzt ist auch Dean auf Provokation aus, blickt mich spöttisch an und am Liebsten würde ich ihm ins Gesicht schlagen.

„Sie ist meine Freundin", sage ich immer noch total stur und bin dieses Mal diejenige, die ihre Arme vor ihrer Brust verschränkt.

„Das bedeutet überhaupt gar nichts für mich", meint Dean total monoton nach einem kurzen Moment des Schweigens, „Hayato und Isiah waren Blutsbrüder und er hat ihn verraten. Eure kleine Studienfreundschaft ist im Vergleich dazu fast schon banal."

„Jetzt wirst du gemein", erwidere ich und schaue ihn dieses Mal schockiert an, kann weder seinen Ton noch die Worte verarbeiten.

„Ich bin einfach nur realistisch, Nora. Ständig siehst du nur das Gute in Menschen und das ist in unserer Situation nichts weiter als naiv. Du hast Feinde und du musst es endlich akzeptieren."

Du bist derjenige mit den Feinden", gifte ich endlich zurück, bereue es zwar augenblicklich doch mein Stolz ist nach seinen Worten einfach gekränkt und das genug, um die Reue in die hinterste Ecke meines Kopfes zu schieben, „und ich habe es satt, mich vor den Feinden der Männer in meinem Leben verstecken zu müssen. Ihr habt euch dieses Leben ausgesucht, nicht ich."

Und sobald die Worte meinen Mund verlassen und bei meinem Ehemann ankommen, kann ich wortwörtlich beobachten, wie er sich nach so langer Zeit wieder diese eiskalte Maske überzieht, dessen Existenz ich bereits vergessen hatte.

Jegliche Zärtlichkeit und Zuneigung verschwinden aus seinen Augen und ich bekomme regelrecht Gänsehaut je länger ich ihn ansehe.

„Dann ist es ja gut, dass du dir all das nur noch ein bisschen länger als ein Jahr geben musst, bevor du deine Koffer packen, dich verpissen und das Leben leben kannst, dass du so sehr willst", sagt Dean mit einem absolut eisigen Ton, wendet nach fast zehn Minuten den Blick aus meinem Gesicht und greift nach seinem Handy auf der Kochinsel, wissend, wie sehr mich seine Worte getroffen haben.

Doch ich bekomme kaum die Möglichkeit, das Ziehen in meiner Brust zu verarbeiten, als er mich ansieht und ich mich bereits nach der Sanftheit und Sicherheit sehne, die mich normalerweise mit seinem Blick zu umgeben beginnt.

„Dean–", sein Name liegt schwer auf meiner Zunge und ich spüre sofort, wie sich die Last auf meiner Brust verschlimmert und mir das Atmen erschwert.

„Lass es gut sein, Nora. Geh und genieß' deinen Kaffee, ich werde heute bei Rio schlafen", ist das letzte was mein Mann mir sagt ehe er sich aus meinem Griff entzieht, als würde meine Berührung ihn verbrennen und obwohl ich ihm hinterherlaufen und diese Sache klären möchte, schaue ich ihm einfach nur dabei zu, wie er wortlos die Treppen hochläuft und letztendlich in seinem eigenen Zimmer verschwindet.

Und zum ersten Mal seit Monaten fühlt es sich wieder an, als würden uns Kontinente voneinander trennen.

Verdammt.

༛༛ ༛ ༛༺༻༛ ༛ ༛༛

„Ma'am", die Stimme von Taro holt mich aus meinen beinahe schon leeren Gedanken heraus und verwirrt blicke ich ihn an, „wir sind da."

Wortlos nicke ich, sobald ich seine Worte verarbeitet habe, ehe er aus dem Auto steigt, mir die Tür öffnet und mein Fahrer sich von uns entfernt.

Die letzten dreißig Minuten habe ich kein einziges Wirt von mir gegeben, kann einfach nicht aufhören, an Deans Worte zu denken und die Art, wie er mich angesehen hat.

Ich fühle mich nicht schlecht, für die Dinge, die ich gesagt habe, da es die Wahrheit ist und Dean sich dem auch komplett bewusst ist.

Diei Tatsache, dass ich dieses Leben niemals wollte, habe ich noch nie vor irgendjemandem verheimlicht, vor allem nicht vor ihm, doch es auf diese Art und Weise zu hören muss ihn wahrscheinlich verletzt haben.

Auch das verstehe ich, letztendlich kenne ich Dean nun ein bisschen besser und weiß, dass er im Unterbwusstsein davon überzeugt ist, dass ich ihn nicht will und ihn trotz der neugewonnen Nähe der letzten Woche, verlassen werde, sobald unser Ehevertrag ausläuft.

Und das, obwohl ich ihm offen und ehrlich gesagt habe, dass ich die Mutter seiner Kinder werden möchte, was mich wiederum sehr verletzt...glaubt er mir etwa nicht?

Dean versucht das Beste aus der ganzen Situation zu machen, arbeitet nehr als er schläft, vergisst zu Essen und sich um seine Gesundheit zu kümmern, nur damit diese ganze Sache so bamd wie nur überhaupt möglich ein Ende findet. Es zerreißt ihn, in der ständigen Angst und Sorge vor einem weiteren Überfall zu leben und obwohl er dies noch nie ausgesprochen hat, reicht sein unruhiger und kurzer Schlaf als Beweis dafür aus.

Normalerweise wäre ich auch niemals so auf ihn losgegangen, weswegen mich unsere Diskussion so sehr beschäftigt. Denn auch wenn ich meine Worte nicht bereue, ist es der Ton und die Art wie ich sie ihm an Kopf geworfen habe das, was mich beschäftigt. Ich weiß, dass Dean sein Bestes gibt, um dieses Leben und die momentane Lage für mich so einfach und angenehm wie nur überhaupt möglich zu gestalten, doch leider habe auch ich meine Grenzen.

Nach Wochen wollte ich das erste Mal wieder gedankenlos das Haus verlassen und jetzt ist mein Kopf schon wieder rappelvoll.

Doch als ich Mariko auf der anderen Straßemseite erblicke, schaffe ich es endlich, alle anderen Gedanken zu verwerfen und bin froh, als auch dankbar dafür.

Auch wenn mich die Worte meines Mannes verletzt haben, werde ich mir die nächsten zwei Stunden nicht weiter vermiesen lassen.

Ich verdiene das und deswegen werde ich genau das tun, was Dean mir an den Kopf geworfen hat: Diesen Kaffee genueßen.

⋅•⋅⊰∙∘☽༓☾∘∙⊱⋅•⋅

Deans Sicht

„Sie ist vor zehn Minuten Zuhause angekommen und telefoniert gerade mit ihrer Schwester in der Küche", erzählt mir Luke ruhig und erleichtert die tonnenschwere Last auf meinen Schultern mit seinen Worten, sodass ich laut seufzend nicke.

„Wirkt sie traurig?", frage ich zögerlich, habe Angst vor der Antwort, die eventuell mein Herz brechen könnte.

Letztendlich ist das Letzte was ich will, dass meine Ehefrau traurig ust, bor allem wegen mir und meinem unangebrachten Verhalten, doch es sind bereits mehrere Stunden seit unserer Diskussion vergangen und leider kann ich das Gesagt nicht zurücknehmen, sondern nur hoffen, dass das Bisschen Abstand und eine ehrliche Entschuldigung irgendwie die Wogen glättet.

Ich wusste, dass meine Bedenken Nora nicht glücklich machen würden, doch diese Art der Reaktion habe ich definitiv nicht erwartet.

Während ich zu Beginn vor Wut gebrodelt habe, weil ich nicht verstehen konnte, wie meine Ehefrau solche Dinge problemlos sagen und es auch wirklich ernst meinen konnte, bis ich mir die Zeit genommen habe, um über ihre Reaktion nachzudenken und sie zu hinterfragen.

Die arme Frau hat seit mehreren Wochen jeden ihrer Abende und freien Momente mit meiner Familie verbracht und ich habe ihr mit meiner Aussage wahrscheinlich das Gefühl gegeben, dass das ich ihr zum einen das Bisschen Auszeit nicht gönne und ihr Verständnis nicht zu schätzen weiß.

Je länger ich die ganze Situation aus ihrem Blickwinkel bettachte, desto mehr verstehe ich ihre intensive Reaktion, egal wie sehr der Nachklang ihrer Worre in meiner Brust schmerzen.

Ich dachte wirklich, dass sie sich dieses Leben inzwischen mit mir besser vorstellen und sich mit dem Gedanken daran anfreunden konnte, doch anscheinend lag ich falsch und – das ist in Ordnung.

Nachdem wir Monate miteinander berbracht haben und ich mich mit jedem Tag tiefer in den Gefühlen für sie verliere, fällt es mir nun etwas leichter die Tatsache zu akzeptieren, dass Nora mich und all das hier nicht will.

Wenn eine Scheidung, als auch das Zurücklassen dieses Lebens bedeutet, dass sie für immer wunschlos glücklich ist und den Seelenfrieden bekommt, den sie berdient, dann werde ich ihr nicht im Weg stehen.

Allein der Gedanke bricht mir das Herz, doch ich war mir von Anfang an bewusst, dass sie all das niemals wollte und in absehbarer Zukunft nicht wollen wird.

Ich wollte es niemals zu so einer Diskussion kommen lassen, doch zu hören, dass meiner Frau ihr eigenes Wohlergehen egal ist, hat mich auf eine ganz andere Art und Weise provoziert. Normalerweise bin ich immer so viel ruhiger, denke so viel rationaler wenn ich mit Nora bin, aber dieses Mal ahbe ich zugelassen, dass meine Emotionen mich übernehmen.

Jetzt, ein paar Stunden nachdem sie gegangen ist und ich mich seit dem in meinem Büro verstecke wie ein Feigling, bereue ich es, dad Thema nicht einfach fallen gelassen zu haben, denn am Ende des Tages war es nichts davon wert.

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr nervt mich mein eigenes Verhalten, meine Reaktionen und mekne Wortwahl und ich wünschte, ich wäre Mann genug, um jetzt nach Hause zu fahren und mich ordentlich bei meiner Frau zu entschuldigen.

So wie ich sie kenne, konnte sie natürlich den Kaffee mit ihrer Freundin nicht genießen und am liebsten würde ich meinen Kopf gegen die Wand schlagen, wenn ich daran denke, dass sie sich die ganze Zeit Gedanken um meine Worte gemacht hat.

„Nicht unbedingt traurig, aber sie ist sehr ruhig", vermerkt Luke und holt mich zurück in die Realität, bricht mir jedoch augenblicklich das Herz mit seinen Worten.

„Wie meinst du das?"

Ich traue mich kaum, nachzufragen, weil ich ganz genau weiß, was mich erwartet.

„Sie hat am Esstisch kaum geredet und auch als Leiah sie angerufen hat, war sie sehr still", erwidert mein Bruder ahnungslos und ohne zu zögern werfe ich den Kopf in den Nacken.

„Ach, fuck...", seufze ich und fahre mir genervt durch die Haare, bevor ich Kenzo und Rio anblicke, welche seit fast einer Stunde kein Wort gesagt haben und nur meine Reaktionen analysieren.

„Sie hat jetzt aufgelegt und wünscht den anderen gerade eine gute Nacht", sofort gleitet mein Blick zu der Uhrzeit an meiner Wand und frustriert seufze ich erneut in das Ohr meines Bruders, als ich realisiere, dass es erst neun Uhr Abends ist.

„Mama meinte, sie hätte schon wieder Kopfschmerzen gehabt und hat auch kaum etwas gegessen", erzählt mir Luke beinahe schon beiläufig und mit diesen Worten schafft er es endlich, mich über die Grenze meines Stolzes zu schubsen, weswegen ich sofort auflege und die Nummer meiner Ehefrau wähle.

Als es bereits das dritte Mal klingelt, gebe ich die Hoffnung auf und akzeptiere meine Niederlage, da meine verständnisvolle Frau normalerweise immer beim ersten Mal meinen Anruf entgegennimmt und zum ersten Mal seit Monaten fühle ich mich absolut hilflos.

Doch genau als ich wieder auflegen will, ertönt plötzlich die sanfte Stime Noras am anderen Ende der Leitung und ich spüre wortwörtlich, wie jegliche Luft zurück in meine Lungen kehrt.

„Ja?"

Sie sagt nur ein einziges, klitzekleines Wort mit zwei Buchstaben und endlich fühlt es sich nicht mehr an, als würde ich an meinem eigenen Atem ersticken.

„Hey", erwidere ich ruhig, meine Stimme beinahe ein Flüstern, als ich versuche mich zusammenzureißen.

Rio und Kenzo erheben sich augenblicklich, um mir Privatsphäre zu gewehren und als hätte Nora dies gewusst, beginnt sie erst zu sprechen als die Tür ins Schloss fällt.

„Ich bin schon relativ erschöpft und würde gerne schlafen gehen, Dean", beginnt meine Frau ruhig und obwohl sie mich ganz offensichtlich mit ihren Worten abwimmeln will, genieße ich nach mehreren Stunden einfach nur den Klang ihrer Stimme.

„Soll ich – Willst du, dass ich nach Hause komme?"

Die Frage scheint einfach und nicht wirklich von Wichtigkeit, und doch ist sie der Grund, warum mein Herz auf die brutalste Art und Weise gegen meinen Brustkorb hämmert.

In meinem Unterbewusstsein weiß ich, dass sie dies nicht bejahen wird, aber dennoch habe ich irgendwo Hoffnung.

„Nein", antwortet Nora nur, seufzt leise und erst als sie zitternd Luft holt realisiere ich, dass sie den Tränen nahe ist, vergesse dadurch augenblick das Ziehen in meiner Brust.

„Ich glaube, dieser Abstand wird uns gut tun, Dean", fährt sie fort und stößt das Messer tiefer in mein Herz, wobei ich nur nicken und ihr wortlos zustimmen kann, weil sie nichts als Recht hat.

„Okay", erwidere ich leise, weiß zum ersten Mal in meinem Leben nicht, was ich sagen soll, weil ich es kaum schaffe, Tränen zurückzuhalten.

„Es wird alles gut, ja? Wir haben heute beide Dinge gesagt, die wir jetzt bereuen und das ist okay, lsss uns ein paar Nächte darüber schlafen und dann reden", Noras Stimme ist wie immer sanft und ruhig, jedoch erschöpft und verletzt, was mich regelrecht schwindelig macht.

Wie gerne würde ich sie einfach nur in meinen Armen halten und all diese Dinge wieder gutmachen.

„Ein...paar Nächte?", frage ich zögerlich, als ich es endlich geschafft habe, ihre Worte komplett zu verarbeiten.

Niemals würde ich mich meiner Frau auf irgendeine Art und Weise aufzwingen, was jedoch nicht bedeutet, dass der Gedanke an mehrere Tage ohne sie mich nicht total zerstört.

Natürlich werde ich ihr die Zeit geben die sich braucht, hoffe jedoch, dass ich in der Zwischenzeit nicht den Verstand verliere.

„Ich habe mit meiner Mutter telefoniert und Esther weiß auch schon Bescheid", seufzt sie und ich kann mir bereits genau vorstellen, wie sie sich nervös am Hals kratzt, während sie ihr Bestes gibt, nicht zu weinen, „ich werde für eine Weile bei meinen Eltern schlafen."

Und als ihre Worte bei mir ankommen, schlucke ich hart, verdecke mit meinem Arm meine Augen und halte kurz mein Handy von meinem Gesicht weg.

„Wobei du dich auch immer am wohlsten fühlst", flüstere ich leise und seufze laut, hasse es, wie meine Stimme am Ende meines Satzes bricht.

„Wir kriegen das hin, Dean", versichert sie mir ruhig, „ich brauche nur ein wenig Zeit, okay?"

„Okay, mein Engel", erwidere ich sofort, spüre, wie Erleichterung sich in meinem Körper breitmacht, jedoch nicht schwer genug ist, um den Schmerz zu übertönen.

„Pass bitte auf dich auf", seufzt meine wunderschöne Ehefrau leise, schluchzt kurz und bricht mir erneut das Herz, „du weißt, dass ich es nicht ertragen kann, wenn dir etwas passiert."

„Ich weiß, Baby, ich weiß", murmle ich nur und stütze meinen Kopf auf meinem Schreibtisch ab, während ich nervös an den Härchen in meinem Nacken ziehe.

„Gute Nacht, Dean", ist das Letzte, was meine Ehefrau zu mir sagt, bevor sie den Anruf beendet, nachdem auch ich mich von ihr verabschiedet habe.

Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit danach vergeht, das Einzige, worauf ich mich konzentrieren kann sind die Gedanken die in meinem Kopf herumschwirren und pulsieren, als würde ich gleich explodieren.

Doch so wie das Schicksal nicht wirklich oft auf meiner Seite, war, ist dies auch leider heute nicht der Fall.

Denn noch bevor ich überhaupt die Möglichkeit bekomme, die Augen länger zu schließen als zwei Minuten, ertönt plötzlich das laute Geräusch von zerbrechendem Glas.

Ohne zu zögern erhebe ich mich und reiße die Tür meines Büros auf, nur um auf den Anblick meines zwei Meter großen Sicherheitsmannes auf dem Boden zu erblicken.

„Sir, gehen Sie sofort wieder rein!", schreit Kenzo und zückt seine Waffe, ehe er sich in der nächsten Sekunde auf die Beine stellt und dem fremden Einbrecher ins Gesicht schießt.

Sofort schalte ich mein Gehirn komplett aus, greife nach meiner eigenen Waffe, lade sie und ziele geschickt auf die Stirn des Fremden, bevor ich abdrücke und mit rasendem Herzen dabei zusehe, wie der große Mann zu Boden fällt.

„Was zum Fick ist hier los, Kenzo? Wo ist Rio?", rufe ich angespannt und blicke mich panisch um, ehe ich meinen besten Freund entdecke, welcher mit einer blutigen Nase und geröteten Wange auf mich zuläuft.

„Miyazaki Männer", zischt Rio genervt und wischt sich das Blut aus dem Gesicht.

„Wie sind die verfickt nochmal hier reingekommen?", fauche ich verwirrt, habe jedoch nicht genug Zeit, um die Antwort meines Freundes anzuhören, als die nächsten Glastüren zu zersplittern beginnen, durch mehrere Kugeln einer Waffe die sie treffen.

Sofort schiebt mich Kenzo hinter sich und schießt zurück, trifft gleich zwei der Eindringlinge und läuft nach vorne, um sicherzustellen, dass keiner nachkommt, wobei er durch einen unerwarteten Schlag auf den Hinterkopf überrumpelt wird und zu Boden geht.

Die darauffolgenden Minuten ziehen verschwommen an mir vorbei.

Immer wieder fallen Schüsse von beiden Seiten, wobei unsere Feinde mit fünfmal so viel Mann angetanzt sind, als wir es sind.

Nach gefühlten Stunden realisiere ich, dass keiner mehr hinzukommt, wobei ich genau in jenem Moment die letzte meiner Kugeln verfehle und angespannt in das maskierte Gesicht des Angreifers blicke.

„Komm her, du Hurensohn", ist das Einzige was ich sage, bevor ich mit einem Mal meine Faust gegen sein Kinn schlage und versuche, das schmerzerfüllte Stöhnen meines besten Mannes im Hintergrund zu ignorieren.

Immer wieder schaffe ich es, hier und da einen guten Schlag im Gesicht des Feindes zu landen, was bei ihm jedoch auch der Fall ist.

Ich weiß nicht wirklich, wie ich die Kraft aufbringe, ihn an den Hasren zu packen und seinen Kopf mit dem Gesicht voraus gegen die Wand zu schlagen, doch je öfter ich es tue, desto leichter wird meine Brust.

Es ist, als könnte ich endlich alles an Wut, Frustration und Stress an diesem individuellen Hurensohn herauslassen und es bewirkt regelrecht Wunder.

Immer wieder schlage ich ihn gegen die Wand; ignoriere die Schreie meiner Männer im Hintergrund, als ich mich in dem Gefühl der Rache verliere und mit geweiteten Augen zusehe, wie sein Blut immer mehr die weiße Wand verfärbt.

„Dean!"

Der laute Ruf meines Namens direkt an meinem Ohr, gefolgt von einer Hand an meinem Arm bringt mich endlich wieder in die Realität zurück und total außer Atem blicke ich in die Augen meines besten Freundes.

„Er ist tot, verfickte Scheiße", zischt er und lässt mich los, reißt meine Hand vom Kopf des leblosen Einbrechers.

Verwirrt schaue ich mir die Trümmer meines Büros an, bin froh, als ich sehe wie Kenzo sich zischend erhebt und auf uns zuläuft, habe jedoch immer noch Probleme damit, die letzten Minuten wirklich zu verarbeiten.

Das Adrenalin pumpt so stark durch meinen Körper, dass es in meinen Ohren rauscht und ich jegliche Geräusche um mich herum nur gedämpft wahrnehme.

Meine Augen gleiten an meinem Körper entlang, wobei ein Schauer seinen Weg an meiner Wirbelsäule entlang finden, als ich realisiere, dass mein weißes Hemd in Blut getränkt ist, so sehr, dass es an meiner Haut zu kleben begonnen hat.

Wortlos und mit unruhigem Atem gleitet mein Blick zu meinen Händen, welche noch nie komplett verheilt waren, jetzt jedoch aussehen, als hätte ich sie in ein Glas voller Blut getunkt und wieder herausgenommen.

„Sir", sagt Kenzo unruhig und greift nach meinen Schultern um mich wachzurütteln, woraufhin  ein stechender Schmerz durch meinen Körper fährt und ich endlich in die Augen meines Sicherheitsmannes gucke.

„Fuck", fluche ich und lasse reflexhaft meine Hand an die Quelle des Schmerzes gleiten, während langsam alles zu verschwimmen beginnt.

„Sie wurden angeschossen, Sir", erklärt mir Kenzo ruhig, während Rio im Hintergrund bereits sein Handy ans Ohr hält.

„Mir geht es gut", fauche ich nur und stütze mich an ihm ab, drücke meine Hand gegen die vor Schmerz pulsierende Stelle an meinem Oberarm und setze mich mit Hilfe auf die nächstbeste Sitzmöglichkeit.

Rio kommt vor mir zum Stehen und reißt mit einem Mal den blutüberströmten Ärmel meines Hemdes ab, bevor er das Stück Stoff gegen die Wunde drpckt und seine Hand an meinen Hals gleiten lässt, um meinen Puls zu messen.

„Wir fahren dich in die Klinik meines Vaters", sagt er und blickt mich besorgt aus grünen Augen an, ignoriert seine eigenen Wunden ohne den Hauch eines Zögerns.

„Hört mir beide zu", zische ich und werfe den Kopf in den Nacken, bin dankbar für meine hohe Schmerztoleranz, die diese ganze Situation um einiges erträglicher macht.

„Weder Nora noch meine Mutter dürfen hiervon erfahren, habt ihr mich verstanden?"

Meine Worte sind klar und deutlich. Ein Befehl, nichts weiter.

„Aber–", „Kein Aber", gifte ich sofort und gucke meinen Bodyguard an, wissend, dass dieser meinen Worten eher folgen wird, als mein sturer, bester Freund, „ruft Isiah an, der soll den Jungs Bescheid geben, aber sagt auch ihnen, dass sie es niemandem erzählen oder mich im Krankenhaus besuchen sollen. Ich erteile euch nicht oft Befehle, also sollte klar sein, wie ernst ich das hier meine."

„Warum verheimlichst du es vor deiner Ehefrau?", faucht Rio mich verständnislos an und in einem Moment der Wut packe ich ihn am Kragen und ziehe ihn zu mir.

„Weil ich meiner Ehefrau das Herz gebrochen habe und nicht will, dass sie sich aus Mitleid mit mir versöhnt, bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte, mich zu entschuldigen. Ich werde ihr davon erzählen, wenn ich den Zeitpunkt für angemessen halte", erkläre ich mich selbst und kann ds kaum glauben, wie ich es doch tatsächlich schaffe, jegliche Art des Schmerzes in die hintersten Ecken meines Unterbewusstseins zu schieben.

Rio nickt geschlagen und hilft mir auf die Beine, bevor wir uns zusammen auf den Weg zu den Aufzügen machen und dort von meinem Fahrer entgegengenommen werden.

„Kenzo", seufze ich, als wir endlich im Auto meines besten Freundes ankommen, „ruf meinen Schwiegervater an und gib' ihm bitte Bescheid. Er soll es von meinen Männern hören – aber auch er soll niemanden etwas erzählen, okay?"

Und während ich in das hübsche Gesicht des Japaners blicke, merke ich, wie meine periphere Sicht sich langsam zu verdunkeln beginnt und bevor ich überhaupt noch etwas erwidern kann, wird alles Schwarz.

⋅•⋅⊰∙∘☽༓☾∘∙⊱⋅•⋅

And another one ᥫ᭡

Also, meine Lieben!
Auch Kapitel 18 ist nun abgeschlossen und das mit einer großen Wendung.
Ich hoffe wie immer, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und würde mich sehr über Kommentare und Votes freuen, wenn dem so ist.
Bedanken tue ich mich bei euch für eure wahnsinns Unterstützung und die Liebe, die ihr mir nonstop vermittelt; das weiß ich wirklich so zu schätzen.

Wie denkt ihr, wird sich die Spannung zwischen Nora und Dean lösen?

Wer war im Recht, Dean oder Nora?

Was haltet ihr von Mariko und habt ihr irgendwelche Befürchtungen?

Was denkt ihr von unseren neuen Turteltauben?

Und was würdet ihr gerne ein bisschen öfter in den nächsten Kapiteln lesen?

Lasst mir gerne eure Gedanken, Gefühle und Ideen zu diesem, aber auch für die nächsten Kapitel da!

Denkt dran: auf Instagram (@sh3rzvde)  gewehre ich euch tiefe Einblicke in die Charaktere, gebe euch Visuals und teile meine Gedanken mit euch, als auch Abstimmungen und direkte Interaktionen!

Küsse eure Augen ᥫ᭡

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top