Kapitel 28

Vorweg: Wer noch eine Fortsetzung zu dieser Story lesen möchte, sollte sie nicht sofort aus seiner Bibliothek löschen, da ich hier nämlich noch einen Epilog posten werde, der gleichzeitig der Prolog für Teil 2 ist! :)

Viel Spaß beim Lesen!

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Was zum Henker hatte Zayn vor? Wollte er sich schnappen lassen?!

Wieder am altbekannten Parkplatz angekommen, wollte Dad gerade aussteigen, als er sich nochmal zu mir umdrehte und den Mund öffnete, doch ich schnitt ihm das Wort ab, bevor er überhaupt einen Ton von sich geben konnte. „Nein, Dad, ich werde mich nicht hier drin verkriechen, bis alles vorbei ist." Mit diesen Worten verließ ich den Wagen, ohne seine Reaktion abzuwarten, die ohnehin nicht sonderlich zustimmend ausgefallen wäre. Mit drei großen Schritten war er bei mir und fasste mich am Arm, damit ich nicht auf eigene Faust abhauen konnte, und zog mich auf den Eingang des Gebäudes zu. „Wir gehen jetzt da ganz langsam rein und sehen uns um, verstanden?"

Ich verdrehte die Augen. „Verstanden."

„Und schrei, wenn was ist."

„Ja."

„Und keine Alleingänge."

„Ja."

„Dir ist das ziemlich egal oder?"

„Ja – nein ... keine Ahnung. Whatever." Mit hochrotem Kopf lief ich hinter ihm her, wobei er noch immer nicht ansatzweise daran dachte, meinen Arm in naher Zukunft loszulassen. In höchster Alarmbereitschaft betraten wir das Gebäude. Die sich darin befindenden Gäste ahnten nichts von den Verbrechern unter ihnen, saßen munter plaudernd an ihren Tischen und warfen uns vereinzelt neugierige Blicke zu – ich hatte zwar keine Ahnung, welchen Eindruck wir auf diese Leute machten, aber einen normalen mit Sicherheit nicht. „Wo verkriechen sie sich denn diesmal wieder?", murmelte Paul säuerlich, der sich mit angespannter Miene an uns vorbeidrückte und die Menschen inspizierte, die verständnislos zurückstarrten.

Lärm und Gebrüll aus der Küche beantworteten diese Frage. Wie aufs Stichwort wetzten wir alle los, wobei mein Vater endlich meinen Arm losließ; aus den Augenwinkeln sah ich, wie alle Anwesenden ihre Aktivitäten stoppten, entsetzte Gesichter aufgesetzt hatten oder gleich aufsprangen, um schnellstmöglichst den Ausgang aufzusuchen. Wieder erklang ein metallisches Scheppern, als ob jemand einen Kochtopf gegen die Wand gedonnert hätte.

Louis. Wer sonst käme auf die Idee, Töpfe als Wurfgeschosse zu verwenden, wenn nicht dieser nie erwachsen werdende Clown ...

Gemeinsam stürmten wir durch die angelehnte Tür in die Küche. Mit einem einzigen Blick erfasste ich die Situation: Die Bediensteten drückten sich verwirrt und ängstlich in einer Ecke des Raumes herum, während auf der Arbeitsplatte gegenüber von ihnen Louis stand, in einer Hand eine Pistole, in der anderen einen Apfel, von dem er nun einen herzhaften Bissen nahm. Innerlich verdrehte ich die Augen. Mann Mann Mann, dieser Typ war echt der Abschuss.

„Hey, Leute." Er bückte sich nach einem weiteren Apfel, der halb zerschnitten auf einem Brett lag, schnitzte mit dem Messer daran herum und warf ihn in meine Richtung. Im Reflex fing ich ihn auf und starrte ihn stirnrunzelnd an. Mein Vater wollte ihn mir gerade aus der Hand reißen, als Louis plötzlich einen weltrekordsreif lauten Kampfschrei von sich gab, in einem hohen Bogen von der Theke sprang und mit der Pistole zweimal in die Decke feuerte. Augenblicklich brach ohrenbetäubendes Chaos aus; die weiß gekleideten Bediensteten begannen in den höchsten Tönen zu kreischen und wuselten wild durcheinander durch die ganze Küche, die Leute im Restaurantraum taten es ihnen gleich, während unsere Kollegen vorstürzten und vergeblich versuchten, Louis zu erwischen. Und ich? Ich blieb wie belämmert im Türrahmen stehen und starrte noch eine halbe Ewigkeit diesen dämlichen Apfel an, bis mir aufging, dass Louis mit dem Messer ein Wort daraufgekritzelt hatte: KLO.

WHAT? Wieso zum Henker sollte ich ... aufs Klo gehen? Dann ging mir ein Licht auf. Zayn! Wie vom Blitz getroffen wetzte ich um die Ecke, schlug mich mit den Ellbogen durch die schreienden Leute, bis ich die Tür der Toiletten erreicht hatte – ich musste sie nicht selbst öffnen, denn kaum hatte ich eine Hand auf die Klinke gelegt, wurde sie von innen aufgerissen und ich hineingezogen, worauf ich mich zwei Sekunden später in Zayns starken Armen wiederfand. „Hallo, Ni."

„Z! Was zur Hölle ..." Er brachte mich mit einem langen Kuss zum Verstummen und schob mich rückwärts, bis ich mit dem Rücken gegen die geflieste Wand stieß. „Ich hab dich vermisst", flüsterte er mir ins Ohr; sein warmer Atem ließ mich erschauern, was ihn zum Lächeln brachte. Wie von alleine fanden meine Arme ihren Weg um seinen Nacken, während der Kuss immer atemloser wurde, bis wir uns voneinander lösen mussten, um Luft zu holen. „Ich liebe dich."

Ich wollte ihm gerade antworten, als uns das Geräusch eines zu Boden fallenden Gegenstandes auseinanderfahren ließ. Nachdem Zayn erschrocken zur Seite gesprungen war, hatte ich freien Blick auf die Person, die neben der Tür stand.

Mein Vater.

Pure Fassungslosigkeit spiegelte sich auf seinem Gesicht wider, als er langsam die Pistole ergriff, die er eben fallen gelassen haben musste. Wie lange hatte er da wohl schon gestanden?

Lange genug, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Meine Gedanken begannen zu rasen. Verdammt!

„Niall?" Bobbys Stimme klang drohend. „Was. Zum Teufel. Läuft. Hier?" Er wollte den Lauf der Waffe auf Zayn richten, der noch immer einem blankem Ausdruck neben mir stand, doch ich brachte mich mit einem Satz vor ihn und schirmte somit seinen Körper ab. Der Blick meines Vaters wurde von Sekunde zu Sekunde ungläubiger. „Niall!"

„Dad ... ich kann's erklären. Ich ..."

„Ich glaube, da gibt es nichts zu erklären, Sohn!", schnitt er mir das Wort ab. Seine Stimme war kälter als Eis. „Und jetzt verschwinde."

Ich tastete hinter mich, ergriff Zayns Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Die Augen meines Vaters weiteten sich noch mehr, falls das überhaupt noch möglich war. „Ich gehe nirgendwohin."

„Niall, mach keinen Scheiß!", fauchte er mich so zornentbrannt an, dass ich beinahe ein paar Zentimeter rückwärtsgetaumelt wäre. „Weißt du eigentlich, was du uns damit einbrockst?"

Heiße Wut durchzuckte mich. „Das hätte ich mir ja denken können!" Die Lautstärke meiner Stimme erhöhte sich mit jedem Wort. „Dass du nur wieder an deinen scheiß Ruf denkst! Wirklich, ich hab das sowas von satt!" Zayn drückte beruhigend meine Hand, doch im Moment wollte ich nichts davon wissen. Langsam war es an der Zeit, meinem Vater zu sagen, was Sache war. „Als ob es dich interessieren würde, wenn ich draufginge! Solange die Öffentlichkeit nichts davon mitbekommt, wäre es dir wahrscheinlich scheißegal!"

Dad erbleichte; die Waffe in seiner Hand begann zu zittern. „W-was redest du da für einen Unsinn? Versetz dich doch mal in meine Lage. Wenn die Presse davon ..." Mit einer angewiderten Geste deutete er auf uns. „ ... Wind bekommt, dass mein eigener Sohn etwas mit dem Kriminellen Nummer 1 der Stadt am Laufen hat, sind wir erledigt! Ich kann das nicht ..."

„Hörst du dir eigentlich selbst zu?!" Mittlerweile grenzte es an Schreien. Mir lagen tausende Worte im Mund, die ich ihm an dem Kopf knallen wollte, doch ich brachte kein einziges mehr heraus. Stattdessen setzte ich mich in Bewegung und zog Zayn hinter mir her zur Tür zu, sorgsam darauf bedacht, mich um keinen Preis von meiner Stelle als Schutzschild zu entfernen.

„Zayn?", ertönte Louis' Stimme zur Tür herein. „Die anderen sind alle in der Küche eingesperrt. Wir können ..." Dann kam er in mein Blickfeld und verstummte abrupt, den Mund zu einem lautlosen oh geformt. Ich schubste Zayn auf den Gang, in Louis hinein, sodass die beiden einige Zentimeter zurückstolperten. „Geht schon mal raus. Ich komme gleich nach."

Louis, der kein Mensch der großen Fragen war, nickte nur und schob einen äußerst widerwilligen Zayn vorwärts. Ich wandte mich wieder meinem Vater zu, der seine Waffe mittlerweile endlich sinken lassen hatte und mich mit ungläubigen, fassungslosen Augen beobachtete.

„Mich siehst du so schnell nicht wieder." Wahrscheinlich war ich zu hart zu ihm. Wahrscheinlich übertrieb ich maßlos. Wahrscheinlich schätzte ich ihn vollkommen falsch ein. Aber ich wollte Zayn nicht verlieren – umso mehr wollte ich mich von den Zwängen des Teamleitersohn-Daseins lösen, zumindest für eine bestimmte Zeit, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte, sofern das irgendwann einmal der Fall sein würde. „Bis dann, Dad." Mit diesen Worten drehte ich mich auf dem Absatz um und lief Louis und Zayn hinterher, ohne mir seine Reaktion anzuhören.

Tja, und so war es nur eine Woche später ganz groß in den News, dass die grausame Anschlagsserie durch die Malik-Gang so plötzlich abgerissen war, wie vor Jahrzehnten aufgetaucht. Es gab hin und wieder Überfälle, die aber bei Weitem nicht so todbringend abliefen wie zuvor. Man brachte es vage mit der Verhaftung eines Mitgliedes in Verbindung, das sogar zugegeben hatte, für die Massaker „zuständig" zu sein.

Ich war froh, dass es wirklich so war. Dass Zayn nicht der skrupellose Mörder war, für den ihn alle hielten – und nun erfuhren es auch all die anderen Leute. Jetzt verlor er zwar seinen Ruf und auch ein wenig von dem Respekt, dem ihm alle entgegenbrachten, aber das war es ihm allemal wert, wenn wir beide dann zusammen sein konnten. Ich hatte mich mittlerweile bei ihnen im Hauptquartier eingelebt – anfangs waren die übrigen aus der Gang mir gegenüber noch ziemlich misstrauisch gewesen, doch das hatte sich inzwischen gelegt, sodass ich nun mit so ziemlich jedem einigermaßen gut auskam. Es waren zwar wirklich ein paar zwielichtige Gestalten dabei, denen man nur ungern im Dunkeln begegnete, aber im Großen und Ganzen war es wirklich keine Mörderbande.

Wann ich mich wieder bei meiner Familie melden wollte? Keine Ahnung. Einmal war ich Harry und Liam im Park begegnet, wo Harry mich sofort ausgeqetscht hatte, ob es stimmte, dass ich mit Zayn Malik durchgebrannt war. Ich sagte ihm die Wahrheit. Er reagierte ziemlich ... geschockt und anfangs auch wütend, doch dann schien er einzusehen, dass ich mit Zayn glücklich und sicher war. „Bitte komm zurück in die Arbeit", bat er mich flehentlich. „Ohne dich ist es so düster und langweilig. Dein Vater wandelt nur noch wie ein Zombie und die anderen vermissen dich genauso wie wir."

Fast hätte ich gelacht. KEINER der anderen würde Zayn und mich so schnell akzeptieren, auch wenn der Malik-Fall zu den Akten gelegt worden war – der erste halbwegs ungelöste Fall des Horan-Teams. Was für eine Schande, nicht? Ich versprach Harry, irgendwann wieder zurückzukehren, wenn mich niemand dazu zwingen würde, Zayns Hauptquartier zu verraten, was sie im Moment zweifellos tun würden. Harry behauptete, dass keiner aus unserem Team einen großen Aufstand aus der Sache machte. Tja, ich hatte es meinem Vater ja prophezeit: So schnell würden sie mich bei der Arbeit nicht wiedersehen! Ich telefonierte manchmal sogar mit Mum, die kein einziges Mal ein Wort über Zayn und mich oder die Arbeit verlor, was ich ihr hoch anrechnete.

Vielleicht würde sich die Lage ja doch noch normalisieren ...

Whatever! Ich konnte mit Zayn zusammen sein.

Und ich war glücklich.

Dann konnte ich mich ja darauf gespannt sein, was ich mit der Gang noch so alles erleben würde ...

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Das ist offiziell das letzte Kapitel dieser Geschichte, aber ich habe ja schon angekündigt, dass noch eine Art Epilog/PrologFürTeil2 kommen wird, also kommt meine Dankesrede erst gaaaaanz zum Schluss!

Ich habe euch alle verdammt lieb für das Voten, Kommentieren und überhaupt fürs Lesen, das kann ich jetzt schon verkünden!! <3

Eure Andi ;)

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