Kapitel 20


Noch während ich den Mund zu einer Antwort öffnete, schrie Louis plötzlich „OH FUCK!" und trat wie ein Irrer auf die Bremse, sodass Bremsen und Reifen ungesund klingende quietschende und scharrende Geräusche von sich gaben und der ganze Wagen gefährlich ins Schlittern geriet. Das alles währte nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn im nächsten Moment gab es einen lauten Knall in Verbindung mit einem gewaltigen Ruck, durch den mir der Sicherheitsgurt beinahe alle Luft aus den Lungen presste, als wir allesamt nach vorne geschleudert wurden. Glassplitter flogen durch den ganzen Wagen und ich hörte noch, wie Louis einen erstickten Laut von sich gab, bevor mit einem PUFF die Airbags vor uns aufwallten und mein ganzes Gesicht in dem weißen Stoff verschwand.

Als der ganze Lärm endlich verklungen war, saß ich wie betäubt da, während dem Airbag langsam wieder die Luft entwich, was in der Stille ein stetiges, sanftes Rauschen verursachte. Stöhnend begann ich endlich, mich aufzurichten. Trotz des schützendes Airbags tat mir jeder einzelne Knochen meines Körpers weh und in meinem Gesicht brannten die kleinen Schnitte, die die Splitter geschlagen hatten. „S-seid ihr okay?", fragte ich in das Schweigen hinein, mich fast vor der Antwort fürchtend. Nach einer kleinen Weile, in der meine Angst nur noch mehr anstieg, ertönte ein leises Brummen von Niall, der sich gerade ächzend aufsetzte und sich den Kopf hielt. „Was zur Hölle war das?"

Louis kämpfte sich hoch, schlug den Airbag beiseite, um hinaussehen zu können, worauf seine Augen bei dem offenbar nicht allzu feierlichen Anblick groß wurden. „Leute, wir müssen hier raus."

„Warum ..." Niall stockte, als er die zahlreichen dunkel gekleideten Leute sah, die auf unser geschrottetes Auto zuliefen. Ich fuhr herum, konnte jedoch unseren zweiten Wagen nirgends erkennen, also mussten sie es geschafft haben, erstens noch rechtzeitig zu bremsen und zweitens umzudrehen und abzuhauen. Ich wusste nicht recht, was ich von Letzterem halten sollte, aber immerhin hatten wir dann eine Chance zur Not gerettet zu werden.

Ich hatte eben die Hand an den Türgriff gelegt, da wurde sie schon von außen aufgerissen; zwei riesige Hände packten mich wortwörtlich am Kragen und zerrten mich aus dem Auto, um mich dann grob dagegenzudrücken. Gut, in einer solchen Situation hatte ich mich schon öfters befunden und dieser riesige Typ schien auch nur seine Größe zum Vorteil zu haben und von Kampfmethoden noch nie etwas gehört zu haben, sodass ein harter Tritt gegen das Knie reichte, um ihn seinen Griff lockern zu lassen. Ich wollte ihm gerade noch einen Schlag auf sein blödsinniges Hirn versetzen, als ein zweiter Typ von derselben Statur meinen Arm festhielt, sodass der erste, nachdem er sich von dem (Baby-)Tritt erholt hatte, nach meinem anderen greifen konnte – jetzt hatte ich wirklich keine Chance mehr. Meine Fresse, so war es mir ja noch nie ergangen.

„So sieht man sich wieder, Zayn." Jemand trat zwischen den Leuten hervor und baute sich mit einem hämischen Grinsen vor mir auf – Adam.

„Was wollt ihr?", knurrte ich zurück, während ich fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit suchte. Normalerweise war ich nicht so der Flucht-Typ, aber ich war auch nicht lebensmüde, weshalb ich mich folglich in dieser Situation lieber aus dem Staub machen würde.

„Nur ein wenig Taschengeld." Gelassen begann Adam, sich mit seinem Messer die Fingernägel zu säubern. „Das Geld, das du von deinem Vater bekommen hast."

Ich schnaubte. „Und deswegen macht ihr einen solchen Aufstand?!" Ich deutete auf die beiden Autos, die ineinander verkeilt mitten auf dem Feldweg standen und nur noch leichte Rauchwolken von sich gaben. Diese Idioten hatten sich allen Ernstes freiwillig vor unserem in Höchstgeschwindigkeit rasenden Wagen quer über den Weg gestellt, um uns aufzuhalten!

Ein anderer Typ zerrte einen eher wütend als verängstigt aussehenden Niall herbei – sein Angreifer hatte schon eine Schramme im Gesicht, was nur heißen konnte, dass Niall bereits einen Treffer gelandet haben musste, worüber ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte.

„Da sieh mal einer an. Du hast also deinen Loverboy auch dabei."

Mein Kopf schnellte hoch. Woher zu Henker wusste er ...? „Was willst du damit bitte sagen?" Zu meinem Ärger klang meine Stimme nicht ganz so selbstsicher und finster wie sonst. Leider bemerkte Adam es auch und lachte nur noch mehr. „Leider wurdet ihr mal beobachtet, sagen wir mal so." Er schlenderte auf Niall zu, und ich musste mich mächtig zusammenreißen, um mich nicht auf ihn zu stürzen.

Niall wich keinen Zentimeter zurück, sondern starrte ihm nur trotzig ins Gesicht. „Schön, dass ich den kleinen Horan auch mal kennenlernen darf." Adam strich ihm mit der Hand über die Wange und ich sah, wie sich Nialls Hände zu Fäusten ballten. „Ich kann verstehen, was dich so an ihm fasziniert."

„Nimm deine Drecksfinger von ihm", knurrte ich ihn an, worauf mich die beiden Typen noch fester gegen das kalte Metall des Wagens drückten. Zu meinem Entsetzen ließ Adam seine Hand noch tiefer wandern, bis sie an Nialls Hüfte lag, und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Und dann sah ich aus den Augenwinkeln, wie Niall sich anspannte, urplötzlich sein Knie hochriss – und Adam voll in seine Weichteile traf. Seine Leute gaben ein geschocktes „Uuuuuhhh" von sich, während er selbst mit schmerzverzerrtem Gesicht ein paar Schritt zurücktaumelte, nur um dann ebenso plötzlich wieder herumzuschnellen und Niall die Faust in den Magen rammte, worauf dieser stöhnend einknickte. „LEVINE! Lass den verdammten Scheiß!", brüllte ich und riss vergeblich an meinen noch immer gefangenen Armen. Ich konnte nicht länger mitansehen, wie er meinen – ja meinen – Niall verletzte!

„Keine Angst, Malik, du kommst auch noch dran!", fauchte er mich an, die Hand noch immer auf die schmerzende Stelle gepresst. Mit der freien Hand zog er Niall wieder in eine halbwegs aufrechte Haltung und zischte: „Das bekommst du zurück, Kleiner. Und da wir dich sowieso brauchen, kannst du gleich mitkommen." Zum ersten Mal sah ich Angst in Nialls Augen aufblitzen, als sie ihn nach vorne, weg von mir, zerrten. Nein! Mit einem Wutschrei riss ich mich endgültig los und stürmte ihnen wie von Sinnen furiös hinterher. Wo Louis war, hatte ich noch nicht herausfinden können, ich hoffte jedenfalls, dass es ihm einigermaßen gut ging. Bevor einer der Männer etwas unternehmen konnte, hatte ich mich schon rücklings auf Adam geworfen und ihn zusammen mit Niall zu Boden geworfen. Wenige Sekunden später hielt ich ihm sein eigenes Messer an den Hals und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Lass. Die. Finger. Von. Meinem. Freund. VERSTANDEN?" Zuerst schien Adam erschrocken zu sein, doch als sein Blick plötzlich hinter mich fiel und sich sein Ausdruck wieder in das zufriedene Grinsen zurückverwandelte, wusste ich, dass wir nun gar keine Chance mehr hatten. Ich fuhr herum – und starrte direkt in das Gesicht von Justin, der lachend eine Pistole hochhielt – zu meinem bodenlosen Entsetzen allerdings nicht auf mich gerichtet, sondern auf Niall, der sich gerade vom Boden aufgerappelt hatte und einen ziemlich benebelten Eindruck machte. „Woah!" Ich beließ es bei einem Schlag ins Gesicht, durch den er erst mal für ein paar Minuten außer Gefecht sein würde und ließ dann von Adam ab, um aufzuspringen. „Hey!"

Justin ließ den Lauf der Waffe zu mir wandern. „Mir ist es egal, wen ich erschieße."

„Du wirst gar keinen von uns erschießen." Ich konnte den leisen Spott in meiner Stimme nicht unterdrücken. „Niall braucht ihr, um die Infos abzuräumen, und mich, um an das Geld zu kommen."

Justin warf mir einen verächtlichen Blick zu. „Mir ist das so was von scheißegal. ER will das Geld." Er nickte zu dem bewusstlos auf dem Boden liegenden Adam. „Ich will nur meine Rache."

„Rache? Wofür?" Am liebsten hätte ich ihm seine bescheuerte Fresse poliert, inmitten der geschrotteten Autos gesteckt und das Benzin angezündet, aber die Tatsache, dass die Waffe noch immer auf meinen Kopf zielte, hielt mich von jeglicher Handlung ab – immerhin besaß ich doch einen Hauch von Selbsterhaltungstrieb.

„Für alles!", schrie Justin; seine Stimme überschlug sich fast. „Bevor DU der verdammte Leader dieser verdammten Gang wurdest, hatten Adam und ich eine Sonderstellung!"

„Ach wirklich?" Ich sollte vielleicht den Mund halten, aber wie immer konnte ich meine Zunge nicht bändigen.

Die Waffe in seinen Händen begann gefährlich zu beben. „Du wusstest doch nur die Hälfte von allem, was eigentlich abgegangen ist. WIR waren es, denen Yaser alles anvertraut hat. WIR durften die Pläne mitschmieden. WIR. Nicht du. Und nach diesem hirnrissigen Einsatz hast trotzdem du das Kommando bekommen!" Er spie die Worte mit so einem Hass aus, dass ich beinahe zusammenzuckte. Meine Fresse, dieser Typ war ja geradezu machtversessen! „Justin, das ist doch ..."

„Halt's Maul!", kreischte er, die Tonlage nahe an der Schmerzgrenze. „Ich habe keinen Bock auf eine beschissene philosophische Rede!"

In diesem Moment ertönten von der Straße her quietschende Reifen und das Geräusch von spritzendem Kies. Ich riskierte einen kleinen Blick über die Schulter und war zum ersten Mal in meinem Leben erleichtert, die Bullen heranbrausen zu sehen. Ich nahm wahr, wie Niall neben mich trat und nach meiner Hand griff, die er sanft drückte, als wollte er sagen Gleich ist es vorbei.

In Justins Augen trat der blanke Wahnsinn hervor, als er bemerkte, dass er verloren hatte. Seine ganzen Leute hatten sich bereits aus dem Staub gemacht und rannten in alle Richtungen verstreut davon. „Willst du ihnen nicht nachlaufen?", fragte ich ihn leise. „Deine Männer ergreifen die Flucht, ohne auf deinen Befehl gewartet zu haben." Der junge Mann schien komplett den Verstand verloren zu haben, er schien nicht mehr zu wissen, was er hier eigentlich tat. Sein Atem ging stoßweise und verursachte eine ungesunde gelbe Verfärbung seines Gesichts, als er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. „Ich habe ohnehin schon ausgeschissen. Sag Goodbye zu deinem Leben." Ohne weitere Vorwarnung kniff er die Augen zusammen und drückte ab.

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AAAAAHHHH! xD Jetzt wird's ernst. Lasse ich mir in meiner nicht gerade passenden guten Laune zwar nicht anmerken, aber okay :D

Ich freu mich totaaaal über ein paar kleine Vötchen und Kommis! <3 Vor allem, wenn aus den Kommis dann ewige Diskussionen über Kuscheltiere oder sonstigen Kram entstehen xD moontosun und MrsMxsic 

Whatever, an alle, die immer so toll voten und Kommis dalassen: Am liebsten würde ich JEDEM EINZELNEN jedes Kapitel widmen, aber leider geht das ja nicht -.- Fühlt euch trotzdem gedrückt! <3

Love you all!

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