Kapitel 18
Während wir den Gang entlangliefen, versuchte ich mir so viel wie möglich von diesem unüberschaubaren Kellersystem einzuprägen, um – falls möglich – irgendwann alleine hinauszufinden, auch wenn ich zugegebenermaßen daran zweifelte, dass ich diese Möglichkeit je bekommen würde.
„Wir haben Glück, dass es nur zwei sind", informierte Louis weiter. „Hier ist nämlich im Moment nicht gerade viel los. Nur wir drei, wobei ich ihn ..." Er zeigte auf mich. „ ... nicht als Verteidiger bezeichnen würde, und noch die drei aus der Truppe, die mit dem Bewachen dran sind."
Die beiden zogen mich wortwörtlich die Treppe hinauf, wobei ich nicht wusste, ob das jetzt gespielt war oder echt. Naja, ich musste zugeben, dass ich ja immer wieder an verschiedenen Fluchtplänen herumtüftelte, da sollte ich mich wohl nicht so aufführen, wenn sie sich auch mal wie Verbrecher verhielten. Himmel, jetzt drehte ich langsam völlig durch.
Zwei der besagten anderen drei Leute standen schon in der Hütte neben den Fenstern und beobachteten das Geschehen draußen. Als wir quer durch den Raum marschierten, erhaschte ich durch das dreckige Glas einen Blick auf ... Liam und meinen Vater. Sofort wurden meine Knie weich. Was mussten sich die beiden für Sorgen machen? Ich wünschte, ich könnte ihnen irgendwie mitteilen, dass es mir (eigentlich mehr als) gut ging ...
In diesem Moment gab das Funkgerät des einen bulligen Typen am Fenster ein mit einer Stimme vermischtes Rauschen von sich. „Den Schacht haben sie schon entdeckt. Auch die leeren Patronenhülsen die dieser Vollarsch Justin gestern hingeworfen hat. Sie wollen gerade ihre Kollegen verständigen."
„Okay." Zayn trat vor. Plötzlich wirkte er nicht mehr wie der Einundzwanzigjährige, der sich in den Sohn seines Feindes verliebt hatte und sanft wie ein Engel zu mir war, sondern wie ein knallharter Gangleader, der ohne Gnade seine Pläne durchsetzte. „Wir haben keine Wahl, wir müssen raus. Louis?"
Louis wusste offenbar, was zu tun war, denn er trat mit einem Knall die Tür so fest auf, dass Staub von der Decke rieselte und sprang nach draußen. Ich hörte überraschte Rufe, bevor Louis zu sprechen begann. „Das würde ich an eurer Stelle lassen."
„Wir legen dich auch einfach um, Tomlinson", vernahm ich das unverkennbare Knurren meines Vaters. „Ein Knopfdruck, und im Nu steht die Verstärkung da." Ich war oft genug bei Einsätzen dabei gewesen, um zu wissen, dass er gerade sein Funkgerät in die Höhe reckte und auf den roten Notknopf hinwies. „Einer gegen zwanzig ... ein wenig ungünstig, nicht?"
Louis winkte uns zu, worauf Zayn mir für einen Moment tief in die Augen sah. „Niall, was jetzt kommt, tut mir jetzt schon furchtbar leid." Bevor ich antworten konnte, hatte er mich schon mit seinen starken Armen gepackt und zerrte mich ziemlich grob nach draußen, bis wir direkt neben Louis standen. Liam ließ ein entsetztes Japsen hören, während mein Vater einen Sprung nach vorne machte. Seine professionelle Seite hatte unter der Situation wohl ziemlich gelitten. „Keinen Schritt weiter, Horan", knurrte Zayn so tief, dass ich zusammenzuckte. Jetzt, wo ich seine wahre, sanfte Seite kannte, traf es mich völlig unerwartet, ihn so unerbittlich zu erleben. „Oder willst du gleich zusehen?" Etwas blitzte neben mir im Sonnenlicht auf – eine Messerklinge, die er gleich darauf gegen meinen Hals drückte und obwohl ich wusste, dass es nur gespielt war, begannen mir Hände und Knie zu zittern.
Das Gesicht meines Dads war kreidebleich. „Malik, ich schwöre dir, wenn du ihm irgendetwas angetan hast ..." Naja, er hatte mein Herz erobert, nichts Ungewöhnliches, doch als ich begriff, worauf er abspielte, blieb mir die Spucke und somit auch weitere sarkastische Gedanken weg. Er dachte, Zayn wollte mich ... Nein! Am liebsten hätte ich ihn angebrüllt. Anscheinend hatte Zayn es auch kapiert, denn ich spürte, wie er sich anspannte und unauffällig beruhigend meine Hand drückte. „Beschaff mir lieber die verlangten Infos." Wie schaffte er es nur, nach außen hin so verdammt gelassen zu bleiben, während ich wie ein Fisch auf dem trockenen zappeln würde, wenn ich keine scharfe Klinge an meiner Kehle liegen hätte?
Mein Vater hielt Zayns Blick ohne das geringste Zwinkern stand. „Es dauert eine Weile, bis wir die herausgesucht haben."
Am liebsten hätte ich beide angebrüllt, endlich mit diesem Scheiß aufzuhören und uns das in Ruhe klären zu lassen, aber ein Polizist auf hundertachzig und ein generver Gangleader mit einer Waffe ... keine gute Kombination. Als Zayn sich plötzlich mit einem kleinen Ruck wieder in Bewegung setzte, war ich durch meine Gedanken so unvorbereitet, dass mir die Klinge etwas zu nahe kam und mir am Hals einen langen Schnitt verpasste. Einen kleinen Schmerzenslaut konnte ich nicht unterdrücken, worauf Zayn wieder meine Hand drückte und mir etwas ins Ohr flüstern wollte, doch da ertönte schon wie erwartet protestierendes Rufen. „Malik, wir haben jetzt euer Hauptquartier gefunden! Entweder ihr lasst meinen Sohn frei, oder wir überrennen euer Lager mit allen zu findenden Einsatzkräften."
„Und ich sage, verschwindet von hier, bevor ich zu drastischeren Mitteln greifen muss." Noch immer langsam rückwärts gehend näherten wir uns der Tür, bis wir hindurch verschwunden waren – das Letzte, was ich von meinem Vater und Liam sah, waren ihre entsetzten Gesichter.
„Leute, informiert die anderen. Wir müssen das Wichtigste zusammenpacken und von hier verschwinden", trug Zayn seinen Männern knapp auf, bevor er mich schnell wieder in mein/sein Zimmer zurückgeleitete. Kaum war die Tür geschlossen fasste er mich mit beiden Händen an den Schultern. „Hab ich dir wehgetan?" Sein Blick fiel auf das Blut, das meinen Hals hinunterrann. „Fuck! Das tut mir so leid, ich wollte nicht ..."
„Ist doch egal", unterbrach ich ihn. Ich hatte ganz andere Sorgen. „Ist doch nur ein Kratzer. Um welche Informationen geht es überhaupt? Immerhin bin ich hier das Opfer, also raus mit der Sprache!"
Zayn seufzte tief. „Die Standpunkte der anderen Einsatzzentralen.
„Wie bitte?" Mir war bewusst, dass ich nahezu schrie und versuchte vergeblich, meine Stimme etwas zu mäßigen. „Spinnst du? Du weißt, dass wir das nicht machen können!"
„Man kann alles machen."
„Zayn! Wenn mein Vater das macht, dann ist er dran!", redete ich eindringlich auf ihn ein. „Und wenn du ihn zwingst, es zu machen ... dann will ich mit dir mein ganzes Leben nichts mehr zu tun haben." Es schmerzte mir in der Seele, das zu sagen, aber es war schlichtweg so. Wie konnte ich jemanden lieben, der meine Familie erpresste? Der meinen Vater ruinierte? Ich konnte nicht!
Zayn wollte meine Hände ergreifen, doch ich zog sie weg. „Wenn dir diese Infos so wichtig sind, dann zieh es durch. Aber ohne mich. Dann werde ich einfach die Rolle eines normalen Druckmittels einnehmen."
„Niall, die Gang ist mein Leben. Ich bin hier aufgewachsen, ich kann nicht einfach damit aufhören." Die Verzweiflung in seiner Stimme brachte mich fast um den Verstand, aber ich durfte jetzt nicht klein bei geben, also schüttelte ich nur schweigend den Kopf und ignorierte das schwere Gewicht, das nun in meinem Magen zu liegen schien.
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Oh-oh, jetzt gibt's wieder Stress :D Ich sollte wohl nicht so teuflisch sein hahahah xD Whatever, ich freu mich voll über Votes und Kommis (egal ob groß oder klein xD); ein riesiges DANKE an all diejenigen, die in der kurzen Zeit zu den Lesern dazugekommen sind, und natürlich an jeden einzelnen, der immer so toll votet und mir so nette Kommis dalässt, da freut sich immer mein Herz <3
Bis zum nächsten Kapitel <3
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