9.Aus der Traum
Gemeinsam mit Harry und Ron betrat Hermine den Speisesaal.
Sie war zu Tränen gerührt gewesen, als sich Ron für sein Verhalten bei ihr entschuldigt hatte.
Auch sie konnte nicht anders, als zuzugeben, dass sie schlecht gehandelt hatte, indem sie Ron das Wasser über den Kopf schüttete.
Aber jetzt schien alles perfekt zu sein.
Ron und Hermine waren wieder Freunde, und, wer weiß, vielleicht würde sie sogar bald einen Freund haben.
Innerlich ohrfeigte Hermine sich für diesen dämlichen Gedanken.
Wie konnte sie nur denken, dass sie und Malfoy mal ein Paar werden könnten? Das war...absurd.
Soweit würde es ganz bestimmt nie kommen.
Doch trotzdem, wenn sie ehrlich sein sollte, sie wusste selber nicht, was bei der Sache herauskommen könnte.
Kaum saßen die Drei am Gryffindortisch, drehte Hermine unaufällig den Kopf zum Slytherintisch.
Es war ihr klar, wonach sie Ausschau hielt, doch er war noch nicht da.
Hermine merkte, dass sie etwas enttäuscht darüber war, dass Draco, nein, Malfoy, noch nicht da war.
Sie schüttelte den Kopf.
Sie war tatsächlich enttäuscht darüber, dass Malfoy noch nicht am Frühstücken war...
Sie war tief gesunken, eindeutig.
Trotzdem ertappte sie sich dabei, wie sie wieder und wieder zur Tür der Großen Halle blickte.
Draco Malfoy und Hermine Granger. Draco und Hermine.
Da war er wieder, dieser dumme absurde Gedanke, der sie nicht loslassen wollte.
Und, seit wann nannte sie ihn Draco?
Malfoy, er war für sie ganz einfach und unbedeutend. Nur Malfoy, mehr nicht!
Genau dieser Malfoy betrat in ebendiesem Moment gelassen den Speisesaal.
Die Slytherinjungs zogen allgemein immer die Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich, wenn sie einen Raum betraten, doch Malfoy tat dies um einiges intensiver als die anderen.
Mit seinem selbstbewussten Gang, den immer perfekt fallenden blonden Haaren, den breiten Schultern und seiner Größe fiel er einfach jedem auf.
Hermine konnte, bei aller Mühe, seinen Blick nicht von ihm nehmen.
Im Großen und Ganzen sah er verboten gut aus.
Er könnte einfach jedes Mädchen haben, und genau deswegen verstand Hermine nicht wieso er ausgerechnet an ihr Interesse haben wollte.
"Sag mal, Hermine, starrst du gerade etwa Malfoy an?!"
Erschrocken zuckte Hermine zusammen und schaute zu Ginny, die versuchte zu erkennen, wen sie beobachtet hatte.
War es denn so offensichtlich, dass sie jemanden betrachtete?
Und Hermine hatte gedacht, sie wäre unauffällig.
Als sie weiterhin Ginnys prüfenden Blick auf sich spürte, versuchte sie nicht rot zu werden.
"Nein...ich war nur in Gedanken", murmelte sie schnell und widmete sich mit mäßiger Begeisterung ihrem Frühstück.
Hätte sie zugegeben, dass sie Malfoy beobachtete, würde Ginny am Ende noch denken, dass sie auf Malfoy stand.
Was sie nicht tat. Oder doch?
Hermine fuhr mit ihrer Gabel zum Mund und nahm sich vor, ab jetzt um einiges vorsichtiger zu sein.
Deswegen vermied sie es vorerst, wieder zum Slytherintisch zu schauen, denn sie konnte immer noch Ginnys forschenden Blick auf sich spüren.
Doch nach einiger Zeit, als sie merkte, dass Ginny sich abgwandt hatte und sich nun mit anderen am Tisch unterhielt, schaute sie unaufällig wieder zu Malfoy.
Er saß lässig an seinem gewohnten Platz am Slytherintisch und hatte den Umhang seiner Schuluniform abgelegt und die obersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet.
Unbewusst schaute Hermine sofort zu dem kleinen Stückchen freier Haut, das sie sehen konnte.
Als hätte er gespürt, dass sie ihn beobachtete, hob Malfoy den Kopf und fing Hermines Blick auf.
Ohne, dass jemand von ihnen nachgab, schauten sie sich fest in die Augen.
Malfoys Blick ließ Hermine lächeln. Diese eisgrauen Augen, die sie vor Monaten noch voller Bosheit angeblickt hatten, wirkten jetzt wärmer und...menschlicher.
Bei ihrem Anblick musste Hermine unwillkürlich grinsen.
Und was Draco betraf, ihm gefiel die Art, wie sie ihn anlächelte. Es war ein ehrliches Strahlen.
Er zwinkerte ihr zu und widmete sich dann Zabini, der gerade mit ihm über irgendetwas zu sprechen begann.
Auch wen es ihm wenig interessierte, was sein bester Freund wieder mal von sich gab.
Grinsend schaute Hermine wieder auf ihren Teller.
Er hatte ihr zugezwinkert, was das wohl bedeuten sollte?
Sie spürte, wie ihr Herz raste.
Konnte es sein, das sie Malfoy mehr mochte, als sie es sollte?
Oder galt diese Aufregung der Tatsache, dass es das erste mal war, dass sie sich auf so etwas mit einem Jungen einließ?
Hermine wusste es nicht, aber sie würde es sicherlich bald erfahren...
Als sie mit dem Frühstück fertig waren, machte sich Hermine mit Harry und Ron auf den Weg zur ersten Stunde.
Während sie Richtung Ausgang der Großen Halle gingen, fiel Hermine auf, wie sich Pansy Parkinson Malfoy aufdrängte.
Es war schon fast lächerlich, die Art wie sie seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
Sie klimperte mit den Wimpern, warf ihre Haare zurück, wackelte mit ihrem Dekolltée vor seiner Nase rum und versuchte ständig, ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
Doch Malfoy wandte sich, anstatt auf sie einzugehen, genervt von ihr ab.
Irgendwie verspürte Hermine so etwas wie Genugtuung. Es freute sie, zu sehen, wie er jeden ihrer Flirtversuche abwimmelte.
Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob er einfach keinen Bock auf Pansy hatte, oder ob es daran lag, dass er die Abmachung mit Hermine ziemlich ernst nahm?
Diese Frage würde wohl offen bleiben.
Sie kam nicht dazu, Pansy und Malfoy weiter zu beobachten, da Harry sie aus der Halle zog.
Während Ron schonmal zum Klassenraum ging, schauten Hermine und Harry noch rasch in der Bibliothek vorbei.
Er brauchte ein passendes Buch für die Kreirung eines Zaubertrankes.
In zwei Wochen sollte jeder Schüler versucht haben, einen eigenen Zaubertrank zu erstellen, und der Beste würde gewinnen. Zwar keinen richtigen Preis oder so, aber es war trotzdem eine ziemliche Ehre für diesen einen Schüler.
Hermine wusste, dass sie sich auch bald an die Arbeit machen musste, denn die Zeit wurde langsam knapp.
Als Hermine und Harry wenig später zufrieden die Bibliothek verließen, liefen sie fast in Malfoy und Zabini rein, die ebenfalls auf dem Weg zum Klassenraum waren.
Hermine, in der es beim Anblick von Malfoy innerlich vor Aufregung tobte, versuchte, nach Außen hin ganz gelassen zu wirken.
Schnell fiel ihr auf, dass Malfoy seine typische finstere Miene aufhatte und ihnen arrogant entgegen lächelte.
"Wozu dieses Buch, Potter?", fragte er, frech grinsend.
Hermine, die gerade noch innerlich gestrahlt hatte, fühlte sich nur noch entsetzt. Vor ihr stand tatsächlich Malfoy, der Typ mit dem sie seit Jahren verfeindet wahr.
Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte angenommen, dass er sich geändert hatte und seine alte Art beinahe vergessen.
Harry hingegen schaute Malfoy stirnrunzelnd an. "Zum Lesen", sprach er das Offensichtliche aus und deutete mit auf das Buch.
"Ah, du kannst lesen? Wusste ich gar nicht, Potter", spottete Malfoy weiter und begann, gemeinsam mit Zabini, zu lachen.
Hermine war total verwirrt. Das war nicht der Malfoy, mit dem sie gestern gesprochen hatte.
Sie hatte gedacht, sie hätte wirklich sowas wie Waffenstillstand mit ihm geschlossen, doch das gerade sah überhaupt nicht danach aus.
Vor ihnen stand Malfoy, der altbekannte Idiot.
"Lass ihn in Frieden, Malfoy!", verteidigte Hermine nun Harry.
Draco schaute ihr direkt in die Augen und war für einen kurzen Moment sprachlos. Es war nur ein winziger Moment, aber er war sprachlos.
Doch schnell fing er sich wieder und grinste arrogant.
"Mit dir hat keiner geredet, du-"
"Wehe, du beleidigst sie!", fiel Harry Malfoy ins Wort und machte wütend einen Schritt auf ihn zu.
Malfoy, der sich von Harry provoziert fühlte, trat ebenfalls auf ihn zu.
"Das hatte ich nicht vor. Aber selbst wenn, vor dir habe ich garantiert keine Angst, Potter!"
Auffordernd schaute Draco zu Harry hinunter.
Schweigend sahen sich die beiden voller Wut und Abscheu in die Augen. Es war offensichtlich, dass sie sich am liebsten an die Gurgel gehen wollen.
Doch keiner der beiden war so blöd, ausgerechnet hier, mitten im Korridor der Schule für Unruhe zu sorgen.
Trozdem, um das Schlimmste zu vermeiden, zog Hermine Harry sanft am Arm zu ihr zurück.
"Lass uns gehen", murmelte sie ihm zu, ohne Draco eines Blickes zu würdigen.
Doch kurz bevor sie um die Ecke bogen konnte sie nicht anders, sie blickte für einen kurzen Moment zu Malfoy, der noch wie angewurzelt da stand.
Sie schaute ihn wütend an, doch ihr Kopf war voller Fragezeichen.
Was sollte dieses Verhalten?
Sie drehte sich wieder um und folgte Harry.
Draco fixierte die beiden weiterhin, bis sie endgültig um die Ecke gebogen und nicht mehr zu sehen waren.
......
Da war er wieder, Eisprinz Draco Malfoy....
Was denkt ihr wird er jetzt machen?
Und wie hat euch das Kapitel gefallen?
Lg🌹
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