5.Das Spiel geht weiter

Vollkommen erschöpft ließ Draco sich in seinen Lieblingssessel im Gemeinschaftsraum sinken.
Sie tat es mit Absicht, dessen war er sich inzwischen sicher.
Als sie beim ersten Mal in ihn hinein gelaufen ist, hatte er es für Zufall gehalten.
Aber nach dem sie gestern nun alles getan hat um ihn als Partner im Unterricht zu haben und ihm nahe zu sein, war er sich sicher, dass sie absichtlich den Kontakt zu ihm suchte. Die ständigen Berührungen waren doch der Beweiss dafür.

Klar verabscheute er Granger, so wie alle Muggelstämmige, doch trozdem war er nur ein Mann.
Jede dieser Berührungen hatte ihn zusammen zucken lassen, obwohl er eigentlich angewidert sofort auf Abstand gegangen ist.
Warum musste sie auch ihre Haare so verführerisch zurecht machen?
Und Lippenstift tragen? Und ihm einen einmaligen Einblick auf ihre Brüste gewähren?
Was bei Merlins Bart hatte Hermine Granger nur vor?
Nachdenklich runzelte er die Stirn. Nach ihrem Zusammenstoß hatte er sie nicht noch einmal mit offener Bluse gesehen.
Warum war sie da offen gewesen? Hatte sie das etwa wirklich mit Absicht gemacht?
So wie das gestern mit dem kurzen Rock?
Und wieso dachte er so intensiv darüber nach?

Wütend fuhr er von seinem Platz hoch. Je länger er darüber nachdachte, umso offensichtlicher war, dass Granger irgendetwas plante. Und vermutlich steckten Potter und Weasley hinter diesem Plan.
Nur so konnte er sich die Sache erklären und wenn es so währe, würden die ihr blaues Wunder erleben.

Als ob der Blitz ihn getroffen hätte, eilte er aus dem Gemeinschaftsraum, die Stufen des Kerkers hoch zur Bibliothek.
Der einzige Ort an dem er diesen Bücherwurm von Granger garantiert finden würde.
Oben angekommen, blieb er außer Atem vor der Bibliothekstür stehen.
Er würde sie zur Rede stellen, hier und jetzt, ehe seine Gedanken ein weiteres Mal auf vollkommen widernatürliche Wege gerieten.

Zu seiner Überraschung, war Granger gerade dabei die Bibliotheke zu verlassen.
Kaum kam sie durch die Tür, packte er sie am Arm und zog sie in eine Kammer.
Hermine wollte anfangen zu kreischen, doch Draco legte ihr seine Hand auf den Mund.
"Sei leise, wir müssen reden!", sagte er nun und lies sie wieder los.
Als Hermine sah, dass es Draco war, war sie erstmal überrascht.
Hatte er etwas herausgefunden und wollte sich für diese Tage rächen?
Ein wenig Panik machte sich in ihr breit.

Draco musterte sie erstmal verwirrt.
Das hier war die Granger, die er kannte: krauses Haar, kein Lippenstift, einen ordentlichen Pullover über die Bluse gezogen.
Ein Buch in der Hand, das offensichtlich für den Schulauftrag einen Zaubertrank zu kreiren, gedacht war.
Was ging hier vor sich? Warum lief Granger während der Schulstunden herum, als wolle sie alle Männer auf einmal verführen und abends, wo eigentlich Freizeit und die Möglichkeit für außerschulische Aktivitäten war, kehrte sie zu ihrer gewohnten Person zurück?
Dieser Anblick verwirrte ihn nur noch mehr.

"Du schuldest mir Erklärungen!", fuhr er sie an.
Er wollte genau wissen was hier vor sich ging und Granger würde es ihm erklären müssen.
Hermine schaute ihn ein wenig nervös an. Er hatte gemerkt das irgendetwas nicht stimmt.
Irgendwie wollte sie aus allem aussteigen, ihm die Wahrheit sagen, die Freakshow beenden und in ihr altes gewohntes Leben zurück kehren.
Doch das konnte sie nicht, er würde sie dafür bezahlen lassen.
Er hatte ihr all die Jahre das Leben schwer gemacht, würde er die Wahrheit kennen, würde er es noch mehr auf sie absehen.
Also entschied sie sich dafür einfach mal weiter zu machen.
"Was denn für Erklärungen, Draco."
Er weitete die Augen. "Lass den Scheiß!", fuhr er sie zornig an, seit wann nannte sie ihn beim Vornamen? Er hatte ihr das nicht erlaubt! "Was soll das Theater?"
Hermine hielt eine Zeit lang inne und fragte sich, wie sie am besten vorgehen sollte.
Und dann ging sie auf alles.
Sie ließ eine ihrer zierlichen Hände auf Malfoy's Arm gleiten.
"Welches Theater, Draco?", murmelte Hermine mit sanfter Stimme.
Draco schluckte, während er sich darum bemühte, seine Wut aufrecht zu erhalten, was ihm langsam garnicht mehr so leicht fiel.
"Wer hat dir erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen?"
Hermine ließ seinen Arm von ihm los.
"Oh, das.", sagte sie träge, "Keiner, ich tu's einfach. Weißt du...ich finde Nachnamen sind sehr distanziert. Und ich will keine Distanz zu dir."
Ihr wurde schnell bewusst, dass das was sie gesagt hatte, sehr gewagt war.
Doch mittlerweile war es ihr lieber, Malfoy würde denken sie mag ihn, als dass er erfährt, dass er Opfer einer Wette wurde und ihr seine Rache spüren lassen würde.

Draco war wiedermal einfach nur sprachlos.
Er war es gewohnt angehimmelt zu werden, aber doch nicht von seiner Feindin.
Plötzlich blickten Hermine's Augen direkt in die von Draco.
Wieder schluckte er hart. Er kannte diesen Blick. So sah ihn Pansy an, wenn sie ihm signalisieren wollte, dass sie ihn wollte.
Dass ihn nun Granger so anschaute, konnte er einfach nicht glauben. Das musste ein Spiel sein.
Das konnte einfach nicht ihr Ernst sein.

"Granger..", setzte er an, doch sofort wurde er von ihr unterbrochen: "Ich weiß schon, sag nichts. Dumm von mir. Ich dachte wirklich, wenn ich... aber nein, so einfach ist das nicht. Ich bin zu hässlich, als dass du mich so sehen würdest."
Jatzt war es raus, Hermine hatte alles gegeben.
Wenn er jetzt nicht mit einem Kompliment raus rücken würde, wäre es vorbei. Sie hätte gewonnen, könnte mit dem Theater aufhören und Malfoy würde es nie erfahren.
Er würde sie ja schliesslich selbst abblitzen lassen.

Draco's Herz setzte einen Schlag aus. Ihr intensives Starren hatte sich in einen zerbrechlichen Ausdruck gewandelt.
Meinte sie das wirklich ernst?
Das konnte nicht sein. In keinem Universum würde Hermine Granger Interesse an ihm zeigen. Es musste ein Spiel sein. Es musste einfach.
Doch was sollte er tun? Er wusste nicht, ob sie gerade eine brillante schauspielerische Leistung ablieferte oder ob sie es ernst meinte.
Doch er wollte es wissen.
War es also zu gewagt, sich für den Moment auf ihr Spiel einzulassen, um zu sehen, wie weit sie gehen würde.
Wenn sie es nicht ernst meinte, würde sie es von sich aus abbrechen, oder?

"Du bist nicht hässlich.", sagte er nun ihr in die Augen schauend.

Es vergingen mehrere Momente, in denen Hermine sich nicht rührte. Hatte Draco Malfoy das gerade wirklich zu ihr gesagt?
Gegen ihren Willen begann ihr Herz zu klopfen.
"Was?", war das einzige was sie halbwegs raus bekam.
Wieso spürte sie diese Aufregung im inneren? Das war doch nicht normal.

"Ich finde nicht, dass du hässlich bist.", wiederholte Draco seine Worte, immer noch mit derselben Ernsthaftigkeit in der Stimme.
Hermine's Atmung beschleunigte sich. Sollte Ginny etwa Recht haben? Es hatte keine Woche gedauert, um diese Worte aus Malfoys Mund zu hören.
Das war einfach nicht zu glauben. Er konnte das nicht ernst meinen.
Doch wenn sie es sich genau überlegte, noch hatte er ihr nicht direkt gesagt, dass sie attraktiv war.
Wahrscheinlich hatte er einfach Mitleid mit ihr, da sie so getan hatte als wäre sie verletzlich.
Aber Malfoy und Mitleid? Irgendwie passte das nicht zusammen. Oder?
Hermine überkam plötzlich so ein Gedanke.
Wer weiss, vielleicht ist Malfoy, wenn er alleine ist, garnicht so übel. Vielleicht benahm er sich vor seinen Freunden wie jemand der er in Wirklichkeit nicht war.
Doch egal wie gut sich das anhörte, irgendwie war dieser Gedanke doch ziemlich absurd.

"Heißt das", flüsterte sie schließlich, "du findest mich schön?"
Draco verschlug es die Sprache. Diese Person, die Hermine Granger die letzten Tage gewesen war, war definitiv unheimlich attraktiv gewesen, so ungerne er das auch zugab.
Es war, als wandelte plötzlich eine echte Frau durch die Gänge des Schlosses. Die wieso auch immer, ein Auge nur auf ihn geworfen hatte.
Was war hier los? Die normale Granger war nicht einmal so bemerkenswert. Warum hatte sie plötzlich diese Wirkung auf ihn?

Er beschloss, das Spiel noch einen Schritt weiter mitzuspielen: "Ja, Granger, du siehst gut aus. Insbesondere, wenn du tiefe Einblicke in deinen Ausschnitt gewährst. Hast du zufällig Lust, das zu wiederholen?", grinste er frech und ihm war klar, dass zumindest jetzt etwas passieren sollte.
Doch nichts geschah, Hermine schaute ihn nur enttäuscht an und er konnte sich nicht erklären wieso.
Hermine wurde plötzlich etwas schreckliches bewusst.
Ginny hatte Recht gehabt. Wenn sie sich freizügig kleidete, ihre Haare zurecht machte, Lippenstift auftrug - mit anderen Worten, wenn sie alles Natürliche an sich veränderte und ihr eigentliches Selbst verbarg, konnte selbst ein Draco Malfoy sie attraktiv finden.
Ginny hatte die Wette gewonnen und es war zum Heulen.
Sie konnte sich nicht über Malfoy's Kompliment freuen, weil es in Wahrheit garnicht an sie gerichtet war. Sondern an dieser Puppe die Ginny erschaffen hatte.
Mehr denn jemals fühlte sie sich plötzlich hässlich und beschämt.
Sie wollte nicht für nackte Haut und rote Lippen gemocht werden.
Sofort wurde ihr bewusst, dass sie sich niemals darauf hätte einlassen dürfen, Malfoy auf diesem Weg ein Kompliment abzuringen.
Wenn sie vorher gewusst hätte, wie sehr das jetzt an ihrem Selbstbewusstsein nagen würde und wie sehr es sie verletzen würde, hätte sie es niemals getan.
Doch das konnte sie nicht ahnen.
Wahrscheinlich weil sie sich zu sicher war, dass es nie dazu kommen würde.

Wortlos ließ sie ihren Blick von Malfoy ab und war dabei die Kammer zu verlassen.
Ginny hatte gewonnen, es bestand kein Anlass mehr, weiterhin freundlich zu Malfoy zu sein. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
"Kriege ich eine Antwort?", verlangte Draco der gerade noch weniger als sonst schon verstand was los war.
Er konnte nicht verstehen, warum sich Hermines Gesichtsausdruck so verschlossen hatte, nach dem er ihr ein Kompliment gemacht hatte.
Nicht, dass er sich für ihr Gefühlsleben interessiert hätte, er war einfach nur neugierig, was in ihr vorging. Weil es so widersprüchlich war zu ihrem Verhalten die Tagen über und zu dem was sie vorhin gesagt hatte.

"Lass mich in Ruhe, Malfoy.", kam die patzige Antwort von Hermine und schaffte es somit Draco vollends zu verwirren.
Verärgert verschränkte er die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn: "Jetzt plötzlich wieder der Nachname? Wie war das mit der Distanz?"
Er konnte sehen, dass Hermine mit sich rang, ob sie ihm eine Antwort geben sollte oder nicht, doch zu seiner Enttäuschung blieb sie stumm und ging einfach.
Draco verstand die Welt nicht mehr. Wenn es ein Streich von Potter gewesen wäre, müsste spätestens jetzt irgendjemand auftauchen und ihn auslachen, dass er Granger ein Kompliment gemacht hatte.
Aber nichts der gleichen ist passiert und Granger selbst schien tatsächlich aufrichtig an seiner Meinung über sie interessiert zu sein.
Warum also freute sie sich nicht über sein Kompliment?
Ob sie etwas anderes hören wollte? Aber was?

Genervt fuhr Draco sich durch sein Haar und blieb alleine in der Kammer stehen.
Das beste war, wenn er einfach einen Haken hinter diese merkwürdige Sache setzen würde.
Es war alles zu seltsam und garnicht so sein Fall.
Ausserdem war es einfach falsch, dass er, ein Malfoy, so intensiv über jemanden wie Granger nachdachte.
....
Ziemlich gewagt von ihr, findet ihr auch?
Was denkt ihr, wird es Draco dabei belassen? :)

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