38.Die Entscheidung
„Tötet die Schlange. Nachdem ist es nur noch er selbst", waren Harrys letzte Worte gewesen, bevor er losging, um sich Voldemort auszuliefern.
Diese Tatsache hatte Hermine und Ron innerlich zerrissen.
Ein Teil von ihnen wollte ihn aufhalten, wollte gemeinsam einen anderen Weg finden.
Doch sie wussten, es musste so geschehen, es gab keinen anderen Ausweg.
Als Voldemort mit seiner Armee von Todessern zum Schloss kam und Hagrid den leblosen Körper von Harry in den Armen hielt, wusste Hermine, dass sie ihren besten Freund für immer verloren hatte.
Ginny begann zu kreischen und kurz darauf hysterisch zu weinen.
Auch Hermine war den Tränen nahe.
Doch sie und Ron versuchten stark zu bleiben, sie mussten die Sache beenden, für Harry. Sonst wäre Harrys Tod überflüssig gewesen und das durfte es nicht sein.
„Harry Potter ist tot!", rief Voldemort wieder, worauf die gesamten Todesser und Voldemort selbst in Gelächter ausbrachen.
"Harry Potter ist tot. Und jetzt ist es an der Zeit, die Seiten zu wechseln, oder zu sterben.", Voldemort machte eine einladende Geste. Alle standen unter Schock und keiner rührte sich.
Hermine, deren Blick gerade noch auf Voldemort gerichtet war, schweifte umher und entdeckte ihn plötzlich neben seinen Eltern stehen.
Draco Malfoy.
Er lachte als einziger nicht, seine Miene war eiskalt und ausdruckslos.
Seine eisgrauen Augen wirkten leer und seine blonden Haare hingen ihm durcheinander ins Gesicht. Er war dünner geworden und hatte eine dicke rote Narbe direkt auf der linken Wange.
Bei seinem Anblick hätte Hermine in Tränen ausbrechen können, was hatten sie ihm bloß angetan?
Draco sah Hermine nicht an, er hatte sie noch nicht bemerkt. Doch Hermine musterte ihn weiterhin, sie vergaß alles um sich herum,
als würde die Zeit stehen bleiben.
Sie bekam nicht einmal Nevilles Rede mit, so gefesselt war ihr Blick auf Draco gerichtet.
Und dann, kurze Zeit später, hob auch er denn Kopf und die eisgrauen Augen trafen auf Haselnussbraune.
Jetzt füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie formte mit den Lippen ein: „Ich liebe dich".
Sie wusste zwar nicht ob Draco es verstanden hatte, doch sie konnte erkennen, dass auch seine Augen sich mit Tränen zu füllen begannen. Dabei blinzelte er mehrere Male.
Doch schnell wurde die Aufmerksamkeit der beiden auf etwas anderes gerichtet.
Harry stand da und Flüche schossen hin und her. Hermines Augen weiteten sich und ein Lächeln überkam auf ihre Lippen.
Harry lebte, er war nicht tot.
Ginny, Ron und Hermine warfen sich verwirrte, aber freudige Blicke zu.
Und gleich darauf begann das Chaos, viele begannen zu flüchten, einige
Todesser mit eingeschlossen.
Andere begannen zu Kämpfen und Flüche flogen durcheinander, von jeder Seite, über das Feld.
Auch Ron und Ginny zogen ihre Zauberstäbe und begannen zu helfen.
Hermine tat es ihnen gleich, sie zog ihr Zauberstab und wollte losrennen, aber etwas hielt sie auf.
Der Gedanke an Draco Malfoy.
Sie schaute sich energisch nach ihm um und entdeckte ihn kurze Zeit
später in einer Ecke stehend, während seine Eltern, nur einige Meter
von ihm entfernt, gemeinsam diskutierten.
Es sah fast so aus, als ob Narzissa nicht kämpfen wollte. Als ob sie Lucius zu überzeugen versuchte, zu fliehen.
Hermine schaute sich um und sah, wie alle anderweitig beschäftigt waren. Also nutzte sie die Gelegenheit und ging vorsichtig, mit langsamen Schritten auf Draco zu.
Irgendwo hörte sie noch Rons Stimme, die ihr hinterher schrie.
Doch sie drehte sich nicht mehr um.
Sie lief weiter, ohne nur ein einziges Mal an die Folgen zu denken.
Und dann stand sie vor ihm.
Draco blickte auf sie hinab und für einen Bruchteil einer Sekunde sah sie etwas wie Hoffnung in seinen Augen aufblitzen, gemischt mit viel Angst.
"Hermine", flüsterte er mit heiserer Stimme.
"Draco", erwiderte sie ebenso leise.
Sie hob vorsichtig eine Hand und legte diese sanft auf seine nicht verletzte Wange.
Seine Haut war eiskalt und rau, er selbst sah ziemlich fertig aus.
Hermines Augen füllten sich mit Tränen. "Was...haben sie mit dir
gemacht?", fragte sie mit zittriger Stimme.
"Nichts was man hätte verhindern können", antwortete er, ihr fest in die Augen blickend.
Von nahem sah er noch schlimmer aus, als Hermine schon vorhin bemerkt hatte.
Seine Haut war viel blasser, als sie es eh schon war, er hatte extrem starke Augenringe und seine Augen waren stumpf und leer.
„Du siehst fürchterlich aus", flüsterte sie sanft, auch wenn es anders rüber kam als von ihr gehofft.
Draco runzelte die Stirn, lächelte aber schief. „Du sahst auch schon mal besser aus", gab er das Kompliment zurück und musterte seine Freundin, die ebenfalls ziemlich fertig aussah.
Auch sie musste viel durchmachen, wurde Draco nun deutlich klar.
Sie hatte ihr Strahlen verloren und sie sah gerade nicht glücklich aus.
Nun lief Hermine eine Träne die Wange hinunter. "Ich liebe dich Draco", flüsterte sie ihm zu, ehe eine weitere Träne aus ihren Augenwinkeln tropfte.
Sanft strich Draco ihr die Tränen weg.
"Ich habe dich vermisst", murmelte er schließlich und lehnte seine
Stirn an die ihre. "Ich liebe dich, Hermine."
Jetzt gab es für Hermine kein Halten mehr, sie brach in unkontrolliertes Schluchzen aus und Draco zog sie fest in seine Arme.
Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, legte er ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr tief in ihre verheulte Augen.
"Hermine. Was willst du jetzt tun?", fragte er mit fester stimme.
Doch Hermine antwortete nicht, sie schluckte schwer und sah ihm dabei fest in die Augen.
Also übernahm Draco wieder das Reden: "Hör mir genau zu! Wir gehen jetzt zu den Gewächshäusern und von dort aus hauen wir zusammen ab, in den verbotenen Wald. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wir können fliehen und uns etwas Neues aufbauen", sagte er entschlossen und energisch zugleich.
Hermine ließ sich Dracos Worte gleich durch den Kopf gehen.
Gemeinsam abhauen, für immer mit Draco zusammen zu sein.
Dass war das, was sie immer wollte, ein friedliches Leben mit ihrer großen Liebe zu führen. Keine Angst mehr zu haben.
Sich nicht mehr verstecken zu müssen.
Jetzt war der Zeitpunkt, meinte Draco, jetzt könnten sie es schaffen!
Doch andererseits.....
Hermine schaute sich um, sie sah, wie alle mutig für den Frieden kämpften.
Wie kein einziger Gryffindor sich davor gedrückt hatte.
Wie Harry noch am Leben war und jetzt irgendwo gegen Voldemort kämpfte.
Hermine wischte sich mit dem Handrücken über die tränennassen Wangen und richtete ihr Blick wieder auf ihren Freund.
„Tut mir leid Draco, aber ich werde jetzt nicht fliehen", sagte sie mit eindringlicher Stimme.
Sie würde ihre Freunden nicht im Stich lassen, so sehr sie Draco auch liebte.
Stattdessen würde sie kämpfen.
In Dracos Augen konnte man die Panik erkennen, er hatte nicht mit so einer Antwort gerechnet.
Jetzt war der Moment da, sie konnten sich unbemerkt aus dem Staub machen, so wie viele andere Todesser auch schon geflüchtet waren. Doch Hermine würde nicht mitgehen und er wusste nur allzu gut warum.
Für ihren Mut bewunderte er sie, hasste sie aber dafür zugleich.
Sie befand sich in riesigen Gefahr, keiner wusste, wer hier lebend
raus kommen würde und wer nicht.
Aber sie wollte bleiben und kämpfen, obwohl es ihr das Leben kosten könnte.
Sanft strich Hermine ihm über die Wange und konnte aus dem Augenwinkel her sehen, wie Lucius die beiden entsetzt musterte.
Gerade als sie dabei war, seine Hand von ihm weg zu ziehen, hielt Draco sie fest. „Geh nicht", bat er sie in einem flehenden Tonfall.
Doch ohne ein weiteres Wort, löste sich Hermine, drehte sich um und
lief zurück zu den anderen.
Zu ihren Freunden, die sie in diesem Moment mehr als alles andere brauchten.
Auch wenn es ihr das Herz zerriss, Draco zurück zu lassen, wusste sie, dass es das Richtige war.
.....
Was haltet ihr von Hermines Entscheidung? 🤗🤗🤗🤗
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