35.Schreckliche Wahrheit
Hermine war sehr besorgt um ihren Freund, der in den letzten Tagen ziemlich abwesend gewesen war.
Irgendetwas belastete ihn, doch er wollte nicht darüber reden und Hermine hatte es akzeptiert. Sie wollte ihm kein Druck machen und beließ es dabei.
Doch an diesem Tag war er weder beim Frühstück, noch in der Schule erschienen und als Hermine einige der Slytherins gefragt hatte, wo er sei, meinten diese, sie hätten ihn heute noch nicht gesehen.
Sie hatte wirklich überall nach ihm gesucht. Sogar Blaise hatte ihr geholfen, der übrigens seit neustem ziemlich nett geworden war.
Auch Blaise machte sich langsam Sorgen, da es nicht typisch für Draco war zu verschwinden.
Doch auch gemeinsam wurden sie nicht schlauer, also ging Hermine enttäuscht in ihr Zimmer zurück.
Sie legte sich auf ihr gemütliches Himmelbett und schwebte in Gedanken.
Anfangs war sie einfach nur besorgt, doch jetzt machte sie sich richtige Sorgen um ihn.
Vielleicht war ihm ja etwas zugestoßen?
Entsetzt setzte sich Hermine auf ihrem Bett auf und schüttelte fest den Kopf.
Über so etwas wollte sie gar nicht nachdenken.
Nein, ihm war garantiert nichts zugestoßen, er war irgendwo im Schloss und sie würde ihn finden. Entschlossen stand sie wieder auf und verließ ihr Zimmer.
Zur selben Zeit hatte sich Draco im Raum der Wünsche verkrochen.
Er saß auf dem Boden.
Seinen Rücken hatte er gegen die Mauer gelehnt und sein Kopf ruhte auf seinen Beinen.
Dies war der schlimmste Tag seines Lebens, denn er hatte es tatsächlich geschafft, das Verschwindekabinett zu reparieren.
Etwas worauf er früher sogar stolz gewesen wäre. Früher wäre es für ihn eine Ehre gewesen, dem dunklen Lord zu dienen und dabei zu helfen, dass seine Familie wieder die Gunst des Lords erlangte.
Ja....früher.
Jetzt nicht mehr.
Er war am Boden zerstört und würde am Liebsten fliehen.
Doch heute war es so weit. Er würde die Todesser nach Hogwarts kommen lassen und was dann geschehen würde, das stand noch offen.
Mit zittrigen Beinen stand er vom Boden auf, machte sich auf dem Weg zum Verschwindekabinett und blieb dicht davor stehen. Jetzt bereute er es, sich heute verkrochen zu haben.
Er hätte Hermine nahe sein sollen, wenigstens noch einmal, da er nicht wusste, was nach diesem Tag passieren würde.
Doch stattdessen ging er lieber allen aus dem Weg. Fast so, als ob er den anderen gegenüber ein schlechtes Gewissen hätte, für das, was passieren würde.
Dennoch hätte er dafür sorgen sollen, dass Hermine in Sicherheit sein würde.
Verflucht! Wieso war sie von dem Zug gesprungen, fragte er sich.
Er wollte sie doch nur in Sicherheit wissen!
Sein Herz klopfte wie verrückt.
Er hatte Angst und fühlte sich unsicher.
Doch er wusste, es musste geschehen.
Er wollte es einfach nur noch hinter sich bringen und danach von hier verschwinden.
Wie es ab dann weiter gehen würde, würde man dann sehen.
Doch das erste Ziel war es, mit den Todessern aus Hogwarts zu verschwinden, um Schlimmeres vermeiden zu können.
Er schnappte tief nach Luft und legte vorsichtig die Hand auf die Klinke.
Hermine stattdessen konnte nicht ruhig in ihrem Zimmer bleiben. Die Frage, wo Draco blieb, ließ ihr einfach keine Ruhe.
Also ging sie durch die riesigen Gänge von Hogwarts und hoffte, ihm irgendwann über den Weg zu laufen.
Und genau das geschah dann auch, doch zu ihrem Entsetzen war es anders, als erwartet.
Das Erste, was sie hörte, war die kreischende, nervige Stimme von Bellatrix Lestrange, die gefolgt von drei großen, ihr unbekannten Männer und Draco durch Hogwarts gingen.
Hermine wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, doch sie wusste, es konnte nichts Gutes sein. Also versteckte sie sich rasch hinter einer großen Säule und beugte sich leicht nach vorne. Ihren Blick hatte sie auf ihren Freund gerichtet, den man mit seinen blonden Haaren überall erkennen würde.
Er konnte noch so sehr versuchen, sich hinter den drei Männer zu verstecken.
„Wir müssen uns beeilen, er ist schon auf dem Astronomieturm", kam es freudig von Bellatrix.
Hermine war verwirrt.
Wer war auf dem Astronomieturm?
Was auch immer diese hier vorhatten, es war nichts Gutes, das stand schon mal fest.
Hermine war so durch den Wind, dass sie nicht bemerkte, wie sie neben einem Portrait stehen blieb und dieses sofort wach wurde und laut zu reden begann.
„Verflucht, sei leise!", flüsterte Hermine ihm zu. Doch das Portrait hatte die Aufmerksamkeit der Anderen schon auf sich gezogen. Bellatrix nahm ihren Zauberstab hervor und schaute sich um.
Als Hermine klar wurde, dass sie sie es gehört hatten, versteckte sie sich rasch in einem kleinen, dunklen Gang.
„Draco, sorge dafür, dass dieses hässliche Portrait still bleibt und schau, wer noch da ist. Wir gehen schon mal im voraus", befahl ihm seine Tante und machte sich mit den anderen Dreien auf den Weg nach oben zum Astronomieturm.
Mit erhobenem Zauberstab ging er auf dem Portrait zu und schaute sich panisch um, ob da irgendwo jemand versteckt war.
Als er aber Hermine erblickte, blieb ihm das Herz stehen.
Wieso war sie da?
Und wieso zum Teufel war sie ihnen gefolgt?
Dracos Sorge verwandelte sich gleichzeitig in Wut, worauf er Hermine am Arm packte und weiter durch den kleinen Gang führte.
„Was machst du hier? Du musst verschwinden", sagte er mit einer ziemlich nervösen Stimme.
Würde sie von Bellatrix entdeckt werden, würde das hier ein böses Ende nehmen.
„Ist es dein Ernst?", fragte Hermine und schaffte es sich aus Dracos Griff zu lösen. „Ich sollte dich lieber Fragen was DU hier machst?! Dazu noch mit diesen Leuten!", schoss sie wütend heraus und ballte ihre Hände zu Fäusten, während sie ihn musterte.
Nervös schaute sich Draco um, aus Angst, dass seine Tante bald zurückkommen würde, wenn er sich nicht beeilte zum Astronomieturm zu gelangen.
„Draco...sag mir bitte, was hier los ist", flehte Hermine und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Sie erkannte ihren Freund nicht mehr wieder. In seinem Gesicht war nichts zu erkennen, keine Emotion, was ihr extrem erschreckend vorkam.
Draco sah sie mit einem kalten Blick und fester Miene an. „Du sollst jetzt verschwinden, glaub mir", sagte er entschlossen.
Hermine war den Tränen nahe, doch sie versuchte diese mit ganzer Kraft zurückzuhalten.
„Nicht bevor du mir sagst, was hier los ist", presste sie heraus und blickte ihm unnachgiebig in die Augen.
Wieso war sie so stur, fragte sich Draco.
Wieso wollte sie nicht verstehen, in was für einer Gefahr sie sich hier befand?!
„Bei Merlin, Hermine! Du sollst jetzt verschwinden. Was ist daran so schwer zu verstehen? Vertrau mir doch einfach und gehe", seine Stimme klang wütend und sein blick zornig.
Hermine schüttelte nur entsetzt den Kopf: „Warum sollte ich DIR vertrauen? Offensichtlich hast du so einiges an Geheimnissen vor mir. Und offensichtlich warst du auch nie ehrlich zu mir denn -"
„Was für eine Scheiße!", wurde sie von Draco unterbrochen, der langsam die Geduld verlor.
„Draco?!", ertönte die schrillende Stimme von Bellatrix und Draco erstarrte auf der Stelle.
Schnell drückte er Hermine gegen die Wand und beugte sich zu ihr runter.
„Ich liebe dich! Aber du musst jetzt verschwinden, sonst geht das Ganze hier nicht gut für dich aus."
Dies gesagt, presste er seine Lippen auf die Ihren und zog sie in einen leidenschaftlichen Kuss, den sie anfangs aus Wut nicht erwidern konnte, sie aber dennoch einfach nur schwach werden ließ und sie dazu zwang, sich fallenzulassen.
Viel zu schnell löste er sich von ihr und hinterließ bei Hermine eine unangenehme Leere, während er aus dem Gang wieder hinaus trat. „Da ist niemand, wir können weiter", konnte Hermine ihn mit kalter Stimme zu Bellatrix sagen hören.
Sie lauschte den Schritten, die sich kurz danach immer weiter entfernten.
Hermine stand wie versteinert da, sie konnte es nicht glauben, dass sie ausgerechnet Draco Malfoy so blind vertraut hatte.
Er hatte sie belogen, er war ein Todesser, dies stand schon mal fest.
Wieso hatte er nie mit ihr darüber geredet, wenn er sie doch angeblich so sehr liebte?
Hermine konnte nicht anders, sie verließ vorsichtig den Gang und folgte ihnen zum Astronomieturm.
Sie musste einfach wissen, was Draco vorhatte. Sie konnte nicht einfach so in ihr Zimmer gehen, um friedlich zu schlafen.
Gerade als Hermine die Treppe hoch gehen wollte, von wo sie verschiedene Stimmen gehört hatte, spürte sie, wie ihr jemand eine Hand auf den Mund legte und sie zurückzog.
Panik macht sich in ihr breit und sie versuchte sich krampfhaft zu lösen.
Doch als sie erkannte, wer es war, entspannte sie sich und wurde ruhiger, woraufhin er sie losließ.
„Was tust du -" fragte sie Harry, doch er legte ihr rasch einen Finger auf den Mund, als Zeichen dafür, dass sie still sein sollte.
Stirnrunzelnd schaute Hermine in die selbe Richtung, in die Harry wie gebannt schaute.
Er hatte von dort aus einen erstaunlich perfekten Blick zum Astronomieturm und somit zu all den Leuten, die dort oben waren.
Erschrocken fasste sich Hermine an den Mund.
Wieso stand Dumbledore da oben? Und wieso richtete Draco sein Zauberstab auf ihn?
Hermine konnte genau erkennen, dass dies für Draco nicht leicht war.
Sein verzweifelter Blick verriet es.
Er war nicht böse, das hatte sie in all den Monaten doch gemerkt.
Oder hatte er sie getäuscht?
Hermine hörte einen Mann sagen: „Er hat nicht den Mumm dazu. Genau wie sein Vater."
Hermine runzelte sie Stien, wozu hatte er nicht den Mumm?
Sie war verzweifelt und sie wusste nicht, was sie tun konnte, um ihren Freund aus dieser Situation zu helfen.
Andererseits wollte er ihre Hilfe ja nicht. Er hatte ihr klar gemacht, dass sie verschwinden sollte.
Hermine wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Snape oben bei den anderen auftauchte.
„Lass es", rief er Draco zu, woraufhin dieser verwirrt und zögernd den Zauberstab runter nahm. Ruhe trat ein und keiner sagte auch nur ein Wort.
Bis auf Dumbledore, der Snape fest in Augen schaute: „Severus.....bitte." flehte er.
Doch Snape verzog keine Miene und im selben Moment hieß es nur: „Avada Kedavra."
Hermine umschloss fest Harrys Hand und konnte nur schwer einen Schluchzer unterdrücken.
Harry verkrampfte sich und Hermine fing an, ihren Tränen freien Lauf zu lassen, worauf sie von Harry fest in seine Arme gezogen wurde.
Die Todesser stattdessen begannen freudig herum zu schreien und zu lachen, vor allem Bellatrix Lestreange. Ihr Lachen erklang gackernd über das der anderen.
Langsam und unauffällig folgte Hermine ihnen, obwohl Harry versucht hatte, sie aufzuhalten. Doch sie konnte nicht anders, ihr Freund war bei ihnen.
Sie musste ihnen folgen, auch wenn ihre Tränen immer noch nicht stoppten.
Sie folgte ihnen durch das ganze Schloss.
Sie konnte hören, wie Bellatrix die Teller und Gläser in der großen Halle zu Boden schleuderte und als Hermine vorsichtig durch die Tür sah, entdeckte sie Bellatrix auf den Tischen laufen und lachen.
Kurz darauf fiel ihr Blick zu Draco, der gemeinsam mit Professor Snape und den anderen davon ging.
Die Tränen liefen Hermine einfach so über ihre Wangen. Sie fanden keinen Halt.
Hatte Draco sie überhaupt jemals wirklich geliebt? Oder war sie nur ein Zeitvertreib für ihn gewesen, bevor er hier das ganze Chaos anstellen würde, um daraufhin feige zu verschwinden?
Hermine rannte nach draußen und konnte sehen, wie sich Draco, gemeinsam mit den anderen, immer wie mehr entfernte.
Kurz darauf sah sie, wie Bellatrix freudig umher tanzte und Hagrids Hütte in Flammen setzte. Entsetzt weitete Hermine die Augen.
Was war das nur für ein Mensch?
Diese Frau war abartig krank, dachte sich Hermine und drehte sich nun zu Harry, der auf einmal neben ihr stand.
Wie gebannt ließ sie ihren Blick wieder zu Draco gleiten und es zerriss ihr das Herz zu sehen, wie er mit den anderen weg ging.
Als er nun nicht mehr zu sehen war, begann Hermine mit lautem Schluchzen zu weinen und wurde von Harry fest in die Armen genommen, weil sie sonst zu Boden gefallen wäre.
Draco war weg, er hatte sie verlassen.
Er hatte sich nicht einmal umgedreht, um nach ihr zu sehen.
Hermine war sich sicher, dass dies das letzte Mal gewesen war, dass sie ihn gesehen hatte.
Ja, ihr wurde plötzlich schmerzhaft bewusst, dass sie Draco mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wiedersehen würde.
.....
Jetzt ist er weg :(
Wie soll es jetzt mit den beiden weiter gehen?
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