30.Ich ziehe dich da nicht mit rein
Draco hatte das Gefühl, langsam wahnsinnig zu werden.
Nachdem Hermine verletzt von seinen Worten aus dem Klassenzimmer gestürmt war, hatte er sie nicht mehr gesehen.
Sie war beim Unterricht nicht mehr aufgetaucht, was total untypisch für sie war und beim Mittagessen war sie auch nicht anwesend gewesen.
Wie ein Verrückter hatte Draco an diesem Nachmittag seine Freundin gesucht. In der Bibliothek, oben beim Astronomieturm, in der Nähe des Gryffindorturms, draußen, einfach überall hatte er nach ihr gesucht und er war langsam am Verzweifeln.
Er musste ihr doch erklären, wieso er im Unterricht so reagiert hatte, sie musste erfahren was am Abend zuvor passiert war, mit Pansy und Blaise.
Doch Hermine schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein, genauso wie seine Hoffnung auf Versöhnung.
Deprimiert betrat Draco die Große Halle, wo das Abendessen serviert wurde und ging direkt auf den Tisch der Slytherins zu.
Dort nahm er seinen gewohnten Platz neben Blaise, Crabbe und Goyle ein.
Unauffällig ließ Draco seinen Blick zum Gryffindortisch gleiten und stellte mit Bedauern fest, dass Hermine wieder nicht da war.
Wo war sie, verdammt?, dachte er sich. Ein Schüler konnte hier doch nicht einfach verschwinden.
Außerdem musste sie doch irgendwann mal was Essen, sie konnte sich nicht ewig verkriechen.
Und dabei behielt er recht, denn gleich darauf sah er Hermine mit ernster Miene auf ihren Tisch zu gehen, den Blick fix auf die ihren Platz gerichtet.
Sie kam nicht einmal auf die Idee, zu den Slytherins herüber zuschauen, die bei ihrem Anblick schon darüber am lästern waren, dass Hermine in Draco Malfoy verliebt war.
Draco verdrehte die Augen und warf den anderen einen wütenden Blick zu, die ihr Getratsche daraufhin sofort eingestellt hatten.
Bevor er sich auf sein Essen konzentrierte, sah er noch, wie Hermine neben ihrer Weasleyfreundin Platz nahm und gleich darauf das Wiesel seiner Schwester einen wütenden Blick zuwarf.
Draco war erstmal beruhigt, endlich war Hermine aufgetaucht und er konnte ihr nach dem Wssen alles genau und in Ruhe erklären.
Diesmal würde sie ihm nicht ausweichen können.
Sie musste ihm einfach zuhören.
Harry beobachtete das Ganze und war entsetzt von dem Bild, was sich ihm hier bot.
Sein bester Freund Ron war nur noch schlecht gelaunt, Hermine war ständig traurig und Malfoy, der für den ganzen Mist verantwortlich war, saß an seinem Platz und lachte belustigt mit Zabini.
Seit Ron ihm gesagt hatte, Hermine sei mit Malfoy zusammen belastete Harry die Sache zunehmend.
Anfangs konnte oder wollte er es einfach nicht glauben.
Er dachte, Ron würde es mit seiner Eifersucht entgültig zu weit treiben.
Doch nachdem er Ron so aufgebracht gesehen hatte und dazu noch Ginny gestanden hatte, dass sie ebenfalls Bescheid wusste, musste auch Harry der Wahrheit ins Auge sehen.
Anfangs war er wütend auf Ginny gewesen, die Wochenlang dieses Geheimnis vor ihm hatte und auch auf seine beste Freundin, die ihm offenbar nicht genug vertraute, um sich ihm zu öffnen, sich ihm anvertrauen.
Dass sie es Ron nicht sagen wollte, konnte Harry verstehen.
Aber wieso ihm nicht?
Er vertraute ihr auch alles an, sie waren seit der ersten Klasse die besten Freunden.
Andererseits wusste er, dass er mit ziemlicher Sicherheit nicht positiv darauf reagiert hätte.
Schließlich hatte sich Hermine auf seinen schlimmsten Feind eingelassen.
Wie das geschehen konnte, war für Harry ein unlösbares Rätsel.
Vorallem, da Malfoy sie immer wegen ihrer Blutlinie als wertloses Schlammblut bezeichnet hatte und so viel Wert auf sein reines Blut gab.
Aber wenn sich ausgerechnet Hermine Granger in ihn, einen Malfoy, verliebt hatte, dann musste er irgendeine gute Seite an sich haben, eine Seite die keiner von ihnen kannte.
Schließlich war Hermine weder dumm noch naiv.
Harry führte seine Gabel zum Mund und schaute weiterhin skeptisch du Draco Malfoy.
Es störte ihn, zu sehen, wie er gelassen am Tisch saß, während bei ihnen am Gryffindorstisch die Stimmung mehr als angespannt war.
Ron war wütend auf Hermine, enttäuscht von seiner Schwester, weil sie Hermine und Malfoy gedeckt hatte und er war ständig so lustlos und empfindlich drauf.
Hermine stattdessen hatte sich nach dem ganzen Streit mit Ron von allen distanziert und sich in ihren Büchern verkrochen, während Ginny seitdem einfach nur launisch war.
Das ganze wurde Harry einfach zu viel, also stand er genervt von seinem Platz auf und lief auf den Slytherintisch zu.
Hermine, Ginny und Ron schauten erstaunt auf und blickten gebannt zu Harry und fragten sich, was er wohl vor hatte, so wie es sich wahrscheinlich die meisten in diesem Raum fragten.
Harry verspannte sich als er vor Malfoy stehen blieb und dieser stirnrunzelnd den Kopf hob und den Gryffindorjungen anschaute.
Doch schnell fasste er sich wieder.
„Nach draußen, Malfoy, sofort!", forderte ihn Harry aufgebracht auf.
Ruhe traf in der ganzen Halle ein und die Blicke aller waren auf die beiden fixiert.
Draco lachte spottend, stand daraufhin auf und kam Harry bedrohlich Nahe.
„Nur zu!", sagte er mit fester Stimme.
Hermine war schockiert, was tat Harry denn da? Sie wollten sich doch nicht etwa prügeln?
Das konnte sich Hermine beim besten Willen nicht vorstellen, auch, wenn es offensichtlich danach aussah.
Als die beiden nun mit festen Schritten nach draußen gingen, folgten ihnen alle mit ihren Blicken, doch keiner traute sich, rauszugehen, um das Spektakel zu beobachten.
Draco ballte seine Hand zu einer Faust und war bereit, Harry eine reinzuhauen, falls dieser ihn angreifen würde.
Doch zu seinem Erstaunen atmete Harry tief durch und schaute ihm entspannt in die Augen.
Draco lockerte seine Hand und öffnete die Faust, denn so wie es aussah, wollte sich Potter doch nicht prügeln. Aber was wollte er dann?
„Ron hat mir alles erzählt", schoss nun Harry heraus und Draco hatte sofort verstanden, auf was er hinaus wollte. Hermine.
Sofort verspannte sich Draco innerlich, zu viele wussten schon über diese Beziehung Bescheid.
Langsam hatte er keinen Überblick mehr und es war nur eine Frage der Zeit, bis sein Vater es ebenfalls erfahren und die Sache anfangen würde, richtig gefährlich zu werden.
„Und?", kam es knapp von Draco, der nun Harry fest und bedrohlich in die Augen schaute.
Harry verschränkte unberührt davon die Arme vor der Brust.
„Und ich finde es nicht gut. Außerdem kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass sich Hermine in jemanden wie dich verliebt hat", fuhr dieser ihn an, doch Draco grinste nur dreckig, beim Hören dieser Worte.
„Aber das hat sie. Was willst du jetzt dagegen machen, Potter?" Er zog die Augenbraue nach oben.
„Gar nichts", sagte Harry zu Dracos Erstaunen. „Scheinbar muss Hermine irgendwas in dir gesehen haben, was wir alle nicht sehen können. Sonst hätte sie sich kaum auf dich eingelassen. Auch wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, was sie da gesehen hat", meinte er gegen Ende bitter, was Draco dazu brachte, sauer die Stirn zu runzeln.
Nun war es Harry, der Draco bedrohlich nahe kam und mit fester Stimme sagte:„Aber lass dir eins gesagt sein. Wenn du nicht nett zu Hermine bist, sie verarschst oder schlecht behandelst, dann mache ich dich fertig." Eine Augenbraue ging nach oben und sein Blick war immer noch fest auf Draco fixiert.
Draco war einerseits entsetzt darüber, dass ausgerechnet Potter meinte, ihn fertigmachen zu können, doch anderer Seite musste man ihm seinen Mut anerkennen.
Außerdem war er Hermines bester Freund, also musste Draco wenigstens versuchen, ihm nicht ständig an die Gurgel gehen zu wollen.
„Ich habe nicht vor, ihr wehzutun-", sagte Draco und wurde mitten im Satz von einem weiblichen Aufschrei unterbrochen, der ihm mehr als bekannt vorkam.
„Ihr könnt nicht wissen, was für eine Angst ihr mir eingejagt habt. Ich dachte, ihr wolltet euch prügeln, dabei steht ihr da und redet", sagte Hermine aufgeregt, als sie näher kam.
Sie konnte nicht anders, sie musste ihnen folgen, um zu vermeiden, dass etwas passieren würde.
Nie hätte sie sich denken können, dass sie einfach nur da stehen und zusammen reden würden.
Gemeinsam reden war noch nie Harrys und Dracos Ding gewesen. Wenn dann nur, um sich zu beleidigen.
„Ich musste etwas mit Malfoy klären. Das habe ich nun getan", sagte Harry zufrieden und ging an Hermine vorbei, zurück in die Große Halle.
Hermine hob ihren Blick und traf den von Malfoy, der sie betrübt anschaute.
Entsetzt schüttelte Hermine den Kopf, beim Gedanken an dem, was er im Klassenraum zu ihr gesagt hatte.
Sie war gerade dabei zurück in die Halle zu gehen, als Draco sie fest am Arm packte.
Sie wand sich, doch er war stärker.
„Lass mich los, Draco!", rief sie wütend.
„Nein! Auch wir haben etwas zu klären", unterbrach er sie.
Mit diesen Worten zog er sie die Treppe runter in eines der alten Klassenzimmer. Hermine gab nach.
Seufzend und genervt lehnte sie sich gegen die Wand, während Draco die Tür hinter sich schloss.
Sie hatte gerade sowas von keine Lust auf eine seiner billigen Ausreden.
Draco ging auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen.
„Alles was ich tue, oder was ich sage, darfst du nicht ernst nehmen. Diese Wörter, die ich sage, sind nicht ernstgemeint", sagte er ruhig .
„Wie bitte?", spie Hermine entsetzt aus. „Spinnst du, Draco? Denkst du echt, ich lasse mich von dir, meinem Freund, in der Öffentlichkeit bloßstellen?"
Draco war drauf und dran, etwas zu erwidern, als Hermine die Hand hob, als Zeichen dafür, dass er still sein sollte und redete nun energisch weiter:„Es ist mir egal, was für einen Grund du hattest. Was Parkinson, Zabini, oder wer auch immer was gesagt haben. Wir stecken beide in dieser Beziehung und sollten beide die Verantwortung dafür tragen."
Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust.
Draco konnte verstehen, dass Hermine sauer war und schaute sie deswegen entschuldigend an.
„Ich kann verstehen, dass du es satt hast. Mein Leben ist nunmal ein auf und ab. Du weißt, ich kann es mir nicht erlauben, meinen Vater zu verärgern", wollte er ihr erklären und hoffte auf Verständnis.
Doch anstatt es zu verstehen, seufzte Hermine genervt.
„Draco, das ist dein Leben! Das solltest du deinem Vater endlich mal klarmachen-"
„Du weißt, dass ich das nicht kann!", schnitt ihr Draco das Wort.
„Ja, natürlich. Du kannst es nicht. Aber mich ständig fertig machen kannst du", schrie sie ihn an.
„Hey...", begann nun auch Draco lauter. „Das hier sind Kleinigkeiten, glaub mir, es werden härtere Zeiten auf uns zukommen. Und alles was ich jetzt tue, tue ich nur für dich. Ich weiß nämlich, was auf uns zukommen könnte."
Wie gebannt schaute Draco Hermine an und seine eisgrauen Augen sahen nur noch zorniger aus.
Hermine stattdessen fuhr mit ihrer Wut wieder runter und seufzte.
Draco hatte gesagt, es würden härtere Zeiten auf sie zukommen, was bedeuten musste, er wusste einiges, was Hermine nicht wusste.
Das war nicht fair, dachte sich Hermine, denn schließlich war sie auch daran beteiligt.
„Dann schließ mich nicht aus. Lass mich ein Teil von dieser ganzen Sache sein, von deiner Welt", sagte sie sanft.
Draco weitete perplex die Augen, das konnte doch nicht ihr Ernst sein.
„Nein Hermine. Ich ziehe dich da nicht mit rein", antwortete er entschlossen.
„Wieso nicht?", sagte nun Hermine und legte ihre Hände auf Dracos Wange und schaute ihm dabei fest in die Augen. „Zusammen können wir bestimmt einen Weg finden-"
„Nein Hermine", unterbrach Draco sie laut und nahm ihre Hände von seinen Wangen runter. „Nicht zusammen, sondern ich werde ein Weg finden. Wenn ich dich mit reinziehe, weiß ich nicht, ob ich dich dann noch beschützen kann."
Hermine runzelte die Stirn und verstand nicht, wovor Draco solch eine Angst hatte.
Klar würde Lucius ein Schlammblut in der Familie nicht gutheißen, doch er würde bestimmt nicht so weit gehen, nur wegen der reinen Blutlinie jemanden zu ermorden.
Doch Draco wusste Sachen, die sich Hermine beim besten Willen nicht vorstellen konnte.
Es ging nicht nur um seinen Vater, es waren auch die Todesser im Spiel, der dunkle Lord und die Aufgabe, die er zu erledigen hatte.
Draco könnte Hermine unmöglich da mit reinbringen, dass würde sie nicht überleben.
„Ich darf nicht zulassen, dass dir etwas passiert", sagte er nun sanft und nahm ihre Hand in seine, dabei strich er ihr mit dem Finger über den Handrücken. Doch Hermine zog seine Hand schnell von ihm weg.
„Das entscheidest nicht du. Du kannst mich nicht aus allem ausschließen", antwortete Hermine ernst und verzog dabei das Gesicht.
Draco war mit seinen Nerven am Ende. Sie wollte es einfach nicht verstehen.
„Doch, das entscheide ich. Und ich werde dich ausschließen, so oft es nötig sein wird", konterte Draco aufgebracht und boxte daraufhin vor Wut mit voller Wucht gegen die Wand.
Bei dieser Geste schrak Hermine im ersten Moment auf.
Doch sie war zu wütend über das Ganze, um sich um Dracos nun leicht blutende Hand zu kümmern.
Sie schüttelte nur entschlossen den Kopf. „Nein, das entscheidest nicht du Draco. Selbst wenn du mich beschützen willst, bin ich es, die entscheidet, was ich für wen riskiere."
Nun brannten bei Draco auch die letzten Sicherungen durch.
„Entweder du akzeptierst es Hermine, oder wir können das ganze zwischen uns auch sein lassen", sprach er laut.
Hermine war entsetzt, sie bedeutete ihm also so wenig, dass er sie ohne mit der Wimper zu zucken eiskalt verlassen würde?!
„Gut", sagte Hermine schroff. „Vielleicht suchst du dir jemanden, der besser zu dir passt. Jemand, der reinblütig ist und den du nicht verstecken musst, aus Angst vor dem Zorn deines Vaters." Gegen Ende hin wurde ihre Stimme immer lauter.
„Dass ist nicht das, was ich will", schoss Draco rasch heraus. „Aber ich kann dich nicht in mein Chaos mitreinziehen, auch, wenn du es nicht verstehen möchtest. Und was die Sache hier in Hogwarts angeht, weil deswegen ist dieser Streit überhaupt entstanden, ich konnte doch nicht vor Blaise und Pansy zugeben, das wir zusammen sind."
Hermine verdrehte die Augen.
„Nein, natürlich nicht. Das hättest du nur gekonnt, wenn du wirklich verliebt wärst. Denn wenn man jemanden wirklich liebt, steht man auch zu dieser einen Person, ohne die man nicht Leben kann."
Mit erhobener Augenbraue schaute sie ihn an und zu ihrem Erstaunen, senkte Draco den Blick. „Das ist nicht fair", antwortete er enttäuscht darauf.
Hermine hatte keine Lust mehr, weiter mit ihm zu diskutieren.
Er hatte sie verleugnet, er wollte sie ständig ausschließen, darauf hatte sie nun wirklich keine Lust mehr.
Also richtete sie sich wieder auf und ging in Richtung Tür.
Doch Draco konnte sie jetzt einfach nicht gehen lassen.
„Was erwartest du denn von mir?", sagte er laut und ging ihr hinterher.
Hermine stemmte die Hände an der Hüfte und schaute ihm fest in die Augen, bevor sie ernst antwortete:
„Keine Ahnung, vielleicht will ich einfach nur sehen, wie weit du für mich gehen würdest."
Mit diesen Worten ließ sie einen sprachlosen Draco zurück.
War es jetzt vorbei, bis sie sehen konnte, wie weit er für sie gehen würde? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein, dachte sich Draco.
Was erwartete sie von ihm?
Was sollte er jetzt tun?
.....
Wie findet ihr Hermines Verhalten?
Und was denkt ihr wird Draco jetzt tun?
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