28.Genug ist genug...
Mit einer leichten Bewegung nahm Hermine ihre Haare in die Hand und band sie zu einem Pferdeschwanz. Heute wollte sie es sich einfach nur gemütlich machen.
Es war Wochenende und sie konnte von dem ganzen Schulstress abschalten.
Nicht, dass ihr das zu schaffen machen würde, doch zusammen mit der Aufregung einer heimlichen Beziehung machte es sich dann eben doch spürbar, wie viel sie lernte und wie wenig sie schlief.
Entspannt ging sie in den Gemeinschaftsraum, wo schon Harry und Ginny vor dem Kamin saßen.
„Na, ihr", kam es von Hermine, die sich kurz darauf neben ihnen auf den vielen Kuscheldecken und Kissen niederließ. Sie hatten es sich echt gemütlich hier gemacht. Hermine könnte den ganzen Tag hier rumliegen, sie hatte nicht mal Lust, sich mit Draco zu treffen.
Nicht weil sie nicht bei ihm sein wollte, doch an diesem Tag war sie einfach nur müde und faul.
„Wo ist Ron?", fragte sie neugierig, worauf sich Harry und Ginny einen nicht deutbaren, merkwürdigen Blick zuwarfen.
Hermine runzelte die Stirn. „Was ist los?"
Doch keiner schien ihr eine Antwort darauf geben zu wollen, bis sich nach einiger Zeit endlich Ginny dazu erbarmte.
„Meinem Bruder geht es nicht gut, Mine. Er hat dir vor einigen Wochen ein süßes Liebesgeständnis gemacht, er ist über seinen Schatten gesprungen und du hast einfach nicht darauf reagiert", machte sie ihrer braunhaarigen Freundin klar.
Hermine war gerade ein wenig baff. Ginny wusste doch, dass sie einen Freund hatte, wieso hätte sie dann auf Rons Geständnis reagieren sollen?
Nun begann auch Harry zu reden: „Weißt du, es ist ok, wenn du nichts von Ron willst. Es ist so viel Zeit vergangen und Gefühle kann man nicht erzwingen."
Allerdings, dachte sich Hermine und hörte Harry weiter zu: „Aber du hättest auf ihn zugehen und ihm das sagen sollen. Stattdessen lässt du ihn mit einem 'Ich lasse es mir durch den Kopf gehen' zurück und ignorierst ihn dann einfach."
Autsch, erst jetzt wurde Hermine klar, was sie ihrem besten Freund da eigentlich angetan hatte.
Zwar war es Ron gewesen, der gesagt hatte, sie solle es sich doch wenigstens nochmals überlegen. Doch sie hatte genickt und somit zugestimmt.
Jetzt fühlte sie sich mies, sie hätte wirklich mit Ron reden und die Sache klären müssen, schon allein, um ihre Freundschaft zu bewahren.
Hermine stand von ihrem Platz auf. „Wo kann ich ihn finden?"
Erst wollte Harry nichts sagen, aber nachdem ihn Ginny auffordernd ansah, rückte er mit der Sprache raus. „Er ist oben auf dem Astronomieturm. Er wollte eigentlich alleine sein."
„Gut, danke", sagte Hermine rasch und eilte davon, entschlossen, mit Ron zu reden und ihre Freundschaft zu retten.
Außer Atem kam sie oben beim Astronomieturm an und sah gleich Ron, der sich an das Gitter anlehnte und in die Ferne schaute.
Dabei flogen seine Haare wegen dem Wind wild hin und her, was Hermine zum Lächeln brachte.
Ron sah wirklich nicht schlecht aus, klar war er nicht der hellste, doch das machte ihn irgendwie lustig. Außerdem war er wirklich lieb und dazu noch so verträumt.
Bestimmt würde er später mal ein Mädchen richtig glücklich machen.
Als Ron Schritte bemerkte, drehte er seinen Kopf zur Tür und sah Hermine, die grinsend auf ihm zukam.
„Das sah niedlich aus, ein junger Mann, mit roten Haaren und verträumten Blick der in die ferne schaut. Würde ein schönes Bild abgeben."
„Hermine... Was machst du hier?", fragte Ron, leicht verlegen, und kratzte sich am Hinterkopf.
Auch sie lehnte sich nun gegen das Gitter und schaute zu ihm hoch.
„Ich bin hier, weil ich dir danken wollte."
Ron runzelte die Stirn. „Danke? Wofür?", fragte er verwirrt.
Hermine lächelte ihn an. „Weil du gesagt hast, du seist in mich verliebt, es hat mir wirklich sehr geschmeichelt. Aber-"
„Klar, es gibt ein aber", schnitt Ron ihr das Wort ab und ließ seinen Blick enttäuscht zu Boden gleiten.
Dies machte es Hermine nur noch schwerer, doch sie musste jetzt da durch. „Ron, es tut mir leid das ich dich jetzt verletzen muss, aber ich kann nicht wieder deine Freundin werden."
Ja, das tat es Hermine wirklich, denn sie mochte Ron und hasste den Gedanken, ihn verletzen zu müssen. Doch sie musste aufrichtig zu ihm sein, das hatte er verdient.
Ron hatte das Gefühl, sein Herz würde in tausend Teile zerspringen.
Hermine wollte ihn nicht mehr, er hatte es sich bei ihr verbockt, sie liebte ihn nicht.
Dies zu akzeptieren war grausam für ihn, er konnte doch nicht so tun, als ob nichts wäre und weiterhin einfach nur mit ihr befreundet bleiben.
Er konnte seine Gefühle für dieses Mädchen nicht einfach abschallten.
Doch andererseits, wenn er ihr beweisen wollte, er wäre erwachsen geworden und ihr nein akzeptieren würde, so würde sie es sich im Nachhinein vielleicht anders überlegen.
„Ok, dann werde ich versuchen, nichts weiter von dir zu erwarten, als eine Freundschaft", sagte er entspannt. Fast zu entspannt für Hermines Geschmack, aber dennoch ließ es sie erleichtert aufatmen.
Ihr Mundwinkel bildete ein Lächeln und ihre Augen schauten in die Grünen des vor ihr stehenden Jungen. „Das freut mich zu hören. Denn ich hatte Angst, dich zu verlieren, dich nicht weiter als meinen besten Freund zählen zu können."
Rons Augen weiten sich und er starrte Hermine baff an.
Sie hatte Angst ihn zu verlieren? Hatte sie das gerade wirklich gesagt?
Mit neu gewonnener Hoffnung legte Ron seine Hände auf Hermines Schultern ab und schaute ihr fest in die Augen.
„Ron...", murmelte Hermine verwirrt und schaute stirnrunzelnd zu seiner Hand, die auf ihrer Schulter ruhte.
Doch als Ron seine Augen schloss und sich zu ihr vorbeugte, wurde Hermine bewusst, dass er sie gerade zu küssen versuchte und stieß ihn mit ganzer Kraft von sich weg.
„RON", schrie sie panisch.
Draco, der in der Nähe des Astronomieturms war, hörte die kreischende Stimme eines Mädchens, die er sofort erkannte.
„Hermine?", murmelte er verwirrt vor sich hin, ehe er sich schnell auf den Weg nach oben machte.
Hermine schaute Ron erschrocken an, was war jetzt nur in ihn gefahren?
Sie dachte, sie hätten die Sache gerade eben geklärt.
Er musste irgendetwas falsch interpretiert haben, sonst würde er doch nicht versuchen sie zu küssen.
Und dann dämmerte es ihr:„Du hast mich falsch verstanden, ich hatte Angst, dich als meinen besten Freund zu verlieren. Nicht mehr und nicht weniger", machte sie ihm klar, doch Ron ging entschlossen wieder auf sie zu und packte ihren Arm. „Nein Hermine, hinter deinen Worten steckt viel mehr. Du kannst nicht nur Freundschaft für mich empfinden und das weißt du!"
Draco, der gerade beim Astronomieturm angekommen war, blieb wie paralysiert stehen, als er sah, wie dieses dreckige Wiesel gerade seine Freundin am Arm packte. Die Wut stieg in ihm hoch und er konnte seinen Zorn explodieren spüren. Doch bevor er überhaupt reagieren konnte, hörte er Hermine Ron antworten:„Du irrst dich, glaub mir." Sie versuchte sich aus dem griff von Ron zu Lösen, doch vergebens.
Draco kämpfte mit dem Drang, da rauszugehen, Ron von ihr wegzustoßen und ihm so richtig eine zu verpassen.
Doch wie würde das denn aussehen? Dann würde alles auffliegen.
Was sollte er nur machen?
Mit einer schnellen Bewegung legte Ron seine freie Hand um Hermines Hüfte, drückte sie an sich und legte seine Lippen auf ihre.
Draco weitete zornig die Augen....dieser Mistkerl küsste gerade seine Freundin?!
Jetzt war es um Draco geschehen, jetzt war ihm alles egal und er explodierte förmlich vor Wut.
Als wäre eine Bestie in ihm zum Vorschein gekommen rannte er auf die beiden zu, zog Ron von Hermine weg, der nicht wusste, wie ihm geschah und schubste ihn so fest, dass er einige Schritte nach hinten wankte, wobei er fast zu Boden gefallen wäre.
Dann baute sich Draco direkt vor Hermine auf, die ihren wütenden Freund panisch anschaute.
„Wehe, du fasst sie noch einmal an, Weasley. Sie ist meine Freundin!", schrie Draco ihn entgegen, schloß seine Hand zu einer Faust und wollte am liebsten wieder auf ihn losgehen, hätte Hermine ihn nicht am Arm fest gehalten.
„Lass deine Finger von ihr", schrie er weiter und Hermine verstärkte den Griff um Dracos Arm. „Draco, beruhige dich!", sagte Hermine energisch, sie sollten sich auf keinen Fall prügeln, dachte sie ängstlich.
Ron fasste sich wieder und konnte nicht glauben, was da passiert war.
Malfoy stürmte auf die beiden zu, ging auf ihn los und behauptete der Freund von Hermine zu sein?!
In jeder anderen Gelegenheit würde er es für einen schlechten Witz halten.
In welchem Universum würden sich Hermine Granger und Draco Malfoy so gut leiden können, um ein Paar zu werden?
Doch jetzt, wo er sah, dass Hermine nichts dagegen sagte, sondern ihn am Arm zurückhielt und ihm sogar beim Vornamen nannte, wurde ihm klar, dass Malfoy die Wahrheit gesagt hatte. Hermine hatte sich mit dem Feind eingelassen.
Voller Abscheu musterte er sie von oben nach unten.
„Du bist so widerlich."
Mit diesen Worten verließ er den Astronomieturm.
Hermine war schockiert.
„Draco, was sollte das?", schnauzte sie ihn an, was Draco gleich noch wütender werden ließ.
„Was das sollte? Hätte ich zulassen sollen, dass er dich einfach so küsst? Keiner macht sich an das Mädchen eines Malfoys ran!", machte er ihr ernst klar.
Hermine konnte nicht anders als sich an die Stirn zu fassen und den Kopf zu schütteln. „Draco, so süß deine Eifersucht auch sein mag, diesmal hast du es wirklich übertrieben. Du hast gerade unser Geheimnis verraten und wenn ich jetzt Ron nicht hinterher gehe, um dies zu klären, wird bald ganz Hogwarts Bescheid wissen und kurz darauf dein Vater. Also warte jetzt hier und verhalte dich ruhig!", sagte sie ernst und ging dann Ron hinterher.
Verflucht, sie hatte Recht, dämmerte es Draco ein.
Wegen seiner Eifersucht hatte er sie vor Weasley ‚seine Freundin' genannt und somit würde jetzt alles auffliegen.
Wenn der dunkle Lord etwas davon erfahren würe, würde das ganze nicht gut ausgehen.
Dazu kam noch seine gestörte Tante Bellatrix, die ihm manchmal sogar schlimmer als sein Vater vorkam, was wohl einiges zu sagen hatte.
Jetzt war die Bombe geplatzt und er konnte nur hoffen das Hermine das Wiesel zum Schweigen bringen könnte.
„Ron! Ron warte", rief ihm Hermine hinterher, als sie ihn endlich eingeholt hatte. Genervt drehte sich Ron zu ihr um. „Dein ernst Hermine? Du und das Frettchen?"
„Ron, ich weiß, es hört sich absurd an, selbst für mich. Aber ich bin wirklich glücklich, bitte versuch es zu akzeptieren." Ihre Stimme klang wirklich verzweifelt, sie wusste nicht, was sie sagen sollte, damit er sich beruhigen würde.
Doch er wollte sich nicht beruhigen. „Du bist echt so blöd, was? Der verarscht dich doch nur. Wer weiß was für einen kranker Plan der im Schilde führt." Gegen Schluss wurde seine Stimme lauter, er schrie fast.
„Bitte Ron, lass es gut sein", flehte sie ihn an und konnte regelrecht Rons Anspannung fühlen.
Entsetzt schüttelte Ron den Kopf. „Kann ich nicht. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich weiterhin mit der Freundin eines Todesser befreundet sein kann."
Autsch, dies war für Hermine wie ein Schlag ins Gesicht.
Und wieso dachten alle, er sei ein Todesser? Er war nicht wie sein Vater!
Draco war gut und lieb und sie vertraute ihm.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schrie:„Ich kann doch nichts dafür, dass ich mich in Draco verliebt habe, verdammt!"
Genau in diesem Moment bog Pansy Parkinson um die Ecke und hatte Hermines letzten Satz gehört.
Mit geweiteten Augen versteckte sie sich, um die beiden zu beobachten.
Hatte Granger das gerade wirklich gesagt? Sie hatte sich in Draco Malfoy verliebt?
Pansy wusste nicht, ob sie wütend werden sollte, weil Draco in ihren Augen ihr gehörte, oder ob sie amüsiert lachen sollte, weil dieses Schlammblut nie eine Chance bei ihm haben würde.
Auf jeden Fall beschloss sie, mal weiter zu hören, was die zwei Gryffindoridioten noch alles von sich gaben.
Doch zu ihrem Pech war diese interessante Diskussion auch zu schnell wieder vorbei.
Ron schrie zum Abschluss:„Du kannst nie etwas dafür. Die Sachen passieren einfach, was?"
Mit diesen Worten ließ er Hermine stehen und ging die Treppe runter.
Hermine ging weinend nach oben in Richtung Astronomieturm, während Pansy aufgeregt nach unten zum Kerker eilte.
Draco und Blaise würden ihr nie glauben was sie gerade gehört hatte.
Sie war schon sowas von auf ihre Gesichter gespannt wenn sie ihnen erzählen würde, das Schlammblut Granger in Draco verliebt war.
Draco, der auf dem Boden saß und verzweifelt ins Nichts starrte, stand gleich auf, als Hermine auf ihn zurannte. Er öffnete seine Arme und sie ließ sich gleich darin fallen und von ihm fest drücken.
„Ron hasst mich und lässt nicht mit sich reden. Morgen werden es bestimmt alle erfahren", sagte sie schluchzend und vergrub ihr weinendes Gesicht in seiner Brust.
Draco fuhr ihr sanft mit der Hand über den Kopf. „Alles wird gut. Wir werden es einfach leugnen. Wie groß stehen die Chancen, dass jemand Weasley glaubt? Für alle sind wir erklärte Feinde, keiner würde glauben, dass wir zusammen sind", versuchte Draco sie zu beruhigen.
Klar hatte Draco Recht, dass wusste Hermine. Keiner würde Ron glauben, außer vielleicht Harry, aber das reichte ihr schon.
Außerdem, wenn es darauf ankommen würde, wie könnte sie Ron vor der ganzen Schule als Lügner darstellen?
Dass würde ihn gleich wieder zerbrechen lassen.
Sie schlang fest ihre Arme um Draco und versuchte, den morgigen Tag zu verdrängen.
......
Uiii jetzt ist die Bombe geplatz.
Was denkt ihr wird Ron tun? Und dazu noch Pansy?
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