11.Gefühle sind für die Schwachen
Müde stand Draco unter der kalten Dusche, die die einzige Quelle war, um ihm wieder munter werden zu lassen.
Er hatte die ganze Nacht wach in seinem Bett gelegen. Er war viel zu zu verwirrt gewesen, um schlafen zu können.
Sein Kopf war voller Gedanken, die ihn nicht loslassen wollten.
Draco hatte sein ganzes Leben ohne Emotionen verbracht, und er kam damit klar.
Ihm gefielen zwar immer wieder mal einige Mädchen, die ihn umgarnten, aber er hatte nie Gefühle für eine von ihnen entwickelt und sich erst recht nicht verliebt.
Was seine Familie betraf, von ihnen hatte er nie zu spüren bekommen, was Liebe war.
Die einzige Person, die ihm ein wenig Zuneigung entgegen brachte, war seine Mutter.
Ja, er mochte seine Mutter, natürlich.
Aber sie lieben?
Wer dachte schon über Liebe nach?
Ihm war von klein auf eingetrichtert worden, dass es keine Liebe gab.
Nachdenklich kam Draco aus der Dusche, trocknete sich ab und begann, sich anzuziehen.
Seine Gedanken schwelgten wieder zu der Liebe.
Sein Vater hatte immer gesagt, Liebe wäre etwas für die schwachen.
Draco war stolz gewesen, ohne Gefühle leben zu können.
Und doch wusste er, jetzt wo er diese kurze Zeit mit Granger verbracht hatte, dass er nicht ohne jegliche Emotionen war.
Es war doch lächerlich. Zu viele Mädchen versuchten seine Aufmerksamkeit zu bekommen und hatten es nie geschafft, wieso schaffte es Granger in nur so kurzer Zeit?
Lag es vielleicht daran, dass er es ausgerechnet von ihr nie erwartet hätte?
Sie hatte doch nur kleine Tricks angewendet, nichts spezielles, und sie hatte nur wenige Male mit ihm geredet.
Doch die Art, wie sie ihn angeschaut hatte, war so ehrlich, so echt.
Er schämte sich, das zuzugeben, er hatte dabei etwas gefühlt.
Doch Gefühle waren ein Zeichen von Schwäche, für leichtsinnige und törichte Menschen.
Malfoys fühlten nicht. Malfoys waren stolz darauf, sie waren nicht loyal und sentimental, noch waren sie so nobel und empfindlich.
Dies war das, was sein Vater ihm gelehrt hatte, und dies war das, was er, während er heranwuchs, glaubte. 'Niemand auf der Welt war es wert, dass man schwach für ihn wurde', hatte Lucius gesagt und Draco hatte es akzeptiert, weil er sonst anders nicht wusste.
Sein Vater hatte nie irgendjemanden geliebt; er hatte Narcissa nie geliebt und er hatte auch Draco niemals geliebt.
Obwohl sich seine Mutter sich irgendwann zu sagen traute, dass das, was Lucius für Draco empfindet der Liebe schon am nächsten kam.
Als Draco wenig später nun angezogen und fertig, um zum Früstück zu gehen, war, sah er sich nochmal im Spiegel an. Seine Haare gefielen ihm immer noch nicht.
Das Gel nervte ihn, und er fuhr sich schnell wieder mit seinen Händen durch die Haare.
Unordentlich hingen ihm die losen Strähnen ins Gesicht. Schon viel besser!
Er zog eine Augenbraue hoch und betrachtete sich wieder im Spiegel.
"Du bist ein Malfoy!", sagte er zu sich selbst. "Und wie einer wirst du dich weiterhin verhalten."
'Du solltest niemals erlauben, dass Gefühle dich übernehmen', hatte Lucius gesagt, und Draco hatte dem zugestimmt und mit diesem Gedanken gelebt.
So sollte es auch weiterhin bleiben.
Auf dem Weg zum Speisesaal wusste er, dass er spät dran war, doch er dachte nicht mal daran, sich zu beeilen.
Ein Malfoy kommt elegant zu spät, damit ihm alle Aufmerksamkeit giltt.
Er erreichte nun die große Halle und gefühlt alle Augen ruhten auf ihm.
Doch anstatt es peinlich zu finden, genoss Draco die Aufmerksamkeit, wie so oft auch, und nahm seinen Platz ein.
Hermine saß wie immer zusammen mit Ron, Harry, Ginny und Neville am Gryffindortisch und sie aßen zusammen.
Obwohl sie es nicht wollte, hatte sie von ihrem Platz aus ganz gut den Tisch der Slytherins im Blick, was Hermine wiederum gleich den Appetit verdorb.
Draco saß zusammen mit seinem besten Freund Blaise Zabini am Tisch, umzingelt von dutzenden Mädchen.
Wie immer klammerte sich Pansy Parkinson mehr als alle anderen an Draco und versuchte ihm schöne Augen zu machen.
Draco ließ das natürlich auch nicht anbrennen, er lächelte ihr zu und wickelte sie mit seinem Charme mit Leichtigkeit um den Finger.
Hermines Begeisterung hielt sich in Grenzen, sie wusste, dass sie von ihm nichts zu erwarten hatte. Sie hatten gestern Nacht eine sehr deutliche Unterhaltung geführt.
Dennoch war sie nicht gerade begeistert, von ihm und der Parkinson.
Jeder an der ganzen Schule wusste, dass Draco Malfoy einer der begehrtesten Schüler war, und ganz besonders Pansy Parkinson es auf ihn abgesehen hatte.
Draco wusste dies auch.
Sie war schon seit dem ersten Jahr an ihm interessiert, und es schien sich immernoch nichts an ihrer Leidenschaft geändert zu haben. Obwohl Draco ziemlich offensichtlich keinen ernsthaften Gefallen an ihr hatte, sondern nur ab und zu mit ihr spielte, sagte er nicht Nein, so umgarnt zu werden.
Hermine beobachtete dieses Spektakel eine ganze Weile, doch irgendwann wurde es ihr dann zu blöd.
"So ein Idiot! Und die ganze Zeit ignoriert er mich. Ich könnte ihn umbringen", schimpfte sie leise vor sich hin. Natürlich hatten sie gestern alles geklärt, aber dass er sie nicht einmal eines Blickes würdigte, das war ihr schon etwas zu viel.
Ginny, die beobachtet hatte, wie Hermine ihren Blick nicht von Malfoy und Parkinson nehmen konnte, schaute sie nun verwundert an. "Hermine, alles gut bei dir? Malfoy ist immer so, was hast du erwartet?", fragte sie neugierig.
"Ach keine Ahnung. Ich weiß auch nicht...", murmelte Hermine, während sie lustlos in ihrem Essen herumstocherte.
Verwirrt starrte Ginny ihre ziemlich verstört wirkende Freundin an. "Hast du Fieber?", fragte sie besorgt, woraufhin Hermine genervt die Augen verdrehte.
Sie wollte gerade den Mund aufmachen, um etwas zu erwidern, als sie unterbrochen wurde.
"Ruhe! Ich bitte um eure Aufmerksamkeit", ertönte nun Professor Dumbledores Stimme durch den ganzen Speisesaal, was Hermine genau recht kam. Sie hätte sich vor Ginny mit ihrer Antwort wahrscheinlich ziemlich zum Affen getan.
Schweigen trat im ganzen Speisesaal ein, und der Direktor hatte ihre ganze Aufmerksamkeit.
"Wir haben entschieden, dass wir zur Abwechslung heute mal alle zusammen einen Ausflug machen. Und zwar ins Warme, an einen See."
Begeisterung war im ganzen Saal zu hören, bis auf einige Ausnahmen an Slytherintisch, die eher genervt von der Aussicht waren, Baden zu gehen.
Ginny klatschte sogar vor Freude in die Hände. "Endlich wieder ein wenig Sonne. Diese Kälte ist ja kaum ertragbar."
Ginnys Begeisterung war ziemlich ansteckend und brachte Hermine zum Grinsen.
Tatsächlich wäre es schön, wieder warme Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren.
Und Baden war etwas, was Hermine sowieso gerne machte.
Sie war gespannt, wo die Lehrer sie hinbringen würden und wie schön der See wohl sei.
Ausserdem wäre das eine süße Ablenkung von ihren dämlichen Gedanken um einen bestimmten Slytherin.
Die Strecke bis zum See war weit, aber als sie endlich da waren, hatte sich der ganze Weg gelohnt.
Nachdem sich Hermine und Ginny umgezogen hatten, liefen sie zu den Jungs.
An einer Ecke, nah am Ufer, saßen bereits Neville, Ron, Harry, Dean und Seamus.
"Na Jungs", begrüßte Ginny die fünf und ließ sich auf ein Handtuch neben Harry fallen.
Hermine, die noch immer ihr Badetuch um ihren Körper geschlungen hatte, setzte sich neben Ginny und kramte ein Buch aus ihrer Strandtasche.
So richtig konnte sie sich aber nicht darauf konzentrieren, denn ein paar Slytherins saßen ganz in der Nähe und Draco zog gerade sein T-Shirt aus. Schnell wandte sie ihren Blick ab, aber er hatte sie gesehen.
Denn für nur einen kurzen Augenblick hatten sich ihre Blicke gekreuzt.
Gelassen schlenderte Malfoy, zusammen mit einigen anderen Jungen, auf das Wasser zu und sprang in den See.
Hermine stattdessen schaffte es, sich endlich auf ihr Buch zu konzentrieren und Malfoy aus ihrem Kopf zu verbannen.
Zumindest, bis sie jemanden laut rufen hörte:"Wer von euch Gryffindorpfeifen hat Lust, eine Wasserschlacht zu machen?!"
Blaise Zabini stand mit verschränkten Armen am Ufer und blickte sie herausfordernd an.
Hermine machte jedoch keine Anstalten, sich auf die Sache ein zu lassen. Doch kaum hatte Zabini das gesagt, standen Harry, Ron und Ginny auch schon auf und eilten zum See.
Hermine seufzte. Sie würde ganz bestimmt nicht mitmachen.
Kurze Zeit später hingegen rannten auch Neville, Dean und Seamus begeistert zum Wasser.
Mit offenem Mund starrte Hermine ihre Freunde an.
Dass sie auf Zabinis Amgebot anspringen würden, hatte sie nicht erwartet.
"Komm schon Mine, dass wird lustig", forderte sie Ginny auf und winkte wie wild mit den Armen.
Hermine schüttelte den Kopf und widmete sich wieder ihrem Buch, konnte aber aus dem Augenwinkel sehen, wie die anderen alle schreiend ins Wasser rannten und sich gegenseitig nass spritzten.
Vorallem die Slytherins machten die Gryffindors voller Freude alle eifrig nass.
Hermine konnte nicht anders als zu grinsen, wusste aber, dass diese Wasserschlacht bestimmt nichts für sie wäre.
Vertieft in ihr Buch, schreckte sie auf, als es ihr jemand direkt aus der Hand riss.
"Heeeey!", schrie sie empört und schaute hoch. Ein Fehler. Sie blickte geradewegs in zwei wunderschöne, eisblaue Augen.
"Musst du eigentlich immer lesen, Granger? Du solltest mal wirklich anfangen, Spaß zu haben", sagte Draco und zog die Augenbrauen hoch.
"Gib her, Arschloch", prustete Hermine.
Sie schaute zu ihren Freunde, aber keiner schien bemerkt zu haben, dass Draco sie gerade nervte.
Sie waren zu sehr mit dem sich gegenseitig nassspritzen beschäftigt.
Draco streckte seinen Arm in die Höhe und hielt das Buch hoch in die Luft. "Komm und hol es dir, Bücherwurm!", forderte er sie frech grinsend auf.
Wutentbrannt stand Hermine nun von ihrem gemütlichen Platz auf, ohne zu bedenken, dass ihr Handtuch dabei fallen würde und sie nun im Bikini vor Draco Malfoy stand.
Er senkte seinen Blick nach unten und musterte Hermine grinsend. Was dazu führte, dass ihr die Röte ins Gesicht schoss.
Doch schnell ließ Draco seinen Blick von Hermines Körper zurück zu ihren Augen wandern und lachte arrogant.
"Gib her", schrie Hermine, während sie hüpfend versuchte, ihr Buch zurück zu holen.
Vergebens, Draco war um einiges größer als sie.
Doch plötzlich ließ er das Buch auf den Boden fallen, packte Hermine um die Hüfte und warf sie über seine Schulter. Sie quiekte überrascht auf. "Es wird Zeit, baden zu gehen", sagte Draco frech.
Hermine klopfte wütend und ängstlich zugleich auf seine Schulter.
"Lass mich runter, du Frettchen!", schrie sie und konnte nicht verstehen, wieso keiner ihrer Freunde sah, was hier vor sich ging und einschritt.
Panisch trommelte Hermine mit ihren Fäusten auf seinen Arm ein.
Draco hingegen ging unbeeindruckt weiter.
Als er nun kniehoch im Wasser stand, lockerte er seinen Griff, sodass Hermine etwas nach unten sank und
ihre Beine um seinen nackten Oberkörper schlingen musste, um nicht abzurutschen.
Sie spürte seine Bauchmuskeln an ihren Beinen, so wie auch er ihre nackte Haut an seiner spürte, und es gefiehl ihm.
Sie klammerte sich um Dracos Nacken, damit sie nicht ins Wasser fiel und konnte ihm jetzt direkt in die Augen schauen.
Diese Bewegungen waren so hektisch, dass sich dabei ihre Nasenspitzen berührten. Und wenn es Hermine nicht besser wüsste, würde sie denken, dass Draco versuchte, sie zu küssen.
Langsam beugte er sich zu ihr rüber.
Doch im selben Moment, als ihre Gesichter so nahe beieinander waren, traf Hermine ein Schwall Wasser mitten ins Gesicht.
Erschrocken ließ Draco sie los und Hermine fiel ins Wasser.
"Was tust du da!", schrie ein Junge aus dem ersten Jahrgang seinen Freund an, der für die Wasserspritzer verantwortlich war. "Siehst du nicht, dass sie gerade kurz davor waren, sich zu küssen", schimpfte ein anderer Junge, und zum ersten Mal stieg Draco die Röte ins Gesicht.
"Haltet die Klappe-" schrie er die Jüngeren an. "Ich wollte sie nur unter Wasser drücken, mehr nicht!"
Die Kinder bemerkten schnell, dass Draco wütend geworden war, und sie waren schlau genug, ohne ein weiteres Wort zu gehen.
Draco drehte sich um, doch Hermine war nicht mehr im Wasser.
Er ließ seinen Blick weiter gleiten, und sah nun, wie sie sich ihr Badetuch um den Körper wickelte, ihre Tasche nahm und wegging.
....
Wie hat euch das Kapitel gefallen? Und die Reise in Dracos Gedanken?
Denkt ihr sie hätten sich geküsst?😁LG
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