1.Die Wette

"Ehrlich, Hermine, ich verstehe nicht, wieso du dein Haar nicht immer so zurecht machst wie zum Ball letztes Jahr!"

Unzufrieden blickte Ginny auf das krause Haar ihrer Freundin. Es war ja nicht einmal so, dass Hermines Haar hässlich wär. Ganz im Gegenteil, sie hatte dicke, volle Locken, um die sie andere Mädchen beneidet hätten.
Nur sahen sie einfach immer trocken aus und dadurch entstand der Eindruck, als wäre es ein nicht zu zähmendes Vogelnest, was Hermine auf ihrem Kopf trug.

"Ich sagte doch bereits...", kam die genervte Antwort. "...dass mich das viel zu viel Zeit kostet! Ich habe keine Lust jeden Morgen stundenlang im Bad stehen zu müssen, nur damit meine Haare schön aussehen! Wozu?"
Ungläubig schüttelte Ginny den Kopf. "Hast du die Blicke damals nicht bemerkt? So ziemlich jeder Junge in Hogwarts hat dich angestarrt, als du an Krums Seite den Saal betreten hast. Hat sich das nicht toll angefühlt?"
Hermine errötete leicht. "Aber das war doch nur, weil keiner sich vorstellen konnte, dass Krum sich für ... für ein unscheinbares Mädchen wie mich entscheiden würde. Selbst Ron und Harry sind nicht auf die Idee gekommen, dass ich ein Mädchen bin.", seufzte Hermine genervt.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass auch nur ein einziger Junge sie hübsch fand.
Sie war stark davon überzeugt, dass es eher erstaunen war. Erstaunen darüber, dass sie mit Krum dort war.
Aber garantiert nicht wegen ihrer Schönheit.

Wütend schlug Ginny die Beine unter und setzte sich auf das Sofa neben Hermine aufrecht hin. "Weil die beiden manchmal echt langsam sind! Und glaub mir, die haben nicht alle gestarrt weil du mit Krum da warst. Die haben gestarrt, weil du verdammt noch mal wahnsinnig gut ausgesehen hast. Ich kenne diese Blicke. Selbst ein paar aus Slytherin haben große Augen gemacht und das will was heißen!"
Als Hermine hörte, dass scheinbar sogar einige aus Slytherin grosse Augen gemacht haben, konnte sie sich ein lautes Lachen nicht verkneifen.
Das klang nicht nur verdammt unwahrscheinlich, sondern auch total absurd.
Doch schnell kriegte sie sich wieder ein und wurde wieder ernst.
"Wie ich schon sagte...", knurrte Hermine verunsichert, während sie eines der Sofakissen ergriff und es fest umklammerte. "...die waren nur entsetzt, dass ihr ungarisches Idol sich mit ... mit jemandem wie mir abgibt."
Ginny rollte mit den Augen und konnte nicht glauben, dass ein Mensch auf Erden so stur sein konnte.

Als Hermine nun aufstand um nach draussen zu laufen, tat es ihr Ginny gleich.
Doch die Unterhaltung war für Ginny noch lange nicht zu Ende. "Schön, ich sag dir mal was, obwohl ich es nicht tun wollte. Ich war an dem Abend zufällig in der Nähe von Malfoy. Und ich habe ganz deutlich gehört, wie er zu seinem Freund, du weißt schon, dieser ziemlich große Kerl... jedenfalls hat er zu dem etwas in die Richtung geflüstert, an welchen Teufel du wohl deine Seele verkauft hast, damit du so gut aussehen kannst. Was sagst du dazu?"
Hermine weitete wieder einmal die Augen.
Sie konnte nicht fassen was Ginny heute alles von sich gab.
Aber noch weniger konnte sie an das glauben was sie gerade gehört hatte.
Doch anstatt sich über Malfoy's Worte zu freuen, wie manch anderer es getan hätte, fand sie diese Bemerkung eher beleidigend.
Ein trockenes Lachen erklang aus ihrem Mund. "Das ist ja wohl kaum ein Kompliment, Ginny!"
"Natürlich ist es das!", erwiderte diese aufgebracht. "Merlin, was willst du denn noch hören? Sogar Malfoy fand dich an dem Abend gutaussehend!"
Diesmal klang es für Hermine nicht nur absurd, sondern vor allem ziemlich lächerlich und weit her geholt.
Ausgerechnet ihr grösster Feind soll sie an dem Abend gutaussehend gefunden haben?
Sowas würde nie im Leben passieren. Malfoy hasste sie schon seit dem ersten Tag hier in Hogwarts.
Immer wenn er die Gelegenheit dazu hatte, machte er sie und ihre Freunde zu nichte und hatte dazu noch ziemlich viel Spaß daran.
Ausserdem verabscheute er muggelstämmige, so wie viele andere reinblütige Zauberer.
Nein, Hermine gegenüber würde er nie ein Kompliment über die Lippen bringen. Davon war sie mehr als überzeugt.

"Und was ist dein Punkt?", fragte nun Hermine, um zu verstehen vorauf Ginny hinaus wollte.
"Mein Punkt ist...", gab Ginny aufgeregt zurück, ehe sie die Umgebung kurz auf etwaige Zuhörer absuchte und dann ihre Stimme senkte. "...dass du ein Blickfang sein kannst, wenn du nur willst. Wenn du dir Mühe gibst, findet sogar ein Malfoy dich attraktiv, obwohl er der letzte Mann auf Erden wäre, der dich attraktiv finden würde!"

Hermine konnte nicht anders als mit den Augen zu rollen.
Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso Ginny sich so sicher darüber war und vor allem so dickköpfig.
Ginny wusste genau, dass Hermine und Malfoy Feinde sind.
Und dies nicht seit gestern, sondern seit Jahren.
"Du verdrehst die Worte im Mund.", kam es spöttisch von Hermine. "Er würde niemals sagen, dass ich gut aussehe. Niemals."
"Er hat es schon!", schoss Ginny sofort zurück und erhob die Augenbraue. "Er hat es schon mal gesagt und er würde es wieder tun, darauf wette ich!"

Während sie um die Ecke bogen, liefen Hermine und ein Slytherin Typ auf einander zu.
Zu hören war nur noch ein lauter Knall.
"Auaaa.", kam es von Hermine die nicht wusste wie ihr geschieht.
Als sie ihren Blick hob, sah sie Vincent.
Schnell sah Hermine, dass auch Malfoy da war, der sie herablassend ansah.
"Kannst du nicht aufpassen, du muggelstämmige Hexe.", fuhr Vincent sie böse an.
Als Malfoy das hörte, konnte er sich vor Lachen kaum noch halten.
"Lass und gehen.", sagte Malfoy noch lachend.
Dann wendete er seinen Blick zu Hermine und Ginny. "Nächstes mal Augen auf machen, wenn die richtigen Zauberer an euch vorbei gehen." Seine Stimme klang arrogant und Malfoy war sich dessen auch bewusst. Doch das war gut für ihn, er wahr stolz auf seine Art.
Mit einem spöttischen Gelächter, ging die Slytherin Gruppe ihren Weg weiter, ohne noch etwas zu Hermine und Ginny zu sagen.
Für Hermine war das eine klare Bestätigung darüber, was sie eh schon dachte.
"Die Wette würdest du verlieren!", sagte Hermine ernst. "Du hast es eben selber mit bekommen."
Sie mochte ihre Frauengespräche mit Ginny, die sie so häufig gemeinsam  führten, doch heute war ihre jüngere Freundin einfach nur albern.

"Willst du wetten?", fragte Ginny immernoch überzeugt.
Überrascht schaute Hermine sie an. "Was?"
Sie konnte einfach nicht verstehen wieso Ginny glaubte sie hätte recht.
Sie war da, sie hatte es mit eigenen Augen gesehen, wie Malfoy und die Slytherin Jungs gerade zu ihr waren.
Trotzdem glaubte sie, dass ausgerechnet Malfoy, nicht irgend ein Junge, ausgerechnet Malfoy sie mögen konnte.

"Willst du wetten?", wiederholte Ginny voller Ernst und starrte Hermine eindringlich an.
"Wetten, ob ich es schaffe, dass Malfoy mir sagt, dass ich gut aussehe?", zog Hermine spöttisch die Augenbraue hoch.
"Ganz genau!", kam es von einer überzeugten Ginny.
Wieder konnte Hermine nur lachen. "Klar! Jederzeit, die Wette gewinne ich sowieso."
Hermine war klar, dass dies nie passieren würde und Ginny die Wette verlieren würde.
Doch wenn sie es unbedingt darauf anlegen möchte, dann gut.
Wenigstens ist Schluss mit diesem Gerede wenn sie festellen wird, dass sie mit dieser Sache unrecht hatte.

Für einen Moment verfiel Ginny in nachdenkliches Schweigen, dann sagte sie noch immer ernst: "Wenn wir diese Wette machen, musst du dir zumindest Mühe geben. Ich sage dir, was du tun sollst und du tust das, okay? Sonst macht es schließlich keinen Sinn!"
Hermine, die sich noch immer völlig sicher war, dass sie keinerlei Chancen hatte Malfoy ein Kompliment abzuringen, nickte grinsend. "Klar, ich tue alles, was du sagst, solange es nicht zu peinlich ist. Meinetwegen mache ich mir sogar die Haare, damit du endlich einsiehst, dass das nichts an meiner Wirkung auf Jungs ändert."
Nun grinste auch Ginny wieder. "Wir werden sehen. Die Wette läuft und wir beginnen gleich morgen damit."
Bei Ginny war klare Freude heraus zu hören. Sie war sich sicher, dass sie recht hatte. "Ausserdem wäre das doch eine mega Genugtuung für dich, wenn ausgerechnet der Kerl, der dich seit Jahren hänselt, dich auf einmal attraktiv finden würde."

Hermine hielt einen Moment inne.
Klar wäre das für ihren Stolz eine Genugtuung. Diesmal musste sie beim Gedanken daran sogar grinsen.
Doch ihr war bewusst, dass dies nie geschehen würde und sie diese Wette nur eingeht um zu beweisen, dass sie recht hatte.
"Wie verlockend sich dies auch anhören mag, es wird nie geschehen. Malfoy würde sich nie darauf herablassen, ausgerechnet MIR eine Kompliment zu machen.", sagte Hermine überzeugt.
Sie wusste, dass ihr diese Wette eher peinliche Momente einbringen würde, als persönliche Genugtuung.
Malfoy würde sich eher über sie lustig machen. Aber was machte das schon?
Sowieso bekam sie immer wieder doofe Sprüche von ihm zu hören. Auf einige mehr oder weniger, kam es auch nicht mehr an.
Eher reizte sie die Tatsache, dass Malfoy nicht verstehen wird wie ihm geschieht. Seinen verblüfften Gesichtsausdruck zu sehen und ihn zu nerven, waren Spass genug für Hermine. So konnte er ein bisschen etwas von seiner Bosheit zurück bekommen.

Ginny rollte mit den Augen. "Wie du meinst. Dann lassen wir die Spiele beginnen."
.....
Wie hat euch das erste Kapitel gefallen?
Und was denkt ihr😃 wie wird Malfoy reagieren?

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