32 | Bruderherz
"Logan?!", hörte ich plötzlich eine andere vertraute weibliche Stimme hinter der Kabinentür verwirrt sagen und wir unterbrachen abrupt unseren Kuss.
Oh Gott.
Wir waren doch nicht allein.
Sanft setzte mich Logan wieder auf dem Boden ab, der Schock stand ihm immer noch ins Gesicht geschrieben.
"Avery?!", kam es dann geschockt über seine Lippen und ich schloss überwältigt die Augen. Die Stimme gehörte zu Logans Schwester, natürlich.
Wir waren erledigt.
"Bruderherz, hast du dich verlaufen? Das ist die Damentoilette!", ihre Stimme wurde zum Ende hin immer lauter und der Sarkasmus war nicht zu überhören. Sie wusste leider ganz genau, was ihr älterer Bruder hier gerade trieb.
"Ave, bitte hör mir zu.", Logans Stimme klang verzweifelt und er fuhr sich ein paar mal ratlos übers Gesicht.
"Das würde ich dann aber gerne dir gegenüber ohne diese Wand machen.", erklang ihre schnippische Stimme und Logan schluckte schwer.
"Also komm raus oder sollte ich lieber sagen, kommt raus!"
Logan seufzte und warf mir dann einen entschuldigenden Blick zu.
Die Lage war aussichtslos. Sie würde mich sowieso entdecken.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als mein Kleid wieder an Ort und Stelle zu ziehen, während Logan seine Kravatte wieder enger band. Schließlich sperrte er die Tür auf und trat hinaus.
"Ah da ist ja mein geliebter Bruder, der es seit neuestem schon auf Damentoiletten seinem Verlangen nachgeht und-", sie stoppte, als ich nach Logan aus der Kabine trat und ihre Augen weiteten sich geschockt.
"Ceil Martìn?!", sie stemmte die Hände in ihre Hüften und warf mir einen abschätzigen Blick zu, ehe sie sich wieder meinem Bruder zuwandte.
"Ich habe ja schon öfter gelesen, dass ein Verhältnis mit einem seiner Feinde einen besonderen Charme hat, aber von dir, dem braven Sohn, habe ich das dann doch nicht erwartet!", fuhr sie Logan verständnislos an und ich schluckte bei ihren harten Worten. Sie würde uns sowasvon bei unseren Eltern verpfeifen.
"Und du?", sie wandte sich mit einem abwertenden Blick an mich und lachte dann spöttisch auf. "Wolltest du dir selbst beweisen, dass mein Vater Recht hatte und du doch ein Flittchen sein kannst und nicht nur das brave Mädchen, das deine Eltern in dir sehen?!"
"Avery!", kam es jetzt wütend von Logan, der sofort eine Hand um meine Taille schlang.
"Du verstehst das komplett falsch!"
"Was verstehe ich falsch?", fragte sie gespielt verwirrt und lachte dann. "Logan, du kannst dich da jetzt nicht mehr rausreden. Allein schon wie ihr ausseht, ist Beweis genug für eure schmutzige Affäre"
"Wir haben keine Affäre.", sagte er langsam und warf mir dann einen kurzen Seitenblick zu.
"Wir führen eine Beziehung. Ich liebe Ceil und sie liebt mich.", fügte er mit ernster Miene hinzu und Avery sah nun nur noch geschockter aus.
"Oh mein Gott.", kam es langsam von ihr und sie schüttelte verwirrt den Kopf, so als könnte sie das eben gehörte nicht glauben.
"Wie lange schon?", fragte sie uns anklagend und ich presste meine Lippen aufeinander.
"Wir sind seit fast drei Wochen offiziell zusammen, kennen tun wir uns schon drei Monate.", sagte er ruhig und Avery verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper.
"Also schon vor der Veranstaltung und dem ersten Aufeinandertreffen unserer Familien?", zog sie eine Schlussfolgerung und wir nickten synchron.
"Ich habe sie ein paar Tage vorher in einer Bar gesehen und sie angesprochen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zumindest bei mir.", mein Herz setzte aus, als ich die Worte aus seinem Mund hörte. Darüber hatten wir noch nie gesprochen. Er hatte mir noch nie gesagt, wann er sich in mich verliebt hatte.
"Bei mir auch.", gestand ich dann und wurde augenblicklich rot. Logans Griff um meine Taille wurde ein wenig fester und ich konnte aus dem Augenwinkel heraus erkennen, wie er anfing zu lächeln.
"Und weiter?", fragte Avery neugierig und zog eine Augenbraue hoch.
"Wir haben uns auf der Veranstaltung wieder getroffen und wir wussten beide nicht, dass sich unsere Familien so sehr hassten. Als wir es dann erfuhren, haben wir uns nur noch heimlich getroffen und unseren Familien nichts gesagt.", redete ich weiter und zu meinem Erstaunen nickte Avery sogar einigermaßen verständnisvoll.
"Also hat Dad ständig komische Bemerkungen und Witze über euch gemacht, obwohl sie tatsächlich eigentlich wahr sind?", wieder nickten wir beide und plötzlich ertönte ein leises Kichern von Avery.
"Wäre es nicht so ernst, wäre es verdammt lustig.", sie grinste immer noch, doch plötzlich verfinsterte sich ihre Miene abermals.
"Logan, du weißt, dass Dad dich umbringen wird, oder?", wandte sie sich nun an an ihren Bruder, der daraufhin verbissen nickte.
"Und Mum wird in Ohnmacht fallen.", redete sie ernst weiter und Logan seufzte.
"Deshalb flehe ich dich ja auch an, ihnen nichts zu verraten. Bitte, Ave. Das werden sie nicht überleben.", flehte Logan nun seine Schwester an und ich atmete tief durch.
Wenn Logans Schwester ihren Eltern Bescheid geben würde, wüssten es meine auch innerhalb von einer Minute. So viel Zeit hatten wir nicht, um uns in Sicherheit zu bringen. Noch dazu, weil ich ja unbedingt wollte, dass sie es nicht erfahren.
"Machst du Witze?!", Averys Stimme klang plötzlich hoch und schrill und sie stemmte wütend die Hände in die Hüften.
Das wars.
Unser Ende.
"Natürlich verrate ich unseren Eltern nichts!", entgegnete sie eingeschnappt und ich merkte, wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel.
"Danke, Ave, ich kann dir gar nicht oft genug danken.", seufzte Logan erleichtert und lächelte nun, nachdem diese wahnsinnige Last von unseren Schultern gefallen war.
"Trotzdem versprecht ihr mir, es nicht mehr auf der Damentoilette zu treiben! Ich will meinen Bruder nicht auch noch beim Sex hören, wenn ich auf dem Klo bin.", mahnte sie uns und Logan leichte leise, während mir wie so oft die Röte ins Gesicht stieg.
"Und wenn das ganze zwischen euch rauskommt - und das wird es sicher irgendwann - wusste ich nichts davon! Nicht, dass ich da auch noch mit hineingezogen werde und zwischen die Fronten gerate!"
"Okay, abgemacht.", stimmte Logan ihr zu und zog sie dann in eine geschwisterliche Umarmung.
"Schon gut, Bruderherz. Jetzt verschwinde hier, bevor ich mir noch in die Hose mache!", sie drückte ihn von sich weg und machte einen verscheuchende Handbewegung.
Logan lachte leise und griff dann nach meiner Hand, um mich hinter sich her zu ziehen. Er öffnete die Tür einen Spalt breit und schaute kurz nach links bis er nickte und schnell mit mir an der Hand diese Toilettenräume verließ. Kaum standen wir wieder in dem Gang, ließ er augenblicklich meine Hand los.
"Ich glaube wir gehen jetzt besser. Ich zuerst und du kommst in zehn Minuten nach? Ich warte draußen auf dich. Dann bringen wir es in Ruhe zu Ende.", fragte er mich und ich nickte schnell. Ein flüchtiger Kuss auf den Mund folgte und da war er auch schon wieder aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Ich zählte langsam bis dreißig, ehe ich mich ebenfalls in Bewegung setzte und nach meinen Freunden Ausschau hielt.
Kaum hatte ich Louis in der Menge entdeckt, steuerte ich auf die beiden zu. Tyler stand nicht mehr bei ihnen, was wohl bedeuten musste, dass er schon gegangen war, aber diese Tatsache beschäftigte mich im Moment eher weniger. Viel mehr schenkte ich Louis und Mias Händen meine Aufmerksamkeit, da diese ineinander verschlossen waren.
Warum hielten meine besten Freunde plötzlich Händchen?!
"Ceil, wo warst du?!", hörte ich Mias entsetzte Stimme fragen, als ich näher an sie herantrat und sie mich entdeckten. Augenblicklich ließ Louis ertappt ihre Hand los, was mich nur noch verwirrter machte.
"Logan.", meinte ich nur und sofort verstanden meine beiden Freunde, da sie mich wissend angrinsten.
"Auf der Toilette?", fragte mich Louis pervers grinsend und er wackelte anzüglich mit seinen Augenbrauen. "Ja auf der Toilette.", bestätigte ich das Offensichtliche und zuckte gleichgültig mit den Schultern, so als würde ich jeden Tag mit Logan auf der Damentoilette rummachen.
Mein Blick fiel auf Avery, die gerade auf die Tanzfläche zurückkam und als sie meinen Blick auf sich bemerkte, zwinkerte sie mir kurz zu, ehe sie sich abwandte und von dem nächstbesten Jungen zum Tanzen aufgefordert wurde.
"Ist irgendetwas vorgefallen?", fragte mich Mia, da sie meinem Blick gefolgt war.
"Ja, aber das erzähle ich dir ein ander mal. Jetzt muss ich zu Logan, habt noch einen schönen Abend.", verabschiedete ich mich schnell von den beiden und ließ sie perplex auf der Tanzfläche zurück.
Doch alles woran ich denken musste, war Logan, der mir versprochen hatte, das von vorhin noch zu beenden.
Und darauf freute ich mich jetzt schon.
Glück gehabt, dass Avery so reagiert hat😂
Danke euch allen für die vielen Glückwünsche zu meinem Geburtstag😙❤
Danke für über 100k und #5 in Romantik😍
Mögt ihr eig Avery?
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