06 | das Wiedersehen
Mir wurde leicht übel, als alle Informationen plötzlich einen Sinn ergaben. Mein Herz pochte wie verrückt und ich ging nochmal alles durch, doch die Tatsachen blieben die gleichen.
Ich hatte mit dem Erzfeind meines Vaters geschlafen.
Der dazu noch verheiratet war und zwei Kinder hatte!
Aber Moment mal! Wie konnte der Junge mit neunzehn Jahren schon zwei Kinder haben?!
Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, holte mich eine tiefe Stimme in die Realität zurück.
"Ryan.", ich sah geradewegs in die Augen eines attraktiven Mannes im Anzug - wie sollte es auch anders sein.
"Logan.", knurrte mein Vater hinter mir und ich blickte verwirrt zwischen den beiden hin und her.
Wenn das hier Logan Devany war, wer war dann der Mann aus der Bar?!
"Es ist immer eine Freude dich zu sehen.", ein leichtes Grinsen huschte über dessen Lippen, bis er sich schließlich meiner Mutter zuwand.
"Catherine, schön auch dich hier zu sehen.", er nahm Mums Hand in seine und hauchte einen zarten Handkuss darauf. "Emma ist ebenfalls hier, ihr werdet euch sicher viel zu erzählen haben."
"Catherine wird sich ganz sicher nicht mit Emma unterhalten.", entgegnete mein Vater in strengem Ton, doch dessen Gegenüber ließ sich davon nicht beirren. Im Gegenteil ich vermutete sogar, dass diese Reaktion ihn eher amüsierte.
"Und wer sind Sie?", sein Blick fokussierte jetzt mich und ich schluckte bei dem Blau seiner Augen, das mir ungewöhnlich bekannt vorkam.
"Das ist Ceil, unsere Tochter.", antwortete mein Dad, bevor ich antworten konnte und schlagartig veränderte sich etwas in seiner harten, undurchdringlichen Miene.
"Das ist ja interessant.", murmelte er und drehte sich um, um um jemanden Ausschau zu halten.
"Dann muss ich dir unbedingt jemanden vorstellen, Ceil.", er zwinkerte mir grinsend zu, ehe jemand neben ihm auftauchte.
"Das ist mein Sohn Logan.", mein Herz blieb stehen, ehe ich die Situation realisierte.
Ich hatte zwar nicht mit dem Feind persönlich, aber dafür mit dessen Sohn geschlafen.
Mit dessen unglaublich heißem Sohn.
Oh Gott.
"Logan, das ist Ceil Martín, die Tochter von Ryan und Catherine."
Als er mir genau in dem Moment in die Augen schaute, merkte ich wie etwas in ihnen aufblitzte. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er meine Hand in seine nahm und einen Handkuss daraufhauchte, wie es sein Vater zuvor bei meiner Mutter getan hatte.
Das hatte ich nicht erwartet.
Und er offensichtlich auch nicht.
"Es ist schön, dass sich unsere Kinder endlich kennenlernen, oder Ryan?", kam es sogleich von dem älteren Logan und ich merkte, wie sich sein Sohn nervös auf die Unterlippe biss.
Wir hatten uns bereits kennengelernt. Sehr gut sogar.
"Ja ein wunderbares Erlebnis.", warf meine Mutter jetzt mit sarkastischem Ton ein und ich seufzte leise. Wenn sie nur wüssten...
"Ich glaube wir sollten jetzt besser an unseren Tisch gehen.", versuchte mein Vater Logan abzuwimmeln und legte seinen Arm um meine Hüfte, um mich hier wegzubringen.
"Ceil, warte!", rief mir der ältere Logan hinterher und ich blieb stehen, um mich doch wieder umzudrehen.
"Ich hoffe du gewährst meinem Sohn später einen Tanz. Er ist immerhin der einzige in deinem Alter.", er warf meinem Vater noch einen kurzen provozierendem Blick zu, ehe er seinem Sohn auf die Schulter klopfte, der dabei alles andere als glücklich aussah und mit ihm an uns vorbeiging.
"Habe ich schon erwähnt, dass ich ihn nicht austehen kann?", mein Dad verdrehte genervt die Augen, während meine Mum und ich nur kurz lächelten, dann aber auch hineingingen.
"Bitte sagt mir, dass das nicht wahr ist.", mein Dad seufzte, als sein Blick auf unseren Tisch fiel, wo neben meinen Brüdern auch die beiden Logans saßen.
"Augen zu und durch.", meine Mum seufzte und drückte meinem Dad einen Kuss auf die Wange ehe sie als erstes zu unserem Tisch hinüberging.
"Es wird schon, Dad.", meinte ich aufmunternd zu ihm und ging dann ebenfalls zu meinem Platz.
Ich spürte seine Blicke auf mir, als ich mich ihm gegenüber setzte und versuchte nicht in seine Augen zu schauen, sondern mich mit meinen Brüdern zu unterhalten, die aber eher gelangweilt in der Gegend herumschauten.
"Du weißt, dass ich es absolut unfair finde, dass er länger bleiben darf als ich, oder?", ein Mädchen mit braunen Haaren und blauen Augen setzte sich neben Logan Junior und verschränkte beleidigt die Arme vor ihrer Brust.
Die Augen meiner beiden Brüder Nole und Cole weiteten sich, als sie sahen, wie hübsch dieses Mädchen doch war. Ich schätzte sie zischen vierzehn und sechzehn und den Blicken meiner Brüder zu urteilen, zweifelten sie auch keinesfalls an den guten Genen der Devanys.
"Avery, du kannst nicht länger bleiben. Logan hat Semesterferien im Gegensatz zu dir. Du hast morgen wieder Schule. Außerdem warst du bis gestern in dem Frankreichaustausch!", eine weitere Frau setzte sich neben den älteren Logan und strich sich ihre ebenfalls braunen Haaren aus dem Gesicht.
"Catherine.", ihr überraschter Blick fiel auf meine Mum, die den Platz neben mir besetzte.
Ich indentifizierte sie als Logans Frau, die des echten Logan Devanys, als er ihr einen Kuss auf den Mund drückte.
"Emma.", erwiderte meine Mum kalt und zwang sich zu einem kurzen Lächeln.
Die Stimmung an diesem Tisch kann wirklich nicht mehr unangenehmer werden.
"Ceil, du bist wirklich groß geworden.", Emma lenkte die Aufmerksamkeit auf mich. Okay die Stimmung kann doch noch unangenehmer werden.
"Ich hätte dich fast nicht mehr wieder erkannt.", murmelte sie leise und warf dann ihrem Sohn einen verwirrten Blick zu, dessen Augen starr auf seine Hände gerichtet waren.
Vermutlich fragte sie sich gerade, warum ihr Sohn mir nicht in die Augen schauen konnte.
"Emma, ich glaube wir wollen nicht in alten Erinnerungen schwelgen.", erinnerte sie mein Vater streng und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
Sie waren doch anscheinend mal gut befreundet, doch was ist zwischen ihnen vorgefallen?
Als peinliches Schweigen am Tisch eintrat, waren alle erleichtert, als das Essen serviert wurde.
Ich zwang mich meine Augen nicht von meinem Teller zu meinem Gegenüber wandern zu lassen, auch wenn ich merkte, dass er mich anstarrte.
Meine ganze Haut kribbelte gefährlich, als ich mir einen weiteren Bissen in den Mund schob und mich zwang, normal weiterzuatmen.
Als ich fertig gegessen hatte, schaute ich zum ersten Mal wieder auf und erschrak, als ich direkt in zwei blauen Augen schaute, die daraufhin peinlich berührt den Blick abwandten.
Wie lange sollte ich diese Folter noch aushalten?
Nach ein paar Minuten wurden die ersten Klänge einer ruhigen Klaviermusik angespielt und immer mehr Menschen betraten die Tanzfläche.
"Ihr habt also vier Kinder?", Logans Vater musterte uns der Reihe nach und nickte dann anerkennend.
"Ja vier Kinder. Hast du ein Problem damit?", feuerte mein Dad energisch zurück und legte dann seinen Arm um meine Mum, die sich unruhig durch die Haare ging.
"Nein nein.", er hob abwehrend die Hände und lachte dabei. "Ich war nur überrascht. Ich dachte nicht, dass Ceil noch drei Brüder bekommen würde."
"Aber sie hat noch drei Brüder bekommen. Wenn du irgendetwas gegen meine Kinder hast, dann gehen wir vor die Tür und klären das unter vier Augen.", zischte mein Dad aggressiv.
"Ryan.", flüsterte meine Mutter leise und schüttelte den Kopf, damit er aufhörte sich so provozieren zu lassen.
Fast hätte ich laut aufgeschrien, als ein Bein mein nacktes Bein striff. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus.
Ich wusste genau wessen Bein da ganz langsam meins auf und ab fuhr und musste mich zusammenreißen, keine Geräusche von mir zu geben.
"Wow, wow, wow. Ganz ruhig, Großer. Wir wollen uns doch jetzt wirklich nicht streiten.", Logans Vater fuhr sich grinsend durch die Haare und zog seine Augenbrauen ein wenig hoch.
"Oh doch streiten sind wir doch gewohnt, oder nicht?", die Stimme meines Dads klang genervt und er kippte sich das nächste Weinglas in den Rachen.
Ich merkte, wie der plötzliche Körperkontakt aufhörte und er sein Bein wieder entzog.
Meine Augen trafen seine und ich konnte die unausgesprochene Frage in seinem Blick lesen.
"Soll das etwa eine Einladung sein?", das Grinsen von Dads Erzfeind wuchs nochmals und mein Dad neben mir zischte gefährlich.
Doch ich beachtete die beiden Streithähne überhaupt nicht, denn
mein Puls beschleunigte auf das doppelte, als Logan Junior sich durch die Haare fuhr und dann aufstand, um den Tisch herumging und schließlich vor mir stehen blieb.
"Ceil?", fragte er und ich schaute ihm perplex in die Augen, auch wenn ich wusste, was er jetzt gleich fragen würde.
Das laute Gespräch zwischen seinem und meinem Dad verstummten plötzlich und alle starrten ihn geschockt an.
"Hast du Lust zu tanzen?", er hielt mir seine offene Handfläche hin und nach kurzem Zögern nickte ich und ergriff sie. Ich ließ mich galant von ihm hochziehen und vergaß fast zu atmen, als er seine Hand um meine Hüfte schlang und mich zu der Tanzfläche führte.
"Hast du deinen Sohn dazu angestiftet?!", hörte ich noch die Stimme meines wütendes Vaters fragen.
"Das habe ich vorher doch nicht ernst gemeint!", verteidigte sich Logans Vater, doch dann schob mich Logan weiter und ich hörte diese Gespräche zum Glück nicht mehr.
"Es tut mir wahnsinnig leid, Ceil.", seine blauen Augen bohrten sich in meine, als er seine Hände auf meiner Hüfte ablegte und meine Haut dabei in Brand steckte. "Ich wusste nicht, dass du... dass mein Vater... dass unsere Eltern-"
"Das ist doch nicht deine Schuld, Logan. Ich muss dir ehrlich danken, dass du mich aus diesem Streit gerettet hast.", ich legte meine Hände auf seine breiten Schultern und verdrängte dabei die Tatsache, dass seine Schultern wirklich muskulös waren.
"Ja, ich habe diesen Zickenkrieg irgendwann nicht mehr ausgehalten. Mein Dad liebt es andere zu provozieren, deshalb enden seine Diskussionen meistens in Mord und Totschlag.", er schmunzelte leicht, während er mich sanft in die Richtung schob, wohin er mich haben wollte und mich so ausgezeichnet führte.
"Das Verhalten von meinem Dad ist auch nicht gerade besser. Du musst dich also nicht für deinen Dad entschuligen.", sagte ich ehrlich lächelnd und versank in seinen ozeanblauen Augen, die mich musterten, wie vor ein paar Tagen in der Bar. Und wir alle wissen, wozu mich dieser Blick fähig gemacht hat.
"Ceil, ich würde gerne mit dir reden.", flüsterte er leise. Ich merkte wie mir plötzlich unglaublich warm im Inneren wurde. Er wollte mit mir reden?
"Dann rede.", forderte ich ihn auf und hielt gespannt den Atem an.
"Nicht hier. Allein.", er betonte das letzte Wort besonders und fokussierte dann den Tisch an dem unsere Familien saßen und uns sicher alle mit Adleraugen beobachteten. "Ohne unsere Eltern. Oder ihre tödlichen Blicke in meinem Rücken.", er grinste kurz und auch meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
"Bist du noch länger hier?", er zog mich näher an sich heran, sodass ich jetzt an seine harte Brust gedrückt wurde und heftiger atmen musste.
"Ich kann theoretisch noch länger bleiben.", ich versuchte mich zu beruhigen, da sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von mir entfert war und seine Lippen so einladend wirkten wie vor ein paar Tagen.
Ich merkte, wie er sich langsam zu mir vorbeugte, bis sein heißer Atem schließlich mein Ohrläppchen strich.
"Würdest du für mich länger bleiben?"
Alles in mir schrie 'Ja!' Ich wollte länger bleiben, nur um dann noch länger bei ihm bleiben zu können.
Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb als ich vorsichtig nickte. Ich hatte mein eigenes Zimmer und Ferien. Ich durfte hier sicher noch ein wenig bleiben.
"Gut.", hauchte er und drückte mir einen kurzen Kuss auf die empfindliche Stelle hinter meinem Ohr.
Meine Knie zitterten, als er mich weiter führte, als wäre nichts gewesen, als hätte er gerade nicht seine perfekten Lippen auf meine Haut gelegt.
Und wie er mich so durch die langen Wimpern mit seinen schönen Augen musterte, wurde mir klar, dass ich so gut wie alles für ihn getan hätte.
Überraschung 😊
Ich sterbe bei dieser hitze😑😣😥
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